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Von den guten Werken

Die 10 Gebote in Briefform an Johann, Herzog von Sachsen

AutorMartin Luther
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl110 Seiten
ISBN9788026827689
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Dieses eBook: 'Von den guten Werken' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Aus dem Buch: 'Obwohl ich von vielen weiß und täglich höre, die meine Armut gering achten und sprechen, ich mache nur kleine Traktätchen und deutsche Predigten für die unge­lehrten Laien, lass ich mich davon nicht bewegen. Wollte Gott, ich hätte einem einzigen Laien mein Leben lang mit all meinem Vermögen zur Besserung gedient: Ich wollte mir's genügen lassen, Gott danken und danach gar willig alle meine Büchlein umkommen lassen! Ob große und viele Bücher zu machen eine Kunst und der Christenheit förderlich sei, lass ich andere richten. Ich meine aber, wenn ich Lust hätte, nach ihrer Kunst große Bücher zu machen, es sollte mir mit Gottes Hilfe vielleicht schleu­niger gelingen, als ihnen, nach meiner Art einen kleinen Sermon zu machen.' Martin Luther (1483-1546) war der theologische Urheber der Reformation. Als zu den Augustiner-Eremiten gehörender Theologieprofessor entdeckte er Gottes Gnadenzusage im Neuen Testament wieder und orientierte sich fortan ausschließlich an Jesus Christus als dem 'fleischgewordenen Wort Gottes'. Nach diesem Maßstab wollte er Fehlentwicklungen der Christentumsgeschichte und in der Kirche seiner Zeit überwinden.

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Leseprobe

Vom guten Werk des zweiten Gebotes



Zum achtzehnten: Sieh, bisher haben wir das erste Werk und das erste Gebot behandelt, doch nur in kurzen und groben Zügen, denn es wäre sehr vieles darüber zu sagen. Nun wollen wir den Werken weiter nachgehen anhand der folgenden Gebote.

Das zweite und nächste Werk nach dem Glauben ist das Werk des zweiten Gebots: dass wir Gottes Namen ehren und nicht unnütz gebrauchen sollen, was wie alle anderen Werke nicht ohne den Glauben geschehen kann; ge­schieht's aber ohne ihn, so ist's lauter Blendwerk und Schein. Nächst dem Glauben können wir nichts Größeres tun, als dass wir Gottes Lob, Ehre und seinen Namen preisen, predigen, singen und auf allerlei Weise erheben und groß machen.

Wohl habe ich oben gesagt, und es ist auch wahr, dass es keinen Unterschied gibt zwischen den Werken, wenn der Glaube da ist und wirkt. Doch ist das dahin zu verste­hen: wenn sie nach dem Glauben und seiner Wirkung beurteilt werden. Aber wenn man sie untereinander ver­gleicht, gibt es einen Unterschied, und eines kann höher sein als das andere. So wie im Leib die Glieder, nach der Gesundheit beurteilt, keinen Unterschied aufweisen und die Gesundheit sich in dem einen gleich auswirkt wie in dem ändern, so sind doch die Tätigkeiten der Glieder verschieden und eines kann höher, edler, nützlicher sein als das andere. So auch hier: Gottes Ehre und Namen zu preisen ist besser als die folgenden Werke der anderen Gebote, und es muss doch in demselben Glauben gesche­hen, in dem alle ändern geschehen.

Ich weiß aber wohl: Dieses Werk wird gering geachtet; dazu ist es unbekannt geworden. Darum wollen wir's ausführlicher ansehen und lassen es jetzt genug gesagt sein, dass solches Werk im Glauben geschehen soll und in der Zuversicht, es gefalle Gott wohl. Ja, es gibt kein anderes Werk, bei dem man die Zuversicht und den Glauben ebenso unmittelbar empfindet und fühlt, wie wenn wir Gottes Namen ehren. Und es hilft sehr, den Glauben zu stärken und zu mehren; obwohl alle anderen Werke auch dazu helfen, wie Petrus sagt 2. Petrus 1, 10: »Liebe Brüder, wendet Fleiß daran, dass ihr durch gute Werke eure Berufung und Erwählung gewiss macht!«


Zum neunzehnten: Das erste Gebot verbietet, wir sol­len keine anderen Götter haben, und damit gebietet es, wir sollen nur einen, den rechten, Gott haben, durch einen festen Glauben, durch Vertrauen, Zuversicht, Hoff­nung und Liebe. Nur das sind die Werke, mit denen man einen Gott haben, ehren und behalten kann. Denn mit keinem anderen Werk kann man Gott erlangen oder verlieren als nur mit Glauben oder Unglauben, mit Ver­trauen oder Zweifel; von den anderen Werken reicht keines bis hin zu Gott. Ebenso wird uns im zweiten Gebot verboten, wir sollen seinen Namen nicht unnütz gebrau­chen. Doch will das nicht genug sein, sondern es wird uns damit auch geboten, wir sollen seinen Namen ehren, anrufen, preisen, predigen und loben. Und zwar ist es nicht anders möglich, als dass Gottes Name um seine Ehre gebracht wird, wo immer er nicht in rechter Weise geehrt wird. Denn wenn er auch mit dem Munde, mit Kniebeu­gen, Küssen oder ändern Gebärden geehrt wird: Wo das nicht von Herzen geschieht, in Glauben und Zuversicht zu Gottes Huld, ist es nichts als ein scheinheiliges, schön­gefärbtes Blendwerk.

Nun sieh, wie manche guten Werke ein Mensch unter diesem Gebot zu allen Stunden tun kann und dass er nie ohne gute Werke dieses Gebotes sein muss, wenn er will. So dass er fürwahr nicht in die Ferne wallfahren oder heilige Stätten aufsuchen muss. Denn sag an, welcher Augenblick mag wohl vorübergehen, in dem wir nicht unablässig Gottes Güter empfangen oder aber böse Wi­derwärtigkeiten erleiden? Was sind aber Gottes Güter und die Widerwärtigkeiten andres als ständige Ermah­nungen und Anreize, Gott zu loben, zu ehren und anzu­beten, ihn und seinen Namen anzurufen? Wenn du nun alle anderen Dinge los wärest, hättest du nicht genügend zu tun bloß mit diesem Gebot, dass du Gottes Namen unablässig anbetetest, sängest, lobtest und ehrtest? Und wozu ist die Zunge, Stimme, Sprache und der Mund sonst geschaffen? Wie es in Psalm 51, 16 heißt: »Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund dein Lob verkündigen möge.« Und ebenda: »Meine Zunge soll erheben deine Barmherzigkeit.« (Ps.51,16) Was gibt es im Himmel für ein Werk außer dem dieses zweiten Gebotes, wie es in Psalm 84, 5 steht: »Selig sind, die da wohnen in deinem Hause; sie werden dich ewiglich loben«? So sagt David auch ps.34,2: »Gottes Lob soll allezeit in meinem Munde sein.« Und Paulus 1. Korinther 10, 31: »Ihr esst oder trinkt oder was ihr sonst tut, tut alles Gott zu Ehren!« Ebenso sagt er Kolosser 3, 17: »Alles, was ihr tut, es sei mit Worten oder mit Werken, tut es in dem Namen unsres Herrn Jesu Christi, Gott, dem Vater, zu Lob und Dank.« Wenn wir diesem Werk nachkämen, dann hätten wir hier auf Erden ein Himmelreich und allezeit genügend zu tun, wie die Seli­gen im Himmel.


Zum zwanzigsten: Daher kommt das verwunderliche und rechte Urteil Gottes, dass zuweilen ein armer Mensch, dem niemand viele und große Werke ansehen kann, bei sich selber zu Hause Gott fröhlich lobt, wenn es ihm wohl geht, oder ihn mit ganzer Zuversicht anruft, wenn ihm etwas zustößt, und damit ein größeres und angenehmeres Werk tut als ein anderer, der viel fastet, betet, Kirchen stiftet, auf Wallfahrten geht und sich hier und da mit großen Taten abmüht. Hier geschieht's die­sem Narren, dass er das Maul aufsperrt und nach großen Werken ausschaut, so völlig verblendet, dass er dieses größte Werk nie gewahr wird und dass Gott zu loben in seinen Augen ganz geringfügig ist gegenüber den großen Gebilden seiner selbsterdachten Werke, in denen er viel­leicht sich selber mehr als Gott lobt oder darin mehr an sich selber Gefallen hat als an Gott. Und so stürmt er mit guten Werken gegen das zweite Gebot und seine Werke an, wie schon der Pharisäer im Evangelium und der offenkundige Sünder für dies alles ein Ebenbild abgeben (Lukas 18, 10ff.). Denn der Sünder rief Gott an in seinen Sünden, lobte ihn und traf damit die zwei höchsten Ge­bote: den Glauben und Gottes Ehre. Der Scheinheilige verfehlte sie beide und prangte daher mit anderen guten Werken, durch die er sich selbst und nicht Gott rühmte, mehr auf sich als auf Gott sein Vertrauen setzte. Darum ist er billigerweise verworfen und jener auserwählt worden.

Das kommt alles daher, dass, je höher und besser die Werke sind, sie desto weniger glänzend erscheinen, und dass außerdem jeder meint, sie leicht tun zu können. Indessen sieht man vor Augen, dass niemand sich so sehr den Anschein gibt, Gottes Namen und Ehre zu preisen, wie eben die, die es niemals tun und die, weil das Herz ohne Glauben ist, mit solchem Blendwerk dem kostbaren Werk nur Verachtung eintragen. Der Apostel Paulus sagt es denn auch Römer 2, 23 freimütig heraus, dass die Gottes Namen am meisten lästern, die sich des Gesetzes Gottes rühmen.

Denn Gottes Namen zu nennen und seine Ehre aufs Papier und an die Wände zu schreiben, ist leicht gesche­hen. Ihn aber aus Herzensgrund zu loben und anzubeten für seine Wohltaten und ihn sich zum Trost anzurufen bei allem, was uns zustößt, das sind fürwahr die allerseltensten, höchsten Werke nächst dem Glauben. Wenn wir sehen sollten, wie wenige es davon in der Christenheit gibt, könnten wir vor Jammer verzagen! Und doch ver­mehren sich unterdessen noch immer die hohen, hüb­schen, überaus blendenden Werke, die Menschen erdacht haben und die diesen rechten Werken in ihrer Aufma­chung gleichen, doch im Grund ist das alles ohne Glauben, ohne Vertrauen, und kurzum nichts Gutes dahinter. So straft auch Jesaja das Volk Israel: »Hört ihr, die ihr den Namen habt, als wäret ihr Israel; die ihr schwöret bei dem Namen Gottes und gedenkt seiner weder in Wahrheit noch in Gerechtigkeit!« (Jesaja 48, 1) Das meint, dass sie es nicht mit dem rechten Glauben und der Zuversicht täten, welche die rechte Wahrheit und Gerechtigkeit ist, sondern auf sich selbst, ihre Werke und ihr Vermögen vertrauten und doch Gottes Namen anriefen und lobten: Das passt nicht zusammen!


Zum einundzwanzigsten: So ist es nun das erste Werk dieses Gebotes, Gott zu loben in all seinen Wohltaten, die so unermesslich viel sind, dass man auch mit solchem Lob und Dank billigerweise nicht aufhören noch an ein Ende kommen kann. Denn wer vermag ihn vollkommen zu loben für das natürliche Leben, geschweige denn für alle zeitlichen und ewigen Güter? Und so wird der Mensch von diesem einen Stück dieses Gebotes schon überschüttet mit guten, kostbaren Werken. Wenn er diese mit rechtem Glauben ausübt, ist er fürwahr nicht umsonst hier gewe­sen. Und in diesem Stück sündigt niemand so sehr wie die allerscheinheiligsten Heiligen, die sich selber gefallen, sich gerne rühmen oder doch gerne hören ihr Lob, Ehr und Preis vor der Welt.

Darum ist es das zweite Werk dieses Gebotes, dass man sich vor allen zeitlichen Ehren und Lobreden hüte, sie fliehe und meide und nicht danach suche, dass sein Name Aufsehen errege und große Berühmtheit erlange, so dass jedermann von ihm singe und sage. Dies ist eine ganz gefährliche und dennoch die allgemeinste Sünde; doch wird sie leider wenig beachtet. Es will doch jeder in einigem Ansehen stehen und nicht der geringste sein, wie gering er auch immer ist. So tief ist unsre Natur durch ihren Eigendünkel und ihr Vertrauen auf sich selber mit Bosheit durchtränkt9, ganz diesen zwei ersten Geboten zuwider!

Nun hält man dieses greuliche Laster in der Welt für die höchste Tugend. Deswegen ist es überaus gefährlich, heidnische Bücher und Historien zu lesen oder zu...

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