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Die Finanzkrise 2008 - denn sie wissen nicht, was sie tun

Ursachen, Folgen und Lösungsvorschläge aus der Sicht der österreichischen Schule der Nationalökonomie

AutorPhilip Klaedtke
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl54 Seiten
ISBN9783656822554
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich VWL - Finanzwissenschaft, Note: 1,3, Hochschule Fresenius; Köln, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit setzt sich mit der Theorie des Österreichischen Kreditzyklus auseinander, die von der der Österreichischen Schule der Nationalökonomie als Erklärung der Ursache für die Finanzkrise 2008 vorgebracht wurde, und wendet diese Theorie auf die Finanzkrise 2008 an. Hierzu werden zunächst die verschiedenen Phasen des Kreditzyklus beschrieben und anschließend beispielhaft auf die Finanzkrise 2008 angewendet. Ausgangspunkt der Österreichischen Kreditzyklustheorie ist eine durch die Notenbank durchgeführte Erhöhung der Geldmenge, was eine Senkung des Leitzins bewirkt, der gegenüber dem marktabhängigen Zins abzugrenzen ist. Unternehmen werten diesen Vorgang als ein Zeichen für ein hohes Aufkommen an Realersparnissen, woraufhin diese Investitionen in Projekte mit den höchsten Gewinnerwartungen fließen. Dieser Aufschwung ist aufgrund der begrenzten Realersparnisse irgendwann zu Ende und mündet in eine Rezession, die eine Umverteilung der Ressourcen in marktgängigere Bereiche zur Folge hat. Anhand der Finanzkrise 2008 hat sich gezeigt, dass die Leitzinssenkungen durch die FED und EZB einen Immobilienboom herbeiführten, der nicht aus einem Anstieg der Realersparnisse resultierte. Von der hohen Kreditnachfrage profitierten die Kreditgeber, die ihre Kredite verbrieften und an andere Finanzinstitute verkauften. Es kam zu einem Aufschwung, der sich auf die konsumfernen Sektoren und später auch auf die Konsumgüterindustrie ausweitete. Steigende Rohstoffpreise veranlassten die Notenbanken später die Leitzinsen anzuheben, um die Preisinflation zu mildern, woraufhin Kreditnehmer ihre Kredite gegenüber den Banken nicht mehr bedienen konnten und Ihre Häuser verkaufen mussten. Das steigende Häuserangebot ließ die Immobilienpreise sinken, was einen Weiterverkauf erschwerte. Die Folge war ein Zusammenbruch des Immobilienmarktes, der sich auf die Gesamtwirtschaft ausbreitete. Durch das Anwenden der Österreichischen Kreditzyklustheorie auf die Finanzkrise hat sich gezeigt, dass die Österreichische Schule mit ihrer Erklärung zu den Ursachen der Finanzkrise Recht behielt und daher die Lösungsvorschläge ihrer Vertreter Gehör verdienen...

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4.Erklärung der Theorie des Österreichischen Kreditzyklus


 

Im Folgenden wird die Österreichische Konjunkturtheorie theoretisch behandelt. Ausgangspunkt bildet die Manipulation der Geldmenge durch eine Zentralbank, welche die Geldmenge künstlich erhöht. Die Unternehmen, die dies fälschlicherweise auf einen Anstieg realer Ersparnismittel zurückführen, tätigen daraufhin Investitionen in langfristige Projekte, gefolgt von einem kurzen, aber stark ansteigenden Privatkonsum, der jedoch kreditinduziert ist. Erst zu einem späteren Zeitpunkt wenn die Unternehmen merken, dass nicht genügend reale Ersparnisse zur Beendigung der Investitionsprojekte zur Verfügung stehen, werden die Investitionen liquidiert und die Rezessionsphase eingeleitet.

 

4.1 Manipulation des Marktzinses durch die Zentralbanken


 

Der Ausgangspunkt des Kreditzyklus ist der so genannte Marktzins, der auch als natürlicher Zinssatz bezeichnet wird. Anders als ihn die Mehrheit der Leute heutzutage betrachtet, ist dieser nicht bloß eine Zahl, sondern nimmt die Funktion des Preises für Geld ein. Jeder Anbieter von Geld, der sein Geld einer Bank überlässt oder einer anderen Person als Kredit beleiht, tut dies zu einem Preis, den er von der anderen Partei, dem Geldnachfrager, verlangt.[73] Schließlich ist Geld, wie in Kapitel 2.2 beschrieben, eine Ware, die genauso wie in anderen Fällen einen Preis hat, der sich aus Angebot und Nachfrage bestimmt. Das Geldangebot, auch Geldvorrat genannt, entspricht dabei der Gesamtmenge an Geldgütern, die in einer Volkswirtschaft zirkulieren[74], während die Geldnachfrage die Menge an Gütern umfasst, die im Tausch gegen die Geldmenge angeboten werden[75]. Wie auch jeder Preis, so hat auch der Zins eine Signalfunktion für Unternehmer, die ihre Investitionen anhand der Höhe des Zinses ausrichten.[76] Ein niedriger Zinssatz weist auf eine hohe Menge an Realersparnissen hin. Es ist das Resultat eines im Vergleich zur Geldnachfrage hohen Geldangebots, was durch eine hohe Sparbereitschaft der Haushalte bedingt ist. Das Verlangen zukünftigen Konsums erscheint hierbei wichtiger als in der Gegenwart Geld auszugeben, was auf eine niedrige Zeitpräferenz schließen lässt.[77] Nur wenige Unternehmen würden in einer solchen Situation ihre Güter auf dem Markt anbieten. Im Umkehrschluss steht ein hoher Zinssatz für eine hohe derzeitige Konsumbereitschaft der Haushalte und hohe Zeitpräferenz. Die Ersparnisse stehen einer verhältnismäßig relativ hohen Geldnachfrage gegenüber. Ein weiterer Grund für steigende Zinsen besteht darin, dass bei einem niedrigen Geldangebot die Banken einem umso größeren Risiko ausgesetzt sind, wenn es zu einem Kreditausfall kommt.[78] Anhand dessen wird eine Zinsanpassung nach oben vorgenommen, wodurch Haushalte wieder vermehrt anfangen zu sparen. Eine solche Anpassung verhindert, dass Investitionsprojekte, für die nicht genügend Produktionsmittel vorhanden sind, begonnen werden[79] und eine zeitgemäße Koordination der Produktionsmittel sichergestellt wird.[80]

 

In der heutigen Zeit wird der Zins jedoch nicht mehr durch die Marktkräfte, sondern einer Zentralbank bestimmt. Dieser von der Zentralbank genannte Leitzins, der vom natürlichen Zins am Markt abzugrenzen ist, steht unter Einfluss des Staates, der gleichzeitig die Geldpolitik kontrolliert[81]. Im Gegensatz zum natürlichen Zins, der aus Geldangebot und Geldnachfrage resultiert, wird der Leitzins unabhängig von der Höhe des Geldangebotes und der Geldnachfrage festgelegt. Häufig bedient sich die Zentralbank einer Leitzinssenkung durch die Zentralbanken, um eine kurzfristige Stimulierung der Kapitelnachfrage herbeizuführen.[82] Dazu werden verschiedene Instrumente zur Steuerung des Geldangebotes eingesetzt, welche von Zentralbank zu Zentralbank unterschiedlich sind. Im Falle der EZB wären dies Offenmarktgeschäfte, ständige Fazilitäten und der Mindestreservesatz.[83] Letzterer gibt den Geschäftsbanken das Privileg, nur einen bestimmten Prozentsatz des Geldes auf den Konten der Bankkunden einbehalten zu müssen und den Rest nach Belieben weiterzuverleihen. Bei einem Mindestreservesatz von angenommen zwei Prozent würde eine Einlage von 100 Euro dazu führen, dass die Bank 98 Euro als Kredit an andere Kunden verleihen dürfte. Wenn diese Kreditnehmer sich wiederrum für dies 98 Euro etwas kaufen und der Betrag dem Konto bei einer anderen Bank gutgeschrieben wird, kann die Bank davon wieder 98 Prozent, sprich 96,04 Euro weiterverleihen. Wird dieser Prozess bis ins Unendliche fortgesetzt, werden aus den ursprünglich 100 Euro der Bank A schlussendlich 10.000 Euro[84], was einer Neuerzeugung von 9.900 Euro gleichkommt. Der erhöhte Bestand des fiktiven Geldangebotes gegenüber dem realen Geldangebot hat zur Folge, dass der Leitzins unter den natürlichen Zinssatz sinkt[85]. Obwohl die realen Ersparnisse wie aus dem Beispiel ersichtlich wird tatsächlich geringer sind als durch den Leitzins vermittelt, gehen die Unternehmen irrtümlicherweise davon aus, dass die Haushalte ihren Konsum aufschieben und für die Zukunft sparen.[86]

 

4.2 Entstehung des künstlichen Aufschwungs


 

Die entsendeten Signale an die Unternehmen verleiten diese dazu, Investitionswege zu beschreiten, die mithilfe der tatsächlich vorhandenen Ersparnisse eigentlich nicht durchführbar sind. Zugleich wird ein Anstieg des Konsums bewirkt, der in zunehmendem Maße aufgrund der niedrigen Zinsen aus billigen Krediten resultiert.

 

4.2.1 Umverteilung von Ressourcen in kapitalintensive Sektoren


 

Durch die falschen Signale handeln die Investoren so, als seien die realen Ersparnisse angestiegen und als legten Konsumenten für die Zukunft Geld zur Seite[87], was jedoch nicht der Fall ist. Daher wird das neu in Umlauf gebrachte Geld als Kredit in Projekte investiert, die sich durch einen relativ langen Produktionsprozess kennzeichnen.[88] Unternehmen beginnen in der Folge damit, ihre Ausgaben für die Anschaffung von Investitionsgütern zu erhöhen, was innerhalb der Volkswirtschaft eine Umverteilung der Ressourcen aus der Konsumgüterindustrie in die Kapitalgüterindustrie auslöst.[89] Dies ist damit zu begründen, dass die unternommenen Vorhaben Ressourcenmengen beanspruchen, die nicht verfügbar sind und erst anderen Bereichen entzogen werden müssen.[90] Die stärkere Nachfrage nach Rohstoffen, die anderweitig eingesetzt werden, bewirkt einen Anstieg der Rohstoffpreise.

 

Was für kapitalintensive Industrien genau in der Praxis von dieser geldpolitischen Maßnahme angeblich profitieren, ist von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt von den jeweiligen Umständen ab.[91] Mit Blick auf vergangene konjunkturelle Abschwünge ist jedoch erkennbar, dass einem konjunkturellen Abschwung oftmals ein Immobilienboom vorausging. Dies ergibt sich aus dem von Andrew Lawrence entwickeltenSkyscraper-Index, wonach beispielsweise dem Bau des Petronas Towers die Asienkrise 1998 folgte.[92] Bei einem Immobilienboom würde die Zahl der Aufträge zunächst ansteigen, was in erster Linie der Bauindustrie zu Gute käme. Auch Unternehmen, deren Umsätze sich in Abhängigkeit zu den Aktivitäten der Immobilienbranche entwickeln, würden ebenfalls von dieser Entwicklung profitieren. Dazu gehören u.a. Förderer und Lieferanten von Baustoffen oder Hersteller maschineller Geräte zum Schneiden von Holz. Der Aufschwung würde auch Unternehmen erreichen, die zuvor noch hohe Verluste erwirtschaftet hatten.[93] Die Inflationierung des Geldangebotes durch die Zinsmanipulation würde alle Preise anheben: zunächst die Produzentenpreise und die Aktienkurse, mit etwas zeitlicher Verzögerung dann die Konsumentenpreise.

 

4.2.2 Überkonsum der Haushalte


 

Der innerhalb der Kapitalgüterindustrie entfachte Aufschwung breitet sich nach einiger Zeit über die gesamte Volkswirtschaft auf andere Industrien aus. Das neu in Umlauf gebrachte Geld bahnt sich seinen Weg in die Kassen der Unternehmer, die auf die Herstellung der für die Investitionsgüter notwendigen Produktionsfaktoren spezialisiert sind. Davon profitieren auch die Arbeitnehmer, die mit diesem Geld in Form von Löhnen und Gehältern bezahlt werden. Sowohl Haushalte als auch Unternehmen gehen von einer positiven Fortentwicklung und weiter andauernden Gewinnerwirtschaftung aus, die sie dazu verleiten, weniger Rücklagen für später zu bilden und stattdessen die Gewinne sofort wieder auszugeben. Zugleich lässt der auf künstlich niedrigem Niveau gehaltene Zins die Haushalte glauben, dass ihre Ersparnisse zurzeit nicht gebraucht werden, wodurch auch diese für den Konsum verwendet werden. Ungeachtet der Höhe der tatsächlichen Ersparnisse, sehen die Haushalte das Horten als etwas Negatives und fragen mehr Konsumgüter nach.[94] Mit der Zeit gehen Unternehmen und Haushalte so weit, ihre Ausgaben durch neues Fremdkapital zu finanzieren. Schließlich befindet sich der Leitzins auf einem so niedrigen Niveau, dass die Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls unwahrscheinlich zu sein...

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