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E-Book

Einfach investieren

Grundlagen des Value Investing

AutorTill Schwalm
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783960921882
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
»Kaufe einen Dollar, aber bezahle nicht mehr als 50 Cent dafür.« Warren Buffett hat die Anlage-Philosophie hinter dieser so einfach klingenden Devise zu einem der reichsten Menschen unserer Zeit gemacht: Value-Investing - das von Benjamin Graham um 1949 entwickelte Prinzip revolutionierte das Anlegerverhalten und stellte Geldanlage erstmals auf eine wissenschaftliche Grundlage. Till Schwalm zeigt mit »Einfach Investieren«, wie jeder Privatanleger von den erfolgreichen Strategien von Warren Buffett & Co. profitieren kann. Er erläutert die Grundlagen, gibt konkrete Tipps und hilft bei den ersten Schritten an der Börse. Die Grundlagen des Value Investing kompakt für Einsteiger aufbereitet.

Till Schwalm (*1986) studierte an der Universität St. Gallen BWL und Buchwissenschaften und hält einen M. A. HSG in Banking & Finance. Er arbeitete bei der Warburg Invest Kapitalanlagegesellschaft mbH in Hamburg und der EFG Financial Products AG in Zürich und ist aktuell als Finanzanalyst bei der LOYS AG tätig. Er betreibt die Plattform www.sfg-value.de

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Leseprobe

DIE UNTERSCHIEDE ZWISCHEN INVESTIEREN UND SPEKULIEREN


Es gibt kein Patentrezept zum Investieren. Trotzdem ist an der Börse nicht alles Zufall, so wie es manchmal scheint. Teilt man die Börse in Spekulations- und Investitionsgeschäfte, zeigt sich, dass man ohne Glück Geld verdienen kann. Dafür sollte man die Grundzüge des tatsächlichen Investierens im Gegensatz zum Spekulieren verstanden haben.

Im allgemeinen Sprachgebrauch hat der Begriff »Investieren« eine Vielzahl von Bedeutungen. Zwei sehr gängige sind »Geld in ein Unternehmen stecken« und »Geld in ein Wertpapier stecken«. Die erste Bedeutung beschreibt das Wort »Investieren« als eine gewöhnliche Geschäftstätigkeit, bei der mit einem unternehmerischen Risiko Geld in ein Projekt gesteckt wird, um später ein Einkommen daraus zu generieren. Bei der zweiten Bedeutung wird »Investieren« als Sammelbecken genutzt, um finanziellen Geschäften gemischten Charakters einen seriösen Anstrich zu geben.

Neben diesen zwei gängigen Bedeutungen gibt es auch eine eingeschränkte Beschreibung, welche ich hier behandeln möchte – das Investment im Gegensatz zur Spekulation.

Es gibt mehrere Wege, sich der Unterscheidung von Investieren und Spekulieren zu nähern. Als Erstes möchte ich es über den Nutzen für die Gesellschaft versuchen. Auf der kurzfristig orientierten Spekulationsseite ist die Börse zufällig. Spekulanten gewinnen Geld über Preisdifferenzen. Wenn einer gewinnt, muss ein anderer verlieren. Gäbe es in diesem Bereich der Börse eine Methode, welche funktioniert und rational begründbar ist, würde diese von allen Spekulanten kopiert und damit aufhören zu funktionieren. Die Börse wäre wieder genauso unvorhersehbar wie zuvor.

Wieso ist das so? Als Erstes nehmen wir an, dass ein Spekulant eine Methode gefunden hat, die ihm sicher Börsencrashs vorhersagen könnte. Seine präzisen Vorhersagen oder seine enormen Gewinne würden mittelfristig im Markt auffallen, sodass andere Spekulanten entweder ihn oder seine Methode kopieren würden. Die Methode sagt jetzt einen Crash für nächsten Freitag voraus. Die Information würde aber allen Spekulanten zur Verfügung stehen. Dann kommt der Crash nur früher und damit wieder vollkommen überraschend. Die Verhältnisse für Spekulanten wären wieder zufällig. Somit kann eine gute Spekulationsmethode, wenn überhaupt, nur kurzfristig funktionieren. Für Privatinvestoren ist es noch schwieriger, erfolgreiche Spekulanten zu kopieren, da ihnen die Informationen häufig als Letztes zur Verfügung stehen.

Anders verhalten sich langfristig orientierte Investoren. Für sie ist die Börse ein Werkzeug, um Unternehmen und deren zukünftige Gewinne zu kaufen oder zu verkaufen. Ein Platz, um in die Produktivität von Unternehmen zu investieren. Machen sie dies gut, dann werden sie an der Börse langfristig Geld in Höhe der Produktivität aller Unternehmen verdienen. Wird ein Investor mit einer besonders guten Methode, Unternehmen zu bewerten, kopiert, verbessert dies in erster Linie die Kapitalallokation und damit die Produktivität des eingesetzten Kapitals. Das Kapital verteilt sich besser auf die unterschiedlichen Wirtschaftsgüter. Dies führt zu einer höheren Produktivität der gesamten Wirtschaft und damit zu einem höheren Gewinn aller Investoren.

Um sein Geld möglichst produktiv anlegen zu können, braucht der Investor Informationen und Wissen. Dies gilt sowohl für den großen Fondsmanager, als auch für den einfachen Kleinanleger. Anders ausgedrückt, der Investor braucht so viel Informationen und Wissen, dass er zwischen dem Preis und dem Wert unterscheiden kann. Er sollte auf steigende Kurse setzen und unbegrenzt lange die Anlage halten können.

Der Grund ist einfach: Wenn ein Investor eine Anlage unter ihrem Wert tätigt (investiert), dann kann er im Normalfall kein Geld verlieren. Selbst wenn der Preis fällt, kann er die Anlage für weiteres Einkommen halten und bekommt eine Rendite über seinen Kapitalkosten. Wenn er allerdings, zum Beispiel aufgrund von zu wenigen Informationen, eine Anlage über ihrem Wert tätigt (spekuliert), ist seine einzige Hoffnung, keine Verluste zu machen, sie an jemand anderen zu verkaufen, der wiederum den Verlust in Form von niedrigerem Einkommen hinnehmen muss, da er die Anlage über Wert kaufen muss. Auch der Verkauf einer Anlage, ohne sie zu besitzen, stellt eine Spekulation dar. Bei einem solchen Leerverkauf leiht sich der Spekulant die Anlage und verkauft sie ganz normal an der Börse. Der Anleger setzt darauf, dass der Preis der Anlage fällt, um sie dann günstiger zurückzukaufen und dem Besitzer zurückzugeben. Diese ungedeckten Verkäufe von Anlagen sind zeitlich begrenzt, generieren kein weiteres Einkommen und sind stark vom richtigen Zeitpunkt des Handels abhängig (Timing).

Allgemein kann man sagen, dass ein Investor in etwas Geld steckt und daraus Rückflüsse bekommt. In diesem Sinne ist eine Investition zu jeder Zeit gut für alle Beteiligten. Der Verkäufer bekommt sein benötigtes Kapital, um zu wirtschaften und Gewinn zu machen, und der Investor bekommt im Normalfall eine Rendite.

Spekulanten können dagegen für die beteiligten Personen gut oder schlecht handeln, je nach Bedingungen der spekulierenden Person. Der Ausgang für den Spekulanten ist entweder für ihn selbst oder die Gegenpartei negativ, je nachdem, wie sich die Spekulation entwickelt. Ein einfaches Beispiel ist die zeitlich begrenzte, ungedeckte Wette auf den Verlauf eines Aktienkurses mittels Option. Je nachdem, wie der Aktienkurs zum Stichtag steht, verliert entweder die eine Partei ihren Einsatz, den die andere gewinnt, oder die eine Partei vermehrt ihren Einsatz, den die andere Partei verliert. Falls man spekuliert, sollte man sich der Vertretbarkeit der Spekulation bewusst sein.

Dieser Gegensatz von »gut« und »gut oder schlecht« könnte auch der Grund sein, warum die landläufige Meinung ist, dass solide Staatsanleihen Investitionen darstellen, während Aktien Spekulationen sind. Allerdings halte ich diese Einstellung für gefährlich, da hochwertige Aktien zu einem fairen Preis sehr gute Investitionen sind und – wie die Eurokrise gezeigt hat – solide Staatsanleihen sehr spekulativ sein können.

Zusätzlich bringt der Gegensatz von »gut« und »gut oder schlecht« einige Schwierigkeiten mit sich. Wie Graham und Dodd, die Begründer der modernen Wertpapieranalyse, in ihrem Buch Security Analysis feststellen, spricht dieser Gegensatz für zynische Definitionen der Begriffe »Investieren« und »Spekulieren«. So wäre eine erfolgreiche Spekulation ein Investment und eine erfolglose Investition eine Spekulation. Dies ist aber nicht der Fall. Um brauchbare Definitionen der Begriffe abzuleiten, braucht es weiterführende Abgrenzungen. Eine Möglichkeit wäre hinsichtlich der Sicherheit bzw. des Risikos zu unterscheiden. Zwar kann die Sicherheit bei einer Investition niemals als absolut oder vollständig betrachtet werden, aber als Schutz vor Kapitalverlust unter normalen Bedingungen, das heißt für eine Investition in ein Unternehmen zum Beispiel, dass es keine Entwicklung einer disruptiven Technologie gibt. Bei einer intelligenten Spekulation dagegen übernimmt der Spekulant ein Verlustrisiko, das nach sorgsamer Abwägung des Für und Wider für ihn gerechtfertigt ist. So sagt Graham in seinem Buch Intelligent Investieren: »Eine Kapitalanlage [Investition] liegt dann vor, wenn sie nach gründlicher Analyse die Sicherheit des eingesetzten Kapitals und einen angemessenen Gewinn verspricht. Anlagen, die diesen Kriterien nicht entsprechen, sind spekulativ.«

Zusätzlich kann man »Investieren« und »Spekulieren« über den Ursprung der Gewinnerzielung abgrenzen. Bei einer Investition geht es um regelmäßige Einkünfte, während die Spekulation Gewinne über die Preisveränderung erzielt. Am Beispiel eines Unternehmens kann man sehen, dass ein Investor, der Geld zur Verfügung stellt, in erster Linie an regelmäßigen Gewinnen interessiert ist. Hierbei ist nicht nur die Dividende gemeint, sondern der tatsächliche Unternehmensgewinn. Je länger der Investor an dem Unternehmen festhält, umso wichtiger werden diese regelmäßigen Gewinne und umso unwichtiger wird der Preis, zu dem er das Investment verkaufen kann. Im Extremfall, einer Familie, die ein Unternehmen über Generationen besitzt, spielt der Preis, zu dem man das Unternehmen am Ende verkaufen kann, kaum eine Rolle. Die Familie investiert ihr Geld bzw. das Geld der Firma in das Unternehmen, um daraus neue Gewinne bzw. regelmäßige Geldrückflüsse zu erhalten. Diese dienen der Unternehmerfamilie zur Finanzierung ihres Lebens und des Unternehmens. Das Einkommen ist also wichtiger als der Preis, für den das Unternehmen verkauft werden kann oder am Ende mehrerer Generationen verkauft wird. Dieses...

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