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Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen

AutorAndre Schulz, Christiane Ulrich, Jan Pfetsch, Mario Gollwitzer, Tabea Steffke, Vera Schneider
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl283 Seiten
ISBN9783840920493
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR

Gerade der Praxis im Bereich der Prävention und Intervention von Aggression und Gewalt unter Kindern und Jugendlichen klafft eine erschreckende Lücke zwischen verbreiteten Mythen in und Erkenntnissen der Grundlagen- und Anwendungsforschung. Ausgewiesene Experten im Bereich der psychologischen, pädagogischen und soziologischen Forschung sowie erfahrene Prak-tiker im Bereich der Aggressionsprävention wollen mit diesem Band dazu beitragen, diese Lücke zu schließen.

Zunächst werden ausgewählte Themen, Theorien und empirische Erkenntnisse zu der Frage behandelt, wie Aggression und Gewalt unter Kindern und Jugendlichen zu erklären sind. Weitere Beiträge diskutieren Möglichkeiten zur Eindämmung von Aggression und Gewalt unter Kindern und Jugendlichen, wobei insbesondere auf die Frage nach empirischen Erkenntnissen zu ihrer Wirksamkeit Wert gelegt wird. Abschließend informieren mehrere Beiträge über konkrete Erfahrungen mit der Umsetzung sowie der Wirksamkeit spezi.scher Interventions- und Präventionsprogramme.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt
  2. Vorwort der Herausgeber
  3. Psychologische Aggressionstheorien und ihre Bedeutung für die Prävention aggressiven Verhaltens im Kindes- und Jugendalter
  4. Quo vadis Aggression und Gewalt? – Eine Trendanalyse an Dresdner Schulen
  5. Mediation in Fällen von Gewalt, Aggression und Mobbing in der Schule
  6. Lerntheoretische Fehlschlüsse in Aggressionsforschung und Gewaltprävention
  7. Vorurteile und Rechtspopulismus
  8. Gewalthaltige Computerspiele – Wirkmechanismen und Präventionsansätze
  9. Cyberbullying: Aggression und sexuelle Viktimisierung in Chatrooms
  10. Ansätze zur Primär- und Sekundärprävention aggressiven Verhaltens bei Kindern und Jugendlichen
  11. Gewaltprävention in Kindergarten und Grundschule mit Faustlos
  12. Elterntrainings: Wirksam in der Prävention aggressiven Verhaltens?
  13. Politische Programme gegen Jugendgewalt
  14. Zivilcourage und Möglichkeiten ihrer Förderung
  15. Ansätze einer „konfrontativen Pädagogik“ in Schule und Jugendhilfe
  16. Gewaltpräventive Schulsozialarbeit – Drei Praxismodule
  17. Gewaltprävention in der Jugendhilfe – Umsetzungsmöglichkeiten aus Sicht des Jugendschutzes
  18. Präventionsverständnis im Weißen Ring und dessen praktische Umsetzung an Beispielen
  19. Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
Leseprobe

Ansätze zur Primär- und Sekundärprävention aggressiven Verhaltens bei Kindern und Jugendlichen ( S. 141)

Mario Gollwitzer

Der folgende Beitrag befasst sich mit unterschiedlichen Ansätzen zur Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen. Der Autor konzentriert sich dabei insbesondere auf Trainingsprogramme zur Förderung der sozialen Kompetenz. Zwei Fragen werden vertiefend behandelt: (1) Was weiß man über die Wirksamkeit solcher Sozialkompetenz- Trainings? (2) Welche (impliziten) Annahmen liegen den Modellen zur Wirksamkeit solcher Trainings zugrunde?

1 Einleitung und Definition

In die primäre Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter werden im Allgemeinen viele Hoffnungen gesteckt (vgl. Coie et al., 1993, Scheithauer und Hayer, in diesem Band). Grundlogik der primären Gewaltprävention ist das systematische Ausschalten von Risikofaktoren (also solchen Bedingungen, die aggressives Verhalten wahrscheinlicher machen) und das gleichzeitige Aufbauen und Fördern von Schutzfaktoren (also solchen Bedingungen, die aggressives Verhalten weniger wahrscheinlich machen). Damit stellt sich die Frage: Was sind solche Risiko- und Schutzfaktoren im Zusammenhang mit der Auftretenswahrscheinlichkeit aggressiver Verhaltenstendenzen im Kindes- und Jugendalter?

Risikofaktoren. Risikofaktoren existieren auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen. Das Gefühl einer fehlenden Integriertheit in das gesamtgesellschaftliche System, Zukunftsängste (in Bezug auf Arbeitsplatzsicherheit, soziale Sicherheit etc.) sowie eigene Macht- und Hilflosigkeit in Bezug auf die Veränderungsmöglichkeit gesellschaftlicher und politischer Zustände wären auf der „obersten", makrosozialen Ebene anzusiedeln. Negative Einflüsse durch deviante „Peer-Gruppen" oder durch das soziale Milieu, suboptimale Formen der elterlichen Erziehung, ungünstige Lernbedingungen in der Schule etc. sind auf einer „mittleren", einer Meso-Ebene, zu nennen.

Die Unfähigkeit, in einer konkreten Konfliktsituation kompetent zu reagieren, Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensauffälligkeiten sowie andere dispositionelle Faktoren oder ein überhöhtes, aber labiles Selbstkonzept zählen zu den psychologischen Bedingungen, die man auf der Mikro-Ebene angesiedelt sehen könnte. Da die Hoffnung, mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen solche Risikofaktoren effektiv und nachhaltig einzudämmen, eher gering ist, konzentriert man sich bei der Prävention üblicherweise auf eine Förderung der Schutzfaktoren.

Diese Asymmetrie ist schon aus der Forschung zur Gesundheitsförderung bekannt: Es ist wesentlich einfacher, neues Verhalten zu initiieren als alte Gewohnheiten abzubauen. Soziale Kompetenz. Zu den zentralen Schutzfaktoren, also jenen Bedingungen, die aggressives Verhalten weniger wahrscheinlich machen oder eindämmen, gehören soziale Fertigkeiten, die unter dem Begriff „Soziale Kompetenz" zusammengefasst werden.

Der Förderung sozialer Kompetenzen wird bei der Aggressionsprävention eine wichtige Rolle zugeschrieben. Der Begriff an sich ist jedoch nur unzureichend definiert, wie wir später noch sehen werden. Diese begriffliche Unschärfe mag auch der Grund dafür sein, dass es inzwischen eine unüberschaubare Menge aggressionspräventiver Maßnahmen gibt, die alle unter dem Etikett „Soziales Kompetenz- Programm" firmieren, beispielsweise Konfrontationstechniken (vgl. den Beitrag von Gall &, Brand, in diesem Band), die Vermittlung von Kampfsport- und Selbstverteidigungstechniken, die Einführung von Schüler-Streit-Schlichtern an Schulen („Peer- Mediation", vgl. den Beitrag von Montada, in diesem Band), erlebnispädagogische Angebote (vgl. den Beitrag von de Graaff, Pensé &, Pensé, in diesem Band), Informationsveranstaltungen mit kirchlicher oder kriminalpolizeilicher Beteiligung oder pädagogisch- psychologische Trainings, in denen verschiedene Aspekte sozial kompetenten Verhaltens thematisiert und eingeübt werden.

Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort der Herausgeber8
Psychologische Aggressionstheorien und ihre Bedeutung für die Prävention aggressiven Verhaltens im Kindes- und Jugendalter16
Quo vadis Aggression und Gewalt? – Eine Trendanalyse an Dresdner Schulen39
Mediation in Fällen von Gewalt, Aggression und Mobbing in der Schule59
Lerntheoretische Fehlschlüsse in Aggressionsforschung und Gewaltprävention76
Vorurteile und Rechtspopulismus90
Gewalthaltige Computerspiele – Wirkmechanismen und Präventionsansätze105
Cyberbullying: Aggression und sexuelle Viktimisierung in Chatrooms124
Ansätze zur Primär- und Sekundärprävention aggressiven Verhaltens bei Kindern und Jugendlichen142
Gewaltprävention in Kindergarten und Grundschule mit Faustlos159
Elterntrainings: Wirksam in der Prävention aggressiven Verhaltens?171
Politische Programme gegen Jugendgewalt187
Zivilcourage und Möglichkeiten ihrer Förderung201
Ansätze einer „konfrontativen Pädagogik“ in Schule und Jugendhilfe214
Gewaltpräventive Schulsozialarbeit – Drei Praxismodule232
Gewaltprävention in der Jugendhilfe – Umsetzungsmöglichkeiten aus Sicht des Jugendschutzes249
Präventionsverständnis im Weißen Ring und dessen praktische Umsetzung an Beispielen264
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren274
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