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Goldrausch im All

Wie Elon Musk, Richard Branson und Jeff Bezos den Weltraum erobern - Silicon Valley, NewSpace und die Zukunft der Menschheit

AutorPeter M. Schneider
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl400 Seiten
ISBN9783960921455
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Raumfahrt ist wieder sexy. Während sich herkömmliche Milliardäre um die Größe ihrer Superjachten streiten, machen Amazon-Chef Jeff Bezos, Virgin-Besitzer Richard Branson und SpaceX- und Tesla-Gründer Elon Musk Schlagzeilen mit Raketen. Die extrovertierten Space-Gurus pumpen Milliarden Dollar in ihre Raumfahrt-Unternehmen und läuten womöglich eine neue Epoche der Menschheit ein. Der Mensch greift wieder nach den Sternen, ausgelöst durch die Privatisierung und Digitalisierung der Raumfahrt. Ein Hotel im Orbit, ein Dorf auf dem Mond, eine Mission zum Mars - seit Apollo 11 war der »Deep Space« nicht mehr so in Reichweite. Die aktuelle Entwicklung hat zudem alles, was eine epische Geschichte ausmacht: ein großes Ziel, einen Kampf der Giganten, den Einsatz »alles oder nichts«, die Welt als Publikum und den größten aller Preise - ewiger Ruhm.

Peter M. Schneider, studierter Geowissenschaftler, arbeitet seit fast zwanzig Jahren als Wissenschaftsjournalist, u. a. für »Spektrum der Wissenschaft«, die »Welt« und »MensHealth.de«, dort zuletzt als Redaktionsleiter. Obschon immer von Planeten und Sternen begeistert, kam er das erste Mal während seines Zeitungsvolontariats mit der echten Raumfahrt in Berührung, als er den damaligen deutschen ESA-Astronauten Thomas Reiter interviewte. In einem Kommentar schrieb er schon 2001, dass Raumfahrt bald keine Prestigesache mehr, sondern in einigen Jahren knallhartes Geschäft sein würde. Seitdem hat den 45-Jährigen dieses Thema nicht mehr losgelassen.

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Leseprobe

1 DIE SUPERREICHEN ALS TREIBSTOFF FÜR DIE RAUMFAHRT


»Ich möchte einfach an die Zukunft denken und dabei nicht traurig werden.«
Elon Musk auf die Frage, warum er die Raumfahrt und andere Zukunftstechnologien vorantreibt.

TOR FÜR ELON MUSK


Cape Canaveral, Florida, 22. Dezember 2015, 1:29 UTC. Eine Falcon 9 startet in den nächtlichen Himmel. Elon Musk verfolgt den Start von einem kleinen Kontrollraum aus, und der Zuschauer sieht, wie er besorgt jede Statusmeldung der Rakete aufsaugt.4 Seine Nervosität ist echt. Kein Wunder, noch ein paar Raketenabstürze und sein Traum von den Sternen hat sich erledigt. Er rennt ins Freie, um zu sehen, was passiert. Schließlich trennt sich die erste Raketenstufe und fällt zur Erde zurück, die Oberstufe zündet und fliegt weiter ins All. Im Kontrollraum bricht Jubel aus, die Raketenbauer liegen sich in den Armen. Musk starrt in den schwarzen Himmel und fängt an zu zweifeln, ob die erste Stufe heil zurückkehrt. »This is bad!«, ruft er, obwohl er kaum wissen kann, ob irgendwas schlecht läuft – die fallende Stufe ist nichts weiter als ein kleiner fallender Lichtpunkt am Himmel. Dann zündet das Triebwerk, die Landebeine schwenken aus, und der untere Teil der Rakete landet ohrenbetäubend laut auf der Erde. »It’s standing up!« Musk rennt jubelnd zurück in den Kontrollraum und klatscht seine Mitarbeiter ab. Ein kleiner Junge, der sich freut, dass er ein Tor geschossen hat. Und was für eins. Der Falcon-9-Flug-205 war kein normaler, denn das erste Mal in der Geschichte der Raumfahrt landete die erste Stufe einer Rakete nach dem Start wieder auf der Erde. Elon Musk hatte allen Grund, sich wie ein Kind zu freuen.
Selbst Milliardäre wie Musk, Galionsfigur der neuen Raumfahrt, verwandeln sich im Erfolg wie in der Niederlage schlagartig zu gewöhnlichen Menschen mit gewöhnlichen Gefühlen. Das ist einer der wesentlichen Unterschiede zur herkömmlichen Raumfahrt mit den betont sachlichen Raumfahrt-Agenturen NASA und ESA sowie seriös gesichtslosen Riesenunternehmen wie AirbusI und Boeing, die die wahren Emotionen ihrer Erfolge und Misserfolge hinter einer undurchdringlichen Wand aus perfekter Public Relation verstecken.II Musk und eine Reihe weiterer sehr reicher Menschen sind daher der sichtbarste Teil einer Raumfahrt-Geschichte, wenn nicht sogar Menschheitsgeschichte, die gerade geschrieben wird. Sie rührt an den Emotionen der Zuschauer, weil hier echte Menschen agieren – und weil die Fallhöhe der Erfolgreichen und Superreichen besonders hoch ist. Und weil einige der Space Billionaires, wie sie in der englischsprachigen Welt genannt werden, öffentlichkeitswirksam fantastische Bilder über die Eroberung des Weltalls und sogar seine Besiedelung entwerfen.
Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit den Motiven und Zielen dieser Reichen. Wer sind diese Menschen, die wie absolute Monarchen der Neuzeit in ihren Unternehmensreichen herrschen? Ist es realistisch, dass wir ein Raumschiff von Elon Musk auf dem Mars landen sehen? Wird es normal sein, dass wir uns schon bald einen Kurztrip für das Touristen-Raumschiff von Richard Branson kaufen wie einen Hubschrauberrundflug übers Matterhorn? Sind Musk und Branson nur die bunten Attraktionen im Kosmos der Raumfahrt oder erschaffen sie nachhaltig eine neue Raumfahrt-Wirtschaft?
Fest steht, sie treiben die traditionelle Raumfahrt, wenn es denn so etwas gibt, vor sich her. Die stärksten Impulse in der Raumfahrt kommen derzeit nicht von den üblichen Verdächtigen, prominenten Astronauten und mächtigen Raumfahrt-Managern von NASA und ESA. Sondern von privaten Unternehmen, die ihr Geld außerhalb der Raumfahrt gemacht haben. Nicht weniger als 25 Dollar-Milliardäre investieren derzeit in mehr oder weniger starkem Maß in die Raumfahrt.6 Es ist kein Zufall, wenn hier von Dollar-Milliardären die Rede ist. Im weiteren Verlauf des Buches sind zahlreiche Preisschilder in Dollar angegeben, wenn es darum geht, die Kosten von Raketen und Starts zu bemessen.I Das hat einen simplen Grund: Die kommerzielle Raumfahrt findet im Wesentlichen in den USA statt. Es geht dabei nicht darum, die europäische, russische und asiatische Raumfahrt zu ignorieren oder kleiner zu machen, als sie ist. Doch Amerika ist nach wie vor mit Abstand die führende Raumfahrt-Nation der Welt – ungeachtet der Tatsache, dass die USA jahrelang nicht in der Lage waren, die eigenen Astronauten ins All zu befördern. Das Gleiche gilt für die Terminologie. Im Business spricht man nicht etwa von Starts, sondern von Launches.
So sind auch die drei bekanntesten Raumfahrt-Milliardäre in den Vereinigten Staaten aktiv: SpaceX-und Tesla-Chef Elon Musk, Amazon-Gründer Jeff Bezos und Richard Branson, Besitzer unzähliger Virgin-Unternehmen. Dazu kommt aber noch eine weitere Reihe von Männern, die bereits im Digitalgeschäft Superstars sind. Darunter sind Microsoft-Mitbegründer Paul Allen, Internet-Investmentguru Juri Milner, Facebook-Gründer Marc Zuckerberg, PayPal-Mitgründer Peter Thiel und die Google-Alphas Sergey Brin und Larry Page. Was sie in der Regel auszeichnet: Sie sind nicht nur erfolgreiche Unternehmer, sondern auch Nerds. Es sind Menschen, die ihre Produkte kennen, weil sie sie selbst entwickelt haben.
Dazu kommen Magnaten, die wir in Deutschland nicht kennen, in ihren Heimatländern jedoch Superstars sind. Einige Beispiele: Der 51-jährige Chinese Ma Huateng ist laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes sagenhafte 49 Milliarden Dollar schwer (Stand Anfang 2018; ein Jahr zuvor waren es noch 16). Die Herkunft seines Reichtums: eine Palette breit gestreuter Internet-Unternehmungen. Ein Teil seines Geldes hat der Informatiker und bekennende Raumfahrt-Fan gleich in mehrere Space-Start-ups investiert, darunter in Moon Express7, ein Unternehmen aus dem Silicon Valley, das nicht nur einen Rover auf dem Mond landen und einen lunaren Speditionsdienst anbieten, sondern dort später einmal Rohstoffe abbauen will. Der Mexikaner Ricardo Salinas ist mit gut neun Milliarden Dollar in der Top Five seines Landes8 und macht sein Geld unter anderem mit Telekommunikation. Da er nicht alle Mexikaner per Kabel oder Sendemast erreichen kann9, hat sein Unternehmen Grupo Salinas in OneWeb investiert. Dieser Satelliten-Betreiber möchte per Satelliten-Schwarm Internet in die entlegensten Weltgegenden bringen. Der Amerikaner Sheldon Adelson, ein mehr als 30 Milliarden Dollar schwerer Casino-und Hotel-Magnat aus Las Vegas, hat 16 Millionen Dollar in SpaceIL investiert, eine Non-Profit-Organisation aus Tel Aviv, die den ersten israelischen Roboter auf dem Mond landen möchte, das neue Ziel im All – mithilfe einer Falcon 9 von SpaceX.10 Der Amerikaner Robert Bigelow, Besitzer der Hotelkette Budget Suites of America, hat es zwar nie auf die Forbes-Liste der 400 Reichsten geschafft. Wir dürfen ihn aber mit einem Vermögen von geschätzten 700 Millionen Dollar ohne schlechtes Gewissen zum Club der Superreichen zählen. Der Exzentriker aus Las Vegas hat angekündigt, etwa 500 Millionen Dollar – also einen Großteil seines Vermögens – in eine aufblasbare Raumstation zu investieren. Eine kleine Testversion hängt bereits an der Internationalen Raumstation ISS.
Und so geht es fort.
Raketenstarts: Entscheidend ist der Kilopreis
Wie für die Trauminsel Bali gilt auch für den Weltraum: Wäre die Reise dorthin billiger, würden wir öfter mal vorbeischauen. Da Jeff Bezos und Elon Musk vorhaben, den Transport drastisch zu verbilligen, wollen wir schauen, was dahintersteckt.
Das wirtschaftliche Qualitätsmerkmal einer Rakete ist nicht ihre Ladekapazität oder ihr Startpreis, sondern wie viel Geld es durchschnittlich kostet, ein Kilogramm Ladung in den Weltraum zu heben. Nehmen wir ein bekanntes Beispiel: das Spaceshuttle. Da das Programm bereits beendet ist, kennen wir seine Gesamtkosten recht genau. Berücksichtigen wir die Inflation, hat die NASA insgesamt über 200 Milliarden heutige Dollar dafür ausgegeben.11 Ergibt bei 135 Launches einen Durchschnitt von knapp 1,5 Milliarden Dollar pro Mission! Teilt man diesen Betrag durch die 22.500 Kilogramm Nutzlast, die es in den niederen Orbit transportieren konnte, erhält man einen theoretischen Kilopreis von etwa 60.000 Dollar. Tatsächlich hat das Shuttle aber nur insgesamt 1.593.759 Kilogramm in den Orbit gebracht (der Orbiter selbst zählt hier nicht). Macht im Endeffekt also 125.000 Dollar pro Kilogramm. Fairerweise muss man sagen, dass das Shuttle zugleich Astronauten in den Weltraum und auf die ISS gebracht hat. Ein bemanntes, wiederverwertbares System ist viel teurer als eine unbemannte Rakete, die nicht auf die Erde zurückkehrt. Trotzdem, diese astronomische Summe war für die amerikanische Regierung der Grund, kommerzielle Startanbieter zu fördern.
Daher ist nun der Startpreis entscheidend – der Betrag, zu dem ein Anbieter einen Start verkauft. Für eine Falcon 9 ohne Extras berechnet Elon Musk 62 Millionen Dollar. Bei einer Transport-Kapazität von 22.800 Kilogramm in den erdnahen Orbit kostet ein Kilogramm im Schnitt also etwa 2.720 Dollar. Der Kilopreis der zwei großen US-Raketen Atlas V und Delta IV hingegen beträgt im kommerziellen Basispaket mindestens 9.500 beziehungsweise 14.000 Dollar (siehe Abbildung 1 »Kommerzielle Träger nach Ländern«, S. 20). Auch die erfolgreiche Ariane 5 kommt auf mehr...
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