„Die Emission von Treibhausgasen […] führt zur globalen Erwärmung in einem Tempo, das zu Anfang signifikant war, dann alarmierend geworden ist und langfristig unerträglich sein wird.“[1]
Tony Blair, ehemaliger britischer Premierminister
In den vergangenen Jahren ist der Klimawandel bzw. die globale Erwärmung immer wieder ein großes Thema in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Weltweite Diskussionen über Treibhausgase (THG) sowie Lärm- und Feinstaubbelastungen erhielten eine große Aufmerksamkeit von der Öffentlichkeit. Mit der Veröffentlichung des Berichts des Weltklimarates der Vereinten Nationen (IPCC) wurde schnell klar, dass die Ursache des Klimawandels auf die Treibhausgase zurückzuführen ist.[2] Dies führte zu einer verschärften Wahrnehmung der breiten Öffentlichkeit im Hinblick auf die Wichtigkeit des Umweltschutzes für die heutigen und kommenden Generationen.[3]
Mittlerweile ist das Thema Umweltschutz aufgrund verschiedener Ereignisse wie zum Beispiel dem Waldsterben, dem Reaktorunfall in Fukushima oder die Hochwasserkatastrophen in Zentraleuropa, zu einem wichtigen Bestandteil des weltweiten Handelns herangewachsen.[4] Im Jahr 1987 veröffentlichte die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED; World Commission on Environment and Development) ihren Brundtland-Bericht, dessen Ziel darin liegt, mit einer nachhaltigen Entwicklung das internationale Handeln in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu beeinflussen.[5] Denn der Hauptgrund für die globale Erwärmung ist die moderne Lebensweise des Menschen.[6]
Mit dem Beginn der Industrialisierung hat sich der Lebensstil, insbesondere in westlichen Ländern, radikal verändert. Der Mensch von heute ist in einer Gesellschaft des Konsums angelangt, in welcher alle Bedürfnisse in einer möglichst kurzen Zeitspanne gestillt werden sollen. Um diesem Konsumentenverhalten nachzukommen, werden viele Fabriken, Maschinen und Fahrzeuge eingesetzt und große Mengen an Kohle, Öl und Gas verbrannt, wodurch das Klimagas Kohlendioxid (CO2) freigesetzt wird. Deshalb kommt den Industriestaaten eine hohe Verantwortung zu, wenn es um den Schutz der Umwelt geht. Politik und Wirtschaft sind somit stark gefordert sich für die Umwelt einzusetzen. Insbesondere in den Bereichen der Energie- und Wärmeerzeugung, des Transports sowie in der Industrie, besteht ein großer Handlungsbedarf.[7]
Aufgrund dessen haben sich bereits im Jahr 1997 einzelne Industriestaaten mit dem sogenannten Kyoto-Protokoll verpflichtet, welches die Verringerung der Treibhausgase im Fokus hat, im Zeitraum von 2008 bis 2012, den allgemeinen Ausstoß der Treibhausgase um fünf Prozent (im Vergleich zum Niveau von 1990) zu senken. Dabei haben die Länder selbst unterschiedliche Ziele für die Emissionsminderung festgelegt.[8]
Deutschland hatte sich damals mit einer Minderung von 21 Prozent verpflichtet, Großbritannien mit 12,5 Prozent, Japan mit sechs Prozent sowie Frankreich und Russland mit plus minus null Prozent.[9] Deutschland konnte das festgelegte Ziel bereits Ende 2010, mit einer Reduzierung der Emissionen um 25 Prozent gegenüber 1990, deutlich erfüllen. Jedoch weist der globale Emissionstrend eine ganz andere Tendenz auf. Allein bis ins Jahr 2006 ist der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen um ganze 24 Prozent angestiegen. Dies hängt vor allem mit dem Wirtschaftswachstum der Schwellenländer China und Indien zusammen, wodurch der Emissionsausstoß rasant zugenommen hat. Im Jahr 2013 sind deshalb die Bedingungen des Kyoto-Protokolls verschärft und neue Regelungen, welche bis ins Jahr 2020 reichen sollen, veranlasst worden.[10]
Im Jahr 2009 ist mit der Kopenhagener Vereinbarung (Copenhagen accord) das Ziel festgelegt worden, bis zum Jahr 2100 den Temperaturanstieg der Erde auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Infolgedessen haben sich die acht größten Industrieländer (G 8), die Nationen mit dem höchsten Ausstoß an Treibhausgasen sowie die Entwicklungsländer verständigt, damit das gegebene Ziel erreicht werden kann. Dennoch ist in Kopenhagen keine verpflichtende Vereinbarung für die einzelnen Länder zustande gekommen, sondern lediglich eine Kenntnisnahme über die festgelegten Ziele. Im Jahr 2015 soll das Zwei-Grad-Ziel sowie die Umsetzung der Vereinbarung überprüft werden.[11]
Diese Entwicklung erreichte auch einzelne Wirtschaftsbereiche und führte dazu, dass in den vergangen Jahren vermehrt Anforderungen an die Transport- und Logistikbranche gestellt worden sind.[12] Ausschlaggebend hierfür sind zum einen das gesellschaftliche Verständnis über den Klimawandel und die umweltschonenden Anforderungen der Kunden. Zum anderen die ansteigenden Ressourcenpreise sowie ökologische Richtlinien bzw. Vorschriften durch die Gesetzgebung.[13]
Bereits zu Beginn der 70er Jahre, hat das Bewusstesein der Öffentlichkeit stetig zugenommen, dass die Logistikbranche durch den Transport, die Logistikimmobilien und die Intralogistik einen hohen Einfluss auf die Umwelt hat.[14] Diverse Studien wie zum Beispiel die der Industrie- und Handelskammer der Region Stuttgart, bestätigen die zunehmende Entwicklung von Luftschadstoffen, welche durch die Ausübung logistischer Dienstleistungen erfolgen. Vor allem betrifft dies aber den Transportsektor und den damit zusammenhängenden CO2-Ausstoß.[15]
Nach Angaben der International Energy Agency (IEA) sind im Jahr 2012 weltweit rund 31,6 Milliarden Tonnen Kohlendioxid emittiert worden (siehe Abbildung 1). Davon fielen insgesamt 41 Prozent auf den Sektor Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung, ganze 22 Prozent auf den Transportsektor, 20 Prozent auf die Industrie sowie sechs Prozent auf den Bereich der Haushalte und zehn Prozent auf kleinere Bereiche wie beispielsweise auf die Land- und Forstwirtschaft. Das nachfolgende Schaubild, verdeutlicht den Anteil des weltweiten CO2-Ausstoßes in den einzelnen Sektoren und hebt den Anteil des Transportsektors besonders hervor.[16]
Abbildung 1: Anteil verschiedener Sektoren am weltweiten CO2-Ausstoß[17]
Die aufgeführte Abbildung zeigt deutlich, dass nach dem Sektor der Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung, der weltweit zweitmeiste CO2-Ausstoß mit 22 Prozent auf den Transportsektor[18] fällt. Das bedeutet, dass der Ausstoß von circa sieben Milliarden Tonnen Kohlendioxid, allein durch den weltweiten Transport von Waren und Gütern entstanden ist. Des Weiteren fallen in der gesamten Transport- und Logistikbranche 75 Prozent des Energieverbrauchs auf den Transport. Das heißt, lediglich 25 Prozent des Energieverbrauchs sind auf die Intralogistik und die Logistikimmobilien zurückzuführen. Somit entstehen der Großteil des Energieverbrauchs und die dadurch emittierten Treibhausgase im Transportsektor.[19] Aufgrund dessen, liegt im Sektor Transport ein großes Potenzial, die Umwelt nachhaltig zu verbessern. Deshalb wird von Politikern, Kunden sowie von Verbrauchern gefordert, dass sich die Transportbranche mehr für die Reduzierung von Emissionen einsetzten soll. Um diese Forderungen zu erfüllen, müssen Maßnahmen zur Minderung von Emissionen eingeleitet werden.[20]
Die Transport- und Logistikbranche ist immer mehr darauf aus, ihre Logistikdienstleistungen möglichst umweltschonend zu gestalten, um ihren Kunden bzw. den Verbrauchern ökologische Dienstleistungen und Produkte anzubieten. Darüber hinaus verfolgt die Logistik vor allem das Ziel der Wettbewerbsfähigkeit, welches mit einem grünen Image ausgebaut werden kann. Die allgemeine Betriebswirtschaftslehre ist der Auffassung, dass ökologische sowie ökonomische Zielsetzungen, Hand in Hand gehen können. Das bedeutet, dass nachhaltige umweltorientierte Ansätze nicht unbedingt in Konkurrenz mit dem Ziel der Gewinnmaximierung stehen müssen.[21]
Abgrenzung
Aufgrund des hohen Umwelteinflusses durch den Transportsektor, liegt der Fokus dieser Bachelorarbeit insbesondere in der Betrachtung einzelner Prozesse, die im Zusammenhang mit konventionellen Transportabläufen stehen. Dennoch sollen die Prozesse der Intralogistik mit in die Betrachtung einfließen. Des Weiteren soll vor allem, mit Ausnahme von einigen wenigen Beispielen, die deutsche Transport- und Logistikbranche veranschaulicht werden. Da in der Transport- und Logistikbranche, entlang der gesamten Wertschöpfungskette, sehr unterschiedliche Arten von Emissionen entstehen, ist an dieser Stelle zu berücksichtigen, dass nicht auf jeden einzelnen Teilbereich eingegangen werden kann. Jedoch wird insbesondere der Bereich der CO2-Emissionen hervorgehoben, da diese einen großen Teil zum Treibhauseffekt beitragen. Mit der Bachelorarbeit werden grundsätzlich alle Bereiche die im Zusammenhang mit einer Grünen Logistik stehen abgedeckt, dennoch wird aufgrund der Bandbreite sowie der Brisanz des Themas, nicht auf alle Einzelheiten...