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Handbuch Teamarbeit

Grundlagen für erfolgreiches Arbeiten in Kita und Kindergarten

AutorFred Bernitzke
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783451804861
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Nur im Team ist es möglich, flexibel auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren und kompetent zu agieren. Aber wie kann die Teamarbeit optimal organisiert werden, wie sind Arbeitsprozesse möglichst effektiv zu gestalten? Das vorliegende Handbuch beschreibt praxisnah die Grundlagen der Teamarbeit. Es stellt Methoden zur Teamentwicklung vor und zeigt darüber hinaus mögliche Ursachen von Teamkonflikten sowie geeignete Strategien zu ihrer Überwindung auf.

Fred Bernitzke, Dr., lehrte Heil- und Sonderpädagogik an Berufsbildenden Schulen in Ludwigshafen, Mainz und Speyer; Lehrbeauftragter für Personalführung, Arbeits- und Organisationspsychologie an Hochschulen in Frankfurt.

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Leseprobe
Begriffliche Abgrenzung: Gruppe, Arbeitsgruppe und Team

Eine klare Unterscheidung zwischen einer Gruppe und einem Team bzw. zwischen Gruppen- und Teamarbeit ist nicht einfach. Einige Autoren weisen darauf hin, dass die Gruppe mehr auf einer formale Zuordnung von Personen zu organisatorischen Einheiten basiert, während das Team eine stärkere innere Verbundenheit kennzeichnet. Wie Wildenmann (1996) herausstellt, entwickelt sich mit der Zusammenstellung einer Gruppe nicht automatisch ein Team. Teamarbeit kann weder erzwungen werden noch entsteht sie von selbst. Es müssen vielmehr die geeigneten Rahmenbedingungen vorhanden sein, damit aus einer Gruppe ein Team werden kann. Werden die Ressourcen der Teamarbeit optimal genutzt, kann sich das Team zum Spitzenteam entwickeln.

1.1    Gruppe

Von einer Gruppe wird im Allgemeinen dann gesprochen, wenn folgende Merkmale vorliegen (vgl. Wegge 2001, Born & Eiselin 1996):

Definition Gruppe

Eine Gruppe

  • setzt sich aus mehreren (mindestens drei) Personen zusammen,
  • die zeitlich überdauernd
  • in direkter Interaktion (face-to-face) stehen,
  • verschiedene Rollen (interne Sozialstruktur) übernehmen,
  • gemeinsame Normen teilen und
  • von der Umgebung als Gruppe wahrgenommen und behandelt werden.

Wegge (2004) schlägt vor, zwischen natürlichen Gruppen (z. B. Familie, Arbeitsgruppe) und künstlichen Gruppen, in denen unbekannte Personen für kurze Zeit zusammenarbeiten (z. B. Teilnehmer einer Fortbildungsveranstaltung), zu unterscheiden.

1.2    Arbeitsgruppe

Definition Arbeitsgruppe

Die Arbeitsgruppe unterscheidet sich von der Gruppe durch den Arbeitsauftrag, den die Gruppe zu erfüllen hat.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe

  • entwickeln gemeinsame Handlungsstrategien zur Erfüllung des Arbeitsauftrags;
  • fällen innerhalb des Handlungsspielraums gemeinsame Entscheidungen;
  • bauen Kommunikationsstrukturen zur Abstimmung ihrer Handlungen auf;
  • ergänzen sich in ihren Fähigkeiten und Kompetenzen;
  • verfolgen gemeinsame Leistungsziele;
  • übernehmen gegenseitige Verantwortung.

Sozialpädagogische Arbeitsgruppen

Im sozialpädagogischen Bereich hat die Bildung von Arbeitsgruppen eine lange Tradition. Die Betreuung von Kindern wird von Fachkräften übernommen, die in den Einrichtungen gemeinsam den Betreuungs-, Versorgungs- und Förderauftrag wahrnehmen. Die Grundlage des abgestimmten Handelns findet in der Konzeption der Einrichtung ihren Niederschlag. Die Arbeit in sozialpädagogischen Einrichtungen weist einige Besonderheiten auf:

  • wechselnde Teamzusammensetzung im Tagesverlauf(Schichtdienst)
  • hoher Anteil von Teilzeitkräften
  • Heterogenität der Gruppenmitglieder (z. B. Erziehungsfachkräfte, Praktikanten, Therapeuten, Wirtschaftsfachkräfte)

Abb. 1: Arbeitsgruppen in sozialpädagogischen Einrichtungen

So bilden die Mitarbeiter der Einrichtung Haus des Kindes „Löwenzahn“ (siehe Abb. 1), in der neben Erziehungsfachkräften beispielsweise Küchenmitarbeiterinnen und zeitweise Therapeuten tätig sind, eine Arbeitsgruppe. Die Mitarbeiterinnen in der Gruppe stimmen sich untereinander ab, entwickeln gemeinsame Vorgehensweisen, übernehmen die Verantwortung für bestimmte Aufgabenbereiche usw. Die Erzieherin gibt der Logopädin beispielsweise Informationen zu Sprachauffälligkeiten von Kindern in der Gruppe und erhält umgekehrt von der Therapeutin Hinweise zur gezielten Sprachförderung bestimmter Kinder in der Gruppe. Das abgestimmte Handeln beruht auf der Umsetzung des Erziehungs- und Betreuungsauftrags und erfolgt zum Wohle des Kindes.

Im Haus des Kindes sind die Erziehungsfachkräfte mehreren Teams zugeordnet. So arbeitet Frau Ernst am Vormittag in der Bärengruppe, in der Kinder bis zum sechsten Lebensjahr betreut werden. Am Nachmittag wird Frau Ernst in einer Hortgruppe eingesetzt.

1.3    Team und Spitzenteam

Wie bei der Arbeitsgruppe steht auch im Team der Arbeitsauftrag, der gemeinsam zu erledigen ist, im Mittelpunkt. Das Team unterscheidet sich von der Arbeitsgruppe vor allem durch die ausgeprägte Leistungsorientierung und durch die emotionale Verbundenheit der Teammitglieder untereinander. Das Team steuert und intensiviert Gruppenprozesse ganz bewusst, und die Zusammenarbeit im Team regt das einzelne Gruppenmitglied zur Leistungssteigerung an.

Definition Team

Folgende Merkmale kennzeichnen ein Team:

Die Teammitglieder

  • entwickeln gemeinsame Handlungsstrategien zur Erfüllung des Arbeitsauftrags (ganzheitlicher Ansatz);
  • fällen innerhalb des Handlungsspielraums gemeinsame Entscheidungen;
  • bauen Kommunikationsstrukturen zur Abstimmung ihrer Handlungen und zur gemeinsamen Kontrolle der Arbeitsabläufe bzw. -ergebnisse auf;
  • ergänzen sich in ihren Fähigkeiten und Kompetenzen;
  • sind gleichberechtigt;
  • verfolgen gemeinsame Leistungsziele;
  • nutzen Synergieeffekte (d. h. das Team leistet mehr als die
  • Summe der Beiträge der einzelnen Teammitglieder); übernehmen gegenseitige Verantwortung.

Das Team erlebt sich als Einheit, in der jeder für den anderen einsteht und sich jeder mit seinen Stärken einbringt, um die Leistungsfähigkeit des Teams zu steigern. Für den Erfolg des Teams fühlt sich jedes Gruppenmitglied verantwortlich. So werden bei Misserfolgen oder Rückschlägen nicht Sündenböcke gesucht, sondern die Mitglieder des Teams überlegen gemeinsam, wie man aus den Fehlern lernen und Strategien zur Vermeidung der Fehler entwickeln kann. Das erfolgreiche Zusammenwirken setzt in hohem Maße Offenheit und Kommunikationsbereitschaft voraus.

Sozialpädagogische Teams

Bezüglich der Kriterien gelten für sozialpädagogische Einrichtungen einige Besonderheiten. In sozialpädagogischen Einrichtungen leiten sich die Arbeitsaufträge zunächst aus dem gesetzlich definierten Auftrag ab. Träger- und einrichtungsspezifische Ausrichtungen (z. B. kirchliche Trägerschaft, Waldorfeinrichtung, integrative Kindertagesstätte, Bewegungskindergarten) setzen Schwerpunkte innerhalb des gesetzlichen Rahmens.

Abb. 2: Teams in sozialpädagogischen Einrichtungen

Im Haus des Kindes „Löwenzahn“ (siehe Abb. 2) haben die Teammitglieder z. B. gemeinsam eine Konzeption entwickelt, die sich auf die Betreuung von Klein- und Schulkindern bezieht. Innerhalb der Einrichtung haben die Teammitglieder der Bärengruppe zu Beginn des Schuljahres Wochenpläne erstellt, die abhängig vom Stundenplan und den Interessen der Kinder z. B. Essenszeiten, Freispielangebote, Hausaufgabenzeiten und Projektangebote umfassen. Die Erziehungsfachkräfte bringen ihre Kompetenzen bei der Umsetzung des Konzepts ein, stimmen sich untereinander ab und informieren sich regelmäßig in Teamsitzungen.

Rahmenbedingungen der Teamarbeit

Wie bereits eingangs erwähnt, funktioniert Teamarbeit nicht voraussetzungslos, sondern bedarf einiger Rahmenbedingungen, damit sich die positiven Wirkungen von Teamarbeit verwirklichen können.

Gruppengröße

Die optimale Gruppengröße für effektiv arbeitende Teams liegt bei vier bis neun Mitgliedern. Diese Gruppengröße wird in Einrichtungen, abhängig von der Anzahl der Gruppen und der Aufgabenbereiche, häufig überschritten, sodass die Bildung von kleineren Teameinheiten (Bereichsteams, Gruppenteams) sowie bei Besprechungen die Entsendung von Vertretern in das Gesamtteam angebracht sind, um zu arbeitsfähigen Teamgrößen zu gelangen.

Beständigkeit

Wichtig für den Erfolg im Team ist die personelle und zeitliche Beständigkeit. Die Zusammensetzung des Teams sollte deshalb behutsam verändert werden. Nur dann kann sich die Zusammenarbeit einspielen und das Vertrauen der Teammitglieder untereinander entwickeln.

Teamsitzungen sind regelmäßig durchzuführen und sollten zu festen Zeiten angesetzt werden, damit sich die Teammitglieder auf die zeitlichen Vorgaben langfristig einstellen können.

Gleichberechtigung

Eine effektive Teamarbeit setzt voraus, dass sich die Teammitglieder als gleichberechtigt akzeptieren und sich auf Augenhöhe begegnen. Eine Hierarchiebildung, die aus dem Qualifikationsniveau, dem Alter oder der Funktion von Teammitgliedern abgeleitet wird, führt mehr oder weniger bewusst zu einer Gewichtung der Beiträge und verhindert ein unvoreingenommenes Arbeiten im Team.

Arbeitsteiliges Vorgehen

Ein Vorteil der Teamarbeit besteht in der Möglichkeit, arbeitsteilig vorzugehen, d. h. es können beispielsweise Untergruppen gebildet werden, die sich mit Themenbereichen intensiver auseinandersetzen und im Gesamtteam die Ergebnisse zur Diskussion stellen. Das Team kann Aufgaben an einzelne Teammitglieder delegieren, die für diese Bereiche die Verantwortung übernehmen. Die...

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