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E-Book

Ich muss nicht alles glauben, was ich denke

Das Grübeln beenden, gelassener leben

AutorSerge Marquis
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783641193034
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
In jeder Minute unseres Tages schwirren uns Gedanken im Kopf herum, die uns manchmal ganz wirr, traurig oder aggressiv machen. Unser Geist ist ein kleiner Diktator, der uns nach allen Regeln der Kunst traktiert und manchmal fest im Griff hat. Kurzweilig und humorvoll lädt Serge Marquis uns dazu ein, diesem Mechanismus mit ganz einfachen Mitteln auf die Schliche zu kommen. Und zwar, indem wir lernen, Gedanken als das erkennen, was sie sind - nichts als das. Gedanken sind keine Tatsachen. Es liegt an uns, ob wir ihnen Glauben schenken oder nicht. Wenn wir das verinnerlicht haben, können wir zu innerer Ruhe und Gelassenheit zurückfinden.

Der kanadische Arzt Serge Marquis hat sich auf die Gesundheit am Arbeitsplatz spezialisiert. Er berät zu diesem Thema Organisationen und hält dazu jedes Jahr mehr als 150 Vorträge. 1995 hat er seine eigene Beratungsfirma gegründet.

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Leseprobe

1 Der Grüblerich betritt die Bühne

Das Ich ist das Ergebnis einer geistigen Aktivität, die in unserem Bewusstsein ein imaginäres Wesen erschafft und am Leben hält.

Han F. de Wit

Den kleinen Hamster, der in den Köpfen von uns Menschen herumtrippelt, nenne ich den Grüblerich. Weshalb? Weil er wenig nachdenkt, aber andauernd grübelt. Sein Gegrübel beansprucht unseren Geist den lieben langen Tag. Er verurteilt, beschuldigt, kritisiert, bedauert und kaut die Dinge wieder und wieder durch. Wir alle kennen anstrengende Lebensphasen, in denen wir keinen Abstand zur Welt gewinnen können, nur noch wirre Gedanken und nutzlose Einfälle haben, zu keiner Handlung mehr fähig sind und uns weder um das eigene Wohlergehen noch um die Beziehungen zu anderen Menschen kümmern können. Sie wissen sicher, wovon ich spreche.

Man kennt den Grüblerich auch unter dem Namen Ego. Dieser Begriff bezeichnet die geistige Aktivität, die sich ab einem bestimmten Punkt ihrer Entwicklung »für ein Individuum hält«1. Mit anderen Worten: Sie hält sich für Sie, für mich, für das große Ich.

Sie brauchen den Grüblerich gar nicht erst zu suchen. Er ist nicht zu erwischen! Selbst die modernsten Apparate mit ihren dreidimensionalen Farbbildern würden in Ihrem Kopf nicht einmal die Haarspitze eines Hamsters entdecken.

Und dennoch ist er ein Monster! Dieses kleine Tierchen ist der gestrenge Zuchtmeister des Leidens, es verursacht Leid und verbreitet es. Wie bewerkstelligt der Grüblerich das? Indem er alles an sich reißt: Ich! Ich! Ich! Man muss kein Superstar sein, um ein überdimensioniertes, maßloses, aufgeblasenes, krankhaft vergrößertes Ego zu haben. Ebenso wenig braucht man komplizierte psychoanalytische Theorien, um zu erkennen, dass dieses kleine Ego nur ein hibbeliger Nager ist, der in seinem Laufrad gefangen nichts anderes von sich gibt außer: »Ich …«, »Mein …«, »Warum bekomme ich nie …?«. Oder, andersherum: »Warum muss immer ich …?«

Erinnern Sie sich an das Toilettenpapier, die Shampooflasche, den Mülleimer, den Autofahrer … Es ist immer dasselbe: Ich gegen die anderen. Und der Grüblerich verteidigt seinen Titel gegen die ganze Welt!

Die meisten Menschen wissen nicht, dass der Grüblerich in ihrem Kopf lebt. Sobald er sich in Bewegung setzt, bleibt für nichts anderes mehr Raum, weder für ernsthafte Überlegungen noch für inneren Frieden. Das Getöse des Grüblerichs besetzt unser ganzes Bewusstsein und lässt kein Eckchen mehr frei, von dem aus wir sein Treiben und die daraus folgenden Wahnvorstellungen beobachten könnten.

Kommen wir noch einmal zu dem Tagesanfang zurück, den wir vorhin beschrieben haben, dem Beginn eines gewöhnlichen Tages in einem normalen Leben. Nehmen wir jetzt auch das Tierchen in den Blick und sehen uns an, wie es uns an der Nase herumführt.

Der Grüblerich-Effekt

7:00 Uhr morgens. Wer musste noch nie eine Klopapierrolle wechseln, weil der Vorgänger es nicht getan hatte? Vermutlich niemand. Sie sehen sich nun also der leeren Rolle gegenüber. Kann es etwas Harmloseres geben als dieses Ding aus Pappe? Und doch sind Sie stocksauer und fühlen sich tief in Ihrem Innern verletzt. Das kommt daher, dass Ihr Ego gekränkt ist. Es fühlt sich vernachlässigt. Natürlich wäre das Leben leichter, wenn die Bewohner dieser Wohnung einander respektieren würden und Sie jetzt nicht die paar Schritte machen müssten, um eine neue Rolle zu holen. Diese wenigen Schritte sind geradezu eine Qual. Das eigentliche Problem liegt jedoch in Ihrem Kopf, in der Art, wie Sie reagieren. Der Hamster in Ihrem Kopf ist genervt und läuft auf Hochtouren: »Warum passiert so was immer nur mir? Warum muss ich mich um alles kümmern?«

Diese Gedanken suggerieren, dass Sie diese vermaledeite Rolle sehr wohl gewechselt hätten, denn Sie, Sie sind anders als die anderen! Sie sind nicht wie all diese Faulpelze, die nur so weit denken, wie ihre Nasenspitze reicht. Sie sind eine Ausnahme, etwas Besonderes. Sie tun, was sonst niemand tut. Sie sind stets für die anderen und ihre Bedürfnisse da. Niemals hätten Sie diese leere Papprolle in der Halterung gelassen. Nein, niemals!

Merken Sie, wie Ihr Hamster in Rage gerät?

7:10 Uhr. Die Shampooflasche ist ebenso wenig ein für Sie bestimmtes Folterwerkzeug, wie Ihre kapriziöse Tochter eine Foltermeisterin ist. Aber durch die Grübeleien, die der Hamster aus seinem Rad herausschleudert – »Warum hat sie das Shampoo nicht wieder zurückgestellt? Was ist denn mit den anderen? Was ist mit mir?« –, werden Hormone ausgeschüttet, die dann in Ihren Blutbahnen zirkulieren. Gleichzeitig treten Muskelverspannungen und andere Reaktionen auf, die Sie wieder einmal deutlich spüren lassen, in welchem Saustall Sie leben müssen. Das Toben in Ihrem Kopf hat jedoch weder mit der Shampooflasche noch mit Ihrer Tochter zu tun. Wiederum ist es Ihr Ego, das sein Recht einfordert. Es will gebührend gewürdigt werden und schimpft in einem fort: »Ich bin doch schließlich kein Möbelstück!«

Auch dieser Gedanke enthält die unausgesprochene Behauptung, dass Sie – ein über jeden Vergleich erhabenes Geschöpf – diese verdammte Shampooflasche sehr wohl zurück in die Dusche gestellt hätten. Denn Sie wissen, was sich gehört. Ihr Scharfsinn erlaubt es Ihnen, respektvolles Handeln von respektlosem zu unterscheiden, gerechtes von ungerechtem sowie gutes von schlechtem. So ist es nun einmal, Ihr außerordentliches Ego! Die anderen hingegen … alles erbärmliche Gestalten!

Und die unauffindbaren braunen Socken? Der Hühnerknochen, der den Müllsack aufgeschlitzt hat? Der Idiot, der bei Grün nicht losfährt? All das löst den Ego-Lärm aus, der in Ihrem Kopf dröhnt, keine Ruhe aufkommen lässt und jede Reflexion zunichtemacht. Dann regiert nur noch der Grüblerich mit seinen Hirngespinsten – »Meiner Frau bin ich völlig gleichgültig, meine Tochter führt sich auf wie eine Prinzessin und der Autofahrer vor mir ist ein Schwachkopf!« –, die er selbst für brillante Gedanken hält.

Die folgenden Situationen kommen Ihnen sicher bekannt vor. Anhand dieser Beispiele werden Sie rasch verstehen, dass schon ein kurzer Moment der Unachtsamkeit genügt, damit Ihr Hamster das Kommando übernimmt. Doch was für ein Segen ist es, wenn er sich wieder beruhigt!

Ein durchgeknallter Hamster

8:45 Uhr. Sie stehen vor einem Publikum. Sie halten ein Referat, präsentieren die Ergebnisse Ihrer Arbeit oder geben Unterricht – und während Sie sprechen, betritt ein Nachzügler den Raum. Alle drehen sich nach ihm um, und schon haben Sie die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer verloren. Sofort legt der Grüblerich los: »Warum glotzen die den alle so an? Diese Niete, die andauernd auffallen muss! Und mir hört keiner mehr zu!« Sie fühlen sich nicht mehr wohl in Ihrer Haut, verlieren den Faden, fangen an zu schwitzen und zu stammeln …

10:00 Uhr. Sie hören Ihre Mailbox ab. Eine Nachricht von Ihrer Mutter. Sie teilt Ihnen mit, dass Ihr Vater letzte Nacht ins Krankenhaus gebracht wurde. Nach den Abendnachrichten hat er sich plötzlich schlecht gefühlt. Man weiß noch nicht genau, was los ist. Sofort fängt der Grüblerich an zu rasen: »Ausgerechnet heute, wo ich so viel zu tun habe! Typisch für den Alten: Vermiest mir das Leben, wo es nur geht!« Ihr Kopf droht zu platzen, aber Sie finden Ihre Tabletten nicht. Wieder meldet sich der Grüblerich zu Wort: »Wer hat mir bloß meine Aspirin geklaut? Heute hat es das Leben wirklich auf mich abgesehen. Dabei habe ich ihm doch gar nichts getan! Warum ist es nur so ungerecht zu mir?«

13:00 Uhr. Sie erfahren, dass ein Kollege befördert wurde – und nicht Sie, wie Sie gehofft hatten. Dabei haben Sie im Gegensatz zu ihm unzählige Überstunden geschoben, Ihre Wochenenden für Fortbildungen geopfert und endlose Sitzungen über sich ergehen lassen. Alles vergebens. Schon fängt der Grüblerich in seinem Rad wieder an zu rennen: »Warum er? Weshalb ist er besser als ich? Dieser Schleimer! Ich hab’s ja geahnt, Wissen und Können zählen in dieser Firma nicht. Wer laut schreit, kommt weiter als einer, der vielleicht ein bisschen was draufhat!«

Kurz darauf nehmen die Grübeleien eine andere Richtung: »Ich will hier sowieso nicht mehr arbeiten. Wahrscheinlich bin ich hier auch gar nicht richtig. Mir fehlt der Antrieb, die Motivation. Und auf Anerkennung kann ich hier warten, bis ich schwarz werde!« Bei diesen Gedanken wird Ihr Herz schwer wie ein Stein.

19:00 Uhr. Sie essen mit Freunden zu Abend. Auch Roger ist da, der wie immer ohne Pause redet. Sein Leben ist eine Ansammlung von Heldentaten: Er hat den Dalai Lama getroffen, den Kilimandscharo bestiegen, den Krebs besiegt und mit Immobilien ein Vermögen gemacht. Derzeit arbeitet er ehrenamtlich auf der Palliativstation eines Krankenhauses. Heute Abend ist sein Grüblerich in Hochform: »Letzte Woche habe ich in diesem Gourmetrestaurant, das kürzlich eröffnet hat, einen 1982er Château d’Yquem getrunken. Ein göttliches Erlebnis! … Nächsten Dienstag nehme ich an einer Podiumsdiskussion über Umweltschutz teil. Ein Freund hat mich eingeladen; er meinte, er fände es gut, wenn ich mich in dieser Sache engagiere.« Während Roger weiterschwadroniert, ist Ihr Grüblerich ebenso in Fahrt: »Warum habe ich nicht so ein Leben? Ihm gelingt einfach alles. Wie mir das auf die Nerven geht! Wenn er Lotto spielen würde, hätte er auf Anhieb sechs...

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