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Impfungen 99 verblüffende Tatsachen

Klartext statt Glauben: Welche Impfungen braucht mein Kind ? - Den Impfbetr....

AutorMartina Lenzen-Schulte
VerlagTrias
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783830437437
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Dieses Buch ist Pflichtlektüre für alle Eltern, die sich kritisch fragen: Wie viele Impfungen braucht mein Kind wirklich? Sie alle finden in diesem Buch wertvolle Antworten, denn es stellt das kontroverse Thema in seiner ganzen Vielschichtigkeit dar. Alle, aber auch wirklich alle Fakten kommen auf den Tisch. Das Buch handelt die einzelnen Impfungen ab und deckt verblüffende Tatsachen auf. Zusätzlich bietet es aber auch Fakten und medizinisches Basiswissen über Krankheiten, ihre Auslöser und Folgen. Somit können sowohl Nutzen als auch das Risiko einzelner Impfungen sorgfältig abgewogen werden.Dr. med. Martina Lenzen ist Ärztin und arbeitet als Medizinjournalistin u.a. für die FAZ, Spektrum der Wissenschaft u.v.a. Sie ist Mutter von drei Kindern und lebt in der Nähe von Mainz.

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Leseprobe

Was passiert im Körper?

Der menschliche Organismus muss sich vor schädlichen Eindringlingen – Bakterien, Viren, Parasiten – schützen. Hierzu wurde ein ebenso ausgeklügeltes wie Kräfte sparendes Abwehrsystem entwickelt: Da es nicht nur eine Unzahl von Erregern gibt, sondern diese sich noch dazu andauernd verändern, schaffen es nur flexible Truppen, sich immer wieder auf neue Feinde einzustellen und diese dann zu eliminieren. Diese wandlungsfähige Einsatztruppe – die wir auch beim Impfen nutzen – wird im Wesentlichen von zwei Zelltypen, den B- und T-Lymphozyten, gestellt, die ihrerseits ein Teil der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sind.

11 Unser Immunsystem verfügt über ein ganzes Waffenarsenal

Lymphozyten sind in der Lage zu erkennen, welche Zellen und Gewebe zum Körper gehören. Die lässt man unangetastet. Werden aber Eindringlinge ausgemacht, die, wie Infektionserreger, eindeutig »fremd« sind, werden sie so schnell wie möglich unschädlich gemacht.

Was fremd ist, erkennen die Abwehrzellen an Oberflächenmerkmalen (= Antigenen) der Infektionserreger. Viele Strukturen können als Antigene wirken:

  • Eiweißstrukturen (Proteine), mit denen Bakterien zum Beispiel an Zellen andocken,
  • Vielfachzucker (Polysaccharide) aus den Kapseln um Bakterien herum,
  • aber auch einzelne Gifte, wie sie von Bakterien abgesondert werden.

Erreger können also mehrere Strukturen aufweisen, die als Antigene wirken. Es kann sein, dass ein Antigen so charakteristisch ist, dass es eine Art unverwechselbare Kennung darstellt.

Die Waffe, mit der der Körper ein Antigen bekämpft, ist der Antikörper. Er passt auf das Antigen wie ein Schlüssel ins Schloss. Antikörper sind Eiweißstoffe – sogenannte Immunglobuline – die von den B-Lymphozyten hergestellt werden – pro B-Zelle ein Antikörpertyp. B-Lymphozyten entstammen wie andere Immunzellen dem Knochenmark – täglich schleust unser Körper rund 20-mal 106 B-Zellen von dort in die Blutbahn. Mehr als 90 Prozent davon gehen nach ein paar Tagen wieder zugrunde. Verschwendung? Keineswegs. Denn hier liegt die Grundlage der Flexibilität. So gelingt es, ein Riesensortiment an verschiedenen Antikörpertypen parat zu halten.

Fresszellen, ein weiterer Teil der Abwehrtruppe, können sich fremde Eindringlinge einverleiben. Sie zerhacken diese und präsentieren einzelne Antigene dieser Erreger auf ihrer eigenen Oberfläche. Jene B-Lymphozyten, die nun zufällig passende Antikörper zu einem der Antigene herstellen, werden dann bei einem Kontakt mit der Fresszelle infolge solch einer Antigenpräsentation animiert, ihre Produktion zu vervielfachen. Sie verwandeln sich dadurch in Plasmazellen und werfen sekündlich bis zu 3000 Antikörper ins Blut. Diese Antikörper verbinden sich mit den Antigenen der Bakterien und verklumpen mit diesen. Ein solcher Antigen-Antikörper-Komplex ist nicht nur weniger schädlich, er wird auch von anderen Immunzellen erkannt und zerstört.

Ein Teil der B-Zellen, die ein Antigen erkannt haben und passende Antikörper herstellen, verwandelt sich in Gedächtniszellen. Diese fangen auch nach Jahren, wenn der Eindringling den Körper noch einmal infiziert, sofort mit der Produktion großer Antikörpermengen an. Die Infektion wird so im Keim erstickt, kann sich gar nicht erst entfalten. Das nennt man immunologisches Gedächtnis und ist im Kern das Geheimnis jeden Impfens.

T-Zellen fungieren einerseits als Helferzellen der B-Zellen – sie machen deren Antikörperproduktion noch effektiver. Sie sind andererseits selbst Killer. Denn sie tragen Antikörper fest an ihrer Oberfläche und erkennen damit auch Antigene von Fremdstoffen. Jedoch sind sie darauf spezialisiert, solche Fremdantigene des Erregers zu erkennen, die an der Zelloberfläche von körpereigenen Zellen hängen: Damit signalisieren diese Körperzellen, welch ein Problem in ihnen steckt – ein Erreger hat mich befallen. Das spielt besonders bei der Eliminierung von Viren eine Rolle, die sich in Zellen verstecken. Auch T-Zellen können Gedächtniszellen bilden, die sich später an genau diese Virusart erinnern und dann rascher als beim Erstkontakt zuschlagen.

12 Die körpereigene Abwehr braucht ein »Fahndungsfoto«

Eine Impfung macht nun aus B- und T-Zellen Gedächtniszellen, ohne dass sie mit dem echten Erreger, mit dem Wildtyp, schon einmal wirklich zu tun hatten: Sie sind wie Passkontrolleure, die von einem gefährlichen Terroristen ein Fahndungsfoto besitzen und sofort alle Einsatzkräfte zusammenrufen, wenn sie ihn sichten.

Deshalb ist der Impfstoff im Vergleich zum Wildtyp, dem echten Virus oder dem echten Bakterium, genauso ungefährlich wie ein Fahndungsfoto im Vergleich zum leibhaftigen Terroristen.

Als Impfstoff verwendet man

  • entweder lebende, abgeschwächte Erreger (Masern, Mumps, Röteln, Windpocken),
  • abgetötete Erreger (Polio- oder Grippeviren),
  • einzelne Bestandteile des Erregers (Teile der Bakterienhülle von Hämophilus influenzae, Keuchhusten, Oberflächenmoleküle des Hepatitis-B-Virus) oder
  • unschädliches Bakteriengift (Wundstarrkrampf, Diphtherie).

Dadurch wird die Immunabwehr zur Auseinandersetzung mit diesen »Fakes« angeregt und bildet Gedächtniszellen aus, die sofort ein effektives Räumkommando in Gang setzen, sobald ein lebendiger Krankheitserreger auftaucht.

Ein immunologisches Gedächtnis bildet sich aber umso eher, je länger und intensiver sich die Abwehrtruppen mit dem Feind auseinandersetzen konnten. Lebende Erreger vermehren sich noch eine Zeit lang, abgeschwächte schon weniger, tote gar nicht. Fazit: Eine Impfung ist zwar weniger gefährlich, aber im Hinblick auf das Fahndungsfoto auch weniger effektiv als eine Wildtypinfektion. Das kann man teilweise ausgleichen (siehe Nr. 33). Außerdem wirkt jeder erneute Feindkontakt stimulierend. Der Erregerkontakt nach einer Impfung heißt »Boosterung« und frischt das Gedächtnis des Immunsystems auf. Eine künstliche Boosterung ist die Auffrischungsimpfung: Sie ist umso eher nötig, je weniger vom Wildtyperreger in der Bevölkerung kursiert und je seltener deshalb mit einer natürlichen Boosterung zu rechnen ist.

13 Besonderheiten bei Säuglingen

So ein Baby erweckt in vielem den Eindruck der Hilflosigkeit. Man fragt sich unwillkürlich, wie es sich wohl nach der Geburt gegen gefährliche Keime wehren kann. Eigentlich schon sehr gut. Denn selbst das Ungeborene im Mutterleib könnte schon Antikörper bilden, tut es aber nicht. Der Feind fehlt, da es in einer fast sterilen Umgebung schwimmt. Zudem erhält es als Dreingabe etwa vier Wochen vor der Geburt von der Mutter über die Plazenta eine Menge von deren eigenen Antikörpern. Die nimmt es mit in die Welt nach der Geburt und zehrt sie langsam auf – im Laufe der ersten Lebenswochen und Monate.

Einige Unreifen sind allerdings vorhanden, die die Auseinandersetzung mit manchen Erregern erschweren:

  • Kinder unter 18 Monaten bilden noch keine B-Gedächtniszellen gegen Polysaccharidantigene, wie sie in den Bakterienkapseln mancher Erreger vorkommen. Das betrifft vor allem die Erreger der Hirnhautentzündung. Das heißt, hier entsteht nach der Impfung gegen Polysacharidantigene kein Fahndungsfoto. Das erklärt auch, warum gerade Säuglinge und Kleinkinder so anfällig für diese Erregertypen sind.
  • Die Antikörperantwort von Neugeborenen ist noch sehr kurzlebig, weil im Knochenmark noch nicht genügend Signalstoffe hergestellt werden, die für das Überleben der B-Lymphozyten wichtig sind.
  • Schließlich sind ihre Fresszellen noch nicht so leicht reizbar, reagieren träger als die des Erwachsenen.

14 Das kindliche Immunsystem ist bereits sehr leistungsfähig

Müssen wir als Eltern also fürchten, wegen dieser Schwachstellen im kindlichen Immunsystem könne ein Baby so früh nicht mit so vielen Impfungen fertig werden? Doch, kann es trotzdem! Schon der Säugling nimmt es spielend mit einer Vielzahl von Erregern auf. Denn die oben angeführten Einschränkungen betreffen nur bestimmte Sektionen des Immunsystems. Wenn ein Impfstoff durchschnittlich 100 Antigene enthielte, könnten Kinder etwa mit 10 000 Impfungen auf einen Schlag fertig werden.

Dass zu viele Impfungen auf einmal den kindlichen Organismus überforderten, stimmt deshalb nicht, denn:

Die elf Impfungen, die wir als Grundimmunisierung (ohne Windpocken) verabreichen, beschäftigen gerade mal 0,1 Prozent des Immunsystems. Zudem konnte die Zahl der Antigene in Impfstoffen deutlich verringert werden. Das gelang beispielsweise durch verbesserte Zusatzstoffe, durch die man es schafft, eine stärkere Immunantwort mit deutlich weniger Antigenen hervorzurufen. 1960 enthielt die Kombinationsimpfung gegen Tetanus, Kinderlähmung, Diphtherie und Keuchhusten etwas mehr als 3200 als Antigene wirkende Eiweiße. Heute wird gegen mehr als doppelt so viele Infektionen geimpft. Dennoch hat der Körper dabei nur noch 125 Antigene zu verarbeiten.

15 Impfen funktioniert sogar direkt nach der Geburt

Auch ein anderes Beispiel belegt, dass das Abwehrsystem des Ungeborenen schon sehr effektiv arbeitet. Bereits unmittelbar nach der Geburt kann eine Impfung funktionieren. Manche Neugeborenen bedürfen zum Beispiel eines Sofortschutzes – wenn etwa die Mutter mit Hepatitis B infiziert ist. Dann...

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