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Ist es wahre Leidenschaft ... oder nur erhöhter Blutdruck?

Gute Gründe, das Alter nicht zu ernst zu nehmen

AutorIngo Froböse, Peter Großmann
VerlagVerlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl190 Seiten
ISBN9783838716060
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR

Wieso haben wir nur alle so schreckliche Angst vor dem Alter? Müssen wir wirklich scheintot im Rollator dahinsiechen bis uns der Fährmann ruft?

Alles Quatsch, meinen Peter Großmann und Ingo Froböse. Weil die beiden Sport-Koryphäen langsam aber sicher die eigene Jugend hinter sich lassen, haben sie irgendwann begonnen, sich intensiv mit dem Phänomen Alter auseinanderzusetzen.

Für uns haben Sie nun die verblüffendsten Studien und Fakten zusammengetragen, die beweisen: Alter bedeutet nicht nur Verlust. Neben ungeahnter geistiger Fitness, dem besten Sex unseres Lebens und besserer Laune, erwartet uns sogar so etwas wie eine zweite Pubertät ...

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Leseprobe

Kapitel 2

Das tut man doch nicht mehr! –
Weshalb Sex auch im Alter noch Spaß macht


»Aus den Träumen des Frühlings wird im Herbst Marmelade gemacht«, hat ein poetischer Kopf mit Namen Peter Bamm einmal gesagt. Womit wir sofort beim Thema sind:

Wäre das nicht eine schöne Vorstellung: Nach den Frühlingsgefühlen und der Sturm-und-Drang-Zeit wird im Alter geerntet. Und lecker wird es und ... süß! Welch eine Verheißung! Schlecken wir uns, wie es in dem Film 9 ½ Wochen Kim Basinger und Mickey Rourke tun, die süßen Säfte von unseren immer noch straffen Körpern und fallen übereinander her. Stopp! Ich schweife ab. Altherrenträume. Das ist was für die Jugend. Wir sind anders.

Ich muss daran denken, was ich in der Zeitung las: Im malaysischen Bundesstaat Terenggau scheint es nicht weit her zu sein mit Marmelade und süßer Verführung. Hohe Scheidungsraten und eine schwindende Lust auf »Nascherei am Partner« führen zu extrem hohen Scheidungsraten im Alter. Jede dritte Ehe scheitert. Die schlauen Behörden erkannten schnell, dass möglicherweise die Unlust am Sex eine große Rolle bei den Trennungen spielen könnte, denn die Partner schliefen oftmals in getrennten Schlafzimmern.

Ein Beamter der staatlichen Stiftung für Familienförderung hatte daraufhin eine Idee, wie man »die Dinge weiter aufregend hält«. Wochenendseminare sollen den Ehepartnern neue Lust am Sex vermitteln. So sollen frischvermählte Paare »Sexkurse« bekommen. Zerstrittenen Paaren und solchen, die von der Trennung bedroht sind, werden sogar zweite Flitterwochen auf einer Ferieninsel spendiert. Vielleicht gibt es zum Frühstück dann ja Marmelade.

Ja, es gibt schon skurrile Geschichten zwischen Midlife-Crisis und Vergreisung. Und die meisten denken, damit hätten sie nichts zu tun. Doch gerade beim Thema Sex und – sagen wir mal vorsichtig – zeitlich fortgeschrittener Lebenszeit kommen die Einschläge schneller näher als man denkt. Auch wenn Sie zurzeit noch dazu neigen, sich über die, die darüber reden und nachdenken, zu amüsieren. Frei nach dem Motto: Ich habe da keine Probleme. Ich bin ein Stier, meine Frau findet mich super, und wir kommen tagelang gar nicht aus den Betten. Wie bitte? Wer soll Ihnen das denn glauben?

Wenn man über Sex und Lust und das fortschreitende Alter sprechen möchte, fällt doch vor allem auf, dass meist niemand mehr darüber redet, weil es zu peinlich ist, den aktuellen Wahrheiten ins Gesicht zu sehen.

Denn in Wahrheit sieht es doch so aus: Mit fünfzig kurz vor dem Exitus ist an Sex nicht mehr zu denken. Mann kann nicht, Frau will nicht. So die einfache Gleichung, die es auch in der anderen Version gibt: Mann will nicht mehr (mit der eigenen Frau) und schaut sich nach jüngeren Frauen um, und Frau kann nicht. Was bei diesen Männern ja vielleicht auch verständlich ist.

Hunde, die bellen ... –
Viagra und andere Versprechungen


Dabei gehört der Sex zu unserem Leben und dem der Tiere, was uns hier und da interessante Einblicke eröffnet. So paart sich der Löwe in der dafür vorgesehenen Zeit (das gibt es bei uns nicht, so eine reine »Paarungszeit«) ungefähr 500-mal, eine Schimpansin kommt auf 135-mal. Dann ist aber erst einmal Schluss. Soll ja schließlich was dabei herumkommen. Nachwuchs!

Neidisch könnten wir auch auf Nashörner schauen, die ungeniert mehrmals täglich stundenlange Paarungsakte mit einem über 100 Zentimeter langen Penis vollführen und damit den Wunsch vieler Menschen wecken, sich davon eine Scheibe abschneiden zu dürfen.

Dafür gibt es im Tierreich allerdings auch bestimmte Sexualpraktiken, die uns Menschen fremd sind, so hoffe ich zumindest. Weinbergschnecken zum Beispiel schießen ihren Partnern zur sexuellen Stimulation einen sogenannten Liebespfeil in den Körper. Um Nebenbuhlern den Fortpflanzungserfolg zu verbauen, legen männliche Maulwürfe ihren Weibchen biologische Keuschheitsgürtel an, indem sie nach dem Akt die Geschlechtsöffnungen der Weibchen mit einem Pfropfen verschließen.

Wir Menschen machen es anders, und der größte Unterschied ist vielleicht, dass es bei uns eigentlich auch Spaß machen soll.

Im Durchschnitt paart sich der Mensch 1,5-mal die Woche, also sechsmal im Monat, 72-mal im Jahr. Da würde der Löwe aber drüber lachen. Wahrscheinlich würde er einen so untertourig liebenden Artgenossen gleich mal zum Tierarzt schicken. Wobei wir Deutschen da noch über dem Schnitt liegen. Laut einer Studie eines Kondomherstellers machen es die Deutschen 97-mal im Jahr, liegen aber weit hinter den ansonsten so prüden Amerikanern zurück, hier wird ein Spitzenwert erzielt, 128-mal, Weltrekord sozusagen. Aber auch über die Amerikaner würde der Löwe nur müde gähnen und dabei die anderen Löwen im Rudel gut im Auge behalten. Denn die dürfen im Tierreich nicht zur Löwin, wenn der Chef nicht will. Kann schließlich nur einer das Rudel führen, da gibt es klare Regeln.

Wir Menschen hingegen leben nicht im Rudel und können denken. Und was denken wir so? Zum Beispiel, dass alle anderen es häufiger tun als wir. Neid! Und damit setzen wir uns mächtig unter Druck. Will man jedoch nur der Statistik nacheifern und wenigstens zweimal im Monat in Sachen Sex dazugehören, macht man vermutlich schon alles falsch. Denn Psychologen und Forscher betonen, dass die Qualität eigentlich wichtiger sei als das Abhaken der Pflicht.

Die Verfügbarkeit von Lustobjekten scheint der Schlüssel zum Schloss. Denn wo kein Partner ist, da ist auch keine Gelegenheit. So haben Singles viel weniger Sex als Eheleute, die aber deutlich weniger als nicht verheiratete Paare. Das ist aber nicht schlimm und macht auch nicht krank, wie Forscher in den USA herausfanden. Denn Abstinenz mag für einige jenseits aller Vorstellungskraft sein, ist aber für das allgemeine Befinden eher folgenlos. Die Fähigkeit, einkaufen zu gehen oder sein Auto zu betanken, beeinflusst das jedenfalls nicht. Man wird auch nicht häufiger krank, hat öfter schlechte Laune oder leidet vermehrt an psychischen Störungen. Sonst müssten Priester und Nonnen ja zu den meist schlecht gelauntesten Menschen überhaupt gehören.

Noch etwas fanden die Forscher heraus. Je länger man keinen Sex hat, desto geringer das Bedürfnis danach, allerdings geht das Lustsystem nur auf Standby. Was ja auch Sinn macht, falls es dann doch mal sein muss. Dann hat man wenigstens nicht vergessen, wie es geht. Und wenn man doch mal will und ein Partner ist gerade nicht zur Hand, kann man ja diese zu Hilfe nehmen. Denn wie sagte schon der Schauspieler, Regisseur und Sexperte Woody Allen: »Masturbation ist schließlich Sex mit jemandem, den man, wirklich liebt!«

Ist also eigentlich alles so weit in Ordnung, oder? Scheint es aber dann nicht mehr zu sein, sobald man anfängt zu denken, andere hätten mehr und öfter Sex als man selbst. Gerade auf Partys und in geselligen Runden wird gerne mal geprahlt und so mancher Witz gerissen, der die Gürtellinie deutlich unterschreitet. Das verbuchen dann Experten unter der Rubrik »Hunde, die bellen, beißen nicht«. Soll heißen: Wer am lautesten drüber redet, hat oft die meisten Probleme. Nicht immer, aber immer öfter.

Denn eigentlich redet man über das Thema Sexualität im reiferen Alter sowieso nicht, es ist eben ein Tabuthema.

Und auch das hängt mit den gängigen Vorstellungen zusammen. Dem höheren Alter werden auch heute noch viele Dinge zugeschrieben, aber eben nicht der Hang zum Kamasutra. Kulturbeflissenheit, viel reisen, der gute Wein zum guten Essen, Geselligkeit und Weisheit sind die Dinge, die die reifere Jugend zieren, nicht der Hang zur körperlichen Lust. Kaffeekränzchen statt Körpersäfte, um es mal deutlich auszudrücken.

Vor allem Jüngere meinen, Sex gehöre sich im Alter nicht mehr. Ein Punkt, den man sicher aus seiner eigenen Biographie kennt. Welcher Teenager konnte sich damals wirklich vorstellen, dass die eigenen Eltern den eingesprungenen Doppelachsel praktizieren. Ein Gedanke, der zumindest komisch war. Nur das Wissen darum, dass die eigene Existenz ja auch mit den Eltern begann, schien zu bestätigen, dass es tatsächlich mal passiert sein musste.

Auch wenn sich vieles im Laufe der Jahre geändert hat, die öffentliche Bilderwelt setzt immer noch Jugendlichkeit mit Schönheit gleich und Alter mit Verfall. Josef Christian Eigner, Professor für Psychosoziale Arbeit an der Uni Innsbruck, sieht darin den Grund, dass Sexualität immer noch ein Privileg der Jugend ist. Der Jugendlichkeitskult belaste die Sexualität im Alter:

»Als einziges Schönheitsideal das Bild des straffen, schönen Körpers gelten zu lassen, ist eine Herabwürdigung, eine Dauerentwertung des Alters. Es entsteht der ungeheure Stress, jung bleiben zu müssen. Das trifft vor allem auch die Männer, die denken, sie müssten im Falle der Lustlosigkeit medikamentös nachhelfen, wenn der Körper nicht mehr funktioniert wie mit zwanzig.«

Doch viele Psychologen bestätigen, dass Viagra und Potenzpillen eher eine Art Defizitbestätigung sind. Besser wäre es Männern zu bestätigen, dass es normal ist, wenn die Erektion nicht mehr so voll und prall ist. Dann gibt es auch keinen Erwartungsdruck und keine Versagensängste mehr. Genauso wenig wie im Alter sexuell aktive Männer als »lüsterne Greise« darzustellen, ist es nicht sinnvoll, Potenzmittel und Hormone unkritisch einzunehmen.

Hormone als Unterstützung für den schwächelnden Johannes scheinen nämlich eher sinnlos zu sein. Laut einer Studie der University of Manchester ist nicht der Testosteronmangel schuld an...

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