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Jakob und Esau im Religionsunterricht der Grundschule: Exegetische und bibeldidaktische Perspektive

exegetische und bibeldidaktische Perspektive

AutorSimone Hornung
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl169 Seiten
ISBN9783638695831
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Didaktik - Theologie, Religionspädagogik, Note: 2,0, Pädagogische Hochschule Karlsruhe (Katholische Theologie / Religionspädagogik), 42 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Jakob wird zusammen mit Abraham, Isaak und den zwölf Söhnen Jakobs als Stammväter oder Patriarchen des Volkes Israel bezeichnet. Esau findet man in der Auflistung dieser Stammväter nicht. Die Erzählung über Jakob und Esau im Buch Genesis des Alten Testamentes ist der nächste große Abschnitt der Patriarchengeschichte. Die Erzählung scheint eine zusammenhängende Geschichte zu sein, in deren Vordergrund das Widereinander von Jakob und Esau steht. In der Literatur bezeichnet man diesen Teil der Patriarchenerzählung gerne als 'Jakobsgeschichte'. Wie die Bezeichnung 'Jakobsgeschichte' schon vermuten lässt erfährt der Leser in diesem Teil der Patriarchenerzählung nicht viel über Esau. Jakob hingegen begleitet uns durch die Erzählung wie ein 'roter Faden'. Im ersten Kapiteln werden die einzelnen Abschnitten von Gen 25-36 genauer betrachtet und mit Hilfe unterschiedlicher Kommentare gedeutet, d.h. es wird eine historisch-kritische Exegese vorgenommen. Im zweiten Kapitel werden die einzelnen Ansätze der Bibeldidaktik näher erläutern und der Ansatz von Ingo Baldermann etwas ausführlicher dargestellt. Vor allem den Ansatz der Psalmendidaktik wird etwas näher in Augenschein genommen. Im dritten Kapitel geht es dann um die Umsetzung im Unterricht. Fragen die dort beantwortet werden sollen, sind: 'Welche Abschnitte der Jakob-Esau Erzählung eignen sich für den Unterricht?' 'Welcher Ergebnisse der historisch-kritischen Exegese sind für die Kinder von Bedeutung?' und 'Wie lassen sich die Themen im Unterricht umsetzen?'. 'Welche Ziele könnte die Lehrplaneinheit haben?'

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Leseprobe

Einleitung


Jakob wird zusammen mit Abraham, Isaak und den zwölf Söhnen Jakobs als Stammväter oder Patriarchen des Volkes Israel bezeichnet. Esau findet man in der Auflistung dieser Stammväter nicht. Es fällt schwer diese Erzählung geschichtlich und geographisch einzuordnen, weil man nicht viel darüber weiß. Auch die Bibelstellen geben keine genauen Hinweise. „Als Zeit der Patriarchen kommt die ganze Spanne zwischen dem 18. und 13. Jahrhundert v. Chr. in Frage. Der Lebensraum der Urväter erstreckt sich vom Zwei-Strom-Land (Griechisch: Mesopotamien) bis nach Ägypten. Haran in Nordmesopotamien gilt den meisten biblischen Texten als Stadt Abrahams, dort vernimmt dieser den Ruf Gottes nach Kanaan (das spätere Israel) auszuwandern. In Ägypten schließlich finden die Patriarchenerzählungen mit dem Aufstieg Josephs am Hof des Pharaos ihr Ende.“ 1 Die Erzählung über Jakob und Esau im Buch Genesis des Alten Testamentes ist der nächste große Abschnitt der Patriarchengeschichte. Die Erzählung scheint eine zusammenhängende Geschichte zu sein, in deren Vordergrund das Widereinander von Jakob und Esau steht. In der Literatur bezeichnet man diesen Teil der Patriarchenerzählung gerne als „Jakobsgeschichte“. Aber eigentlich beginnt diese Erzählung mit den Worten „Und das ist die Geschlechterfolge nach Isaak“, und endet mit dem Tod Isaaks. „So liegt es doch viel näher, das Ganze in der Absicht der Sammler doch eigentlich als eine Isaaksgeschichte zu verstehen.“ 2 Nach von Rad müsste man dann konsequent bleiben und die „Josephsgeschichte“ als „Jakobsgeschichte“ bezeichnen.

Wie die Bezeichnung „Jakobsgeschichte“ schon vermuten lässt erfährt der Leser in diesem Teil der Patriarchenerzählung nicht viel über Esau. Jakob hingegen begleitet uns durch die Erzählung wie ein „roter Faden“. Über Esau wird nur berichtet, wie er gegen seinen Bruder kämpft, in Gen 28, 8-9 wird kurz seine Heirat erwähnt und dann taucht er erst wieder in Gen 32, 2 auf, als Jakob die Versöhnung mit Esau wünscht. Ansonsten erfährt der Leser wie Jakob flieht und das erste Mal Gott begegnet, wie Jakob durch Laban betrogen wird und wie die beiden Schwestern Rahel und Lea um die Gunst von Jakob ringen. Erst nach dieser langen Erzählperiode treffen die beiden Brüder wieder aufeinander.

In der Literatur wird die „Jakobsgeschichte“ in „vier Hauptbestandteile unterschieden: 1. Die Erzählung von Jakob und Esau; 2. Jakob und Laban; 3. Gotteserscheinungen und Heiligtümer; 4. Geschichten von den Kindern Jakobs.“ 3

Im ersten Kapiteln möchte ich mich nun eingehender mit den einzelnen Abschnitten von Gen 25-36 beschäftigen, d.h. eine historisch-kritische Exegese vornehmen. Hier muss wohl der Begriff Exegese zunächst ausführlicher erklärt werden. „Das Wort kommt aus dem griechischen und bedeutet Erklärung, Auslegung. Die Exegese ist die Auslegung von Texten, besonders von Gesetzestexten und der biblischen Schriften. Die biblische Exegese zielt darauf, Bedeutung und Sinn des in den Texten Gemeinten zu verdeutlichen. Hauptprobleme dieser Bemühung sind zum einen der überlieferte normative Charakter der biblischen Schriften als Heilige Schrift (die Texte gelten als Offenbarung und sprechen damit für sich selbst, bedürfen also keiner Auslegung), zum anderen die hermeneutische Problematik, dass die Texte Zeugnis für eine bestimmte geschichtliche Situation sind, gleichwohl für allgemein gültig gehalten werden, d.h. auch für alle Zeiten in gleicher Weise verbindlich.“ 4 Bei der Bearbeitung des ersten Kapitels standen drei Fragen im Mittelpunkt: „Wie ausführlich muss eine Religionslehrerin oder Religionslehrer über diese Erzählung Bescheid wissen?“, „In wieweit können diese Erkenntnisse im Unterricht verwendet werden?“ und „Welche Abschnitte der Erzählung eignen sich für den Unterricht?“ Die dritte Frage wird nochmals in Kapitel 3 aufgegriffen und dort ausführlicher behandelt.

Im zweiten Kapitel werde ich die einzelnen Ansätze der Bibeldidaktik näher erläutern und einen Ansatz, den von Ingo Baldermann etwas ausführlicher darstellen. Vor allem den Ansatz der Psalmendidaktik möchte ich etwas näher betrachten.

Auch hier standen Fragen im Mittelpunkt der Ausarbeitung. „Wie sehen die einzelnen Ansätze der Bibeldidaktik aus?“ und „Welcher Ansatz ist für die Grundschule geeignet, welcher nicht?“

Im dritten Kapitel geht es dann um die Umsetzung im Unterricht. Fragen die dort beantwortet werden sollen, sind: „Welche Abschnitte der Jakob-Esau Erzählung eignen sich für den Unterricht?“ „Welcher Ergebnisse der historisch-kritischen Exegese sind für die Kinder von Bedeutung?“ und „Wie lassen sich die Themen im Unterricht umsetzen?“. „Welche Ziele könnte die Lehrplaneinheit haben?“

Kapitel 1: Jakob und Esau- eine Exegese

„19 Und das ist die Geschlechterfolge nach Isaak, dem Sohn Abrahams: Abraham zeugte Isaak. 20 Isaak war vierzig Jahre alt, als er Rebekka zur Frau nahm. Sie war die Tochter des Aramäers Betuël aus Paddan-Aram, eine Schwester des Aramäers Laban. 21 Isaak betete zum Herrn für seine Frau, denn sie war kinderlos geblieben, und der Herr ließ sich von ihm erbitten. Als seine Frau Rebekka schwanger war, 22 stießen die Söhne einander im Mutterleib. Da sagte sie: Wenn das so ist, was soll dann aus mir werden? Sie ging, um den Herrn zu befragen. 23 Der Herr gab diese Antwort: Zwei Völker sind in deinem Leib, zwei Stämme trennen sich schon in deinem Schoß. Ein Stamm ist dem andern überlegen, der ältere muss dem jüngeren dienen. 24 Als die Zeit ihrer Niederkunft gekommen war, zeigte es sich, dass sie Zwillinge in ihrem Leib trug. 25 Der erste, der kam, war rötlich, über und über mit Haaren bedeckt wie mit einem Fell. Man nannte ihn Esau. 26 Darauf kam sein Bruder; seine Hand hielt die Ferse Esaus fest. Man nannte ihn Jakob (Fersenhalter). Isaak war sechzig Jahre alt, als sie geboren wurden“ 5 .

Die vier Quellen:

Jahwistische Tradition: „Die jahwistische Tradition nennt Gott „Jahwe“. Sie hebt seine Nähe zum Menschen hervor- die beiden reden miteinander von Person zu Person. Diese Überlieferung setzt vielleicht schon zur Zeit Salomons (ca. 950 v. Chr.) am Jerusalemer Königshof ein“ 6 . Exegeten gehen davon aus, dass diese Überlieferung die älteste und wichtigste ist.

Elohistische Überlieferungsschicht: „Die elohistische Tradition nennt ihren Gott „Elohim“. Sie betont stärker den Abstand Gottes vom Menschen und lässt seine Stimme

vom Himmel her ertönen. Das Werk ist vermutlich um 750 v. Chr. begonnen worden, nachdem die Einheit des Reiches nicht zuletzt durch den Streit um die Königsherrschaft zerbrochen war“ 7 .

Deuteronomische Schule: „Die deuteronomische Schule hat nicht nur sehr alte Traditionen überarbeitet und das Buch Deuteronomium gestaltet, sondern auch eigene geschichtliche Bücher geschaffen. Die Zerstörung des Südreiches und die Verbannung ins babylonische Exil im 6. Jahrhundert v. Chr. haben zwangsläufig in eine Glaubenskrise geführt. (...) Die gesamte Geschichte Israels mit seinem Gott muss neu bedacht werden“ 8 .

Priesterschriftliche Schule: „Die priesterschriftliche Schule wurzelt ebenfalls im Exil und findet vor 450 v. Chr. in Palästina ihre Vollendung. (...) Die Priester im Exil sind überzeugt: Der Mensch kann die Schöpfungsordnung erkennen. Er soll sie anerkennen und sich in seinem Verhalten aus innerer Überzeugung nach ihr richten, weil sie dem Leben dient“ 9 . In Genesis 25, 19-26 finden wir zwei Quellen, die Priesterschriftliche Schule und die jahwistische Tradition. Im Buch „Das Alte Testament Deutsch; Das erste Buch Mose“ übersetzt und erklärt von Gerhard von Rad kann man gut erkennen, aus welcher Quelle der jeweilige Vers stammt, da Gerhard von Rad die Verse in verschiedenen Schriftarten niedergeschrieben hat.

Die Autoren der verschiedenen Kommentare, wie zum Beispiel Hans Jochen Boecker in „1. Mose 25, 12-37,1 Isaak und Jakob“ und Gerhard von Rad in „Das alte Testament Deutsch; Das erste Buch Mose“, sind sich einig, dass die Verse 19-20 und der Vers 26b aus der priesterschriftlichen Überlieferung stammen. „Eingeleitet wird diese „Jakobsgeschichte“ durch ein Stück aus dem priesterschriftlichen Toledot-Buch, dem auch Vers 26b entnommen ist“ 10 , schreibt Gerhard von Rad. Von Rad ist auch der Auffassung, dass es in der Priesterschrift einen Vermerk über die Geburt der Zwillinge gegeben haben muss, der allerdings bei der Zusammenfassung der einzelnen Quellen für dieses Kapitel gestrichen worden ist, weil in der jahwistischen Überlieferung die Geburt ausführlicher beschrieben worden ist. Auch Jan Alberto Soggin ist in...

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