Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Pädagogik - Interkulturelle Pädagogik, Note: sehr gut, Universität zu Köln (Seminar für Pädagogik), Veranstaltung: Methoden interkultureller Bildung, Sprache: Deutsch, Abstract: Um kulturelle Transformationen näher betrachten zu können, ist zunächst eine grobe Erläuterung des Kulturbegriffs notwendig. Nach Auernheimer (1990) lässt sich Kultur anhand dreier Funktionen knapp zusammenfassen:
-ihr ist ein symbolischer Charakter innerhalb von Kommunikation und Repräsentation eigen
-sie hat eine Orientierungsfunktion bezogen auf menschliches Handeln
-durch eine Identitätsfunktion ermöglicht sie soziale Verortung sowie Differenzierung gegenüber anderen Lebensentwürfen
Das heißt, Kultur umfasst die Gesetze nach denen menschliches (Zusammen-) Leben geregelt ist (vgl. Auernheimer 1990, S. 73).
Alltagskulturen müssen diese Funktionen erfüllen können, auch wenn sich die äußeren Bedingungen eines Individuums ändern. Sie sind generell heterogen, prozesshaft und dynamisch. Bei einer erlebten Veränderung der Lebensverhältnisse wird eine Neuorientierung des Individuums notwendig. 'Die Menschen werden genötigt, sich mit ökonomischen und sozialen Strukturveränderungen auseinander zu setzen und neue angemessene kulturelle Formen zu finden' (Auernheimer 1990, S. 75). Da moderne Gesellschaften sich in stetigen Wandlungsprozessen befinden, arbeiten alle Menschen fortwährend an ihrer Kultur. Selbstverständnis und Lebensentwürfe müssen an den sich ändernden Rahmenbedingungen ausgerichtet werden, dabei entscheidet vorwiegend die lebenspraktische Relevanz über eine Aktualisierung oder Neuschöpfung kultureller Inhalte und Formen. Lösungen sind auch unter Rückgriff auf Traditionen oder der Übernahme von Elementen aus anderen Kulturen möglich. Hierbei gilt: nur das wird übernommen, was eine Lösung für die aktuelle Problemlage verspricht. Gewohnte oder tradierte Lebensstrategien müssen also bewusst hinterfragt und aktiv verändert werden. 'Die Erfahrung von Veränderung verlangt eine aktive Antwort; sie verlangt dem Individuum ab, sich seinen besonderen Weg durch die Gesellschaft zu suchen' (Schiffauer 1991, S. 162). Dies betrifft Werte und Einstellungen ebenso wie soziales Rollenverhalten und gesellschaftliche Organisation. So kann die subjektive Funktion von Religion ebenso einer kulturellen Transformation unterworfen sein wie z.B. familiäre Rollensysteme einschließlich Erziehungsvorstellungen und -praktiken; oder die traditionelle Geschlechtertrennung und Aufgabenteilung innerhalb einer sozialen Gruppe abgelöst werden durch pragmatischere, flexiblere Auslegungen wenn die Rahmenbedingungen dies erforderlich machen (vgl. Auernheimer 1990, S. 77).
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