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Kulturelle Unterschiede in der Europäischen Union

Ein Vergleich zwischen Mitgliedsländern, Beitrittskandidaten und der Türkei

AutorJürgen Gerhards
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl318 Seiten
ISBN9783531900698
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis40,00 EUR
Die Europäische Union hat sich inneralb von wenigen Jahren von 15 auf 25 Mitgliedsländer erweitert und wird die Anzahl der Länder in den nächsten Jahren weiter ausdehnen.
Passen die neuen Länder kulturell zum Selbstverständnis der EU oder führt die Erweiterung zu einer kulturellen Überdehnung? Die Untersuchung beschreibt auf der Basis der Auswertung von Umfragedaten die kulturellen Unterschiede zwischen den Ländern und versucht, die Unterschiede in den Werteorientierungen der Bürger zu erklären.

Professor Dr. Jürgen Gerhards ist Inhaber des Lehrstuhls für Makrosoziologie am Institut für Soziologe der Freien Universität Berlin.
Michael Hölscher ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig.

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Leseprobe
5. Wohlfahrtsstaatliche Ideen in der Europäischen Union (S. 175-176)

Unter Wohlfahrtsstaat versteht man diejenigen staatlichen Interventionen und Maßnahmen, mit deren Hilfe zwei Ziele erreicht werden sollen: die Herstellung sozialer Sicherheit und die Verminderung von sozialer Ungleichheit. Wohlfahrtsstaatliche Maßnahmen haben primär die Funktion, Dysfunktionen des Marktes zu kompensieren. In der sozialwissenschaftlichen Literatur besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass der „Sozialstaat eine institutionelle Anpassung an Modernisierungsprozesse darstellt, deren zentrale Elemente der demographische Wandel, die Industrialisierung und die Demokratisierung sind.

Sozialstaatliche Programme sind in dieser Perspektive Losungsversuche von im Modernisierungsprozess auftretenden Problemen" (Alber, Behrendt und Scholkopf 2001: 654f.). Durch die Trennung von Arbeit und Familie sind neue Risiken entstanden, deren Absicherung den Kern des Wohlfahrtsstaates ausmachen (Alber 1989: 30ff., Girvetz 1972). Hierzu zahlt insbesondere der Schutz vor den Folgen von Erwerbsunfähigkeit, etwa durch Alter oder Krankheit (Guillemard 2001:16418). Die Entwicklung des modernen Wohlfahrtsstaates beginnt am Ende des 19. Jahrhunderts mit der Einführung gesetzlicher Sozialversicherungssysteme in mehreren europäischen Ländern.

Der eigentliche Expansionsschub des Wohlfahrtsstaates findet in allen westlichen Ländern nach dem 2. Weltkrieg in den 50er und 60er Jahren statt, allerdings für die verschiedenen Länder auf einem unterschiedlichen Niveau. In der international vergleichenden Forschung gingen die ersten Ansatze von einer Konvergenzthese aus. Die zugrunde liegende Annahme war, dass sich mit der Steigerung der Wirtschaftskraft der Länder auch die Ausgaben für die soziale Sicherung erhöhen würden (Wilensky 1975). Weitere Forschungen haben aber gezeigt, dass sich sowohl die Intensität als auch die Extensität des Wohlfahrtsstaates (Roller 1992) in den verschiedenen Ländern, auch unabhängig von der Wirtschaftskraft, deutlich unterscheiden.

Um die Unterschiede der Wohlfahrtsstaaten zu beschreiben, sind verschiedene Typologien entwickelt worden. Am prominentesten ist in diesem Zusammenhang die Typologie von Gosta Esping-Andersen (1990), der drei verschiedene Wohlfahrtsstaatsmodelle unterscheidet. Er differenziert bekanntlich zwischen einem sozialdemokratischen (z. B. Schweden), einem konservativen (z. B. Deutschland oder Italien) und einem liberalen Regime (z. B. USA).2 Edeltraud Roller (2000a) knüpft in ihren Arbeiten an diese Modellvorstellungen an, entwickelt aber dann eine eigenständige Typologie, die sich für die Messung der Einstellungen der Burger zum Wohlfahrtsstaat bewahrt hat.

Roller unterscheidet vier verschiedene Modelle von Wohlfahrtsstaaten. Diese unterscheiden sich durch die Anzahl der Bereiche, die vom Staat per Interventionsmaßnahme geregelt werden, Dabei nimmt die Anzahl der Bereiche, die reguliert werden, von Modell zu Modell kontinuierlich zu: Das liberale Modell ist dadurch gekennzeichnet, dass der Staat allein die Verantwortung für die Sicherung des Einkommens in Risikofallen (Krankheit, Alter, Arbeitsunfähigkeit) übernimmt.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
1. Fragestellung und konzeptioneller Rahmen8
1.1 Der Ausgangspunkt8
1.2 Die Fragestellung12
1.3 Der konzeptionelle Rahmen17
1.4 Zur Methodik der Studie44
1.5 Zusammenfassung54
2. Religion im erweiterten Europa55
2.1 Religionsvorstellungen der EU57
2.2 Die Religionsorientierung der Burger62
2.3 Klassifikation der Lander beziiglich ihres Religionsverstandnisses81
2.4 Erklarung der Unterschiede im Religionsverstandnis87
2.5 Zusammenfassung97
3. Familien- und Geschlechtsrollenvorstellungen oder: Wer unterstiitzt die Emanzipation der Frauen99
3.1 Familien- und GeschlechtsroUenvorstellungen der EU101
3.2 Die Familien- und GeschlechtsroUenvorstellungen der Burger107
3.3 Erklarung der Unterschiede in den Familien- und Geschlechtsrollenvorstellungen114
3.4 Zusammenfassung125
4. Wirtschaftsvorstellungen in der erweiterten EU128
4.1 Die Wirtschaftsvorstellungen der EU130
4.2 Die Einstellungen der Burger im Bereich der Okonomie137
4.3 Klassifikation der Lander beziiglich ihrer Wirtschaftsvorstellungen152
4.4 Erklarung der Unterschiede in den Wirtschaftseinstellungen158
4.5 Zusammenfassung169
5. Wohlf ahrtsstaatliche Ideen in der Europaischen Union172
5.1 Wohlfahrtsstaatsvorstellungen der Europaischen Union174
5.2 Die Einstellungen der Burger zum Wohlfahrtsstaat180
5.4 Zusammenfassung199
6. Demokratie und Zivilgesellschaft im erweiterten Europa202
6.1 Demokratie als reprasentative Demokratie203
6.2 Das Europa der Burger: Zivilgesellschaft222
6.3 Ubereinstimmung der Lander mit den EU- Vorstellungen239
7. Bilanz und Ausblick247
8. Literatur273
9. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken310

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