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Von Marx zu Mao Tsetung

Eine Untersuchung zur Dialektik der Revolution

AutorGeorge Thomson
VerlagVNW - Verlag Neuer Weg
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl229 Seiten
ISBN9783880215290
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Eine Untersuchung zur Dialektik der Revolution, ist der Untertitel: Der Autor fasst die Erfahrungen der Pariser Kommune, der russischen Oktoberrevolution und der Befreiung Chinas zusammen, weist deren Einheit und Kontinuität nach. Und die notwendige Auseinandersetzung, um die Wiederherstellung des Kapitalismus zu verhindern. So führt er gleichzeitig in Grundlagen des dialektischen und historischen Materialismus, in die Lehren von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tsetung ein.

George Thomson, ehemaliger Professor für griechische Sprache und Literatur an der Universität Birmingham, schrieb zahlreiche Studien über den Marxismus und über das antike Griechenland (Awschylos and Athens, Marxism and Poetry, Studies in Ancient Greek Society) George Thomson ist einer der bekanntesten Vertreter der Marxismus in England

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KAPITEL II


Von der bürgerlichen zur proletarischen Revolution


„Mit ist der Unterschied der, daß Teile der wird also unter den Füßen der Bourgeoisie die Grundlage selbst weggezogen, worauf sie produziert und die Produkte sich aneignet. Sie produziert vor allem ihren eigenen Totengräber. Ihr Untergang und der Sieg des Proletariats sind gleich unvermeidlich.“

Manifest der Kommunistischen Partei

1. DIE KLASSENVERHÄLTNISSE IN DER MODERNEN GESELLSCHAFT


Die russische Revolution von 1917 und die chinesische Revolution von 1949 sind zwei einander folgende Ereignisse eines einzigen geschichtlichen Prozesses, dessen Wurzeln in den Anfängen der kapitalistischen Gesellschaft liegen. Um die Beziehungen zwischen ihnen zu verstehen, müssen wir sie beide im Verhältnis zum gesamten Prozeß betrachten.

In seiner Abhandlung „Über den Widerspruch“ schreibt Mao Tsetung:

„Der Grundwiderspruch im Entwicklungsprozeß eines Dinges und das durch diesen Grundwiderspruch bedingte Wesen des Prozesses verschwinden nicht, solange der Prozeß nicht abgeschlossen ist; doch weisen die Umstände in den einzelnen Etappen dieses langen Entwicklungsprozesses oft Unterschiede auf. Das ergibt sich daraus, daß der Grundwiderspruch im Entwicklungsprozeß des betreffenden Dinges, obgleich sich sein Charakter und das Wesen dieses Prozesses nicht ändern, in den einzelnen Entwicklungsetappen des langen Prozesses immer schärfere Formen annimmt. Mehr noch, unter den größeren und kleineren Widersprüchen, die durch den Grundwiderspruch bedingt sind oder sich unter seinem Einfluß befinden, verschärfen sich die einen, während andere zeitweilig oder teilweise gelöst oder gemildert werden und wieder andere, neue Widersprüche entstehen. Daher tritt ja der Prozeß etappenweise in Erscheinung. Wer auf die Etappen des Entwicklungsprozesses eines Dinges nicht achtet, ist nicht imstande, die dem Ding innewohnenden Widersprüche in angemessener Weise zu behandeln.“ (MaW 1, S. 381)

„In der Menschheitsgeschichte existiert der Antagonismus zwischen den Klassen als ein spezifischer Ausdruck des Kampfes der Gegensätze. Betrachten wir den Widerspruch zwischen der Klasse der Ausbeuter und der Klasse der Ausgebeuteten, so bestehen sowohl in der Sklavenhaltergesellschaft als auch in der feudalen und der kapitalistischen Gesellschaft diese beiden im Widerspruch stehenden Klassen lange Zeit hindurch in ein und derselben Gesellschaft nebeneinander. Sie kämpfen gegeneinander, doch erst nachdem sich der Widerspruch der beiden. Klassen bis zu einem bestimmten Stadium entwickelt hat, nimmt der Kampf der beiden Seiten die Form eines offenen Antagonismus an, der sich zur Revolution entwickelt.“ (MaW 1, S. 403)

Die kapitalistische Gesellschaft beruht auf der Ausdehnung der Warenproduktion. Sie bezeichnet die Stufe, in der die Arbeitskraft selbst zu einer Ware geworden ist. Dies ist das Wesen des Prozesses. Ihre Entwicklung ist durch die Entwicklung des ihr innewohnenden Grundwiderspruchs bestimmt, des Widerspruchs nämlich zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem privaten Charakter der Aneignung. Dieser Widerspruch findet seinen Ausdruck in dem Klassenkampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie.

Die Feudalgesellschaft entwickelt sich auf der Grundlage einer einfachen Agrarwirtschaft. Der beste Teil des Bodens gehört den Feudalherren und wird für sie von Bauern oder Leibeigenen bearbeitet, die ihre eigenen Geräte besitzen, aber verpflichtet sind, an ihre Herren einen Teil von dem, was sie produzieren, abzugeben. Der Antagonismus zwischen diesen beiden Klassen ist der Hauptwiderspruch in der Feudalgesellschaft. Im Zuge der Entwicklung der Warenproduktion entstehen innerhalb des Feudalsystems zwei neue Klassen: die Bourgeoisie, die Kapitalisten, die Handel und Manufaktur betreiben und das Proletariat, das sich zum größten Teil aus der verarmten Bauernschaft rekrutiert und nichts besitzt als seine Arbeitskraft, die es an die Kapitalisten gegen Lohnzahlung verkauft. Damit befindet sich die Bourgeoisie im Gegensatz sowohl zu den Feudalherren, die das Wachstum der Warenproduktion hemmen, als auch zum Proletariat, dessen Arbeit sie ausbeutet. Dieser doppelte Charakter — revolutionär im Verhältnis zu den Feudalisten, gegenrevolutionär im Verhältnis zum Proletariat liegt in der Natur der Bourgeoisie begründet. Im Endstadium der Feudalgesellschaft stellt sich die Bourgeoisie an die Spitze der Bauernschaft und des Proletariats, stürzt mit deren Hilfe die Feudalherren und setzt sich selbst als herrschende Klasse in den Sattel. Das ist die bürgerliche Revolution.

In der kapitalistischen Gesellschaft wird die Warenproduktion von allen feudalen Fesseln befreit. Die Feudalherren verschmelzen mit der Bourgeoisie, während die Bauernschaft sich aufteilt in eine ländliche Bourgeoisie (Farmer) und ein ländliches Proletariat (Landarbeiter). Der Hauptwiderspruch ist jetzt der wachsende Antagonismus zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat.

Die Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft verläuft in zwei hauptsächlichen Stadien: industrieller Kapitalismus und Monopolkapitalismus oder Imperialismus. Beide Stadien sind gekennzeichnet durch weitere Ausdehnung der Warenproduktion und durch Zuspitzung des Antagonismus zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat. Im ersten Stadium, das auf freiem Wettbewerb und Ausdehnung des Kolonialbesitzes beruht, treten neue Widersprüche auf: zwischen der Großbourgeoisie und dem Kleinbürgertum in Stadt und Land sowie zwischen dem Kapitalismus und den Völkern in den Kolonien.

Diese Bedingungen führen zum zweiten Stadium, das gekennzeichnet ist durch den Übergang vom freien Wettbewerb zum Monopol, durch Kapitalexport und die Ausbeutung der Kolonien als Quellen billiger Arbeitskraft und billiger Rohstoffe. Dieses Stadium ist gekennzeichnet durch die Verschärfung aller großen Widersprüche: der Widersprüche zwischen Proletariat und Bourgeoisie, zwischen dem Imperialismus und den Kolonialvölkern und zwischen den rivalisierenden imperialistischen Mächten. Diese Widersprüche führen zu imperialistischen Kriegen, bis in einem Land nach dem anderen das Proletariat sich mit Hilfe der Massen der Bauern die Macht erkämpft und sich als herrschende Klasse einsetzt. Das ist die proletarische Revolution.

Die hauptsächlichen bürgerlichen Revolutionen im modernen Europa sind: die englische (1649), die französische (1789), die deutsche (1848) und die russische (1905, 1917). 1649 und 1789 entriß die Bourgeoisie den Feudalherren die Macht, schloß aber später mit ihnen einen Kompromiß. 1848 und 1905 übernahm sie nicht die Macht, sondern erhielt nur bestimmte Zugeständnisse. Im Februar 1917 übernahm sie die Macht, wurde aber 9 Monate später durch das Proletariat gestürzt.

Das Zögern der Bourgeoisie, diese Revolutionen durchzuführen, erklärt sich aus ihrem zwiespältigen Charakter. Wenn wir diese Revolutionen untersuchen, so entdecken wir, daß jede von ihnen, im Vergleich zur vorhergehenden durch tiefere Widersprüche gekennzeichnet ist, die nach und nach zu einer Veränderung im Charakter der Revolution führen. 1649 spielte das Proletariat nur eine sehr kleine Rolle. 1789 war es schon aktiver, aber immer noch vom Kleinbürgertum abhängig. 1848 war es bereits so aktiv, daß die Bourgeoisie Angst bekam und vor den Feudalisten kapitulierte. Die Revolution blieb unvollendet. Das gleiche geschah 1905; nur war zu diesem Zeitpunkt das Proletariat bereits so stark, daß es ihm wenige Jahre später gelang, die bürgerliche Revolution zu vollenden und sie bis zur proletarischen Revolution weiterzutreiben.

Anfang des Jahres 1905 schrieb Lenin, als er gegen diejenigen kleinbürgerlichen Sozialisten anging, die die Teilnahme an einer bürgerlichen Revolution ablehnten:

„Für den Proletarier ist der Kampf für die politische Freiheit und die demokratische Republik in der bürgerlichen Gesellschaft nur eine/der notwendigen Etappen im Kampf für die soziale Revolution, die die bürgerliche Ordnung stürzt. Die ihrer Natur nach verschiedenen Etappen streng unterscheiden, die Bedingungen, unter denen sie zurückgelegt werden, nüchtern untersuchen, heißt keineswegs, die Verwirklichung des Endziels auf die lange Bank schieben, heißt keineswegs, von vornherein das eigene Tempo verlangsamen. Im Gegenteil, gerade zur Beschleunigung des Tempos, gerade zur möglichst raschen und dauerhaften Verwirklichung des Endziels ist es notwendig, das Verhältnis der Klassen in der modernen Gesellschaft zu begreifen.“ (LW 8, S. 8; vgl. LW 9, S. 37 = LaW 1, S. 560)

2. DIE RUSSISCHE REVOLUTION


Zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die bürgerlichen Revolutionen in Westeuropa zum größten Teil vollendet. Der Feudalismus war beseitigt worden, und der Kapitalismus trat in das Stadium des Imperialismus ein. Rußland dagegen war immer noch ein halbfeudales Land.

Das Anwachsen des industriellen Kapitalismus in Rußland kann man von der Bauernreform von 1861 her datieren. Diese Reform war ein Zugeständnis, das die neue industrielle Bourgeoisie der zaristischen Selbstherrschaft, dem Regime der feudalen Großgrundbesitzer, abgerungen hatte. Dadurch wurde die Leibeigenschaft zwar abgeschafft, die Großgrundbesitzer behielten jedoch viele ihrer feudalen Vorrechte, die sie zur verschärften Ausbeutung der Bauernschaft benutzten (vgl. LW 17, S. 105). Wegen ihrer Parzellenwirtschaft und ihrer primitiven Geräte blieb die Landwirtschaft rückständig und unproduktiv. Hungersnöte dauerten an; viele ruinierte Bauern verließen ihre Dörfer, um an den Eisenbahnen oder als billige Arbeitskräfte für die neuen Industrien in den Städten zu schuften (vgl. LW 2,...

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