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Neue Medien in der Freinet-Pädagogik

AutorMichael Kellner
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl108 Seiten
ISBN9783638353113
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Pädagogik - Medienpädagogik, Note: gut, Universität Kassel, 75 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] 'Besser lernen mit Multikulti?' (Spiegel 25/04). 'Multikulti? - Da gab es doch einen Begriff, der so ähnlich klingt und alle Kulturen der Welt miteinander verbindet: Ach ja, Multimedia!' Somit ergibt sich auch die Fragestellung: 'Besser lernen mit Multimedia?' - Also mit Computer Internet & Co. Den Neuen Medien wird nachgesagt, sie würden in sich neue Lernchancen beherbergen. Wenn die Gesellschaft nach moderner Erziehung für unsere Kinder verlangt, ist die Forderung nach Integration neuer Technologien oftmals nicht weit. Allein schon die Lebensumwelt der Kinder fordert den Einbezug Neuer Medien in den Unterricht. Stellen wir also fest: Wir haben eine Bildungsmisere auf der einen Seite und schulische Neustrukturierungsgedanken, sowie Neue Medien auf der anderen Seite. Da lässt sich doch eins und eins zusammenzählen: Eine reformpädagogische Medienarbeit muss her! Sieht man in der Reformpädagogik die Ideen Célestin Freinets, so ist die Mischung komplett: Freinet-Pädagogische Bildungsarbeit gepaart mit dem Einsatz Neuer Medien. Ist dies vielleicht das Geheimrezept für eine optimale Erziehung? Gefragt werden muss, inwiefern eine freinet'ische Medienpädagogik überhaupt realisierbar ist. Augenscheinlich bietet die Pädagogik Freinets mit ihren technischen Veranlagungen und Eigenschaften wie z.B. Korrespondenz, freier Text oder Druckerei einen idealen Nährboden für den Einsatz Neuer Medien. Noch mehr scheint sie mit ihrer didaktischen Grundlegung und Struktur erst einen sinnvollen Einsatz moderner Technologien zu ermöglichen. Vielleicht hat die Regelschule Neue Medien gar nicht richtig einsetzen können und deswegen versagt. Möglicherweise verlangt Medienpädagogik nach einem gänzlich anderen Schulsystem. Hier gilt es mögliche Zugänge oder Hindernisse aufzuspüren. Was kann die Medienpädagogik für die Freinet-Pädagogik tun bzw. nicht tun und umgekehrt? Um diese Fragestellungen zu beantworten, sollen zunächst theoretische Aspekte der Freinet-Pädagogik verschiedenen Erkenntnissen der Medienpädagogik gegenübergestellt werden. Im weiteren Verlauf werden Einstellungen und Ideale Freinets in Bezug auf Technologie und Innovation betrachtet und Neue Medien intensiv beleuchtet. Mögliche Potentiale und Gefahren von Neuen Medien für die Freinet-Pädagogik spielen durchgängig eine bedeutende Rolle zur Meinungsfindung, bis abschließend praxisnahe Beispiele für eine mögliche Freinet-Medienpädagogik erörtert werden sollen.

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Leseprobe

(2003) wird Medienerziehung, und somit auch „Moderne Medienerziehung“ in neun Aufgabenfelder eingeteilt:

Das Handling ist besonders bei technischen Medien von Bedeutung. Hier geht es um grundlegende Handhabungskompetenzen. Es kann nicht vorausgesetzt werden, dass Schüler wissen, wo man den Computer anschaltet, wie man E-Mails empfängt und sendet oder man die Schärfe bei einer Digitalkamera einstellt. Bei der Einübung solcher Kompetenzen sollte man sinnvolle Aufgabenstellungen verwenden und auf trockene Lehrgänge verzichten.

Wenn man die Geräte dann bedienen kann, muss man sie auch richtig verstehen können. Medienliteralität zielt auf das richtige Verstehen der Medienbotschaften ab. Kreativmedien spielen hier eine untergeordnete Rolle, denn sie tragen keine Botschaft in sich. Hier geht es in erster Linie um die Medien mit Rezeptionscharakter, wie z.B. Internet. Es geht nicht nur um das Verstehen von simplen Textbotschaften, sondern auch von multimedialen Aussagen mit Bild, Ton und/oder Interaktivität. Medienliteralität liefert ein tieferes Verständnis für (Neue) Medien und erlaubt es gute von schlechter Qualität zu unterscheiden.

Vorraussetzung dabei ist ein solides Wissen über die Medien und Medienwelt. In der Medienkunde lernt man geschichtliche Aspekte und technische Grundlagen kennen, erfährt wissenswertes über Medieninstitutionen und Medienwirtschaft, setzt sich mit der Produktion, Verbreitung und den Wirkungen von Medien auseinander und bekommt letztendlich einen Überblick über das Medienrecht. Nicht zu verwechseln mit dem Handling ist die Mediennutzung. Hier geht es um das medienbezogene Rezeptionsverhalten. Für ein günstiges Rezeptionsverhalten sollte man Kenntnis über das Medienangebot haben und eine vernünftige Auswahl treffen können. Bei der Gestaltung eigener Rezeptionssituationen, sollte man sich über Wirkungen und mögliche Gefahren im Klaren sein. Medienbotschaften sollen im Zweifelsfall überprüft werden. Wie schon erwähnt ist die Rezeptionsfunktion nicht die einzige Eigenschaft der Neuen Medien, auch wenn sie oft darauf reduziert werden. Medien, besonders Neue Medien, können sehr gut für gestalterische Tätigkeiten genutzt werden.

In der Mediengestaltung werden die Medien als Mittel zur Kommunikation verwendet. Dafür müssen die Schüler lernen, sie selbst zu produzieren und zu gestalten. Dies beugt einer einseitigen Sichtweise gegenüber Neuen Medien vor. Es gibt verschiedene Möglichkeiten Mediengestaltung in der Schule anzuwenden. In einer un-

terrichtsthematisch orientierten Mediengestaltung können (Neue) Medien produziert werden, um bestimmte Unterrichtsinhalte zu vermitteln: Z.B. ein Grundriss des Schulgeländes mit Gebäuden und deren Funktion, erstellt mit einem Zeichenprogramm. In dieser, an die Mediendidaktik angelehnten, Methode sind vielmehr die entstehenden Denk- und Lernprozesse während der gestalterischen Tätigkeit von Bedeutung, als das letztendliche Endprodukt. Eine weitere Möglichkeit des gestalterischen Medieneinsatzes ist die publizistisch orientierte Mediengestaltung. Es ist ein natürliches Bedürfnis von Kindern sich mitzuteilen, erlerntes vorzustellen und darzubieten. Diese Motivation kann man sich beispielsweise zum Erstellen einer Homepage oder einer elektronischen Klassenzeitung zu Nutze machen. Hier können sie Ergebnisse, Erfahrungen, Erlebnisse oder wichtige Ereignis der Öffentlichkeit preisgeben. Eine eher private Möglichkeit ist die fiktional orientierte Mediengestaltung. Hier werden (Neue) Medien dazu verwendet, Fantasien und Träume zu inszenieren. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel das Erstellen einer Science-Fiction Bildergeschichte, wofür die Kinder mit Digitalkameras in die Natur gehen könnten, um „ü- berirdische“ Landschaften zu fotografieren.

Medien haben heutzutage einen großen Einfluss auf die Allgemeinheit. Der Bereich der Medienanalyse und Medienkritik soll Schüler dahin erziehen, Medien kritisch zu hinterfragen und zu analysieren. Dazu gehört, die Aussage- und Wirkungsintention zu erkennen, Produktionsumstände einschätzen zu können, die Rezeptionssituation in Bezug auf die Wirkung zu erkennen und Interessen, wie z.B. Vermarktungsinteressen, zu erkennen und daraus die Objektivität und den Wahrheitsgehalt von Medienbotschaften zu beurteilen.

Eine Sensibilisierung für das, was in die Medien gehört und was nicht erfahren die Schüler im Bereich des medienpolitischen Engagements. Dies zielt auf eine sozial-und kinderverträgliche Gestaltung der Medienwelt hin und auf die Vorbereitung der jüngeren Generation auf sie. Dieser Aspekt kann durchaus bereits in der Grundschule verwendet werden.

In der kompensierenden Medienarbeit soll bereits auftretenden Negativeinflüssen der Medien entgegengewirkt werden. Hierzu können Fehlinformationen, verzerrte Sichtweisen und Weltbilder (Beispiel: Dass durch Medien vermittelte Schönheitsideal), sowie emotionale Einflüsse der Medien gehören.

Ein relativ junger Aspekt der Medienerziehung ist die medienpädagogische Elternarbeit. Hierbei geht es medienpädagogische Informationen und Beratungsangebote

für Eltern. Dies kann vor Allem auf Elternabenden zur Anwendung kommen. Ein weiteres Ziel ist es jedoch auch, Schüler zu künftigen Eltern zu erziehen, die wiederum ihre Kinder zu einer vernünftigen Medienarbeit anleiten. Dieser Effekt bedarf nicht nur einer Schulung in den bisher genannten Teilbereichen der Medienerziehung, sondern auch einer anwendungsbezogenen Praxiserfahrung, beispielsweise mit jüngeren Geschwistern oder Kindern aus dem Bekanntenkreis. So könnte man medienbezogene Erfahrungen und Problem aus dem Alltagsleben der Kinder im Unterricht reflektieren. Schließlich bietet sich dann die Möglichkeit die aufgegriffenen Themen wiederum mit den Eltern zu thematisieren. (Sacher 2003, S. 2ff.)

Spätestens an dieser Stelle wird die Frage nach Medienkompetenz groß. Ist es das Ziel der Medienerziehung den Schülern eine Medienkompetenz zu vermitteln? Sind Lernende nach der beschriebenen „Allround-Schulung“ medienkompetent? Der Begriff der Medienkompetenz ist sehr weit gefasst und empirisch weitgehend leer. Es gibt keine einheitliche Festlegung darüber, wie weit er reicht. Eine Einheitliche Verwendung dieses Begriffs ist kaum möglich. Es gibt verschiedene Auffassungen über seine Inhalte z.B. von Pöttinger, Schorb, Baacke, Six oder Tulodziecki (Wöckel 2000, S. 159 ff.). Dennoch kann man sagen, dass eine medienerzieherische Schulung, wie Sacher (2003) sie beschreibt, eine gewisse medienbezogene Grundkompetenz vermittelt. Es sind Elemente aus allen von Hoffmann (2003) beschriebenen Kompetenzdimensionen der Medienkompetenz enthalten:


(Neue) Medien werden aus der Sicht des Nutzers betrachtet, wofür technische und inhaltliche Kompetenzen thematisiert werden (z.B. im Handling). Durch das Designen und Produzieren von Medien während der mediengestalterischen Tätigkeit, werden Kompetenzen von Medienmachern vermittelt. Des Weiteren wird der Aspekt der medienpädagogischen Kompetenz in Form der medienpädagogischen Elternarbeit thematisiert (Hoffmann 2003, S. 31f.).

Nachdem versucht wurde, Legitimationen und Wege für einen sinnvollen Einsatz von (Neuen) Medien in Schule und Unterricht zu finden, gilt es nun nach Zugängen

für die Freinet-Schule zu suchen. Im nächsten Abschnitt sollen Ansätze als mögli- Ankerpunkt zwischen Freinet-Pädagogik und den medienpädagogischen Disziplinen der „Modernen Mediendidaktik und Medienerziehung“ beschrieben werden.

Wie können mediendidaktische und -erzieherische Aspekte mit den Ideen der Frei- zusammenwirken? Sicherlich gibt es hierfür keinen maßgeschneiderten Ansatz, der wie eine Schablone auf beide pädagogischen Bereiche passt, jedoch lassen sich möglicherweise Gemeinsamkeiten finden. Hierbei sollen nicht altbekannte Lehr- und Lerntheorien, sondern vielmehr neuere, auf Pädagogik und Unterricht bezogene Modelle von Nutzen sein. Die Freinet-Pädagogik ist eine sehr praxisbezogene Disziplin, so dass es nötig ist, sie mit handlungsorientierten Ansätzen der Medienpädagogik in Verbindung zu bringen. Mögliche Zugänge zur Freinet-Pädagogik sollen nicht ausschließlich aus medienpädagogischer Sicht, sondern auch von anderer Seite aus, gesucht werden. Die Leitfrage ist also, wie bestimmte Ansätze der Mediendidaktik und Medienerziehung zur Freinet-Pädagogik führen können und welche freinet-pädagogischen Gedanken der Medienpädagogik einen möglichen Zugang bieten.

In handlungsorientierten Konzepten der Medienpädagogik arbeiten Schüler in einer offenen Lehr- und Lernumgebung. Im Vordergrund stehen Projektarbeiten, bei denen in handlungsbezogenen Situationen das Wissen selbst konstituiert werden soll....

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