Sie sind hier
E-Book

Public Private Partnership (PPP) im Hochbau

Eine kritische Betrachtung aus der Perspektive eines mittelständischen Architekten

AutorPhilipp Gerber
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl92 Seiten
ISBN9783640507474
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Note: sehr gut, Bergische Universität Wuppertal (Masterstudiengang REM&CPM), Sprache: Deutsch, Abstract: Am Beispiel und aus der Sicht eines realen mittelständischen Architekturbüros wird untersucht, was eine Teilnahme an PPP-Verfahren im öffentlichen Hochbau bedeutet, welche Bedingungen herrschen und welche - insbesondere wirtschaftlichen - Risiken für das einzelne Architekturbüro bestehen. These 1: PPP-Verfahren sind nicht wirklich 'billiger' als konservative Immobilienbeschaffung. These 2: Das PPP-Verfahren muß wegen immenser wirtschaftlicher Risiken des Architekten bei seiner Teilnahme an einem solchen Verfahren um Schutzmechanismen zugunsten der freien Architektenschaft ergänzt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass aufgrund wirtschaftlicher Umstände und Risiken, deren Steuerung generell und im Einzelfall nicht in der Macht eines teilnehmenden Architekten liegen, die Teilnahme an PPP-Verfahren für weite Teile der deutschen Architektenschaft unmöglich sein wird oder in vielen Einzelfällen zum wirtschaftlichen Ruin teilnehmender Architekten führen kann. Der Autor zeigt unter anderem an einem fiktiv-realistischen Beispiel das Missverhältnis von Einsatz und Umsatz eines Architekten im PPP-Verfahren. Gezeigt werden aber auch Möglichkeiten des Architekten, seine PPP-Teilnahme von einer vorherigen Situations- und Partner-Analyse abhängig zu machen. Ausserdem werden Vorschläge zur Wertschöpfung bzw. Honorarerlangung des Architekten im PPP-Verfahren gemacht. Schließlich wird das hergebrachte Wettbewerbswesen mit PPP-Verfahren verglichen und es werden Möglichkeiten der Verzahnung beider Verfahren beleuchtet.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

2 Grundlegendes über PPP-Verfahren im Hochbau


 

2.1 Definition


 

2.1.1 Allgemeines


 

Die Vielzahl möglicher Anwendungsfelder hat eine allgemein gültige Definition von PPP noch nicht entstehen lassen.

 

Bei normativer wie teleologischer Auslegung gilt allgemein, dass PPP dann vorliegt, wenn öffentliche Hand und Privatwirtschaft in Bezug auf definierte Vorhaben zusammenarbeiten und dabei partnerschaftlich ihre jeweiligen Stärken einsetzen.

 

PPP kann definiert werden als

 

„meist langfristig vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft, bei der die erforderlichen Ressourcen (z.B. Know-how, Betriebsmittel, Kapital, Personal etc.) von den Partnern zum gegenseitigen Nutzen in einem gemeinsamen Organisationszusammenhang eingestellt und vorhandene Projektrisiken entsprechend der Risikomanagementkompetenz der Projektpartner optimal verteilt werden“.[4]

 

2.1.2 PPP im Hochbau (Erscheinungsformen/Vertragsarten)


 

Seit Aufkommen der Verfahrensart PPP haben sich bis heute im Hochbau fünf mehr oder minder unterschiedliche Vertragsmodelle herausgebildet. Die Vertragsmodelle unterscheiden sich vor allem bei der Regelung der Eigentumsverhältnisse, der Berechnung des Nutzungsentgelts und der Übernahme des Verwertungsrisikos am Ende der Vertragslaufzeit[5].

 

Die fünf für öffentliche Hochbauten relevanten Vertragsarten sind:

 

PPP Inhabermodell

 

PPP Erwerbermodell

 

PPP Vermietungsmodell

 

PPP Leasingmodell

 

PPP Konzessionsmodell

 

2.1.2.1 PPP Inhabermodell

 

Beim Inhabermodell bleibt die öffentliche Hand zu jedem Zeitpunkt Besitzer der Immobilie („Inhaber“).

 

Der Private Partner baut und betreibt das Gebäude auf dem Grundstück der öffentlichen Hand und erhält lediglich ein Nutzungsrecht am Grundstück im Rahmen eines Pachtvertrags.

 

Er überlässt dem öffentlichen Partner die Nutzung des Gebäudes im Rahmen eines Nutzungsvertrags.

 

Am Ende der Laufzeit des Pacht- und Nutzungsvertrags fallen alle Rechte vereinbarungsgemäß automatisch der öffentlichen Hand zu.

 

Dieses Modell ist für Spezialimmobilien - also Immobilien, deren Art und Bauweise speziell auf eine einzige Nutzung zugeschnitten ist, wie z.B. bei Justizvollzugsanstalten oder Schulen - besonders geeignet, da in dieser Konstellation eine Drittnutzung weitgehend ausgeschlossen ist.

 

2.1.2.2 PPP Erwerbermodell

 

Beim PPP Erwerbermodell baut und betreibt der private Partner eine Immobilie auf eigenem Grund und überlässt dem öffentlichen Partner das Gebäude im Rahmen eines Mietkaufmodells.

 

Der Nutzer bezahlt während der Laufzeit der Verträge einen Mietzins.

 

Am Ende der Vertragslaufzeit kauft der Nutzer die Immobilie zu einem bereits bei Vertragsunterzeichnung fixierten Preis.

 

Das Erwerbermodell wird insbesondere dann angewendet, wenn der öffentliche Partner selbst über kein geeignetes Grundstück verfügt.

 

2.1.2.3 PPP Vermietungsmodell

 

Das PPP Vermietungsmodell entspricht in weiten Zügen einer klassischen Projektentwicklung, die um die Betriebsleistung ergänzt wird.

 

Der private Partner entwickelt, baut und betreibt ein Gebäude auf eigenem Grundstück.

 

Mit der öffentlichen Hand wird ein langfristiger Mietvertrag geschlossen, mit üblicherweise 20 bis 30 Jahren Laufzeit.

 

Am Ende der vertraglich vereinbarten Zeit kann die öffentliche Hand das Gebäude entweder weiter mieten (ggfls. mit neuen Konditionen), aus dem Objekt ausziehen oder es zu aktuellen Marktkonditionen kaufen.

 

Bei dieser Vertragsvariante trägt der private Partner das Vermarktungsrisiko am Ende der Laufzeit.

 

2.1.2.4 PPP Leasingmodell

Das Leasingmodell entspricht weitgehend dem Vermietungsmodell.

 

Ein wesentlicher Unterschied besteht lediglich darin, dass beim Leasingmodell ein Erwerb der Immobilie nach Vertragsende eher die Regel als die Ausnahme darstellt, was hingegen beim Vermietungsmodell umgekehrt ist.

 

2.1.2.5 PPP Konzessionsmodell

 

Das Konzessionsmodell unterscheidet sich von den vorgenannten PPP-Vertragsarten grundlegend.

 

Wesentlicher Unterschied ist die Art der Kalkulation des Nutzungsentgelts.

 

Während bei den anderen Vertragsmodellen die öffentliche Hand ein Nutzungsentgelt bezahlt, wird beim Konzessionsmodell dem privaten Partner als Gegenleistung für den Bau und den Betrieb der Immobilie kein Entgelt, sondern lediglich eine Konzession zur Erhebung von Gebühren für die Nutzung der Einrichtung direkt beim Endverbraucher gewährt.

 

Diese Art der PPP-Realisierung eignet sich besonders für Verkehrsinfrastrukturprojekte z.B. Autobahnen und Brücken, da dort eine Gebührenerhebung an Mautstationen möglich ist.

 

Bei Hochbauprojekten ist ein Konzessionsmodell theoretisch bei Schwimmbädern o.Ä. denkbar. Es ist aber in der Praxis bei Hochbauprojekten faktisch nicht anzutreffen.

 

2.1.2.6 Charakteristische Grundmerkmale von PPP

 

Alle PPP-Vertragsformen lassen sich auf den vereinfachten Nenner bringen: „Mieten statt selbst bauen“ oder „Ratenzahlung statt Zahlung eines Kauf-/Baupreises“.

 

Die genannten Vertragsmodelle unterscheiden sich vor allem im Hinblick auf die Eigentumsfrage an der Immobilie, die Frage des Betreibens und der Art der Rückgabe oder Übertragung am Ende der Vertragslaufzeit.

 

Allen Erscheinungsformen von PPP ist jedoch ein Merkmal gemein:

 

Die öffentliche Hand als Nutzer der zu erstellenden Immobilie sucht von Anfang an nach einem „Komplett-Paket“, wobei mindestens Planung, Bauleistung und Betriebsphase von Anfang an unter (rein) wirtschaftlichen Kriterien von einem einzigen Anbieter abgefragt werden.

 

2.1.3 Überblick über die Entwicklung von PPP in Deutschland


 

Es findet durch PPP eine Neuordnung der Tätigkeits- und Verantwortungsbereiche statt, die bezogen auf den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie relevant sind.

 

Der Lebenszyklus einer Immobilie umfasst:

 

Idee / Entwicklung

 

Planung

 

Bau

 

Finanzierung

 

Betrieb

 

Verwertung

 

2.2 „Wahre Motive“ für PPP als Verfahrensart


 

2.2.1 „Miete statt Kauf“


 

(Verschiebung der finanziellen Lasten auf die Zukunft)

 

Es ist kein Geheimnis, dass im Prinzip auf allen Ebenen der öffentlichen Hand die Kassen leer sind. Städte und Gemeinden, Länder und Bund suchen daher nach Wegen, nicht nur, aber auch im Bereich der zur Aufgabenerfüllung notwendigen Immobilien alternative Finanzierungskonzepte zu finden.

 

Sie setzen dazu immer öfter auch auf PPP-Verfahren. Dadurch können die Anfangsinvestitionen für die Errichtung der Immobilien vermieden werden; stattdessen werden finanzielle Belastungen auf die Zukunft verschoben.

 

2.2.2 „Gerade Flure, wenig...


Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Management - Wirtschaft - Coaching

Zeitmanagement im Projekt

E-Book Zeitmanagement im Projekt
Format: PDF

Von Projektleitern und ihren Mitarbeitern wird grundsätzlich eine exakte Punktlandung erwartet: Sie sollen das Projekt zum vereinbarten Termin beenden, selbstverständlich die Budgetvorgaben einhalten…

Zeitmanagement im Projekt

E-Book Zeitmanagement im Projekt
Format: PDF

Von Projektleitern und ihren Mitarbeitern wird grundsätzlich eine exakte Punktlandung erwartet: Sie sollen das Projekt zum vereinbarten Termin beenden, selbstverständlich die Budgetvorgaben einhalten…

Basiswissen Beschaffung.

E-Book Basiswissen Beschaffung.
Format: PDF

Anhand vieler Beispiele für die relevanten Aufgaben und Methoden der Beschaffung bietet der Band Grundwissen für den Quereinsteiger sowie ein Repetitorium für den Praktiker. Das Buch gibt eine kurze…

Basiswissen Beschaffung.

E-Book Basiswissen Beschaffung.
Format: PDF

Anhand vieler Beispiele für die relevanten Aufgaben und Methoden der Beschaffung bietet der Band Grundwissen für den Quereinsteiger sowie ein Repetitorium für den Praktiker. Das Buch gibt eine kurze…

Weitere Zeitschriften

ARCH+.

ARCH+.

ARCH+ ist eine unabhängige, konzeptuelle Zeitschrift für Architektur und Urbanismus. Der Name ist zugleich Programm: mehr als Architektur. Jedes vierteljährlich erscheinende Heft beleuchtet ...

dental:spiegel

dental:spiegel

dental:spiegel - Das Magazin für das erfolgreiche Praxisteam. Der dental:spiegel gehört zu den Top 5 der reichweitenstärksten Fachzeitschriften für Zahnärzte in Deutschland (laut LA-DENT 2011 ...

dima

dima

Bau und Einsatz von Werkzeugmaschinen für spangebende und spanlose sowie abtragende und umformende Fertigungsverfahren. dima - die maschine - bietet als Fachzeitschrift die Kommunikationsplattform ...

Eishockey NEWS

Eishockey NEWS

Eishockey NEWS bringt alles über die DEL, die DEL2, die Oberliga sowie die Regionalligen und Informationen über die NHL. Dazu ausführliche Statistiken, Hintergrundberichte, Personalities ...

F- 40

F- 40

Die Flugzeuge der Bundeswehr, Die F-40 Reihe behandelt das eingesetzte Fluggerät der Bundeswehr seit dem Aufbau von Luftwaffe, Heer und Marine. Jede Ausgabe befasst sich mit der genaue Entwicklungs- ...