Für die Bearbeitung einer jeden Thematik ist es notwendig grundlegende Begriffe und Konzepte zu erläutern sowie gegenüber potentiell oder tatsächlich äquivalenten abzugrenzen, selbiges soll in diesem Teil geleistet werden. Zwei für die Einordnung dieser Arbeit zentrale Konzepte sind Strategie und Unternehmensführung. Der ressourcenbasierte Ansatz der Unternehmensführung als eine tragende Säule dieser Arbeit ist, wie oben dargestellt, ein Ansatz zur Erklärung extraordinärer Wettbewerbserfolge. Da die Disziplin der strategischen Unternehmensführung neben diesem Erklärungsansatz auch andere hervorgebracht hat, wird in diesem Teil das Entstehen der argumentativen Fundamente für einen ressourcenbasierten Erklärungsansatz in seinen wesentlichen Zügen nachgezeichnet. Die Verortung des ressourcenbasierten Ansatzes im Forschungsgebiet der strategischen Unternehmensführung respektive des strategischen Managements erfordert einerseits die Erläuterung der Begriffe Unternehmensführung und Management sowie andererseits die des Begriffes Strategie. Darüber hinaus ist der auf den Terminus Strategie zurückgehende Begriff des Strategischen von besonderer Bedeutung, da selbiger verschiedenen Konstrukten attributiv vorangestellt wird.
Die etymologische Herkunft des Wortes „Strategie“ wird in der Literatur überwiegend auf indo-europäische respektive griechische Wurzeln zurückgeführt.[27] Eine Argumentation läuft darauf hinaus, die Ursprünge des Wortes „Strategie“ in dem altgriechischen Begriff „strataegeo“ zu verorten, welcher sich aus den beiden Teilen „stratos“ und „igo“ zusammensetzt.[28] Während „stratos“ mit der Konnotation von „weit ausgebreitet, alles überlagernd, alles umfassend, übergeordnet, alles in sich enthaltend“ einhergeht, hat „igo“ die Bedeutung von „handeln, tun“.[29] Die Lehre vom Krieg und mithin die Militärstrategie werden mit breitem Konsens als Wurzeln strategischen Denkens akzeptiert.[30] Dies verdeutlicht nicht zuletzt das griechische Wort „strategós“, dessen deutsche Übersetzung „Heerführer“ lautet.[31] Auf diesen historischen Ursprüngen aufbauend, fand der Strategiebegriff über die ökonomische Spieltheorie Eingang in die wirtschaftswissenschaftliche Diskussion. Die Strategie eines Spielers bezeichnet demnach einen „vollständigen Plan“[32], der simultan und antizipierend, sowohl die eigenen als auch gegnerischen Aktionen berücksichtigend, für alle möglichen Situationen die richtige Wahl vorgibt. Jenseits seiner ursprünglichen Anwendungsbereiche wird der Strategiebegriff heute sehr vielfältig und mithin ohne klare Konturen verwendet.[33] Der in der Betriebswirtschaftslehre im Allgemeinen und im Rahmen von Unternehmensführung im Besonderen verwendete Strategiebegriff, wird seit den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, mit zum Teil unterschiedlichem Focus, diskutiert.[34] Aus der Vielzahl der artikulierten Auffassung lassen sich zwei konträre Positionen herauslösen. Dem klassischen, in weiten Teilen auf Chandler zurückgehenden Verständnis von Strategie folgend, handelt es sich bei selbiger um die Determination der langfristigen Ziele einer Organisation sowie die Adoption von Handlungen und Allokation von Ressourcen, um diese Ziele zu erreichen.[35] Aufbauend auf dieser Definition von Strategie als Prozess, wird selbige heute auch als Ergebnis formaler, rationaler Planungen, in Form eines Maßnahmenbündels zur Erreichung der langfristigen Ziele konzipiert.[36] Diesem auf der Rationalitätsprämisse basierendem Verständnis von Strategie wird häufig ein maßgeblich von Mintzberg geprägtes Strategie-Konstrukt kontrastierend gegenübergestellt. Mintzberg war sich jedoch der Bedeutungsvielschichtigkeit des Begriffes Strategie bewusst und entwarf keine solitäre Definition, sondern versuchte durch die Konzeption von Strategie als Plan, Trick (ploy), Muster (pattern), Positition und Weltanschauung (perspective), ein facettenreiches Verständnis des Konstruktes zu schaffen.[37] Die Definition von Strategie als „Muster (Pattern) in einem Strom von Entscheidungen“[38] beispielsweise deutet die konzeptionelle Offenheit des Konstruktes nach Mintzberg an und verweist darauf, dass Strategien nicht immer aus systematischer Planung resultieren müssen, sondern auch spontan und unintendiert auftauchen können.[39] Dem folgend lassen sich drei relevante Grundtypen von Strategien, in Form von emergenten Strategien, nicht-realisierten Strategien und bewußt-formulierten Strategien identifizieren, die vor dem Hintergrund einer dynamischen Betrachtung ihre Gestalt wechseln können.[40] Insbesondere die emergente Komponente, die sowohl jeder Strategie, als auch jedem als „strategisch“ tituliertem Konstrukt potentiell innewohnen kann, gilt es im Rahmen dieser Arbeit im Hinterkopf zu behalten. Unabhängig von ihrem Ursprung, formt die Strategie einer Organisation einen Plan, der darlegt wie die Organisation ihre Mission und Ziele erreichen wird.[41] Darüber hinaus soll eine Strategie die Maximierung von Wettbewerbsvorteilen und die Minimierung von Wettbewerbsnachteilen unterstützen.[42]
Der Begriff des Strategischen wird heute häufig als inflationäres Attribut und damit sinnentleert verwendet. Ursprünglich knüpfte das Adjektiv strategisch insbesondere an das Kriterium Langfristigkeit des Konstruktes Strategie an[43] und wurde gegenüber dem Taktischen abgegrenzt.[44] So beschäftigen sich beispielsweise strategische Entscheidungen mit dem langfristigen Erfolg einer Organisation, während taktische Entscheidungen die täglich notwendigen Aktivitäten für den effizienten und reibungslosen Ablauf, zum Gegenstand haben.[45] Insofern stellen Taktiken Handlungspläne zur Umsetzung von Strategien dar.[46] Mit der Titulierung eines Konstruktes als strategisch, sollte immer die kritische Prüfung einer möglichen Bezeichnung desselben als taktisch geprüft werden. Im Zusammenhang von Ressourcen beispielsweise wird häufig unter Rückgriff auf den Terminus „strategischen Ressourcen“ argumentiert, während die Konzeption, Existenz und eventuelle Bedeutung „taktischer Ressourcen“ kaum thematisiert wird. Selbiges erscheint jedoch notwendig, um dem Attribut „strategisch“ Erklärungswert beimessen zu können.[47] Unbeachtet dessen ist jedoch die Zuordnung von Ressourcen zu den Kategorien taktisch und strategisch problematisch, da einzelne Ressourcen potentiell verschiedene Dienste erbringen können, die entweder tendenziell eher taktischen oder strategischen Zielen dienen können.[48]
Der Terminus des Managements ist nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch im Alltag so omnipräsent, dass er auf den ersten Blick keiner näheren Erläuterung bedarf. Mit der inflationären Verwendung von Begriffen, geht jedoch regelmäßig deren Trennschärfe verloren und die Gefahr der Mutation zu Leerformeln wächst.[49] So bedürfen beispielsweise plakative Bezeichnungen von Konzepten wie Ressourcenmanagement oder Wissensmanagement und Titulierungen wie Horticulture Manager[50] einer genaueren Erläuterung. Neben der vielschichtigen Konnotation des Begriffes Management ist zum Teil auch dessen etymologische Deutung umstritten.[51] Der vielfältigen Verwendung des Terminus stehen dessen funktionale und institutionelle Interpretation der wissenschaftlichen Management-Forschung gegenüber.[52] Selbige haben dem Konzept für den Bereich der Betriebswirtschaftslehre relativ klare Konturen verliehen und werden nunmehr dargestellt sowie partiell ähnlichen Konzepten gegenübergestellt.
Dem institutionellen Ansatz (managerial roles approach) folgend, bezeichnet Management die Gruppe der mit Weisungsbefugnis ausgestatteten Organisationsmitglieder.[53] Dieser angelsächsische, institutionelle Managementbegriff ist somit viel weiter gefasst als das Verständnis von Management im deutschen Sprachraum. In der deutschen Sprache bezeichnet Management in der Regel ausschließlich Personen der oberen Führungsebenen einer Organisation, die Gruppe der Manager.[54] Dies suggeriert, die Synonymie der Termini Manager und Führungsperson respektive Führer (leader). Zaleznik argumentiert, dass es sich bei Managern und Führern um grundsätzlich verschiedene Typen von Persönlichkeiten handelt, schließt jedoch deren „Auftreten“ in einer Person nicht aus.[55] Obwohl viele Definitionen von Management die Führungsfunktion einschließen, besteht keine automatische Verbindung zwischen den Konzepten Führung und Management.[56] Während Führung auf personeller Macht basiert, entspringt die für Management signifikante Weisungsbefugnis, in der Regel einer formal legalisierten oder traditionalen...