Sie sind hier
E-Book

Sinnvoller und zeitgemäßer Einsatz von E-Learning im Hochschulbereich

AutorMichael Reinke
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl104 Seiten
ISBN9783668165151
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Didaktik - BWL, Wirtschaftspädagogik, Note: 2,0, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Ist es möglich, E-Learning in der universitären Lehre sinnvoll einzusetzen? Wo sind bei differenzierterer Betrachtung die Potenziale und etwaige Grenzen einer solchen Umsetzung zu suchen? Ist eine Umsetzung in der Universität überhaupt sinnvoll? Heutzutage sind mit dem E-Learning viele teilweise berechtigte aber auch unberechtigte Hoffnungen verbunden. Einige Experten deklarieren es als den Königsweg zum Durchbruch der Universitäten in die globale Wissensgesellschaft. Die fortschreitende Digitalisierung kann aufgrund der Orts- und Zeitunabhängigkeit endlich lebenslanges Lernen zur Realität werden lassen. Andere sind dem skeptischer eingestellt und sehen im E-Learning nur eine weitere Welle der Digitalisierung und für neue Geschäfte in der großen Welt des World Wide Webs. Diese Skepsis scheint nicht unbegründet. Auf den ersten Blick wird man allerdings feststellen, dass in der Wissenschaft eine ausgiebige Diskussion über den Einsatz digitaler Medien in der Hochschullehre stattfindet. Viele verschiedene Jahrestagungen, wie die Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft, oder die große Datenbank mit über 1200 hochschulorientierten Projekten, stehen exemplarisch für die Bedeutung der Neuen Medien in der universitären Lehre. Dennoch ist die Realität eine andere. Die praktische Umsetzung des E-Learning ist bisweilen noch lange nicht in dem Maße fortgeschritten wie die wissenschaftliche Diskussion darüber. An der Universitätspolitik sind viele Innovationen vorbeigegangen. An Stelle von Überlegungen wie man neue Medien vernünftig und effektiv einsetzen könnte, bleibt es meistens beim bloßen Dialog um Tools und Trends in diesem Bereich.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

2 E-Learning


 

E-Learning ist ein weites Feld, es lässt sich keiner klassischen akademischen Disziplin alleine zuordnen: Informatik, pädagogische Psychologie, Didaktik und Grafikdesign liefern wichtige Beiträge“

 

(Helmut M. Niegemann)

 

Allein an diesem Zitat von Helmut M. Niegemann kann man erkennen, wie vielzählig die Teilbereiche innerhalb des E-Learning sein können. Daher ist es zunächst einmal für das Verständnis in diesem Bereich unerlässlich, sich dem Begriff als solchen schrittweise zu nähern. E-Learning kann abhängig von der zur Verfügung stehenden Technologie vielfältige Einsatzmöglichkeiten bieten. Dazu gehören beispielsweise Audiokonferenzen, Chat, Datei-Upload und Download, Datenbanken und vieles mehr (Bush & Mayer 2002, 38ff). Welches Instrument im konkreten Fall ausgewählt wird, ist von mehreren Faktoren abhängig. Dazu zählen ganz allgemein die verwendete Software und das darin enthaltene Angebot an Anpassungsmöglichkeiten. Wichtigste Entscheidungsgrundlage sollte jedoch der zu behandelnde Lehr-Lernprozess sein (Blessing 2011, 171).

 

Bevor eine Definition des Begriffs E-Learning folgt, ist es wichtig einen kurzen Blick in die Geschichte zu riskieren. Dieser Rückblick soll Anhaltspunkte über wichtige Eckpfeiler der lerntheoretischen Entwicklungen im Bereich des E-Learning liefern. Für eine einheitliche Verwendung des Begriffs E-Learning in der vorliegenden Arbeit ist es in einem zweiten Schritt notwendig, die gewonnen Erkenntnisse aus der Geschichte in eine ausführliche Definition einfließen zu lassen, welche die Grundlage für Handlungsempfehlungen und weitere Diskussionen darstellt.

 

2.1 Entwicklung des E-Learning


 

Für ein besseres Verständnis der abwechslungsreichen Geschichte von E-Learning-Systemen werden kurz die wichtigsten (Entwicklungs-) Stationen hinsichtlich der Ansätze von Lehr-Lerntheorien in Bezug auf die „Mechanisierung“ des Lehrens und Lernens dargestellt. Dies ist insofern von Bedeutung, da die darauffolgende Definition wichtige Erkenntnisse aufnimmt und versucht umzusetzen.

 

Wie bereits angesprochen soll zunächst ein geschichtlicher Rückblick als Einführung in den Bereich des E-Learning dazu dienen, sich der inhaltlichen Relevanz des Themas zu nähern. Die Geschichte, bzw. die Idee Prozesse des Lehrens und Lernens mit Hilfe von Maschinen zu verbessern oder abzubilden ist nicht neu. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts versuchte man sich daran Lehr-Lernprozesse mittels Automaten darzustellen. Beispiele dafür sind die berühmt gewordenen Maschinen von Skinner und Holland, welche erste Schritte hin zu einer programmierbaren Anleitung darstellten (Dittler 2011, 3).

 

Lernen am Erfolg – Durch Belohnung und Strafe

 

Aus den Resultaten der vielfältigen Versuche mit Tieren wurde die Lerntheorie des Behaviorismus entwickelt, welche Lernen als sog. „Reiz-Reaktions-Lernen“ (Edelmann 2000, 29) bezeichnet. Skinners Erkenntnisse in Verbindung mit der aufkommenden Theorie des Behaviorismus sind deshalb von zentraler Bedeutung, da sie den Startpunkt für die Entwicklung von Computer-Based-Training und somit auch des E-Learning darstellen. Diese „Programmierte[n] Lernprogramme (in Anlehnung an programmierte Unterweisung und programmierten Unterricht)“ (Dittler 2011, 3) stehen somit am Anfang des Zeitalters der computerunterstützten Lernprogramme. Auch in Deutschland, bzw. im deutschsprachigen Raum wurden in den 60er und 70er Jahren verschiedene Systeme entwickelt, die sich an Skinners Konzept von Lernen durch Erfolg und Belohnung orientierten. Ein besonderes Augenmerk dieser Arrangements wurde immer auf die Erfolgskontrolle und das zeitnahe Feedback gelegt (Dittler 2011, 3-4). Diese Programmierte Instruktion führte allerdings zu vielen Problemen. Als Hauptproblem stellte sich die unzureichende Berücksichtigung der verschiedenen Lerngeschwindigkeiten der Lernenden heraus. Dies hatte vor allem beim Einsatz solcher Systeme im Klassenzimmer deutliche Nachteile (Holten & Nittel 2010, 11; Kruppe, Mandl, Hense 2002, 3; Messerschmidt, Grebe 2005, 29). Im Allgemeinen werden solche streng behavioristischen Ansätze heutzutage als gescheitert angesehen, obwohl sie Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre einen zweiten Frühling erlebten und vereinzelt heute noch zum Einsatz kommen (Thissen 2003, 2f; Messerschmidt & Grebe 2005, 35).

 

Lernen durch Verstehen und Einsicht

 

Mit der Zeit änderte sich nun das Design von technologisch unterstützen Systemen für den Lernprozess. Der Lernerfolg wird nicht mehr primär am Erkennen der richtigen Antworten bewertet, vielmehr wird der Prozess des Denkens in den Mittelpunkt der Untersuchungen gestellt. Dieser soll Erkenntnisprozesse lostreten, welcher einen ideenvollen Problemlösevorgang beim Lernen realisieren soll (Dittler 2011, 3). Dabei wird der Prozess des Lernens an sich als spezielle Form der Wissensaufnahme angesehen. Entscheidend sind hierfür die Aufbereitung der Informationen und die Ausprägung der kognitiven Fähigkeiten der Lernenden (Kerres 1998, 57). Bei der Umsetzung von E-Learning, bzw. des Computer-Based-Training wurden, bzw. wird diese Erkenntnisse vor allem in der Darstellung der Lerninhalte umgesetzt. Lerner sollen seither durch die zusammenhängenden und aufeinander aufbauenden Arbeitsmaterialien Lernkontexte verstehen und dadurch selbstständig Problemlösefähigkeiten entwickeln (Dittler 2011, 3). Allerdings ist die Messbarkeit von solchen individuellen kognitiven Fähigkeiten nicht ohne weiteres möglich, was eine zielgerichtete Unterstützung der Lernenden durch virtuelle Lernangebote erheblich erschwert (Grune 2000, 26).

 

Lernen als Konstruktion von Wissen

 

Basis für diese Entwicklung waren zunächst einmal die Erkenntnisse aus der Umsetzung verschiedenster technologischer Lernsysteme auf Basis des Kognitivismus und Behaviorismus. In der Erprobungsphase unterschiedlichster E-Learning Anwendungen erkannte man recht schnell, dass Lernende obwohl sie in der gleichen Lernumgebung agierten, eine teilweise erheblich abweichende Lernleistung aufweisen. Diese Ergebnisse beeinflussten bzw. beeinflussen die Konzeption von E-Learning Maßnahmen deutlich. Seither versucht man das persönliche Vorwissen, die bereits gesammelten Erfahrungen oder sonstige Kenntnisse der Lernenden in den Lernprozess mit eizubinden. Folglich müssen Lernsituationen die „Konstruktion von Wissen auf der Basis des individuellen Vorwissens“ (Dittler 2011, 3) zum Ziel haben (Dittler 2011, 3). In Gegensatz zu Systemen, die auf den Behaviorismus und Kognitivismus aufbauen, erfordern die Merkmale des Konstruktionismus eine veränderte Sichtweise auf bestehende Lernsetting. Lehrende sind nicht länger als Autorität oder Tutor im Zentrum des Lehr-Lernprozesses, sondern stehen fast auf einer Stufe mit den Lernenden. (Baumgartner & Payr 1994, 108).

 

Der E-Learning-Hype-Cycle

 

Auch wenn die eben vorgestellten lernpsychologischen Erkenntnisse immer weiter Eingang in das didaktische Arrangement von E-Learning-Szenarien Eingang fanden, waren diese überwiegend durch die Intention durchdrungen, die neuen technischen Möglichkeiten bestmöglich auszureizen. Die „Goldgräberstimmung“ in diesem Bereich erhielt jedoch vor allem durch das Platzen der dot.com Blase zu Beginn des neuen Jahrtausends eine deutliche Abkühlung. Man stellte recht ernüchternd fest, dass die teilweise recht überzogenen Erwartungen und die damit verbundenen finanziellen Einsparpotenziale in vielen Projekten schlicht und einfach nicht zu erreichen waren. Zudem waren die Vorbereitungszeiten für E-Learning Szenarien wie das Computer-Based-Training teilweise deutlich höher als für konventionelle Seminare oder „offline“ Kurse. Deutlicher wird dieser Umschwung in der Bewertung von technologiebasierten Lernszenarien wenn man den E-Learning-Hypecycle[2] von Fischer (2013, 42) betrachtet (Dittler 2011, 5).

 

 

Abbildung 2: E-Learning-HypeCycle

 

Nachdem der Gipfel der Erwartungen überschritten wurde, folgte ziemlich schnell eine Phase der Ernüchterung. Die in verschiedenen Universitäten diskutierte Abschaffung von klassischen Präsenzlehrveranstaltungen aufgrund von Kosteneinsparungen und Effizienzvorteilen entpuppte sich nach und nach als Illusion. Nach der überfälligen Abkehr von nicht realisierbaren Erwartungen änderte sich die bis dato geltende Zielsetzung. Die Entwicklung richtet seither den Blick nicht mehr primär auf den Kostenaspekt, sondern auf die sinnvolle Verbesserung der Qualität von Lehr-Lernprozessen. Ansätze wie das Blended Learning[3] resultierten längst aus diesen Verbesserungsbestrebungen (Dittler 2011, 5).

 

Ferner wird das E-Learning seit etwa nun mehr als zehn Jahren von der allgegenwärtigen Ausbreitung und Nutzung des Internets stark traktiert. Die fast grenzenlose Verfügbarkeit von...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Studienliteratur - Berufsschule

Marketing

E-Book Marketing
Grundlagen für Studium und Praxis Format: PDF

Dieses Lehrbuch vermittelt die gesamten Grundlagen des Marketing und nimmt dabei konsequent Bezug auf die Praxis. Die anwendungsorientierte Darstellung versetzt den Leser in die Lage,…

Marketing

E-Book Marketing
Grundlagen für Studium und Praxis Format: PDF

Dieses Lehrbuch vermittelt die gesamten Grundlagen des Marketing und nimmt dabei konsequent Bezug auf die Praxis. Die anwendungsorientierte Darstellung versetzt den Leser in die Lage,…

Finance

E-Book Finance
Format: PDF

Das Buch beinhaltet ebenso einige Portraits: Die didaktische Erfahrung lehrt, dass man sich wissenschaftliche Ergebnisse und Ansätze besser merken kann, wenn eine Assoziation zu jener Person…

Finance

E-Book Finance
Format: PDF

Das Buch beinhaltet ebenso einige Portraits: Die didaktische Erfahrung lehrt, dass man sich wissenschaftliche Ergebnisse und Ansätze besser merken kann, wenn eine Assoziation zu jener Person…

Faszinierende Mikroökonomie

E-Book Faszinierende Mikroökonomie
Erlebnisorientierte Einführung Format: PDF

Ein außergewöhnliches Lehrbuch, denn der Stoff wird innerhalb einer Rahmenhandlung vermittelt. Das Ergebnis: Eine motivierende Darstellung der Mikroökonomie. Der Lehrstoff wird in…

Faszinierende Mikroökonomie

E-Book Faszinierende Mikroökonomie
Erlebnisorientierte Einführung Format: PDF

Ein außergewöhnliches Lehrbuch, denn der Stoff wird innerhalb einer Rahmenhandlung vermittelt. Das Ergebnis: Eine motivierende Darstellung der Mikroökonomie. Der Lehrstoff wird in…

Weitere Zeitschriften

Menschen. Inklusiv leben

Menschen. Inklusiv leben

MENSCHEN. das magazin informiert über Themen, die das Zusammenleben von Menschen in der Gesellschaft bestimmen -und dies konsequent aus Perspektive der Betroffenen. Die Menschen, um die es geht, ...

Archiv und Wirtschaft

Archiv und Wirtschaft

"Archiv und Wirtschaft" ist die viermal jährlich erscheinende Verbandszeitschrift der Vereinigung der Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare e. V. (VdW), in der seit 1967 rund 2.500 ...

Berufsstart Bewerbung

Berufsstart Bewerbung

»Berufsstart Bewerbung« erscheint jährlich zum Wintersemester im November mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

BMW Magazin

BMW Magazin

Unter dem Motto „DRIVEN" steht das BMW Magazin für Antrieb, Leidenschaft und Energie − und die Haltung, im Leben niemals stehen zu bleiben.Das Kundenmagazin der BMW AG inszeniert die neuesten ...

küche + raum

küche + raum

Internationale Fachzeitschrift für Küchenforschung und Küchenplanung. Mit Fachinformationen für Küchenfachhändler, -spezialisten und -planer in Küchenstudios, Möbelfachgeschäften und den ...

Gastronomie Report

Gastronomie Report

News & Infos für die Gastronomie: Tipps, Trends und Ideen, Produkte aus aller Welt, Innovative Konzepte, Küchentechnik der Zukunft, Service mit Zusatznutzen und vieles mehr. Frech, offensiv, ...

DER PRAKTIKER

DER PRAKTIKER

Technische Fachzeitschrift aus der Praxis für die Praxis in allen Bereichen des Handwerks und der Industrie. “der praktiker“ ist die Fachzeitschrift für alle Bereiche der fügetechnischen ...

DULV info

DULV info

UL-Technik, UL-Flugbetrieb, Luftrecht, Reiseberichte, Verbandsinte. Der Deutsche Ultraleichtflugverband e. V. - oder kurz DULV - wurde 1982 von ein paar Enthusiasten gegründet. Wegen der hohen ...

building & automation

building & automation

Das Fachmagazin building & automation bietet dem Elektrohandwerker und Elektroplaner eine umfassende Übersicht über alle Produktneuheiten aus der Gebäudeautomation, der Installationstechnik, dem ...