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St.-Karl-Borromäus in Dortmund-Dorstfeld (Flerus & Konert, 1928/29)

Auf der Schwelle zwischen Historismus und Moderne. Eine Kirche als Spiegel gesellschaftlicher, lokaler, architekturgeschichtlicher, liturgischer und kunstgeschichtlicher Strömungen der Zeit

AutorHeinz Udo Brenk
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl260 Seiten
ISBN9783743168534
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Auf der Schwelle zwischen Historismus und Moderne. Eine Kirche als Spiegel gesellschaftlicher, lokaler, architekturgeschichtlicher, liturgischer und kunstgeschichtlicher Strömungen der Zeit.

Lehrer für Kunst und Mathematik an einem Dortmunder Gymnasium. Promotionsstudium 2013-16 an der Technischen Universität Dortmund, seitdem gemeinsame Projekte des Gymnasiums mit der Universität.

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Leseprobe

ST.- KARL- BORROMÄUS


EIN VIRTUELLER RUNDGANG


BESCHREIBUNG DES KIRCHENGEBÄUDES


Die St.-Karl-Borromäus-Kirche in der Fine-Frau-Straße 47, dem höchsten Punkt der Siedlung Oberdorstfeld, die nach einer der dortigen Zechen auch Karlsglücksiedlung genannt wird, ist noch fast vollständig in ihrem Originalzustand von 1928/29 erhalten.13 Deshalb kann die Beschreibung des heutigen Zustandes auch nahezu in Gänze auf den Zustand von 1929 übertragen werden. Wenn es Veränderungen gab, wird darauf jeweils ein Hinweis gegeben.

AUSSENANSICHT

Die Kirche ist ausgerichtet vom Eingangsbereich mit den beiden Türmen im Südosten zur Chorabschlusswand im Nordwesten, also nicht, wie üblicherweise für katholische Kirchen gefordert, geostet.14 Die Ausrichtung ergibt sich durch die der Straßenseite und dem gegenüberliegenden offenen Platz, der als Marktplatz und Siedlungszentrum gedacht war, zugewandte mächtige Fassade, die durchbrochen ist von zwei mehrfach abgestuften Rundbögen von einer äußeren Breite von 3,40 m und Höhe von 4 m, durch die Stufung auf 2,40 m Breite und 3,50 m Höhe verjüngt, durch die man durch zwei noch im Original vorhandene Holztüren ins Innere der Kirche geradezu hineingezogen wird. Noch in der unteren Hälfte der Fassade liegt zentral über den Türen ein Rundfenster von 2,60 m Durchmesser, dessen Laibung ebenso abgestuft ist wie die Türlaibungen.15 In den Fensterkreis ist ein Kreuz eingemauert, wie es auch in der Bemalung des Innenraumes mehrfach auftaucht. Leider ist mit der Schutzverglasung, die im Jahre 2001 erneuert wurde, dieses gestalterische Element weitgehend unsichtbar gemacht worden. Zu beiden Seiten des Rundfensters sind der Fassade vollplastische, mit etwa 3,00 m Höhe überlebensgroße Figuren der Heiligen Barbara als Schutzpatronin der Bergleute und des Heiligen Karl Borromäus, des Patrons der Gemeinde, aus hellem Muschelkalk auf schlichten Konsolen aus dem gleichen Stein vorgestellt.16

Die 18,50 m hohe Fassadenwand ist mit einem um 15° geneigten Satteldach versehen, das den First auf 19,60 m erhöht. Direkt unterhalb des Giebels, zentral und symmetrisch angeordnet, durchbrechen sieben gleichgroße Schalllöcher, die jeweils durch schräggestellte Querlamellen gegen Vogelflug gesichert sind, in Form von Rundbögen von 1,50 m Höhe die Fassade. Unterhalb des mittleren befindet sich ein weiterer, nur 0,30 m schmaler, rechteckiger und ebenfalls 1,50 m hoher buntverglaster Fensterschlitz.

Die gesamte riesige Fassadenwand ist, wie alle Außenwände der Kirche, mit rotem Klinker verkleidet. Aufgelockert wird die große Fläche durch die Verwendung von Ziegeln unterschiedlicher Brennungen, damit unterschiedlicher Tönungen oder auch Fehlbrände. In völlig unregelmäßigen Abständen stehen einzelne oder mehrere Steine etwas aus der Wand hervor, manchmal vereinzelt, manchmal in Reihung und manchmal ein Kreuz bildend. An einigen Stellen tauchen außerdem in Rundbögen gemauerte Ziegel in der ansonsten im Verband gemauerten Wand auf, was ebenso der Optik wie der Stabilisierung dient.

Zu beiden Seiten wird die imposante Fassade flankiert von Türmen quadratischen Grundrisses mit 3,75 m Seitenlänge, die um 1,50 m nach hinten versetzt und um die Stärke der Außenmauer von 0,77 cm in die Fassade eingezogen sind. Mit 23,30 m Höhe überragen sie den First um weniger als 4 m. Sie werden jeweils abgeschlossen durch ein um 30° geneigtes, walzbleigedecktes Spitzdach. Die Turmwände sind unterhalb der Dachlinie nach allen vier Seiten von je drei gleichgroßen und 1 m hohen Rundbögen durchbrochen, die wie Schalllöcher wirken, aber keine Funktion haben. Die Wendeltreppe im Inneren des östlichen Turmes erhält Licht durch kleine, jeweils doppelte Rundbogenfenster, die zur Straßenseite und zur der Kirche abgewandten Seite in fünf gleichmäßigen Höhenabständen eingebaut sind, auf der West- und Ostseite ist das oberste Fensterpaar jeweils ersetzt durch ein größeres, 1,50 m hohes Schallloch mit Lamellen. Für die kleinen Doppelfenster wurde im Betonkern der Kirchenwand nur jeweils ein Rundbogen von 0,60 m Breite und 0,60 m Höhe ausgespart, die Unterteilung in zwei kleine Fenster von je 0,20 m Breite und 0,45 m Höhe wird erst durch die Verklinkerung vorgenommen. Die untersten Doppelfenster sind jeweils deutlich größer (0,35 m breit, 0,95 m hoch), weil sie im Westturm der Kapelle Licht spenden sollen. Auf der dem Schiff zugewandten Rückseite der Türme sind nur je zwei dieser Doppelfenster eingelassen.

Das Hauptschiff ist mit 15,50 m Firsthöhe deutlich niedriger als der Fassadenvorbau. Dadurch entsteht auf der Rückseite der Fassade eine Wand, die genau wie die Vorderseite von sieben Rundbogenschalllöchern mit Lamellen unterhalb der Giebellinie durchbrochen wird.

Die gegenüberliegende Chorseite ist völlig schmucklos gehalten. Sie ist mit 8,70 m Breite deutlich schmaler als die vordere Fassade. Die Wand wird gestaltet von je vier voll vermauerten Blendfenstern in drei übereinanderliegenden Reihen. Das darüber mittig zu findende Rundfenster ist ein Windauge und dient der Entlüftung des Dachstuhls.17 Im Kellerbereich lassen zwei runde Fenster Licht ins Innere, also den Keller unter dem Chor, dazwischen befindet sich ein Lüftungsschacht.

Die Seitenwände der Kirche sind fast völlig gleich gestaltet. Sie lassen deutlich die unterschiedlichen Höhen der 4,50 m hohen, mit 5° Neigung fast flach gedeckten Seitenschiffe und des 12 m hohen und mit einem Satteldach mit 30° Neigung gedeckten Mittelschiffes erkennen. Alle Dächer sind heute mit schlichten Bitumendachbahnen ausgelegt. Die Originalabdeckung erfolgte mit Schieferplatten im Dach des Mittelschiffes, wohingegen die Betondächer der Seitenschiffe schon immer nur provisorisch abgedeckt und mit einem wasserabweisenden Dursitanstrich versehen waren.18

Im Bereich der Seitenschiffe sind die Wände unterteilt in sechs gleichbreite Segmente, womit sie die Pfeilerabstände des Innenraumes aufnehmen. Das zweite und fünfte Segment ist jeweils um 1 m nach außen gezogen. Zur Ostseite entstand so im zweiten, dem Turm zugewandten Segment ein Nebeneingang mit einer Türgestaltung wie zur Straßenseite, wenn auch etwas schmaler (2,25 m breit, 3,60 m hoch), im fünften Segment wurde der zusätzlich geschaffene Raum für einen Beichtstuhl genutzt. Jedes Segment, natürlich mit Ausnahme des Seitentürsegments, enthält eine Dreiergruppe gleichgroßer Rundbogenfenster, die in der Größe denen der untersten Stufe der Türme entsprechen. Zur Westseite gibt es keinen Seiteneingang, hier waren beide hervortretenden Segmente ursprünglich mit Beichtstühlen ausgefüllt.

In den hohen Seitenwänden des Mittelschiffes finden sich auf jeder Seite je sechs gleichgroße hohe Rundbogenfenster (0,90 m Breite, 5,15 m Höhe). Die Seitenwände des Chores erhalten Licht durch je ein Rundbogenfenster, mit 1,20 m etwas breiter und mit 5,05 m etwas weniger hoch als im Mittelschiff.

Zu beiden Seiten des Chores schließen sich zwei Räume an, die als Sakristei bzw. Paramentenraum vorgesehen waren und auch nur die Höhe der Seitenschiffe erreichen. Von der Sakristei auf der östlichen Seite des Chores aus gelangt man in das Pfarrhaus, das mit der Kirche und dem ursprünglich symmetrisch dazu nach Westen geplanten Schwesternhaus, das nie gebaut wurde, eine Baueinheit bilden sollte. Der unter dem westlichen Paramentenraum gelegene Kellerraum hatte einen separaten Ausgang zur Rückseite der Kirche, der heute zugemauert ist. Die Kellerräume rechts und links des Chores haben unterschiedliche Verwendung gefunden. Der Raum unterhalb der Sakristei blieb seit Beginn ein Vorratsraum und beherbergt auch das Archiv der Gemeinde. Der Raum auf der anderen Seite wurde für insgesamt 3100,- RM zu einem Jugendraum ausgebaut und erst 1958 zu einer Krypta/Kapelle mit Eingang vom Kirchenraum aus umgebaut.

Ein Wetterhahn auf dem Ostturm, ein Kreuz auf dem Westturm, ein weiteres Kreuz vor dem Fassadenfirst und die beiden Kirchturmuhren bilden den einzigen Schmuck nach außen. Die beiden Uhren sind angebracht an der Süd- und Ostwand des Ostturmes, jeweils zwischen dem Dreifachfenster und dem Schallloch. Sie wurden erst drei Jahre nach der Fertigstellung des Gebäudes im Jahre 1932 angebracht. In den Zeichnungen des Architekten J. Flerus tauchen die Uhren noch um eine Fensterreihe nach unten versetzt auf, allerdings war auch noch kein als Schallloch vergrößertes Fenster auf der Ostseite vorgesehen.19

INNENANSICHT

Durch die schweren, noch originalen, wenn auch heute heller als im Ursprungszustand gebeizten Holztüren gelangt man in den 10,20 m breiten und zum Bauzeitpunkt 4 m hohen Vorraum.20 Von dort öffnen sich drei Rundbögen zum Hauptschiff, die heute durch Glastüren verschlossen sind.21 Über dem Vorraum befindet sich die Orgel- und Kirchenchorempore, die ihr Licht von dem großen Rundfenster erhalten sollte, das aber zu einem Teil von der Orgel verdeckt wird. Die Empore ragte bei der Einweihung rechteckig mit einer Breite von 6,92 m um 1,15 m in das Mittelschiff hinein. Im Jahr 1990 wurde die Orgelempore erweitert, nämlich um nun 2,76 m in...

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