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Thema Angst in neueren Bilderbüchern

Eine literaturwissenschaftliche Untersuchung unter Mitberücksichtigung des Realitätsgehalts

AutorIna Jungandreas
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl69 Seiten
ISBN9783640281282
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Didaktik - Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: 2, Universität Paderborn, 52 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Angst ist so alt wie die Menschheit selbst und begleitet uns das gesamte Leben. Jeder Mensch kennt das unangenehme Gefühl, dass einem Bauchschmerzen, schwitzige Hände und Herzklopfen beschert. Kinder können das unbestimmte Gefühl noch nicht richtig einschätzen und wissen oftmals nicht, wie sie damit umgehen sollen. Sie benötigen Hilfe von anderen Menschen, um produktive Bewältigungsmuster zu entwickeln. Eltern, Erzieher , Lehrer und anderer Bezugspersonen können dabei helfen, indem sie den Heranwachsenden geeignete Literatur zum Thema Angst an die Hand geben und sich damit gemeinsam mit den Kindern auseinandersetzen. Bilderbücher als eine Gattung der Kinderliteratur eignen sich aufgrund ihrer Adressatenbezogenheit in besonderer Weise, den Kindern das Angstthema nahe zu bringen. Voraussetzung ist, dass die themenrelevanten Bilderbücher von den Mädchen und Jungen rezipiert werden. In der vorliegenden literaturwissenschaftlichen Untersuchung geht es nun um die normalen Ängste von Kindern in Bilderbüchern mit besonderem Schwerpunkt auf deren realistischen Darstellung. Die Arbeit gliedert sich in 6 Bereiche: Zunächst geht es um die Ängste der Kinder und ihre Bewältigungsstrategien. Nach der terminologischen Einordnung des Begriffes 'Angst' werden die typischen Ängste von Kindern im Vorschul- und Grundschulalter vorgestellt. Jüngere Rezipienten werden ausgeklammert, da diese Kinder noch nicht mit dem Problemfeld der Angst hinsichtlich der Verstehbarkeit konfrontiert werden können. Kinder der Grundschule können die Bilderbücher zudem selber lesen, was für die Wirkung der Werke ein ausschlaggebender Punkt sein kann. Wie sich Ängste bei Kindern äußern und mit welchen kindlichen Strategien sie bewältigt werden können, wird anschließend aufgezeigt. Die Eltern oder andere enge Bezugspersonen nehmen eine wichtige Rolle bei der Thematik Angst ein. Oftmals ist der Erziehungsstil ausschlaggebend für die Persönlichkeitsentwicklung bezüglich der Angstbewältigungsstrategien des Kindes. Die Rolle der Eltern wird daher in der Arbeit näher betrachtet. Mit diesem überblicksartigen Hintergrundwissen können später Aussagen zum Realitätsgehalt der betrachteten Bilderbücher gemacht werden.

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Leseprobe

3          Problemorientierte Bilderbücher und ihre Bedeutung bei der Angstbewältigung


 

Die vorliegende Arbeit untersucht das „Thema Angst in neueren Bilderbüchern“. Die Begrifflichkeit des „problemorientierten Bilderbuches“ steht in diesem Kapitel am Anfang der Betrachtung, um sie von anderen Gattungen abzugrenzen und eine Einordnung der literarischen Werke zum Thema Angst in die Literaturform zu ermöglichen. Weiterhin werden Faktoren, die den Lesewirkungsprozess von literarischen Werken beeinflussen, aufgezeigt. Vor diesem Hintergrund können dann mögliche Einflüsse von Bilderbüchern auf die kindliche Entwicklung und auf den konstruktiven Umgang mit Angst entwickelt werden.

 

3.1        Problemorientierte Bilderbücher


 

Der Begriff „Bilderbücher“ bezeichnet eine Textsorte der Kinderliteratur, die sich hinsichtlich der ausstattungsspezifischen Aspekte von anderen Textsorten unterscheidet.[67] Ganz treffend beschreibt sie Kassenbrock:

 

„Bilderbücher sind ein Medium mit literarischen, bildnerisch-ästhetischen und pädagogischen Ebenen der Präsentation, Gestaltung, des Einsatzes und der Wirkung. Sie werden heute in vielen Fällen für einen offenen Adressatenkreis produziert; d. h. die Kategorisierung ´Bilderbuch` ist keine eindeutige Zuweisung für die Zielgruppe der Vier- bis Sechsjährigen.“[68]

 

Anders dagegen Meier, der die Zielgruppe der Bilderbücher auf Kinder zwischen zwei bis drei und sieben bis acht Jahren festlegt. Ich schließe mich der Meinung Kassenbrocks an, dass Bilderbücher mittlerweile für jeden Rezipienten geeignet und auch noch viel Lehr- und Wissensreiches für Erwachsene bereithalten.

 

Das Hauptmerkmal eines Bilderbuches ist das Bild, wobei zwischen dem „textfreien Bilderbuch“ und dem „Bilderbuch mit Textbeigaben“ unterschieden wird.[69] Das textfreie Bilderbuch ist insbesondere für jüngere, leseunkundige Kinder geeignet. Ein Textbilderbuch[70] beinhaltet neben den Illustrationen Textpassagen, die meist von gleicher Wichtigkeit sind. Über die unmittelbaren Welterfahrungen hinaus verhelfen sie dem Kind zum Betrachten und Erleben neuer und bekannter Sachverhalte.[71] Die intendierte Kinderlektüre, die sich durch eine spezielle Adressierung an die Kinder auszeichnet,[72] wird als das den Mädchen und Jungen adäquatestes Medium zur Informationsbeschaffung und Unterhaltung angesehen.[73]

 

Der Begriff der Problemorientierung wird hier in Anlehnung an Eckhardt als Oberbegriff für „realistische und phantastische Gestaltungsvarianten“[74] verwendet, weil eine Vielzahl von problemorientierten Werken mit fantastischen Elementen arbeitet und demnach nicht einfach der Realistik zuzuordnen sind, ohne missverständliche Überschneidungen mit dem Begriff der „fantastischen Erzählung“ zu erzeugen.

 

Die fantastische Erzählung umfasst definitorisch die gesamte Kinder- und Jugendliteratur mit fantastischen Elementen einschließlich der problemorientiert fantastischen Literatur.[75] In dieser Arbeit stehen also die problemorientierten Bilderbücher mit den Varianten der realistischen und der fantastischen Bilderbuchliteratur mit realistischer Funktion, im Hinblick auf die ausgewählten Bilderbücher, im Mittelpunkt.

 

Problemorientierte Bilderbücher handeln z. B. von Themen wie „Anderssein“, „Angst“, „Außenseitertum“, „Einsamkeit“, „Behinderung“, „Tod“ und deren Bewältigung. Sie führen die Kinder vorbereitend in die gegenwärtigen und zukünftigen Probleme des Lebens und unserer Gesellschaft ein. Damit kann bereits im frühen Kindesalter eine kritische Bewusstseinsbildung gefördert werden.[76] Mithilfe einer fiktionalen Darstellung werden die Kinder zur Auseinandersetzung mit den dargestellten Problemen angeregt. Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die die Kinder mit der Lektüre machen, können auf die Realität übertragen und in dieser entsprechend berücksichtigt werden. So betrachtet bieten die Bücher Lebenshilfen und Orientierungen, die zur Lösung eigener Schwierigkeiten nutzbar und reflektierbar sind. Die aufgegriffenen Themen weisen die Kinder darauf hin, dass auch andere Menschen Schwierigkeiten haben und sie nicht allein damit sind. Die problemorientierte Bilderbuchliteratur kann ferner ein wichtiger Trostspender für diejenigen Rezipienten sein, denen es ähnlich wie den handelnden Figuren aus den Geschichten ergeht.

 

Dennoch sollten die kindlichen Rezipienten nicht mit problemorientierten Bilderbüchern allein gelassen werden. Um Überforderungen vorzubeugen, sollten sich Erwachsene stets Zeit für die gemeinsame Lektüre und Besprechung der Inhalte und darüber hinausgehenden Fragen der Kinder nehmen. Gerade der Austausch ist wichtig, um den Kindern wichtige Verstehenshilfen und Verarbeitungsmöglichkeiten zu den dargestellten Problemen anzubieten.[77] Insbesondere die jüngeren Kinder benötigen Hilfestellungen, um mit den oftmals tabuisierten Inhalten konstruktiv umgehen zu lernen.

 

3.1.1        Realistische Bilderbücher


 

Die realistische Bilderbuchgeschichte bewegt sich im Rahmen der „tatsächlichen und möglichen Wirklichkeit“, die für jüngere Kinder verstehbar und erfahrbar gemacht wird.[78] Vom Standpunkt der Kinder aus thematisieren die inhaltlich problemorientierten oder gesellschaftskritischen Werke bevorzugt das alltägliche Kinderleben, das für die Zielgruppe besonders interessant ist. Demgemäß sind die Textteile und Bilder so konzipiert, dass sie der Auffassungsgabe und dem Vorstellungsmöglichkeiten der kindlichen Rezipienten entsprechen, Zuhörer und Betrachter in das Geschehen integrieren und Vergleichs- und Identifikationsmöglichkeiten anbieten.[79]

 

3.1.2        Phantastische Bilderbücher


 

Das fantastische Bilderbuch greift das beliebte Fabulieren von Kindern auf.[80] Der Einsatz von Fantastischem kommt so „dem kindlichen Bedürfnis nach Aktion, äußerer Spannung [und] Komik“ entgegen, wobei in der Diskussion nicht eindeutig ist, „ob es sich bei Phantastik bzw. Phantastischen um eine Gattung, eine Darstellungsweise, einen Stil oder eine Struktur handelt.“[81] So können die Merkmale der fantastischen Erzählung auch in einem Bilderbuch auffindbar sein:

 

Von einer fantastischen Erzählung wird im Allgemeinen gesprochen,[82] wenn das literarische Werk sowohl realistische als auch fantastische Elemente in Form von fantastischen Welten, Begebenheiten, Figuren oder Requisiten beinhaltet. Die fantastischen Elemente stehen den Gesetzen der realen Welt entgegen. Sie sind in der Realität so, wie sie in den fantastischen Werken vorkommen, nicht auffindbar.[83] Derzeit werden in der Bilderbuchproduktion hauptsächlich Werke produziert, die in den Bildern vermenschlichte Tierwelten aufzeigen. Entgegen Kretschmers vorsichtiger Äußerung[84] sparen die für diese Arbeit betrachteten Bilderbücher, die vermenschlichte Tierwelten enthalten, nicht die tatsächliche Lebenswelt und gesellschaftliche Realität der Kinder aus. Vielmehr haben fast alle der von mir betrachteten fantastischen Bilderbücher zum Thema Angst eine realistische Funktion der dargestellten Tiere in realistisch gezeichneter Umgebung inne. Als Beispiel sei das später noch genauer betrachtete Werk „Plotter will nicht schwimmen“ erwähnt, bei denen Tiere in einer ansonsten realen Umwelt handeln.

 

3.2        Wirkungsfaktoren und psychische Lesemechanismen


 

Der Lesewirkungsprozess eines literarischen Werkes hängt maßgeblich von vier beteiligten Wirkungsfaktoren ab, die in gegenseitiger Abhängigkeit stehen: der Kommunikator/Autor, das Medium/Buch, der Rezipient/Leser und der Vermittler. Der Autor steht am Anfang. Er kann entsprechend seiner Möglichkeiten die Buchwirkung beim Rezipienten beeinflussen, indem er bestimmte Ziele und Absichten offensichtlich verfolgt.[85]

 

Des Autors Mittel ist das Medium, welches innerhalb eines verzweigten Kommunikationsnetzes steht. Die größten Chancen zur Beeinflussung der Leser bestehen bei gleichzeitiger Verwendung von Präsentationsweisen verschiedener Medien. [86] Bilderbuchautoren nutzen die visuelle und verbale Ebene, um die Werke für die kindlichen Rezipienten ansprechbar zu gestalten.

 

Jeder Rezipient hingegen hegt unterschiedliche Erwartungen gegenüber einem Buch, weil er in spezifisch soziale Beziehungen und situationsgebundene Gefüge integriert ist. Aus diesem Grund sind die personalen, sozialen, entwicklungspsychologischen und lernpsychologischen Bedingungen stets bei der Wirkungsfrage mit zu beachten. Der personale Wirkfaktor von Bilderbüchern hängt z. B. mit dem noch jungen Alter kindlicher Rezipienten zusammen. Doch auch das Geschlecht spielt eine Rolle bei der Wirkung von literarischen Werken. In sozialer Hinsicht ist die Reaktion der...

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