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E-Book

Therapiehund im Klassenzimmer

Die Wirksamkeit hundgestützter Pädagogik bei Kindern mit ADHS

AutorKatja Schwartz, Simon Bransch
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl152 Seiten
ISBN9783640802050
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Pädagogik - Heilpädagogik, Sonderpädagogik, Note: 1,5, Bergische Universität Wuppertal, Sprache: Deutsch, Abstract: Das große Interesse am ADHS-Syndrom und den damit einhergehenden Auffälligkeiten in unserer Gesellschaft führt zu einem ständigen Diskussionsstoff gerade im Bezug auf die Therapierbarkeit dieser Erkrankung. Tiergestützte Interventionen, an denen das Interesse fortwährend zunimmt und deren Angebote in Deutschland immer zahlreicher werden, bieten eine alternative Möglichkeit, ADHS-Kinder zu therapieren. Die vorliegende Examensarbeit stellt hinsichtlich dieser Tatsache einen theoretischen Querschnitt der beiden Themenkomplexe ADHS und tiergestützte Intervention dar und widmet sich der Wirksamkeit hundgestützter Pädagogik als Form der tiergestützten Intervention in einer exemplarischen Fallstudie. In dieser Fallstudie werden vier Sitzungen einer hundgestützten Therapie begleitet, um deren Kurzzeiteffekte zu evaluieren.

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Leseprobe

3. Theoretische Grundlagen der ADHS-Symptomatik


 

3.1 Darstellung des Syndroms ADHS


 

Das Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom, kurz ADHS, wird in der Medizin als diagnostizierbare psychische Störung im Kindesalter kategorisiert, die jedoch auch im Jugend- und Erwachsenenalter, gleichwohl in schwächerer Ausprägung und in abweichender Form der Symptome, vorzufinden ist. Es findet in der Öffentlichkeit rege Aufmerksamkeit und Diskussionsbedarf. ADHS kennzeichnet sich durch Störungen der Aufmerksamkeit, der Impulskontrolle und motorischen Aktivität (vgl. Wohnhas-Baggerd 2008, S. 11). Die Problematik in der Diagnostik des ADHS liegt in seiner Abgrenzung zu altersgemäßen Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern. So wird die Unruhe und Unaufmerksamkeit der betroffenen Kinder oftmals als altersentsprechend verstanden und nicht als ADHS erkannt. Erst mit einer Zunahme und Intensivierung der Symptome, welche beispielsweise im Kindergarten als normal interpretiert wurden, beginnt meist die Einsicht, dass das Kind unter einer Störung leiden könnte. Dies ist häufig mit dem Eintritt in die Grundschule der Fall, da es hier oft zu einer Verschärfung der Problematiken kommt, insbesondere durch grobe Regelverletzungen oder massive soziale Konflikte. Waren die Probleme im Kindergarten und im sozialen Umfeld, beispielsweise in der Familie, schon vorhanden, kommt es nun in der Grundschule zu einem neuen Konfliktfeld. Neben dem Erziehungsauftrag ist es die Aufgabe der Schule Wissen zu vermitteln. Voraussetzung für diesen Lernprozess innerhalb einer Lerngruppe ist die Fähigkeit zur Konzentration, zur Aufmerksamkeit und zur motorischen Ruhe. Dies sind genau die Bereiche, in denen ADHS-Kinder grundlegende Probleme haben (vgl. Wohnhas-Baggerd 2008, S. 12).

 

3.2 Häufigkeit und Geschichte


 

ADHS wird nicht erst seit einigen Jahren als Störbild erkannt. Dies kann nicht nur aus einer „literarischen Erstdarstellung in Form des Zappel-Philipp durch den Frankfurter Nervenarzt Dr. Heinrich Hoffmann aus dem Jahre 1845“ (Steinhausen 2000, S. 9) geschlossen werden. Die Symptomatik von ADHS ist daher ein „zeit- und kulturunabhängiges Phänomen“ (Steinhausen 2000, S. 18). Bereits im 17. Jahrhundert soll es Wissenschaftlern zufolge bereits das Störbild ADHS gegeben haben. So sollen berühmte Persönlichkeiten, wie beispielsweise Kaiser Wilhelm II, Mozart oder auch Winston Churchill unter ADHS gelitten haben (vgl. Wohnhas-Baggerd 2008, S. 31). Nach neueren Studien schwanken hierbei die Häufigkeitszahlen innerhalb einzelner Länder allerdings sehr. Die Gründe für diese Schwankungen „dürften in der Variation hinsichtlich begleitender Störungen (Komorbidität), den Entwicklungsregeln für die Diagnose, der Symptombewertung, der eingesetzten diagnostischen Instrumente sowie der Verhaltensausprägung liegen“ (Steinhausen 2000, S. 18).

 

3.3 Symptome und Diagnose-Kriterien


 

Hinsichtlich der Abgrenzung der Diagnose-Kriterien gab und gibt es nach wie vor Abweichungen. In dem im deutschsprachigen Raum gebräuchlichen Klassifikationssystem psychischer Störungen der Weltgesundheitsorganisation ICD-10 findet seit 1991 der Begriff „hyperkinetische Störung“ seinen Platz. Bereits in den 80er Jahren wurde im internationalen Klassifikationssystem für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters DSM III der Begriff „Attention Deficit Order (ADD)“ eingeführt. Im deutschsprachigen Raum spricht man daher heute von ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom). Das System DSM III wurde in der Folge weiterentwickelt. Gültigkeit besitzt nun das System DSM IV (vgl. Wohnhas-Baggerd 2008, S. 17f). In beiden Systemen, ICD- 10 und DSM IV, kennzeichnet sich ADHS durch drei grundlegende Kernsymptome. Diese sind Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Die Systeme differenzieren sich nicht durch diese Kernsymptome, sondern vielmehr durch die Kriterien-Erfüllung innerhalb der einzelnen Symptome. Die Kriterien sind dennoch in beiden Systemen fast identisch. Sie fordern beide eine beobachtete Dauer der Symptome von mindestens sechs Monaten und einen bestimmten Beginn (vor dem siebten Lebensjahr = DSM IV; vor dem sechsten Lebensjahr = ICD-10). Zudem sollten die Kriterien in mehr als einem Bereich erfüllt sein, um auszuschließen, dass die Verhaltensstörung durch Bedingungen aus einem bestimmten anderen Feld, zum Beispiel der Schulsituation, verursacht ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass alle Kriterien und diese in der gleichen

 

Intensität erfüllt werden, ist sehr gering. Dies wird durch die Untersuchungen bestätigt. Die einzelnen Kriterien lauten wie folgt:

 

Unaufmerksamkeit

 

 Das Kind beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei den Schularbeiten, bei der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten.

 

 Das Kind hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder Spielen aufrechtzuerhalten.

 

 Das Kind scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere es ansprechen.

 

 Das Kind führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen (nicht aufgrund von oppositionellem Verhalten oder Verständnisschwierigkeiten).

 

 Das Kind hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren.

 

 Das Kind vermeidet häufig, hat eine Ablehnung gegen oder beschäftigt sich häufig nur widerwillig mit Aufgaben, die länger andauernde geistige Anstrengungen erfordern (wie Mitarbeit im Unterricht oder Hausaufgaben).

 

 Das Kind verliert häufig Gegenstände, die es für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt (z.B. Spielsachen, Hausaufgabenhefte, Stifte, Bücher oder Werkzeug).

 

 Das Kind lässt sich oft durch äußere Reize ablenken.

 

 Das Kind ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich.

 

Hyperaktivität

 

 Das Kind zappelt mit den Händen oder Füßen oder rutscht auf dem Stuhl herum.

 

 Das Kind steht (häufig) in der Klasse oder in Situationen auf, in denen Sitzenbleiben erwartet wird.

 

 Das Kind läuft herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann dies auf ein subjektives Unruhegefühl beschränkt bleiben).

 

 Das Kind hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen.

 

 Das Kind ist häufig „auf Achse“ oder handelt oftmals, als wäre es „getrieben“. Das Kind zeigt ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer Aktivität, das durch die soziale Umgebung oder durch Aufforderungen nicht durchgreifend beeinflussbar ist.

 

Impulsivität

 

 Das Kind platzt häufig mit der Antwort heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist.

 

 Das Kind kann nur schwer warten, bis es an der Reihe ist (bei Spielen oder in Gruppensituationen).

 

 Das Kind unterbricht und stört andere häufig (platzt in Gespräche oder in Spiele anderer hinein).

 

 Das Kind redet übermäßig viel (ohne angemessen auf soziale Beschränkungen zu reagieren). Im DSM-IV unter Hyperaktivität subsumiert. (vgl. Wohnhas-Baggerd 2008, S. 19f)

 

Anmerkung: Kursivschrift = nur DSM-IV ; ( ) = nur ICD-10

 

Von den genannten Symptomen der Unaufmerksamkeit müssen mindestens sechs Symptome aufgetreten sein, um Unaufmerksamkeit im Zusammenhang mit ADHS zu diagnostizieren. Von den genannten Symptomen der Hyperaktivität und Impulsivität müssen insgesamt mindestens sechs Symptome aufgetreten sein, um Hyperaktivität/Impulsivität im Zusammenhang mit ADHS zu diagnostizieren (jeweils nach DSM IV-TR) (Gawrilow 2009, S. 10).

 

 

Abb. 5: Diagnosekriterien nach ICD-10 undDSM-IV (Quelle: http://www.adhs.org/diagnostik, Aufruf am 02.10.2010 )

 

Sind die Symptombestimmungen in beiden Systemen noch vergleichbar, gibt es hinsichtlich der Diagnosetypen größere Unterschiede. So unterscheidet das DSM IV in der Diagnostik drei Subtypen des ADHS:

 

 Mischtyp, der vorliegt, wenn die Kriterien der Unaufmerksamkeit und der Hyperaktivität-Impulsivität während der letzten sechs Monate erfüllt sind

 

 Vorwiegend Unaufmerksam ADHS-Typus, der vorliegt, wenn die Kriterien der Unaufmerksamkeit, aber nicht der HyperaktivitätImpulsivität während der letzten sechs Monate erfüllt sind

 

 Vorwiegend Hyperaktivität-Impulsivität ADHS-Typus, der vorliegt, wenn die Kriterien der Hyperaktivität-Impulsivität, aber nicht der Unaufmerksamkeit während der letzten sechs Monate erfüllt sind

 

Dabei stützt sich das DSM IV auf empirische Befunde (vgl. Gawrilow 2009, S.11)

 

Dem entgegengesetzt unterscheidet das ICD-10 zwei Typen das ADHS:

 

 Einfache Aufmerksamkeits-...

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