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Unternehmerfamilie und Familienunternehmen erfolgreich führen

Unternehmertum fördern, Führungskultur entwickeln, Konflikte konstruktiv lösen

AutorAnna Meyer
VerlagGabler Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl196 Seiten
ISBN9783834992840
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis42,99 EUR
Anna Meyer beschreibt die enge Verbindung, den Zusammenhang und die Wechselwirkungen zwischen Eigner- und Unternehmensstrategie. Parallel dazu erläutert sie anhand zahlreicher Beispiele die Besonderheiten, Herausforderungen und die vielfältigen Anforderungen, denen die Mitglieder einer Unternehmerfamilie gegenüberstehen. Eine klar strukturierte Lektüre mit vielen konkreten Anregungen.

Dr. Anna Meyer verfügt über langjährige Erfahrungen in Führungspositionen von inhabergeführten und konzerngebundenen Unternehmen, zuletzt als Vorsitzende der Geschäftsführung eines Dienstleistungsunternehmens. Sie ist Mitglied im Beirat von Familienunternehmen und geschäftsführende Gesellschafterin der Anna Meyer UnternehmerBeratung GmbH in Düsseldorf.

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Leseprobe

3. Familie und Unternehmen mit Verstand und Gefühl f?hren (S. 144)

Zum Verstehen und zum Verständnis der Einstellungen, Motive und Handlungsweisen von Familienmitgliedern und daraus resultierender Eigendynamiken sind die zuvor beschriebenen Erkenntnisse grundlegend. Denn auch auf die Angehörigen von Unternehmerfamilien trifft zu: „Was jemand tut, ist nur verständlich auf dem Hintergrund seiner ganz einmaligen Biographie, dem Zusammenfließen untypischer Ereignisse und besonderer Beziehungen sowie den höchst individuellen Bemühungen um Sinnfindung und Interessendurchsetzung“ (Neuberger 1990, S. 86).

Eine Klarheit über die persönliche und familiäre Situation sowie die verantwortungsvolle Führung von Familie und Unternehmen ist nur auf Basis der Einheit und des Zusammenwirkens von Verstand und Gefühl möglich. Denn Mitglieder einer Unternehmerfamilie sind auch dort, wo sie rational und überlegt handeln, sei es in der Familie oder im Unternehmen, keine Maschinen, die wie Rädchen im Getriebe eines Familiensystems oder einer Organisation funktionieren.

Als menschliche Wesen sind sie mit einer einzigartigen Biografie, eigener Motivation und Motiven, individuellen Strken und Schwächen ausgestattet. Der amerikanische Neurologe Antonio R. Damasio (1996, 2000) hat mit seinen Studien belegt, dass die Fähigkeit zu intelligentem und rationalem Denken unaufhebbar an unsere Emotionen und Empfindungen gekoppelt ist. Wo die Fähigkeit, sich über die eigenen Gefühle bewusst zu werden oder die Gefühle anderer mitzuempfinden, beeinträchtigt ist – so die grundlegende Einsicht von Damasio –, ist auch die Ratio, also vernünftiges Denken und Handeln, beeinträchtigt.

Damasio vertritt die Auffassung, dass eine „[…] Reduktion der Emotionen für die Vernunft mindestens genauso nachteilig ist, wie allzu heftige Emotionen. Offenbar ist vernünftiges Denken ohne den Einfluss der Emotionen nicht möglich […]. Die neurologische Evidenz lässt darauf schließen, dass die selektive Abwesenheit von Emotionen ein Problem ist. Emotionen am richtigen Ort und im richtigen Maße scheinen ein Hilfssystem zu sein, ohne dass unser Vernunftgebäude ins Wanken gerät.

[…] Das Bewusstsein macht Gefühle der Erkenntnis zugänglich und unterstützt damit die innere Wirkung von Emotionen. Es versetzt diese in die Lage, den Denkprozess durch Vermittlung des Fühlens zu durchdringen“ (Damasio 2000, S. 41). Diese Einsicht hat weitreichende Folgen für das Verständnis von Führung, Kooperation und Kommunikation in der Unternehmerfamilie und letztlich auch für das Verständnis dessen, was als professionelles berufliches Handeln gelten darf.

Wenn in Familienunternehmen Familienmitglieder mit anderen Familienmitgliedern (und mit familienfremden Führungskr?ften und Mitarbeitern) zusammenarbeiten, geschieht dies immer auch vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Erfahrungen in ihrer Herkunftsfamilie. Die individuellen Erfahrungen der Angehörigen in der Familiengemeinschaft haben einen wesentlichen Einfluss auf das Geschehen in der Familie und im Unternehmen.

Nimmt man die Implikationen und Folgerungen ernst, die aus der neuropsychologischen Forschung resultieren und die weit über die populärwissen ein irreführender Anspruch wäre, von den Gesellschaftern eines Familienunternehmens rein sachlogisches, rationales Denken und Handeln zu erwarten. Nach wie vor lebt aber dieser Denkansatz in den Managementwissenschaften fort. Die Führungskraft wird als ausschließlich rational denkendes und handelndes Wesen verstanden, ihr Führungshandeln soll sich an einer „irrational rationalen Leidenschaft für leidenschaftsloses Kalkül“ orientieren, wie der Ökonom Manfred Tietzel (2001) formuliert.

Der Ökonom und Nobelpreisträger Reinhard Selten entzaubert jedoch den Mythos der rationalen Entscheidung: „Gerade in den Wirtschaftswissenschaften wird die Rationalität von Entscheidungen stark überschätzt. Ökonomisches Verhalten ist eben auch ein Problem der ökonomischen Psychologie. Der Mensch ist nur eingeschränkt rational. Er verfügt nur über begrenzte Denk- und Rechenmöglichkeiten.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort5
Inhaltsverzeichnis7
Einführung Unternehmerfamilie und Familienunternehmen in Balance10
1. Unternehmertum im Mittelpunkt11
2. Eignerstrategie – Selbstverständnis, Interessen und Ziele der Unternehmerfamilie12
2.1 Regelungen für eine verantwortliche Unternehmens- und Familienführung21
Die Family Business Governance21
Die Familienverfassung22
Was ist die Vision der Unternehmerfamilie?14
Wirkung nach innen17
Wirkung nach außen20
Prämissen des Gelingens20
2.2 Ein Beispiel aus der Praxis von Familienunternehmen24
Die Familienverfassung der Unternehmerfamilie Wrede24
Teil I Führung des Familienunternehmens27
1. Inhaberzentrierung als kennzeichnendes Merkmal29
1.1 Führung – fokussiert auf die Unternehmerpersönlichkeit29
Motivation, Lebensführung und Lebenserfahrung der Gründerunternehmer29
1.2 Nachfolgende Generationen31
Führungsverhalten der Nachfolger33
1.3 Führung im quasifamiliären Klima35
Risiken der Inhaberzentrierung38
Zu viel Fürsorge wird zum Problem38
Führung fokussiert auf den Inhaber – gefährliches Dilemma für Gefühl und Verstand341
2. Weiterentwicklung der Führungskultur43
2.1 Inhaberzentrierung und kooperative, ergebnisorientierte Führung im Dialog43
Unternehmerische Verantwortung teilen44
2.1 Unternehmensentwicklung kooperativ gestalten49
2.3 Unternehmensführung53
Die Mission des Unternehmens53
Die Vision des Unternehmens54
Werte- und Wertorientierung54
2.3.1 Strategieentwicklung – Verantwortung und Gemeinschaftsleistung des Führungsteams60
Viel Vertrauen in die Führungskräfte62
Wozu die Erarbeitung einer Unternehmensstrategie?63
2.3.2 Erarbeitung und Umsetzung der Unternehmensziele – abgeleitet aus der Strategie65
Ziele und Ressourcen in Übereinstimmung bringen71
2.4 Kooperative Führung und Zusammenarbeit im Dialog72
2.4.1 Zusammenarbeit zwischen geschäftsführenden Gesellschaftern72
2.4.2 Zusammenarbeit zwischen geschäftsführenden Gesellschaftern und Fremdgeschäftsführern75
Wechselseitige Angewiesenheit in der Zusammenarbeit75
2.4.3 Zusammenarbeit zwischen Unternehmensleitung und Führungskräften77
Ein eingespieltes Team78
Was sind die Voraussetzungen und die Inhalte einer kooperativen Führung und Zusammenarbeit im Dialog?82
2.5 Instrumente einer kooperativen Führung und Zusammenarbeit84
Das strukturierte Mitarbeitergespräch im Dialog – ein Instrument kooperativer Führung im Familienunternehmen85
Führen mit Zielvereinbarungen90
2.6 Strategieorientierte Kompetenzentwicklung92
Entwicklung der Führungskräfte93
Führungspotenziale erkennen und aktivieren94
Bedarfsorientierte Personalentwicklung als Führungsaufgabe99
Teil II Führung der Unternehmerfamilie103
1. Familien-Kompetenz entwickeln105
2. Hineingeboren in eine Unternehmerfamilie107
3. Familie und Unternehmen mit Verstand und Gefühl führen114
4. Rollen und Rollenerwartungen117
4.1 Rollendilemmata in der Praxis121
4.1.1 Die Rolle des Sohnes121
Von Beruf Sohn?121
Kommunikation zwischen Vätern und Söhnen und die vermittelnde Rolle der Mütter und Ehefrauen124
4.1.2 Die Rolle der Tochter128
Erfahrungen einer Unternehmertochter130
Erfahrungen einer Schwiegertochter134
4.1.3 Die Rolle der Ehefrau und Mutter137
5. Konflikte erkennen und konstruktiv lösen138
Latente und offene Konflikte143
Konfliktarten in der Unternehmerfamilie145
Konfliktarten im Familienunternehmen146
Konfliktparteien im Familienunternehmen147
5.1 Konflikte zwischen geschäftsführenden Gesellschaftern148
5.2 Konflikte zwischen Gesellschaftern und Fremdgeschäftsführern154
Professionalität und Loyalität auch aufseiten der Gesellschafter160
5.3 Konflikte zwischen aktiven und inaktiven Gesellschaftern162
5.4 Konflikte lösen – durch neue Erfahrungen lernen166
Die Mitglieder der Familie – handlungsfähige Akteure oder willige Opfer?166
Konflikte lösen – aber wie?168
Perspektivenwechsel168
Wie steht es dabei mit dem Wollen?170
Kenntnis der Konfliktbewältigungsstile der Familienmitglieder und der Familie als Gemeinschaft171
6. Mit Handlungskompetenz in die Zukunft – Kompetenzentwicklung der Unternehmerfamilie172
Individuelle Handlungskompetenz173
Dimensionen individueller Handlungskompetenz von Angehörigen aus Unternehmerfamilien176
6.1 Kompetenzkriterien von Junioren178
6.2 Kompetenzentwicklung von Junioren185
6.3 Kompetenzentwicklung der Familienangehörigen188
Kompetenzentwicklung im offenen Dialog189
Ausblick192
Führung im Mittelpunkt192
Zur Führung geboren (?)193
Potenziale von Unternehmerfamilie und Familienunternehmen entfalten193
Literaturverzeichnis195
Die Autorin200

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