Sie sind hier
E-Book

Wenn die Liebe Trauer trägt

Was beim Abschiednehmen von einem lieben Menschen hilft

AutorBritta Laubvogel, Jost Wetter-Parasie
VerlagBrunnen Verlag Gießen
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783765571572
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Was beim Abschiednehmen von einem lieben Menschen hilft: Britta Laubvogel, die ihren Mann 2006 durch Lungenkrebs verlor, erzählt ihre Geschichte. Und darüber, was ihr in der Zeit der Trauer geholfen hat. Jost Wetter-Parasie, Arzt und Psychotherapeut, kommentiert - als Freund der Familie und als professioneller Berater, der die unterschiedlichsten Trauersituationen kennt. Gemeinsam entstand ein tröstendes, ermutigend praktisches und sehr persönliches Buch für Frauen und Männer, die einen lieben Menschen verloren haben - und für alle, die sie auf diesem Weg begleiten.

Britta Laubvogel, Dipl. Sozial-Pädagogin, lebt in Friedberg/Hessen und ist als Bildungsreferentin im Ev. Dekanat Wetterau tätig. Ehrenamtlich ist sie Vorstandsmitglied in der Arbeitsgemeinschaft 'Biblische Frauenarbeit' ABF und Referentin für den Glaubenskurs 'Stufen des Lebens' in der EKHN. Seit ist seit 2006 verwitwet und hat vier erwachsene Kinder. Dr. med. Jost Wetter-Parasie ist Theologe und Mediziner. Seit 20 Jahren ist er als Allgemeinmediziner und Psychotherapeut in eigener Praxis tätig. Er ist verheiratet mit der Pastorin und Eheberaterin Luitgardis Parasie. Gemeinsam haben sie drei erwachsene Kinder.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

Raupe mit Schmetterlingsflügeln – Vorwort


Jost:

Es ist morgens sieben Uhr. Gerade habe ich mich zum Kaffeetrinken an den Tisch gesetzt. Da klingelt das Telefon.

„Hier ist Matthias. Hallo Jost. Ich muss dir was sagen. Hast du einen Augenblick Zeit? Du weißt ja, dass ich seit geraumer Zeit Probleme mit der Luft habe. Gestern Abend haben mir die Ärzte mitgeteilt, dass ich Lungenkrebs habe. Zack, einfach so wurde ich mit der Diagnose konfrontiert. Ich hatte denen ja auch gesagt: Bitte sagen Sie mir die volle Wahrheit. Ich bin Pfarrer und möchte nicht belogen werden. Ja, und jetzt stehe ich da und weiß gar nicht, wie es weitergehen soll. Wie sage ich es Britta? Die ahnt noch nichts. Was rätst du mir?“

Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Matthias, der Sportler, der sich zu seinem 50. Geburtstag vor drei Monaten eine Outdoorausrüstung gewünscht hatte und eine Reise nach New York. Und jetzt das: „Krebs“. Ich schlucke, versuche die Fassung zu wahren.

Frage ihn: „Wie haben die Ärzte es bei dir gemacht, wie haben sie dir die Diagnose mitgeteilt?“

Matthias antwortet: „Die haben mich knallhart damit konfrontiert, ohne großes Drumherumreden.“

„Dann mach das bei Britta doch auch so“, sage ich. „Britta ist eine starke Frau. Die möchte nicht stückchenweise die Wahrheit hören.“

Britta:

Ja, das war genau der Weg. Ich wollte die Wahrheit nicht portionsweise erfahren, wenn es auch im ersten Moment ein Schock war. Ich erinnere mich noch genau, wie ich damals in die Klinik kam, wo er zur Untersuchung war, und Matthias mich empfing mit den Worten: „Britta, ich habe dir etwas zu sagen.“

Wie ein Keulenschlag trifft mich die Diagnose Lungenkrebs.

„Das kann nicht wahr sein. Doch nicht du. Du hast doch nie geraucht.“

„Es ist leider wahr. Ich weiß es seit gestern und habe die ganze Nacht darum gerungen, wie ich es dir sagen soll.“

Lungenkrebs, es hämmert in meinem Kopf. Ich kann kaum hören, was Matthias weiter sagt, aber eins bleibt mir im Gedächtnis: „Heute morgen habe ich Jost angerufen und ihn gefragt, wie ich es dir sagen soll. Er hat mir gesagt: Nimm keinen langen Anlauf, sag es so, wie es die Ärzte dir gesagt haben.“

„Was passiert jetzt?“ ist meine nächste bange Frage.

„Es ist eine äußerst seltene Form des Lungenkrebs, die Ärzte schlagen eine Chemotherapie vor, am Montag soll es losgehen“, berichtet Matthias.

„Gibt es eine Chance auf Heilung?“, frage ich später die Ärzte.

„Nein“, sagen sie. „Dieser Krebs ist unheilbar. Wir können nur versuchen ihn im Wachstum zu verzögern und die Symptome zu lindern.“

Jost:

Die Konfrontation mit einer unheilbaren Krankheit ist Stress im höchsten Maße. Alles wird infrage gestellt. Der Tod ist plötzlich so nahe. Das ganze Leben läuft vor dem inneren Auge ab wie ein Film. Stress bewirkt, dass der Organismus auf Notfallplan umschaltet, und die in großen Mengen ausgeschütteten Stresshormone mobilisieren Energie. „Man muss kämpfen. Jetzt erst recht!“, so oder ähnlich habe ich es von vielen Menschen in dieser Phase des Lebens gehört.

Doch irgendwann sind die Reserven erschöpft. Der Verstand macht uns die Situation klar und Resignation oder auch Ergebenheit in das schwere Schicksal stellen sich ein.

So auch bei Matthias. Resignation habe ich bei ihm allerdings wenig gespürt. Als ich ihn besuchte und um Worte rang, die angemessen und hilfreich sein könnten, da bin ich selbst gestärkt worden von seinem unerschütterlichen Glauben in die Liebe Gottes, die ihn auffängt, egal was geschieht.

Britta:

Einen Tag, nachdem er die niederschmetternde Diagnose erfahren hatte, trat Matthias bei seinem letzten Konzert auf. Er sang sein Lied von der Raupe. Ich höre noch seine Stimme und sehe ihn am Klavier sitzen. Er sang sich an diesem Abend ein Stück dem Himmel entgegen – so kam es mir vor.

Ich bin ’ne Raupe mit Schmetterlingsflügeln,

der große Flug steht noch bevor.

Ich bin ’ne Raupe mit Schmetterlingsflügeln,

der große Flug trägt mich empor.

Noch kriechen wir hier unten rum,

sind nicht sehr klug, sind eher dumm.

So manche Frage bleibt noch offen,

doch ich weiß, ich darf hoffen.

Text und Musik: Matthias Laubvogel

Wir haben mit ihm gehofft und gebangt. Gott rief ihn im Januar 2006 zu sich in die Ewigkeit, vier Monate nach der Diagnose. Er hat „den großen Flug“ angetreten und ist am Ziel.

Immer wieder hat mich Matthias’ Bild vom Schmetterling begleitet. Was steckt da alles drin: Wandlung, Freiheit, Fliegen, Aufbruch, Sehnsucht …

Die Raupe kriecht am Boden, schließt sich in einen farblosen, unscheinbaren Kokon ein, bis sie sich verpuppt. In diesem Raum entwickelt sich ein wunderschöner Schmetterling. Wenn die Zeit gekommen ist, verlässt er den Kokon, um in eine völlig neue Existenz einzutreten.

Wissenschaftler haben einmal versucht, diesen Wandlungsprozess bei Schmetterlingen zu verkürzen. Sie halfen quasi nach, als sich erste Risse im Kokon zeigten, und beschleunigten den Vorgang von außen. Alle Schmetterlinge kamen unbeschadet aus dem Kokon. Nur eines konnten sie nicht: fliegen.

Aus dieser Beobachtung zogen die Wissenschaftler den Schluss: Für die Schmetterlinge ist der gesamte Prozess wichtig. Sie müssen sich aus dem Kokon selbst befreien, sich mit aller Kraft herausarbeiten, nur dann werden die Flügel kräftig und stark. So entwickelt der Schmetterling Vertrauen, dass die Flügel tragen. Jetzt kann er abheben, die Erde loslassen und fliegen.

Dieses Bild beschreibt für mein Empfinden sehr gut das Sterben, nämlich das Loslassen des zeitlichen „Lebenshauses“ und das Eintreten in einen neuen Raum der Ewigkeit.

Gleichzeitig beschreibt dieses Bild für mich, wie die Trauer sich wandelt. Im Laufe der Zeit entstehen neue Räume und Farben und geben dem Leben eine andere Gestalt.

Jost:

Aus meiner psychotherapeutischen Praxis kann ich bestätigen, dass Trauer ein Prozess ist. Da kann man nichts beschleunigen. Alles braucht seine Zeit.

Ich erlebe mich vorwiegend als Begleiter auf dem Weg durch die Trauer. Ein Seelsorger könnte diese Aufgabe oft genauso gut übernehmen. Wie für den Schmetterling die Zeit im Kokon wichtig ist um zu reifen, so braucht auch jeder Trauernde Zeit.

Das merke ich auch als selbst Betroffener. Unsere Familien haben viel über den Tod und die Trauer um Matthias gesprochen. Und ein Bild hat uns dabei sehr geholfen: das Bild eines Hauses.

Wir stellen uns Trauer vor wie ein Haus mit verschiedenen Räumen. Ein Haus mit

einem Raum des Schmerzes,

einem Raum der Erinnerung,

einem Raum der Liebe,

einem Raum der Wandlung.

Dieses Bild hilft uns, Struktur in die verwirrende Gefühlswelt der Trauer zu bringen.

Jeder von uns hat da „sein eigenes Haus“. Als guter Freund von Matthias trauere ich ganz anders als Britta, seine Frau, die oft das Gefühl hatte, ein Teil von ihr sei mit Matthias gestorben. Entsprechend halten wir uns auch unterschiedlich lang in den einzelnen Räumen der Trauer auf: Mal beschäftigt uns vor allem der Schmerz, mal die Erinnerung …

In meiner Praxis habe ich häufig mit schweren Schicksalsschlägen zu tun. Trauernde suchen meist mehr als Mitgefühl. Sie sind dankbar für jemanden, der ihnen hilft, Ordnung in ihr Gefühlschaos zu bringen. Man kann als Arzt nicht alle Schmerzen selbst durchleiden, an denen die Patienten schwer tragen. Verstehen und sich Hineinversetzen gelingen aber umso besser, je mehr man sich auch der eigenen Trauer stellt.

Wenn Britta und ich uns in den letzten Jahren über Trauer ausgetauscht haben, dann kamen immer diese beiden Aspekte zum Tragen: die eigene Betroffenheit und die professionelle Kompetenz des Psychotherapeuten. – So ist die Idee entstanden, aus den beiden unterschiedlichen Perspektiven ein Buch über Trauer zu schreiben.

Britta schreibt aus ihren persönlichen Trauererfahrungen. Ich als Arzt und Psychotherapeut trete gewissermaßen einen Schritt zurück und kommentiere aus fachlicher Sicht, was in den Räumen der Trauer geschieht. Wir haben die verschiedenen Abschnitte durch eine veränderte Schrift hervorgehoben.

So ist dieses Buch weniger ein Ratgeber geworden, der auf alle...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Lebensführung - Motivation - Coaching

PS: Glücklich sein

E-Book PS: Glücklich sein
Format: PDF

Glücklich sein beinhaltet nicht nur Gesundheit, eine gesunde Ernährung und eine sportliche Betätigung. Glücklich sein kann von jedem von uns anders empfunden werden.In dem hier vorliegenden Buch "PS…

Simplify your life

E-Book Simplify your life
Küche, Keller, Kleiderschrank entspannt im Griff Format: ePUB/PDF

»Das bisschen Haushalt …« kann leider ganz schön anstrengend sein, wenn in der Sockenschublade ein undurchdringbares Chaos herrscht, sich in der Küche vor lauter…

Das Pippilotta-Prinzip

E-Book Das Pippilotta-Prinzip
Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt Format: ePUB/PDF

Frech, respektlos, mutig – und viel Spaß dabei! Jeder kennt sie aus der Kindheit: Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter, kurz: Pippi Langstrumpf. Und fast jedes M…

Das Pippilotta-Prinzip

E-Book Das Pippilotta-Prinzip
Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt Format: ePUB/PDF

Frech, respektlos, mutig – und viel Spaß dabei! Jeder kennt sie aus der Kindheit: Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter, kurz: Pippi Langstrumpf. Und fast jedes M…

Das Pippilotta-Prinzip

E-Book Das Pippilotta-Prinzip
Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt Format: ePUB/PDF

Frech, respektlos, mutig – und viel Spaß dabei! Jeder kennt sie aus der Kindheit: Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter, kurz: Pippi Langstrumpf. Und fast jedes M…

Das Pippilotta-Prinzip

E-Book Das Pippilotta-Prinzip
Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt Format: ePUB/PDF

Frech, respektlos, mutig – und viel Spaß dabei! Jeder kennt sie aus der Kindheit: Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter, kurz: Pippi Langstrumpf. Und fast jedes M…

Simplify your love

E-Book Simplify your love
Gemeinsam einfacher und glücklicher leben Format: ePUB/PDF

Gemeinsam einfacher und glücklicher lebenEgal ob Single, frisch verliebt oder schon in einer festen Beziehung: Fast alle Menschen wünschen sich eine stabile und glückliche Partnerschaft. Doch…

Simplify your love

E-Book Simplify your love
Gemeinsam einfacher und glücklicher leben Format: ePUB/PDF

Gemeinsam einfacher und glücklicher lebenEgal ob Single, frisch verliebt oder schon in einer festen Beziehung: Fast alle Menschen wünschen sich eine stabile und glückliche Partnerschaft. Doch…

Simplify your love

E-Book Simplify your love
Gemeinsam einfacher und glücklicher leben Format: ePUB/PDF

Gemeinsam einfacher und glücklicher lebenEgal ob Single, frisch verliebt oder schon in einer festen Beziehung: Fast alle Menschen wünschen sich eine stabile und glückliche Partnerschaft. Doch…

Weitere Zeitschriften

FREIE WERKSTATT

FREIE WERKSTATT

Die Fachzeitschrift FREIE WERKSTATT berichtet seit der ersten Ausgaben 1994 über die Entwicklungen des Independent Aftermarkets (IAM). Hauptzielgruppe sind Inhaberinnen und Inhaber, Kfz-Meisterinnen ...

AUTOCAD & Inventor Magazin

AUTOCAD & Inventor Magazin

FÜHREND - Das AUTOCAD & Inventor Magazin berichtet seinen Lesern seit 30 Jahren ausführlich über die Lösungsvielfalt der SoftwareLösungen des Herstellers Autodesk. Die Produkte gehören zu ...

Burgen und Schlösser

Burgen und Schlösser

aktuelle Berichte zum Thema Burgen, Schlösser, Wehrbauten, Forschungsergebnisse zur Bau- und Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Denkmalschutz Seit ihrer Gründung 1899 gibt die Deutsche ...

cards Karten cartes

cards Karten cartes

Die führende Zeitschrift für Zahlungsverkehr und Payments – international und branchenübergreifend, erscheint seit 1990 monatlich (viermal als Fachmagazin, achtmal als ...

crescendo

crescendo

Die Zeitschrift für Blas- und Spielleutemusik in NRW - Informationen aus dem Volksmusikerbund NRW - Berichte aus 23 Kreisverbänden mit über 1000 Blasorchestern, Spielmanns- und Fanfarenzügen - ...

DGIP-intern

DGIP-intern

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e.V. (DGIP) für ihre Mitglieder Die Mitglieder der DGIP erhalten viermal jährlich das Mitteilungsblatt „DGIP-intern“ ...

building & automation

building & automation

Das Fachmagazin building & automation bietet dem Elektrohandwerker und Elektroplaner eine umfassende Übersicht über alle Produktneuheiten aus der Gebäudeautomation, der Installationstechnik, dem ...