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Wirtschaftspartner Türkei

Ein Handbuch für erfolgreiche Unternehmer

AutorÇaglayan aliskan
VerlagRedline Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl264 Seiten
ISBN9783864145087
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Weit mehr als ein beliebtes Urlaubsziel: die wichtigsten Informationen über die türkische Wirtschaft. Firmen wie Investoren finden in der Türkei attraktive Expansions- und Arbeitsbedingungen vor. Das Land mit seinen rund 75 Millionen Einwohnern hat sich als Brücke zwischen Europa und Asien gut positioniert. Wer sich diesen Markt auch nur ansatzweise erschließen will, benötigt harte ökonomische Fakten und Hintergrundinfos über die Gepflogenheiten der türkischen (Business-)Welt und Gesellschaft. Genau das leistet dieses Handbuch: Çag layan Çaliskan ist ein exzellenter Kenner beider Kulturen und unterstützt Unternehmen bei Vorbereitung und Ausbau professioneller Beziehungen in der Türkei.

Çaglayan Çaliskan ist ausgebildeter Hochsee-Schiffskapitän, Berater und Management-Coach. Nach dem Studium in Istanbul arbeitete er als Bankmanager in Österreich. Heute betreut er als interkultureller Strategieberater deutsche und österreichische Unternehmen in der Türkei. Er pendelt zwischen Wien und Istanbul.

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Leseprobe

2. Der unbekannte Riese


2.1 Der Kopf einer Stute – oder: Der lange Galopp nach Westen und das Mosaik der Kulturen




Die frühen Kulturen Anatoliens


Die ersten ständigen Siedlungen in Zentral- und Südostanatolien wurden vor rund 10.000 Jahren gegründet und gehören zu den ältesten der Welt. Manche Experten vermuten den biblischen Garten Eden in der Südosttürkei, in der Nähe der Stadt Urfa.5 Die ältesten keilschriftlichen Funde in Zentralanatolien sind etwa 4.000 Jahre alt. Sie stammen von den Hethitern, die ein Vielvölkerreich und den ersten Rechtsstaat des Altertums gründeten. Ihr Rechtssystem beruhte auf dem Prinzip der Wiedergutmachung und Entschädigung anstatt auf Vergeltung. Die Hethiter hinterließen zudem die älteste Verfassung der Geschichte sowie einen Friedensvertrag mit Ägypten.6

Etwa zur gleichen Zeit erlebte in Westanatolien die Stadt Troja ihre Glanzzeit. Diese Kultur brachte das große literarische Werk Homers hervor. Um 1.000 vor Christus begann die Gründung der Stadtstaaten Westanatoliens unter dem Einfluss griechischer Kolonien, die sich stark mit Handel befassten und durch die erste Münzprägung Geld als Zahlungsmittel einführten. Westanatolien war zu dieser Zeit die Heimat großer Philosophen wie Thales oder Heraklith, die die Grundsteine der westlichen Kultur von heute legten.

Der Invasion der Perser in Kleinasien folgten die Eroberungszüge Alexanders des Großen. West- und Zentralanatolien wurde in etwa zu Beginn unserer Zeitrechnung Stück um Stück Teil des römischen Reiches und erlebte erneut eine bereichernde Mischung mit fremden Kulturen – vor allem die erhaltenen Bauwerke aus dieser Zeit sind Zeugen dieser gegenseitigen Beeinflussung der Völker.

Die schnelle Verbreitung des christlichen Glaubens in Anatolien geht auf die missionarischen Reisen und berühmten Briefe des Apostel Paulus zurück, der selbst aus Tarsus, einer Kleinstadt in der Südtürkei, stammt. Die Christenverfolgung durch die Römer in den darauf folgenden drei Jahrhunderten hinterließ in Kleinasien Spuren, wie etwa die unterirdischen Siedlungen in Kapadokien.

Im 4. Jahrhundert nach Christus trennte sich das Oströmische Reich von Rom. Der erste christliche Staat der Geschichte entstand, der mehr als tausend Jahre existieren sollte. Seine Hauptstadt Konstantinopel am Bosporus zählte eine halbe Million Einwohner und war eine der bedeutendsten Metropolen der damaligen Welt. Der oberste Repräsentant der griechisch-orthodoxen Kirche hat dort bis heute seinen Sitz.

Das byzantinische Reich verkleinerte sich flächenmäßig in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends zu Gunsten arabischer Stämme aus dem Süden und später türkischer Stämme aus dem Osten kontinuierlich. Die Turkstämme kamen in ihrer Wanderung von Zentralasien über das Kaspische Meer immer weiter Richtung Westen und erreichten schließlich Anatolien, wo sie sich ab Beginn des 11. Jahrhunderts niederließen. Die Seldschuken, ein alttürkisches Herrschergeschlecht, das bereits den Islam angenommen hatte, verbreiteten sich nach der Eroberung Bagdads weiter bis nach Westanatolien. Mit ihrem Sieg in der Schlacht von Malazgirt in Ostanatolien über die Byzantiner im Jahre 1071 begannen sie die Vorherrschaft in Kleinasien zu übernehmen.

Die Seldschuken legten den Grundstein zur Turkisierung Anatoliens. Der Islam bildete zwar das sichtbare Zeichen der Identität dieses Turkstammes, sie trugen aber nach wie vor schamanische Wurzeln in ihrer Brust und sie vermischten sich auch mit den bereits in Anatolien lebenden Völkern. So entwickelte sich unter ihrer Herrschaft eine humanistische Kultur, die etwa in der unvergleichlichen Dichtung von Rumi oder aber in beeindruckenden Steinmetzarbeiten an Bauwerken wie Karawansereien zum Ausdruck kommt.


Das Osmanische Reich


Die Zeit der Seldschuken fand im 13. Jahrhundert durch den Einfall der Mongolen in Anatolien ein Ende, der eine Vielzahl von kleinen Fürstentümern entstehen ließ, die sich fortan gegenseitig um die Vorherrschaft bekriegten. Einer dieser Fürsten war Osman im Nordwesten, dem es gelang, die anderen einzubinden oder militärisch zu unterwerfen, sodass er nach und nach die Führung auf der anatolischen Halbinsel übernehmen und das Osmanische Reich gründen konnte, das bis zum Ende des ersten Weltkriegs mehr als sechs Jahrhunderte überdauern sollte. Sein Sohn Orhan heiratete die Tochter des byzantinischen Thronfolgers, kam seinem Schwiegervater gegen die Serben zur Hilfe und setzte die Expansion seines Reiches auf dem europäischen Kontinent fort.7

Eine besondere Wende und den endgültigen Aufstieg des Osmanischen Reiches zur Weltmacht markierte die Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453 durch Sultan Mehmet II., die das Ende des nunmehr auf eine einzige Stadt geschrumpften Oströmischen Reiches bedeutete. In dieselbe Ära fielen die Institutionalisierung und Zentralisierung der Staatsverwaltung, wenn auch die osmanische Bürokratie im Gegensatz zu heute ein gewisses Gleichgewicht zwischen der zentralen und dezentralen Macht beinhaltete.8

Die Osmanen boten den während der Reconquista von der iberischen Halbinsel gewiesenen Juden auf ihrem Territorium Schutz und nahmen sie auf. Im Jahr 1517 eroberte Sultan Selim Ägypten und übernahm das Kalifat. Durch die Erbfolge wurden alle nach ihm an die Macht kommenden Sultane Stellvertreter des Propheten und somit die oberste religiöse Instanz des Islam auf Erden; dadurch wurden alle Muslime unter der osmanischen Fahne vereint.

Unter der Führung von Sultan Süleyman dem Prächtigen reichte das Osmanische Reich im 16. Jahrhundert vom Jemen bis zu den Toren Wiens, vom Kaspischen Meer bis zum Atlantik in Nordafrika, von Ägypten bis zur Krim und wurde somit zum mächtigsten Staat Europas, des Mittelmeerraums und Vorderasiens.9 In dieser Zeit begannen die regen diplomatischen Kontakte zwischen dem Sultanat und den europäischen Mächten. Das Reich war diplomatisch-politisch gesehen eher eine europäische als eine asiatische Macht.10

Das Osmanische Reich vereinte als Vielvölkerstaat unzählige Volksgruppen, die ihre eigene Sprache und Kultur pflegten und unterschiedlichen Religionen angehörten. Schon in den Gründungsjahren bestand das Staatsvolk aus einem Völkergemisch, dessen Verwaltung auf lange Sicht nur auf der Basis der Gleichberechtigung derselben untereinander möglich war.11 Der Sultan war der uneingeschränkte Herrscher, die gesamte Staatsgewalt ging von ihm aus und die Bürger waren seine Untertanen, dennoch waren der Willkür der Herrschenden gewisse moralische und ethische Grenzen gesetzt.12 Christen und Juden genossen den Status autonomer Gemeinden mit gewissen Privilegien, sie zahlten Steuern, durften jedoch nicht in der Armee dienen. Ihre Knaben jedoch wurden zu einer islamischen Kaderausbildung rekrutiert und aus diesem Kreis bildete sich die Führungselite des osmanischen Staates. Interessanterweise wurde der Türke somit durch den Staat verschmäht, den er gegründet hatte. Es war ihm verwehrt, in dessen Führung zu wirken, während jedoch die ganze Welt daran festhielt, diesen Staat als einen türkischen zu bezeichnen.13

Herausragende militärische Leistungen wurden durch ein Lehensystem belohnt. Der dadurch zugesprochene Landbesitz war nicht vererblich und fiel mit dem Tode des Belohnten wieder dem Sultan anheim, der seinem Herrscher bis dahin als Krieger treu diente.

Die Osmanen hatten durch ihre militärische Übermacht nicht nur die Vorherrschaft am Kaukasus, auf der arabischen Halbinsel, in Nordafrika und am Balkan übernommen, sie traten auch das reiche kulturelle Erbe Anatoliens an. So schufen sie kunstgeschichtlich bedeutende Bauwerke, die Elemente des seldschukischen, hellenischen und römischen Stils vereinten. Einer der herausragenden Vertreter der osmanischen Architektur war Mimar Sinan. Er war der Hofarchitekt von Sultan Süleyman dem Prächtigen und Schöpfer der Moscheen Süleymaniye und Selimiye mit ihrer unvergleichlichen Schönheit. Einen bemerkenswerten Spagat vollzogen die osmanischen Künstler durch ihre Miniaturen zwischen dem Bildnisverbot im Islam und der in dieser Hinsicht betont westlichen Orientierung mancher Gebieter, darunter etwa Sultan Mehmet II., der sich sogar von einem italienischen Maler porträtieren ließ.

Die zweite Hälfte des letzten Jahrtausends brachte keine weiteren Ausdehnungen des osmanischen Territoriums. Die zweite erfolglose Belagerung von Wien und die damit verbundene Niederlage im Jahr...

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