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E-Book

The Wonderful Wild

Was ich von Afrikas Wildnis fürs Leben lerne

AutorGesa Neitzel
VerlagUllstein
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl252 Seiten
ISBN9783843721806
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Die Wildnis ist tief in uns Menschen verwurzelt - wir haben nur verlernt, auf ihre Stimme zu hören. Vor drei Jahren tauschte Gesa Neitzel den Großstadtalltag gegen das Ungewisse, flog nach Afrika und begann im südafrikanischen Busch ein ganz neues Leben. Auge in Auge mit Elefanten, Löwen und Leoparden lernt Gesa jeden Tag aufs Neue, was wirklich zählt und warum es heute wichtiger ist denn je, auf die eigene innere Stimme zu hören. Am Lagerfeuer, unterm Sternenhimmel, wird vieles plötzlich ganz einfach und klar - echte Stille etwa ist wahrer Luxus. Dafür müssen wir nicht bis nach Afrika fliegen! Gesa Neitzel zeigt uns, wie auch wir einen authentischen Rhythmus in unseren ganz normalen Alltag integrieren und nimmt uns mit auf eine Reise in die Natur und zu uns selbst. Sie führt uns vom Denken hin zum Fühlen und gibt uns eine einfache Anleitung für ein wildes Leben!

Gesa Neitzel, Jahrgang 1987, war Fernsehredakteurin in Berlin, bevor sie sich in Südafrika zur Rangerin ausbilden ließ. Während der Corona-Pandemie begleitete sie ihren Partner Frank in seine Heimat Australien und widmet sich dort derzeit ganz dem Schreiben. 2016 erschien ihr Bestseller Frühstück mit Elefanten, 2019 folgte mit The Wonderful Wild ihre Anleitung für ein wildes Leben.

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Leseprobe

1. KAPITEL


Die leise Stimme


»Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Verstand ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.«

Albert Einstein

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit meiner Mutter, das wir führten, als ich noch ein Kind war, vielleicht acht oder neun Jahre alt. Ich beklagte mich, dass ich im Winter geboren sei und darum nie eine Geburtstagsfeier im Sommer haben würde. »Ich bin kein Sommerkind«, ärgerte ich mich – nur um mich im nächsten Moment wieder zu fangen.

»Na gut. Egal. Dann bin ich eben ein Glückskind«, sagte ich damals zu meiner Mama. Das Wort ist bis heute hängen geblieben. Ich bin ein Glückskind.1

Und ist das nicht die Wahrheit? Trifft das nicht den Nagel auf den Kopf? Ich wurde Ende der Achtziger geboren und gehöre damit der »Generation Y« an. Ich bin ein »Millennial«. Aufgewachsen im glorreichen Westen, habe ich Anfang der Neunziger gerade noch eine Kindheit genießen dürfen, deren Hauptbestandteil es war, Staudämme im Bach hinter unserem Haus zu bauen. Ich hatte mein eigenes kleines Blumenbeet im Garten und ein Kaninchen namens Mucki. Mein erster Gameboy war gebraucht, mit nur einem einzigen Spiel drauf: Tetris. Mein Tamagotchi starb nach kurzer Zeit einen Hungertod. Ich weinte zu Silbermonds »Symphonie« und lachte über Timon und Pumbaa. Heute beschwere ich mich, wenn meine E-Mails nicht innerhalb von zwei Sekunden laden, und vergesse dabei, dass ich als Teenager duldsam dreiundzwanzig Minuten wartete, bis Papas Computer überhaupt hochgefahren war.

Alles in meiner Kindheit deutete darauf hin, dass ich ein glückliches Leben führen würde. Und damit bilde ich ein repräsentatives Beispiel für meine Generation. Wir sind Glückskinder. Wir sind dazu bestimmt, uns ein Leben aufzubauen, das uns glücklich macht. Wir sind dazu bestimmt, einen Job zu wählen, der uns glücklich macht. Wir können alles werden. Tun und lassen, was wir wollen, solange es uns glücklich macht. Aber hier kommt das Dilemma: Wenn du alles werden kannst – was wirst du dann?

Inspiriert durch die Autorin Peta Kelly möchte ich eines direkt ansprechen, bevor wir in die Tiefe gehen: Wenn ich von Glückskindern, von meiner Generation und Millennials rede, dann meine ich damit nicht die Menschen auf dieser Welt, die in ein Leben geboren wurden, das ihnen keine Wahl lässt. Die jeden Tag ums Überleben kämpfen müssen und nicht einfach so in eine Buchhandlung gehen können, um sich diesen oder jenen Roman auszusuchen – nein, ich meine damit die Menschen, die sich so glücklich schätzen können, ein freies Leben geschenkt bekommen zu haben, die in einem demokratischen Land geboren wurden; Menschen mit Job und Urlaubstagen und Krankenversicherung. Sie sind es, die oftmals von zu vielen Möglichkeiten überfordert sind – ein Problem, das sich lösen lässt.

Wir, die Millennials, respektieren alle Generationen, die vor uns kamen, und wir sind von Herzen dankbar für alles, was sie uns ermöglicht haben. Unsere Welt gäbe es so nicht, wenn andere sie nicht nach bestem Wissen und Gewissen geschaffen hätten. Das hier zu erwähnen stellt mehr als nur eine höfliche Floskel dar, es ist eine tiefe Wahrheit, an die ich glaube: Auf dem Weg zurück in die Wildnis wandern wir buchstäblich auf den Pfaden, die sich die älteren Generationen einst erschlossen haben, unser heutiger Fortschritt fußt auf ihrem Wissen, und unsere reale Chance auf ein wildes Leben wurzelt in ihren eigenen Versuchen, ein solches erschaffen zu wollen.

Meine Eltern gehören zu der guten Sorte. Die besten der Welt. Ich durfte meinen Weg gehen und mir die Zeit nehmen, ihn zu finden. Gleichzeitig wurde ich nicht verwöhnt, sondern habe früh gelernt, für das zu arbeiten, was ich erreichen wollte. Heute bin ich froh darüber, dass ich an angebrachter Stelle auch mal das Wort »Nein« gehört habe.

Gerade diese Dankbarkeit aber, die viele von uns kennen, löst eine scharfe Kritik aus. Und so hören wir trotz all der Liebe, die wir mit auf den Weg bekommen haben, doch auch die Schelte, vor allem von uns selbst ausgesprochen: »Wie können wir uns bloß über dieses Geschenk beschweren, das uns gemacht wurde? Unsere Eltern haben geschuftet, verzichtet, gemacht und getan, damit wir heute mehr Möglichkeiten haben, als sie in unserem Alter hatten. Alles, was wir tun müssen, ist, eine Wahl zu treffen. Unser Leben ist so einfach. Wir sind verwöhnt. Wir sind undankbar.«

Ist es nicht so, dass dieses Erbe einen unglaublichen Druck ausübt?

Der Druck macht die Sache leider nicht einfacher. Die Frage bleibt: Wenn dir alle Türen offen stehen – durch welche gehst du dann?

Ich bekomme heute viele E-Mails von anderen Glückskindern, denen es ganz genauso geht: Sie ertrinken im Strom der Möglichkeiten. Das Leben ist zu schnell geworden, zu laut, zu hektisch. Überall lauern Ablenkungen, Reize und Impulse, die uns erzählen wollen, was uns glücklich machen wird: Laptops, Shampoos, Fast Food oder Fast Fashion. Wie sollen wir da selbst noch wissen, was Glück für uns bedeutet?

Mit Anfang zwanzig hat mich diese Glücksüberflutung recht schnell in die Knie gezwungen. Ich stellte mir gar nicht erst die Frage, was mich selbst glücklich machte – ich adaptierte einfach, was mir vorgelebt wurde. Wie die Motte vom Licht wurde ich angezogen von der Welt des Glamours, wollte am liebsten selbst berühmt werden und »irgendwas mit Medien« machen.

Nach dem Abitur ging ich nach Berlin, mit dem Wunsch, Schauspielerin zu werden, musste aber sehr schnell feststellen, dass es mir überhaupt nicht lag, Rollen zu spielen. Egal, wie sehr ich es versuchte – am Ende konnte ich immer nur ich selbst sein. Ich erinnere mich an meine gescheiterte Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule. Aus einer Kleingruppe von fünfzig Bewerbern an diesem Tag (insgesamt müssen es Tausende gewesen sein) wurde ein einziger in die nächste Runde eingeladen. Ich weiß noch, wie sich viele der Gescheiterten gegenseitig Mut zusprachen. Es sei ganz normal, dass es beim ersten Mal nicht klappte, man müsse eben Durchhaltevermögen zeigen und es weiter versuchen. Eines Tages würde es schon hinhauen. Und ich glaube, dass sie recht hatten mit dem, was sie sagten. Wer für die Schauspielerei brennt, den wird nichts und niemand von seinem Weg auf die Bühne abbringen. Ich hingegen spürte, dass dies nicht meine Wahrheit war. In diesem Moment vernahm ich zum ersten Mal die leise Stimme – wenngleich es weitere zehn Jahre dauern sollte, bis ich lernen würde, bewusst auf sie zu hören. Damals, in der Schauspielschule, da flüsterte sie: »Liebes, du bist bestimmt zum Glücklichsein, vergiss das nicht. Das hier ist nicht dein Weg.«

Nun fragst du dich vielleicht: Woher kommt denn diese leise Stimme?

Die leise Stimme hat viele Namen. Die innere Stimme. Die Eingebung. Das gute alte Bauchgefühl. Ihr wohl am weitesten verbreiteter Name lautet »Intuition«.

Das Wort Intuition stammt von dem lateinischen Begriff »intueri« für »genau hinsehen« und bedeutet so viel wie »innere Weisheit«. Die meisten von uns kennen das Gefühl einer inneren Eingebung, einer spontanen Empfindung, die wir uns nicht recht erklären können. Wir spüren, ob die neue Wohnung zu uns passt, und wissen instinktiv, ob unser Gegenüber die Wahrheit sagt oder nicht. Intuition ist das Ergebnis der Arbeit unseres Gehirns, das Informationen auf der unterbewussten Ebene speichert, verarbeitet und auf neue Situationen anwendet.2

Es gibt unzählige Fälle, in denen Intuition Katastrophen verhinderte oder Ärzte erstaunliche Heilungen vollbrachten, weil sie auf ihr Bauchgefühl hörten. Trotzdem wurde die Intuition in der Vergangenheit eher spöttisch betrachtet und gern als »Pseudowissenschaft« oder »esoterischer Humbug« bezeichnet. Neuere Forschungen aber ergaben, dass unsere Intuition ein hilfreiches Werkzeug, ja gar eine willkommene Abkürzung unserer Entscheidungsfindung darstellen kann. Wer sich also mit der spirituellen Kraft des Bauchgefühls schwertut, kann erleichtert aufatmen: Die Wissenschaft hat die Intuition mittlerweile anerkannt und erklärt sie als die Fähigkeit unseres Gehirns, Erfahrungen aus der Vergangenheit mit externen Reizen zu paaren und blitzschnell zu verarbeiten – und zwar so schnell, dass es unser Bewusstsein übersteigt und wir uns oftmals fragen, wo ein bestimmter Impuls oder Gedanke überhaupt herkam. Alles, was wir wissen, ist, dass sich eine bestimmte Situation richtig oder falsch anfühlt. Besonders stark treten diese Bauchgefühle in Erscheinung, wenn wir unter extremem Stress stehen oder eine rasche Entscheidung fällen müssen, weil für eine rationale Analyse schlichtweg keine Zeit bleibt ob der unmittelbaren Gefahr.

Ein Beispiel: Ein Formel-1-Pilot bremst urplötzlich vor einer scharfen Kurve ab, ohne dass er weiß, warum. Es stellt sich heraus, dass sich hinter dieser Kurve ein schwerer Unfall ereignet hat. Der Rennfahrer kann sich zuerst nicht erklären, warum er den starken Drang verspürte, zu bremsen, doch zweifelsohne hat es ihm das Leben gerettet. Rückblickend beschrieb er, dass es die Zuschauer auf der Tribüne waren, die für den entscheidenden Impuls gesorgt hatten. Normalerweise hätten sie ihm ekstatisch zujubeln sollen, stattdessen aber blickten sie gebannt in die andere Richtung. All dies spielte sich innerhalb von Millisekunden ab – viel zu schnell für den Verstand, um eine überlegte Entscheidung zu treffen. Aber es reichte aus, um das Auto rechtzeitig zum Halten zu bringen.3

Für die San-Buschmänner der Kalahariwüste ist die Intuition die unersetzlichste aller...

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