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E-Book

Denken wie ein Buddha

Gelassenheit und innere Stärke durch Achtsamkeit - Wie wir unser Gehirn positiv verändern

AutorRick Hanson
VerlagIrisiana
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783641106102
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Gehirnstrukturen positiv verändern
Der Neuropsychologe Dr. Rick Hanson beschäftigt sich mit dem Zusammenwirken von Achtsamkeit, Hirnforschung und Psychologie. Was wir denken und fühlen hat Einfluss auf die Struktur unseres Gehirns. In seinem Bestseller »Das Gehirn eines Buddha« erklärt er die Grundlagen seines neurowissenschaftlichen Ansatzes. In seinem neuen Buch steht die tägliche Praxis im Vordergrund. Hanson stellt vor allem drei Wege vor zu heilen und zu wachsen: Achtsamkeit, das Loslassen problembehafteter Ereignisse und Strukturen und das Ersetzen dieser durch positive Gedanken, Erfahrungen und Emotionen.

Rick Hanson ist Neuropsychologe und international bekannt für seine wirksamen Techniken, die er aus dem Zusammenspiel von Achtsamkeit, Hirnforschung und Psychologie entwickelt hat. Die Bücher des New York Times-Bestsellerautors sind in 30 Sprachen erschienen und haben sich alleine auf Englisch über eine Million Mal verkauft. Er ist Gründer des Wellspring Institute for Neuroscience and Contemplative Wisdom, wird als angesehener Redner von zahlreichen Universitäten wie Oxford, Stanford und Harvard eingeladen und unterrichtet in Meditationszentren weltweit. Rick Hanson ist Vater zweier erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in San Rafael, Kalifornien.

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Leseprobe

Kapitel 2


Klett für das Schlechte


Vor über 20 Jahren trug sich in einem neurowissenschaftlichen Seminar Folgendes zu: Der Professor betrat den Raum mit einem großen Gefäß in der Hand, zog ein Paar gelbe Gummihandschuhe an und präsentierte uns mit großer Geste ein präpariertes menschliches Gehirn. Es sah aus wie ein kleiner poröser, gelblicher Blumenkohl. Während der Professor sich über das Gehirn ausließ, wurde ich von einer eigentümlichen Vorstellung erfasst. Dieses Ding, das der Professor »da vorn« in der Hand hielt, befand sich auch »hier« in meinem Kopf und machte sich gerade Gedanken über das Ding in seiner Hand. Mich traf die Erkenntnis, dass dieses wenig beeindruckend aussehende Ding meinen Anblick des Gefäßes bestimmte, mich die Stimme des Professors hören ließ und meine Empfindungen lenkte. Alle angenehmen und unangenehmen Gefühle, die ich empfand, Liebe und Schmerz, waren die Folge irgendeiner Aktivität innerhalb dieses glänzenden Fleischklumpens. Mein Gehirn war sozusagen die letzte Passage aller Regungen, die mich in jedem Moment meines Bewusstseins durchströmten.

Man hat sich lange gefragt, warum wir glücklich oder traurig sind, warum wir einander helfen oder verletzen. Kluge Menschen und Wissenschaftler haben die mentalen Voraussetzungen für Freude und Leid erklärt. Jetzt, zum ersten Mal in der Geschichte, können wir uns selbst fragen: Was sind die neuronalen Gründe für diese Voraussetzungen? Und die Antwort findet sich in den Strukturen und Prozessen, die das menschliche Gehirn im Zuge der Evolution durchlaufen hat.

Das Gehirn erwachte nicht über Nacht zum Leben. Es entwickelte seine Veranlagung und Möglichkeiten über Hunderte Millionen Jahre hinweg, und die Faktoren, die dabei eine Rolle spielten, zeigen sich bei jedem von uns in sehr persönlicher Weise. Angenommen, Sie haben heute 20 Dinge erledigt und dabei einen einzigen Fehler gemacht. Und genau dieser Fehler, mag er an sich auch unbedeutend gewesen sein, geht Ihnen jetzt nicht mehr aus dem Kopf. Warum ist das so? Die Antwort darauf liegt in der Evolution des Gehirns. Wenn wir lernen, wie sich das menschliche Gehirn entwickelt hat, verstehen wir auch uns selbst und andere Menschen besser. Hinzu kommt, dass wir effektiver darin werden, dieses außergewöhnliche blumenkohlartige Gebilde in unserem Kopf zu nutzen und umzuformen.

Die Entwicklung des Gehirns


Wenn wir an die Zeit der ersten Mikroorganismen denken, die vor über 3,5 Milliarden Jahren existierten, dann hat der Mensch gemeinsame Vorfahren mit Fledermäusen, Begonien und Bakterien. Die ersten Vielzeller tauchten in den Meeren der Vorzeit vor 650 Millionen Jahren auf, und 50 Millionen Jahre später waren sie komplex genug, um allmählich ein Nervensystem zu entwickeln. Säugetiere erschienen vor etwa 200 Millionen Jahren, die ersten Primaten vor ungefähr 60 Millionen Jahren. 2,5 Millionen Jahre ist es her, seit unser menschlicher Stammvater, der Homo habilis, intelligent genug war, um Werkzeuge aus Stein herzustellen, und unsere eigene Spezies – der Homo sapiens – erschien vor etwa 200 000 Jahren auf der Bildfläche. Im Laufe der letzten 600 Millionen Jahre mussten verschiedenste Wesen – angefangen bei Quallen und Muscheln bis hin zu Eidechsen, Mäusen, Affen sowie den Vorläufern des heutigen Menschen – Überlebensstrategien entwickeln, die die Entwicklung des Nervensystems maßgeblich beeinflusst haben. Die Größe unseres Gehirns hat sich in den letzten paar Millionen Jahren ungefähr verdreifacht, während es unter dem enormen Druck der natürlichen Selektion stand. Unsere hominiden und menschlichen Vorfahren lebten in kleinen Gruppen von Jägern und Sammlern, ehe sie vor ungefähr 10 000 Jahren begannen, organisierten Ackerbau zu betreiben. Sie lebten in einer wunderschönen unberührten Welt, ihr Leben verlief in gemächlicher Ruhe, wonach sich viele Menschen heute sehnen. Dessen ungeachtet waren die Erfordernisse des Überlebens ganz andere als heute. Man musste jederzeit damit rechnen, von einem Raubtier angegriffen und gefressen zu werden. Das Leben in kleinen Gruppen bedeutete auch, dass man selten jemandem begegnete, den man nicht kannte, und war dies einmal der Fall, konnte auch das Gefahr bedeuten. Obwohl manche Gruppen in friedlicher Koexistenz lebten, kam durchschnittlich jeder achte Mann bei gewalttätigen Konflikten mit Mitgliedern anderer Gruppen ums Leben. Zum Vergleich: Im 20. Jahrhundert ließ durchschnittlich jeder 100. Mann sein Leben im Krieg. Man starb an Hunger und Krankheit, durch Parasiten oder Verletzungen oder bei der Geburt eines Kindes, während es weder schmerzstillende Medikamente noch Polizeiwachen gab. Aus dieser Welt erwuchs das menschliche Gehirn, das sich sorgfältig diesen Bedingungen anpasste. Das Ergebnis lebt fort zwischen unseren Ohren, leitet nach wie vor unser Handeln und verleiht unseren Erfahrungen eine bestimmte Form.

Schlecht ist stärker als gut


Um ihre Gene weiterzugeben, mussten unsere Vorfahren – ob es sich nun um Reptilien, Säugetiere, Primaten, Hominiden oder Menschen handelte – Dinge tun, die das Leben annehmlicher machten: Schutz suchen, essen, Sex haben. Auf der anderen Seite mussten sie sich von schmerzhaften Dingen fernhalten, um nicht dem Angriff eines Raubtiers oder eines Mitglieds einer anderen Gruppe zum Opfer zu fallen oder zu verhungern. Jedoch besteht zwischen diesen beiden Erfordernissen ein großer Unterschied. Wer überleben will, muss sich vor allem vor lauernden Gefahren schützen. Wer heute keine Karotte isst, der bekommt vielleicht morgen eine, doch wer einem Angriff zum Opfer fällt, der wird nie wieder Karotten essen.

Regel Nummer eins in der Wildnis: Lieber selber essen als gegessen werden. Über Hunderte Millionen von Jahren war es eine Frage von Leben und Tod, sich vor plötzlichen Angriffen in Acht zu nehmen, richtig auf sie zu reagieren, sich an sie zu erinnern und auf diese Weise seine Aufmerksamkeit zu schulen. Konsequenterweise hat das Gehirn eine eingebaute negative Verzerrung entwickelt. Diese Verzerrung trat zunächst in existenziellen Situationen auf, die uns heute weitgehend fremd sind. Heute macht sie sich bemerkbar, wenn wir im dichten Verkehr Auto fahren, an einer wichtigen Sitzung teilnehmen, mit unseren Geschwistern streiten, eine Diät machen, die Fernsehnachrichten anschauen, uns mit der Hausarbeit abmühen, Rechnungen bezahlen oder ein Rendezvous haben. Unser Gehirn ist stets bereit, das Negative anzunehmen, um unser Überleben zu sichern.

Auf alles gefasst sein


Zunächst einmal hält das Gehirn ständig Ausschau nach potenziellen Gefahren oder Verlusten. Im Zuge der Evolution hatten die Tiere, die reizbar, nervös und misstrauisch waren, größere Chancen, ihre Gene weiterzugeben, als eher träge Artgenossen, was inzwischen in die feste Struktur unserer DNA eingewoben ist. Selbst wenn wir uns fröhlich und entspannt fühlen, sucht unser Gehirn stets nach möglichen Gefahren, Enttäuschungen und zwischenmenschlichen Problemen. Im Hintergrund unseres Bewusstseins sind wir in der Regel stets für alles Unbehagliche und Störende empfänglich, um diese Wachsamkeit zu motivieren.

Wenn dann tatsächlich etwas schiefläuft oder massiven Anlass zur Sorge gibt, zoomt sich das Gehirn mit einer Art Tunnelblick heran, der alle anderen Eindrücke ausblendet. Wenn Ihnen Ihr Chef ein glänzendes Feedback auf Ihren Vortrag gibt und nur eine Kleinigkeit zu bemängeln hat, dann wird Sie diese Kleinigkeit vermutlich für den Rest des Tages beschäftigen. Negative Signale nehmen wir schneller und leichter wahr als positive. Zornige Gesichter prägen sich uns mehr ein als fröhliche; auf ein grimmiges Gesicht reagiert unser Gehirn sogar, wenn wir es bewusst gar nicht wahrnehmen.

Die Kraft des Schmerzes


Schlechte (schmerzhafte, erschütternde) Erfahrungen stellen gute (angenehme, tröstliche) zumeist in den Schatten. Der Psychologe Daniel Kahneman erhielt einst den »Wirtschafts-Nobelpreis«, weil er zeigen konnte, dass die meisten von uns mehr dafür tun würden, einen Verlust zu vermeiden, als einen äquivalenten Gewinn zu erzielen. In lang anhaltenden engen Beziehungen bedarf es mindestens fünf positiver Interaktionen, um jede negative auszugleichen. Menschen fühlen sich dann wohl, wenn die positiven Momente die negativen mindestens im Verhältnis drei zu eins – möglichst noch höher – überwiegen. Negative Momente entwerten die positiven in stärkerem Maße, als die positiven die negativen veredeln können. Eine Untat beschädigt das Renommee eines Helden stärker, als ein Bösewicht seinen Ruf durch eine gute Tat aufwerten könnte.

Der besondere Einfluss des Schlechten auf unsere Psyche basiert auf der Besonderheit unseres Gehirns, auf unangenehme Dinge stärker zu reagieren als auf angenehme. Inmitten unseres Kopfes gliedert sich der zentrale Schaltkreis für Überreaktionen in drei Bereiche: die Amygdala, den Hypothalamus und den Hippocampus. Die mandelgroße Amygdala reagiert auf positive Ereignisse und Gefühle, bei den meisten Menschen wird sie jedoch vorwiegend bei negativen Erlebnissen aktiviert. Stellen Sie sich vor, jemand – Ihre Eltern, Ihr Partner oder ein Arbeitskollege – ist zornig auf Sie. Das macht Ihnen Angst. Dieser Zorn hat Ihre Amygdala aktiviert, wie dies vor Millionen von Jahren ein angreifender Löwe getan hätte. Um eine Kampf- oder Fluchtreaktion in die Wege zu leiten, sendet Ihre Amygdala Alarmsignale an Ihren Hypothalamus und an die Kontrollstellen Ihres sympathischen Nervensystems, die sich im...

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