Spätestens seit den 1980er Jahren wird Schrift in den Geisteswissenschaften nicht mehr einfach als aufgeschriebene mündliche Sprache bzw. Fixierung des Lautlichen aufgefasst, analysiert und damit zugleich invisibilisiert. Vielmehr erweisen sich mündliche Sprache und Schrift als eigenständige Erkenntnisgegenstände mit spezifischen Struktureigenschaften und je eigenen Funktionspotentialen im Bereich von Kommunikation und Kognition, die sich zudem mit eigenen Forschungsfeldern verknüpfen, wie sie sich beispielsweise im Konzept der Schriftbildlichkeit niederschlagen. Die in dem vorliegenden Band thematisierten Aspekte der Medialität und Materialität von Schrift/en stellen eine subtile Sinnressource bei der Produktion und Rezeption von Texten dar: So wie bereits die Auswahl des jeweiligen Träger- bzw. Speichermediums inszenatorischen Charakter aufweist, so eröffnet die textuelle Gestaltung von Schrift (Layout; Typographie; Covergestaltung) ein paralinguales Potential für Bedeutungskonstruktionen und -zuschreibungen. In den Beiträgen wird der Grundgedanke der multimodalen Materialität und Medialität von Schrift und Text aus sprach- und literaturwissenschaftlicher Sicht mit Blick auf sprach-, literatur- und mediendidaktische Fragestellungen fruchtbar gemacht. Dabei stehen Fragen nach den unabsichtlich hinterlassenen oder mit gestalterischer Absicht gelegten Spuren des Medialen und Materiellen nicht nur in literarischen Texten genauso im Mittelpunkt des Interesses wie die schreibdidaktisch relevante Frage nach der Materialität und technischen Bedingtheit jeglichen Schreibprozesses.
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