In diesem Kapitel werden die Betriebe der österreichischen Beherbergungs- und Gastronomiebranche näher beschrieben. Nach kurzer Begriffserklärung beschreibt das Kapitel „3.2 OECD-Vergleich Österreichs als Reisedestination“ das Tourismuspotenzial, das in direktem Zusammenhang mit der Beherbergungs- und Gastronomiebranche steht. Danach wird auf die Struktur der jeweiligen Branche eingegangen und analysiert, wie viele Kleinst-, Klein- und Mittel- bzw. Großunternehmen tätig sind. Folglich werden die Zahlen der Neugründungen bzw. Schließungen näher beschrieben und die Anzahl der Beschäftigten innerhalb dieser Unternehmen dargestellt. Zum Schluss wird die Verteilung des Umsatzes auf die jeweiligen Unternehmen in den verschiedenen Größenklassen und das Bruttoinlandsprodukt näher analysiert.
Für eine klare Verständlichkeit der folgenden Seiten werden vorab die Begriffe Beherbergung und Gastronomie definiert.
„Zum Beherbergungsgewerbe gehören Betriebe, in denen gegen Entgelt Personen vorübergehend Unterkunft gewährt wird.“ [17]
„Ein Gaststättengewerbe betreibt, wer entgeltlich Getränke und/oder Speisen abgibt, die an Ort und Stelle verzehrt werden können.“[18]
„Die Gastronomie/das Gaststättengewerbe dient der Versorgung der Gäste durch Speisen bzw. Getränke. Meistens ist dieses Service mit einer Unterhaltungsfunktion verbunden, die je nach Art und Zielpublikum der Gaststätte variiert.“[19]
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) publiziert im Zweijahresrhythmus die internationalen Ankünfte in den jeweiligen 34 Mitgliedsstaaten. Laut der Erhebung der Statistik Austria gab es eine jährliche, durchschnittliche Zunahme von + 0,8 % der internationalen Ankünte in OECD-Mitgliedsländer zwischen den Jahren 2006 und 2010. Wird Österreich isoliert betrachtet, kann eine überdurchschnittliche Zunahme (+ 2,2 %) festgestellt werden. Die Reiseverkehrseinnahmen stellen ersichtlich dar, dass die durchschnittlichen Pro-Kopf-Einnahmen Österreichs 2.226 US$ betragen. Somit liegt Österreich weit über dem OECD-Durchschnitt (454 US$) und kann den 2. Platz, hinter Luxemburg, bei den Reiseverkehrseinnahmen behaupten. Die überdurchschnittlichen Ankünfte und Einnahmen resultieren in der Gesamtwertschöpfung Österreichs mit zirka 5,6 %, wobei der OECD-Durchschnitt bei etwa 4,2 % liegt.[20]
Diese positiven Zahlen sind Indizien dafür, dass Menschen aus der ganzen Welt Österreich gerne als Reiseziel wählen. So wurden im Jahr 2011 ungefähr 34 Millionen TouristInnen registriert, die Ihren Urlaub in Österreich verbracht haben. Im Jahr 2012 konnte diese Zahl sogar auf 36,2 Millionen (+ 4,4 %) UrlauberInnen gesteigert werden. Diese UrlauberInnen verbrachten im Jahr 2011 zirka 126 Millionen Urlaubstage in Österreich. Die Anzahl der Übernachtungen stieg im darauffolgenden Jahr 2012 auf etwa 131 Millionen Tage (+ 4 %).[21]
Zum einen sind es die beliebten Sehenswürdigkeiten und nationalen Speisen die diese hohe Touristenanzahl begünstigen. Zum anderen sind dafür u.a. die gute Infrastruktur, nachhaltige Umweltregelung, wertvolle Kultur- und Naturschätze und ebenso hohe Sicherheitsstandards, die von UrlauberInnen sehr wertgeschätzt werden, verantwortlich.[22]
Die stark kleinbetrieblich strukturierte Unternehmensform in der österreichischen „Beherbergung und Gastronomie“ ist in der folgenden Tabelle 1: „Gliederung nach Beschäftigungsgrößenklassen“ deutlich erkennbar. Es ist ersichtlich, dass 99,9 % der Betriebe in der Beherbergungs- und Gastronomiebranche in die Kategorie KMU eingegliedert werden können. Bei genauerer Analyser diser KMU wird ersichtlich, dass etwa 88 % der Betriebe in dieser Kategorie Kleinstbetriebe sind. Von denen wiederum sind fast 20 % der Betriebe EPU (siehe Spalte „davon 1 Beschäftigter“). Bei Unternehmen mit „0 Beschäftigte“ handelt es sich beispielsweise um Holdings, denen keine Beschäftigten zugewiesen werden.
Auffallend niedrig ist die Prozentanzahl der Großunternehmen. Diese machen etwa 0,1 % aller Betriebe in der Beherbergung und Gastronomie aus.
[23]
Tabelle 1: Aufgliederung der Unternehmen nach Sektoren und Beschäftigungsgrößenklassen in %
Quelle: in Anlehnung an Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (o.J.), S. 11
Nach den Sektoren „Handel“ und „Freiberufliche Dienstleistungen“ kann die Beherbergungs- und Gastronomiebranche im Jahr 2010 mit zirka 3.300 Unternehmen den dritten Platz in der Rangordnung der Neugründungen einnehmen.
Des Weiteren ist in der Tabelle 2 ersichtlich, dass die 6-jährige Überlebensquote dieser neu gegründeten Unternehmen 51 % beträgt. Das bedeutet, dass knapp mehr als die Hälfte der neuen Betriebe in der Gastronomie- und Beherbergungsbranche innerhalb der ersten sechs Jahre ihre betriebliche Fortführung sichern konnten.
Tabelle 2: Anzahl der Neugründungen, Überlebensquote nach Sektoren 2010
Quelle: in Anlehnung an Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (o.J.), S. 14
Darüber hinaus ist in der Tabelle 2 veranschaulicht, dass 15 % aller Neugründungen im Jahr 2010 in der „Beherbergung und Gastronomie“ stattgefunden haben. Diese hohe Anzahl der neu gegründeten Unternehmen hat ebenso auf die Anzahl der beschäftigten Personen innerhalb dieser Startups einen starken Einfluss. Mit knapp 12.400 beschäftigten Personen im Jahr 2010, das sind zirka 24 % aller Beschäftigten innerhalb der Neugründungen, waren die meisten Beschäftigten mit Abstand in der Beherbergungs- und Gastronomiebranche zu finden (Vgl. Tab. 3).
Tabelle 3: Anzahl der Beschäftigten bei neuen Unternehmen nach Sektoren 2010
Quelle: in Anlehnung an Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (o.J.), S. 30
Um korrekte Schlüsse aus den vorliegenden Daten ziehen zu können, sollten die Neugründungs- bzw. Überlebensraten mit den Schließungsraten in Relation gesetzt werden. Beispielsweise ist bei näherer Betrachtung der Unternehmensschließungen im Jahr 2010 in der „Beherbergung und Gastronomie“ eine Konsequenz der hohen Neugründungsrate ersichtlich. So nimmt die „Beherbergung und Gastonomie“ mit knapp 15 % den dritten Platz in der Reihung der Unternehmensschließungen ein. Dies ist unter anderem auf die vorige Aussage zurückzuführen, dass zirka 50 % der Neugründungen gezwungen sind, innerhalb der ersten sechs Jahre das Unternehmen zu schließen.
Tabelle 4: Anzahl der Schließungen und Schließungsquote nach Sektoren 2010
Quelle: in Anlehnung an Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (o.J.), S. 16
Kongruent zu der hohen Schließungsrate der Unternehmen lässt sich in Tabelle 5 ablesen, dass auch die Zahl der Beschäftigten bei geschlossenen Unternehmen in der Beherbergungs- und Gastronomiebranche, verglichen mit anderen Sektoren, relativ hoch ist. Nach der Branche „Handel“ (21,4 %) weist die Branche „Beherbergung und Gastronomie“ den zweithöchsten Anteil der Schließungsraten mit 20,9 % (7.696 Personen) auf.
Tabelle 5: Beschäftigte bei geschlossenen Unternehmen nach Sektoren 2010
Quelle: In Anlehnung an Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (o.J.), S. 32
Ein Vergleich der Neugründungszahlen mit den Schließungen zeigt, dass die Anzahl der beschäftigten Personen in neugegründeten Unternehmen höher als die Anzahl der beschäftigten Personen war, die in geschlossenen Betrieben tätig waren. Somit kann gesagt werden, dass sich die Anzahl der Beschäftigten im Jahr 2010 in der Beherbergung und Gastronomie positiv entwickelt hat.
Beim Betrachten der Umsatzerlöse nach Größenklassen für das Jahr 2010 wird ersichtlich, dass insgesamt 92,2 % der gesamten Umsätze in der Beherbergungs- und Gastronomiebranche in KMU erzielt wurden. Davon entfallen zirka 40 % auf Kleinstunternehmen, die etwa 90 % der Unternehmen in diesem Sektor repräsentieren. Hingegen auf Kleinunternehmen, die zirka 11 % aller Betriebe in dieser Branche ausmachen, ein Umsatzanteil von knapp...