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Starke Väter - starke Kinder

Was Kinder von ihren Papas brauchen. So erziehen Sie klar und werden zum guten Vorbild. Ohne Papa läuft es nicht!: Was nur Väter ihren Kindern geben können

AutorAndrea Micus, Uwe Bohlmann
VerlagHumboldt
Erscheinungsjahr2013
Reihehumboldt - Eltern & Kind 
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783869107301
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Väter, die sich aktiv um die Erziehung ihrer Kinder kümmern, stehen immer wieder vor den gleichen Fragen: Wie nutze ich am besten die wenige Zeit mit der Familie? Wie bringe ich männliche Stärken in die Erziehung ein? Wie erziehe ich einfühlsam und nachhaltig? Dieser Ratgeber liefert nützliche Antworten und bietet praktische Tipps, die sich sofort im Alltag umsetzen lassen. So machen Väter ihre Kinder nicht nur stark, sondern glücklich!

Die Autorin: Andrea Micus hat sich als erfolgreiche Buch- und Zeitschriftenautorin den Themen Familie und Erziehung verschrieben. Sie verbindet unterhaltsam und verständlich aktuelle Erkenntnisse mit leicht umsetzbaren Erziehungstipps - nicht nur deshalb sind ihre Tipps bei Eltern so beliebt. An 'Starke Väter - starke Kinder' arbeitete sie zusammen mit einem Team aus Kinderpsychologen, Vätern und Pädagogen.

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Leseprobe

„Ich bin Vater“ – aber was heißt das eigentlich?


Das Wort „Vater“ kommt vom lateinischen Terminus „pater“ und bezeichnet in der römischen Antike das Familienoberhaupt, den „pater familias“. Er ist immer da und erzieht seine Kinder, mit Strenge, aber auch mit Wohlwollen und Anteilnahme. Der Vater hat die höchste Autorität innerhalb der Großfamilie und ist das Vorbild, nicht nur für die Kinder, sondern für das „ganze Haus“, also für alle Familienmitglieder der Sippe und alle Sklaven. Der Vater damals hat die alleinige Macht und er hat das Vermögen und behält es bis zum Tod. So kann er jederzeit seine Kinder enterben und dies auch als Druckmittel einsetzen. Die Kinder sind von ihm finanziell abhängig und bekommen erst nach seinem Tod die „volle Geschäftsfähigkeit“. So etwas wie die Volljährigkeit ab einem bestimmten Alter, wie wir es heute kennen, gibt es damals nicht.

Ähnlich ist es bis ins Mittelalter. Der „Hausvater“ hat das Sagen in der Großfamilie, zu der neben der Frau, den Kindern und den entfernteren Verwandten auch hier die Knechte, Mägde und Gesellen gehören.

In diesen Familienverbänden leben und arbeiten alle zusammen. Die Kinder lernen von den Vätern und helfen von klein auf in den handwerklichen Betrieben oder auf den Höfen mit. Der Vater ist immer da und eine Identifikationsfigur für alle Belange des Lebens. Und er hat nach wie vor die Macht. Der Vater kontrolliert und bestraft, wie immer er es will.

Ab dem 16. Jahrhundert beginnt der große Umbruch in der Definition der Vaterrolle. Der Staat erstarkt. Er erlässt Gesetze, die das Zusammenleben regeln. Die Knechte, Mägde und Gesellen bekommen Rechte. Der Staat übernimmt langsam Erziehungsaufgaben. Die Volksschule etabliert sich. Kinderarbeit wird verboten. Der Vater verliert an Macht. Die großen Familiensysteme verschwinden. Dadurch wandelt sich das Zusammenleben. Der Vater ist nicht mehr vorrangig der Erzieher seiner Kinder und auch nicht mehr das alleinige Vorbild. Denn die Kinder können nicht mehr nur vom Vater etwas lernen, sondern zur Schule gehen und andere Berufe ergreifen.

Im 18. Jahrhundert ist der Vater zwar immer noch „Hausherr“, aber jetzt in der Regel nur noch für die Kernfamilie zuständig: Vater, Mutter, Kinder. Die Bindung von Mann und Frau, von Eltern zu Kindern wird wichtig. Dadurch wird nicht nur die Ehe neu definiert. Auch die Position des Vaters ändert sich. Es zählt nicht mehr, wie seit Jahrhunderten erprobt, die Führungsqualität innerhalb der Großfamilie, sondern ausschließlich die berufliche Kompetenz. Eine absolute Revolution!

Und kaum hat man die erste verarbeitet, kündigt sich schon eine weitere an. Die Industrialisierung bringt die nächste Umwälzung für die Väter. Die Menschen strömen vom Land in die immer größer werdenden Städte, um Arbeitsplätze zu finden. Während Ende des 19. Jahrhunderts noch zwei Drittel der Bevölkerung Deutschlands auf dem Land wohnen, leben vor dem Ersten Weltkrieg bereits zwei Drittel der Gesamtbevölkerung in Städten. Mit weitreichenden Folgen für die Familien. Denn mit dem Tag, an dem der Bauer seine Hacke oder der Schuster seinen Hammer aus der Hand legt und in der Fabrik seinen Lebensunterhalt verdient, gerät er aus dem Blickfeld seiner Kinder. Die Väter verdienen jetzt zwar nach wie vor das Einkommen für die Familie, können aber ihren Kindern kein Vorbild mehr sein und sie auf dem Weg ins Erwachsenenalter nicht mehr begleiten. Die Mutterrolle wird dafür umfassender. Die Mutter macht weiterhin den Haushalt, wird aber jetzt für ihre Kinder die wichtigste Bezugsperson.

Damit vollzieht sich in dieser Zeit der größte Wandel in der Bedeutung der Väter für die Kindererziehung: der Verlust der Vorbildwirkung und der Rückzug des Vaters aus dem Haus und der Kinderversorgung. Die Bedeutung des Vaters reduziert sich auf die Funktion des Ernährers. Das ist neu. Das gab es noch nie.

Aber damit nicht genug. Anfang des vergangenen Jahrhunderts bringen zwei Weltkriege das Vaterbild noch einmal komplett durcheinander.

Durch die lange Abwesenheit des Vaters sind Frauen und Kinder auf sich gestellt und müssen allein für Nahrung und Sicherheit sorgen. Die Frauen werden selbstständig. Die Kinder müssen weit über ihr tatsächliches Alter hinaus Verantwortung übernehmen. Als die Väter von der Front oder aus der Gefangenschaft zurückkommen, finden sie zu Hause völlig neue Verhältnisse vor: Die Frauen sind unabhängig, die Kinder ohne den einst üblichen Respekt, sie selbst in physisch und psychisch schlechter Verfassung. Es herrscht eine große Entfremdung. Die Väter der 1940er-Jahre fühlen sich nicht mehr wie das Oberhaupt ihrer Familien, sondern wie Außenstehende.

Das hat Folgen. Denn anstatt sich mit ihren Kindern auseinanderzusetzen, sind viele Väter mit sich selbst und dem Aufarbeiten von eigenen Problemen beschäftigt. Sie brauchen Kraft, um sich neu zu positionieren, und ziehen sich aus der Kindererziehung zurück. In den 1950er-Jahren ist der Vater ausschließlich Ernährer. Die Mutter wird zur alleinigen emotionalen Bezugsperson.

Aus dem „Handbuch für die gute Ehefrau“
  1. Halten Sie das Abendessen bereit. Planen Sie vorausschauend, eventuell schon am Vorabend, damit die köstliche Mahlzeit rechtzeitig fertig ist, wenn er nach Hause kommt. So zeigen Sie ihm, dass Sie an ihn gedacht haben und dass Ihnen seine Bedürfnisse am Herzen liegen. Die meisten Männer sind hungrig, wenn sie heimkommen, und die Aussicht auf eine warme Mahlzeit gehört zu einem herzlichen Empfang, so wie man ihn braucht.
  2. Machen Sie sich chic. Gönnen Sie sich 15 Minuten Pause, sodass Sie erfrischt sind, wenn er ankommt. Legen Sie Make-up nach, knüpfen Sie ein Band ins Haar, sodass Sie adrett aussehen. Er war ja schließlich mit einer Menge erschöpfter Menschen zusammen.
  3. Seien Sie fröhlich, machen Sie sich interessant für ihn! Er braucht vielleicht ein wenig Aufmunterung nach einem ermüdenden Tag, und es gehört zu Ihren Pflichten, dafür zu sorgen.
  4. Räumen Sie auf. Machen Sie einen letzten Rundgang durch das Haus, kurz bevor Ihr Mann kommt.
  5. Räumen Sie Schulbücher, Spielsachen, Papiere zusammen und säubern Sie mit einem Staubtuch die Tische.
  6. Machen Sie Ihre Kinder chic. Nehmen Sie ein paar Minuten, um ihre Hände und Gesichter zu waschen. Kämmen Sie ihr Haar und wechseln Sie gegebenenfalls die Kleidung. Die Kinder sind Ihre kleinen Schätze und so möchte er sie auch erleben. Vermeiden Sie jeden Lärm. Wenn er nach Hause kommt, schalten Sie Waschmaschine, Trockner und Staubsauger aus. Ermahnen Sie die Kinder, leise zu sein!
  7. Begrüßen Sie ihn mit einem warmen Lächeln und zeigen Sie ihm, wie aufrichtig Sie sich wünschen, ihm eine Freude zu machen.
  8. Hören Sie ihm zu. Sie mögen ein Dutzend wichtiger Dinge auf dem Herzen haben, aber wenn er heimkommt, ist nicht der geeignete Augenblick darüber zu sprechen. Lassen Sie zuerst ihn erzählen, und vergessen Sie nicht, dass seine Gesprächsthemen wichtiger sind als Ihre.
  9. Der Abend gehört ihm. Beklagen Sie sich nicht, wenn er spät heimkommt oder ohne Sie zum Abendessen oder irgendeiner Veranstaltung geht. Versuchen Sie stattdessen, seine Welt voll Druck und Belastungen zu verstehen. Er braucht es wirklich, sich zu Hause zu erholen.
  10. Schieben Sie ihm ein Kissen zurecht und bieten Sie ihm an, seine Schuhe auszuziehen. Sprechen Sie mit leiser, sanfter und freundlicher Stimme.
  11. Fragen Sie ihn nie darüber aus, was er tagsüber gemacht hat. Zweifeln Sie nicht an seinem Urteilvermögen. Denken Sie daran: Er ist der Hausherr und als dieser wird er seinen Willen stets mit Fairness und Aufrichtigkeit durchsetzen. Sie haben kein Recht, ihn infrage zu stellen.
  12. Eine gute Ehefrau weiß stets, wo ihr Platz ist.

(aus: Housekeeping Monthly, 13. Mai 1955)

In den 1960er-Jahren definiert sich die Rolle der Mutter und Frau neu. Die Frauenbewegung formiert sich. Frauen setzen sich immer mehr den traditionellen Rollenaufteilungen entgegen. Sie drängen in qualifizierte Ausbildungen und auf den Arbeitsmarkt. Das verändert die Familienstruktur. Der Vater wird nicht nur in seiner traditionellen Autorität, sondern auch in seiner Schrumpfrolle als Ernährer infrage gestellt.

Das kritische Vaterbild hält sich bis in die 1970er-Jahre hinein. Die Frauen etablieren engagiert ihre Doppelrolle und erfahren, wie schwer die zu meistern ist. Plötzlich wird der Vater wieder nötig für die Betreuung und Versorgung der Kinder – zumindest ist das bequemer. Das gleichberechtigte Erziehungsmodell wird propagiert. Jetzt heißt es: Kinder brauchen ein „weibliches“ und ein „männliches“ Elternteil. Das klingt perfekt. Doch so einfach ist es nicht. Für den Mann wird der doppelte Anspruch zum Dilemma. Denn einerseits wird gefordert, dass er über die finanzielle Versorgung hinaus auch eine wichtige Rolle in der Kindererziehung einnehmen soll, andererseits muss er sich in einer zeitaufwendigen Arbeitswelt behaupten, in der männliche Karrieren nach wie vor die gängigen sind. Aller Emanzipation zum Trotz bleiben Hausmänner eine Ausnahme. Viele Väter entscheiden sich, wenn auch schweren Herzens, auch jetzt noch für ihr berufliches Weiterkommen – auf Kosten der Kindererziehung. Mit dieser Rolle sind aber immer weniger Mütter zufrieden. Die Scheidungsraten steigen.

Damit...

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