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Der Weg des Schamanen oder die Tragfähigkeit des Traums

AutorTomo J. Seitz
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl243 Seiten
ISBN9783746783437
Altersgruppe1 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Schamanismus - das klingt erst einmal ziemlich weit weg. Nur ein Wort. Doch das was damit gemeint ist kann definitiv dein Leben verändern. Heute. Vielleicht ist die Welt ganz anders. Wie real ist die Wirklichkeit? Gibt es die Vergangenheit noch, existiert schon jetzt die Zukunft? Wo wartet der Tod? Gibt es Götter und Geistwesen? Zaubern - geht das? Ich meine so etwas wie dass - ganz zufällig natürlich - genau das geschieht, was ich mir gerade vorgestellt habe und das ich mir wünsche. Es gibt nur einen sicheren Weg zur Antwort - die eigene Erfahrung. Und es gibt Mittel und Techniken, die dir etwas zeigen, das du dir vorher noch nicht einmal vorstellen konntest. Schamanismus ist weder eine Religion noch ein Glauben. Es geht um Erfahrungen, die sich nicht mehr leugnen lassen, die dich verwandeln werden, die dir Flügel verleihen, die dir die Welt zeigen wie sie wirklich ist. Die Tragfähigkeit des Traums. Dies Buch ist ein Praxisbuch, das umfassend die Aspekte des Schamanismus vorstellt. Es berichtet über Erfahrungen, die ich mit mehreren Lehrern über viele Jahre gemacht habe. Es zeigt Instrumente, die solche Erfahrungen vermitteln können.

Aufgewachsen am Rande von Sauerland und Kohlenpott. Studiert in Münster. Gelebt und gearbeitet in Berlin und am Rhein. Viele und lange Reisen, insgesamt je ein Jahr in Indien und in Mexiko, daneben Reisen im übrigen Asien, in Peru, in Nordafrika und natürlich in Europa. Sehen und Suchen, jahrelang, die ganz Palette: Meditation, Yoga, Schamanismus, Vajrayana sowie Poona & Co. Schreiben: Die Tragfähigkeit des Traums. Der schamanische Weg zu innerer Kraft. Grimoire. Die Geschichte von dem Beamten der ein Zauberbuch fand.

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Leseprobe

Titel


  • Wie es begann

Das Leben besteht aus Bildern. Erinnerungen reihen sich aneinander wie ziehende Wolken. Keine Absicht, kein Wollen. Irgend etwas taucht auf und verliert sich wieder. Gelegentliche Stille. Keine Gedanken.

Das Leben, eine Ansammlung von Eindrücken. Etwas bleibt haften, formt sich, wie ein Felsen in sprudelndem Wasser. Der Felsen will keine Form, noch das Wasser. Keine Absicht. Und doch ein perfektes Ergebnis. Und schließlich: der Stein zerrieben. Was bleibt?

Ein niedriger Horizont, ferne Hügelketten. Der ganze Rest Himmel. Noch blau, nur ein klein wenig gelblich. Oben anthrazitfarbene Wolken, darunter eine langgezogene rosaviolette Schicht. Links anschließend weißgraue Gebilde, die wie Inseln im Blau schwimmen. Kaum später die perfekte Illusion von Felsen im Meer, Schären. Glänzendes, in zartes Orange übergehendes Blau. Wie von Innen scheinend. Unendliche Weiten. Die Wolkeninseln nehmen eine schwarze Farbe an. Das weite Tal, in dem durch den ersten Regen hervorgerufenes Grün erst mühsam das trockene rötliche Braun zu verdrängen sucht, versinkt in der Dunkelheit. Ich bin auf dem Weg nach Norden. Vier Tage und vier Nächte im Bus. Ein ehemaliger Schulbus aus den Staaten, ziemlich voll besetzt. Die Stille der beginnenden Nacht, die durch die monotonen Alltagsgeräusche nur verstärkt wird.

Halt an einer schäbigen neonbeleuchteten Raststätte. Reklameschilder, Hinweise auf den großen Nachbarn im Norden. Einige Reihen schlichter plastikbeschichteter Tische. Ein Pappbecher mit einer zu süßen Limonade, zwei mäßig warme Tacos, mein Nachtmahl.

Am Nebentisch ein Mann, den ich im Bus nur flüchtig wahrgenommen habe. Eher eine Erscheinung, der man im Dunkeln nicht begegnen möchte. Halb verdeckt vom Schirm der Mütze mit dem Zeichen eines populären Sportvereins, ein braunes, furchiges Gesicht, in dem eine scharfe Nase auffällt, ein schmaler Mund und Augen. Irgend etwas ist mit den Augen. Es ist nicht ihre Form. Sie scheinen irgendwie zu glühen.

Einen Monat später in den Bergen. Ein winziger, nahezu verlassener Ort, fast nur noch Ruinen um eine gar nicht so kleine und noch recht gut erhaltene Kirche, die dem heiligen Franz geweiht ist. An drei Seiten versperren massige, aus der Entfernung kahl wirkende schmutziggrüne Bergrücken die Sicht. Eine breite Lücke führt den Blick zu weiter entfernten Erhebungen, zwischen denen sich tiefe Täler eingegraben haben. Hier ist die Welt zu Ende. Keine Straßen mehr. Nur schmale Maultierpfade.

Der heilige Franz. Frühmorgens habe ich ihn besucht und um eine gute Reise gebeten. Er saß mir gegenüber, in einem Glaskasten, dunkel gekleidet, und hat mich lange ernst aber gütig angeschaut, so als wüsste er auf jedes Leid eine Antwort.

Ich laufe querfeldein. Ständig bergan. Violette Lavafelder, mit niedrigem Kraut bewachsen, dazwischen mit Flechten überzogene Steine in der Farbe oxidierten Kupfers. Nicht einmal mehr Kakteen. Dort hinten der Kopf des Kraken, ein Berg. Dort will ich hin. Hügel und Ebenen dazwischen, durchzogen von tiefen schmalen Rinnen, die das Wasser gegraben hat, Canyon en miniature. Das Tal vor mir im Schatten. Nur dort ist es dunkel, rundherum heller Sonnenschein. Ganz langsam verzieht sich die Dunkelheit und taucht auch dieses Tal wieder ins Licht. Die Sonne spielt mit den Wolken.

Ich laufe seit Stunden, bewege mich auf einem Grat einem markanten Berg zu, treffe ihn in halber Höhe. Tief reicht er hinunter; seinen Fuß kann ich nur ahnen. Auf der anderen Seite ein Berg fast bis in den Himmel und ein Durchblick auf diese unbegrenzt weite Ebene, flach, graugrün mit kleinen braunen Flecken, Feldern. Schnurgerade dünne Linien, Straßen, aber kaum weitere Spuren menschlicher Besiedlung.

Obwohl ich auf halber Höhe beginne, ist die Wand steil und der Gipfel weit. Sehr langsam geht es nach oben. Nach zwei oder drei Schritten brauche ich wieder eine Pause. Unter mir eine Welt aus Abgründen und sanft gerundeten Felsmassen auf deren baumlosen Flächen die allmählich länger werdenden Schatten ein fast unwirkliches Relief zaubern. Wie ein 3D-Bild. Demonstration der dritten Dimension.

Der Gipfel ist fast erreicht. Oben ein Mensch. Schock. Ein indianisches Gesicht. Ein angedeutetes Lächeln. Der Mann aus dem Bus.

Eine Hand auf der drei fleischige Stücke einer Pflanze liegen. Mir wird schwindlig. Ich frage nicht lange. Ich nehme ein Stück und kaue es langsam, folge seinen Gesten, frage nicht was kommen wird. Ich bin bereit. Auch wenn es hart werden mag, ich werde überleben. Er fasst in die Tasche seines fein bestickten hellen Hemdes und gibt mir eine weitere Handvoll Kaktusfleisch. Es ist fest, aber nicht zäh oder faserig und lässt sich gut kauen. Ein bitterer Geschmack, nicht angenehm, aber auch nicht ekelhaft, noch nicht. Ich esse langsam und gründlich, doch kontinuierlich. Ich will es gegessen haben, bevor die Übelkeit kommt.

Der Weißgekleidete spricht von Reinigung. Er hat eine Kerze angezündet. Sie wird bis zum Grund brennen, flackernd zwar doch ohne zu verlöschen, auf dieser windigen Bergspitze.

Ich stoße auf. Luft mit intensivem Kaktusgeschmack. Säuerlicher Speichel. Das ist genau das Gefühl, das sich einstellt, wenn beim Trinken gerade die Grenze überschritten ist. Ein Druck und ein Rumoren im Magen. Etwas wackelig auf den Beinen. Eine leichte Übelkeit wird mich auch in den nächsten Stunden begleiten. Die Reise beginnt.

Ein wunderschöner Tag. Morgens hatte es dunkle Wolken gegeben, sogar einige Tropfen Regen. Jetzt strahlender Sonnenschein und tiefblauer transparenter Himmel mit Bändern aus weißen Wolken. Vor mir ein Abhang mit einigen Büschen, etwas Kraut und einzelnen Baumkakteen, Gewächse mit langen stacheligen Blättern, die eine große Kugel formen. Links Berge in diesem herrlichen rötlichbraunem Relief, Strukturen aus dunkelbraunen Schatten.

Rechts steile Flanken, denen Pflanzen eine olivgrüne Färbung geben. Und vor mir ganz tief unten diese Ebene, die unbegrenzt scheint, das Ende verliert sich im Dunst. Natur pur. So schön. Ein Punkt in der Ebene nimmt mich gefangen, intensivgrün, smaragdfarben. Die Pflanzen neben mir sind von einer feinen hellblauen Aura umgeben. Sie leben. Die Baumkakteen stehen in Reihen, dunkel, wie Wächter. Wie zahlreich sie sind.

Die Farben werden intensiver, realer als real, und transparent. Die Perspektive verändert sich. Wenn ich meinen Kopf drehe, bewegt sich die ganze Welt. Die Pflanzen stehen in Fluchten auf einen Zentralpunkt hin und diese Fluchten schwingen im Takt meiner Kopfbewegungen. Die Welt beginnt zu funkeln. In Maßen lösen sich die Begrenzungen, verschwimmen.

Auf meiner Hand klettert ein Marienkäfer, spreizt die Flügel - und fliegt. Verschwindet im Blau des Himmels. Ein Blau, so schön, so schön. Hell und unendlich tief. Eine Farbe, in die ich eintauchen kann wie in einen stillen Ozean.

Geräusche. Es fällt schwer, sie zu lokalisieren. Ungewohnte Töne, immer wieder, ein Schnarren. Ganz in der Nähe ein seltsamer Vogel, groß, rosa, mit kleiner Haube. Er scheint keine Angst zu haben, steht und guckt, springt und guckt, dreht sich. Er scheint hier zu wohnen.

Ich starre in die Wolken. Sie formieren sich kunstvoll, wie in chinesischem Stil gemalt, gefrieren. Rechts ein bedrohliches Wolkengebilde. Es gewinnt harte, dunkle Konturen, formt einen altmexikanischen Drachenkopf. Lange Schnauze voller Zähne. Ich wende meinen Blick ab. Von solchen Energien will ich mich nicht gefangen nehmen lassen.

Mein Regenponcho, profanes gummibeschichtetes Gewebe. Und trotzdem fasziniert dieses Oliv, schimmernde Goldtöne. Wie schön die Falten wirken, abgrundtiefes Schwarz in den Schatten. Ein roter Fleck. Ich kann mich nicht satt sehen. Alles wirkt wie immer und doch ganz anders. Keine spektakulären Ereignisse, kein Wesen von einem anderen Stern. Nichts, das ich nicht jederzeit erleben könnte.

Doch diese Intensität, Totalität, die Fähigkeit, mich schnell und konsequent auf einen Punkt zu konzentrieren, kenne ich nicht. Kein Unterschied mehr zwischen Denken und Sinneswahrnehmung. Ich genieße diese wunderschöne Aussicht und sie ist so so so so schön. Mehr bedarf es nicht. Der Himmel so blau, die Wolken so weiß, das Land so weit. Das Relief der Berge, diese Rundungen und Rillen, lila und braun. Es gibt nichts als diese Schönheit. Mehr gibt es nicht. Das ist es. Ich habe es erreicht. Kein Gott, keine Erleuchtung. Jetzt könnte ich sterben, mich auflösen. Für immer in diese schöne weite Welt eingehen. Die Flügel ausbreiten und in das Blau eintauchen.

Ein länglicher grauer Gegenstand. Nur ein Stück von einem abgestorbenen Agavenfruchtstand. Und doch ist dort mehr. Die Welt ist belebt. Ich weiß es nicht nur, ich nehme es wahr. Von den Pflanzen geht etwas aus und etwas davon beeinflusst mich. Sie können Freunde sein oder Feinde. Zu spaßen ist nicht mit ihnen. Die Kaktusbäume, Wächter. Sie haben etwas Bedrohliches. Sie könnten auf mich zukommen und mich überwältigen. Und es gibt funkelnde, zarte, durchscheinende Linien, sehr subtil, Filigran. Alles ist mit allem verbunden. Ein Netz.

Was ich denke, erfahre ich. Keine deutliche Trennung. Nicht dass ich die Berge verschwinden ließe. Aber ich kann an Glück und Schönheit denken und beides erfahren. Wirklich und wunderbar. Und wenn ich diese Gedanken nicht halten kann, wenn Zweifel kommen, wachsen Gefahren. Dann entstehen boshafte Kakteenwächter...

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