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Cyber-Mobbing: Erscheinungsformen, Folgen und sozialpädagogische Handlungsansätze

AutorSabrina Kern
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl92 Seiten
ISBN9783640993925
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,3, Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen Cyber-Mobbing, das erst seit wenigen Jahren Gegenstand der Forschung ist. Es wird den Fragen nachgegangen, durch welche Merkmale Cyber-Mobbing gekennzeichnet ist, wie häufig es auftritt, welche Erscheinungsformen es gibt und welche Folgen es nach sich zieht. Ziel ist es, diese neuartige Erscheinung vorzustellen, einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zum Thema Cyber-Mobbing zu geben sowie mögliche sozialpädagogische Handlungsansätze zum Umgang mit der Problematik darzulegen. Die Fragestellungen werden anhand der Auswertung aktueller Fachliteratur diskutiert. Experteninterviews stellen eine ergänzende Informationsquelle dar. Im Ergebnis wird deutlich, dass Cyber-Mobbing ein weit verbreitetes Phänomen unter Jugendlichen zu sein scheint, auch wenn die Raten geringer ausfallen als bei herkömmlichem Mobbing. Zu diesem existieren einige Unterschiede wie Anonymität, Enthemmung und erhöhte Streuungsmöglichkeiten. Häufig besteht aber ein Zusammenhang zwischen beiden Erscheinungen. Es handelt sich um eine ernst zu nehmende Problematik, die gravierende Folgen wie psychische, physische und soziale Probleme verursachen kann. Daher ist es notwendig weitere Präventions- und Interventionsmöglichkeiten zum Umgang mit Cyber-Mobbing zu entwickeln. Viel versprechende Handlungsansätze sind Soziale Arbeit an Schulen, (Online-)Beratung und Öffentlichkeitsarbeit, die verschiedene Ansatzpunkte bieten. Zielgruppenspezifische Angebote, deren umfassende Koordination und eine gute Kooperation zwischen den beteiligten Professionen sind notwendig. [...]

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Leseprobe

2. Cyberspace


 

Der Begriff Cyberspace[8] ist ein aus dem griechischen Begriff Kybernetike (Kunst des Steuermanns) und dem englischen Begriff space (Raum, Weltraum) abgeleitetes Kunstwort, das für den virtuellen, computergenerierten Raum steht. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird „die Metapher des Cyberspace bzw. die Vorsilbe Cyber- (…) verwendet wie das Attribut virtuell und soll die Nutzung und die Bedeutung des Internet im Zusammenhang mit einem bestimmten sozialen Phänomen unterstreichen“ (Döring 2003, 48).

 

Cyber-Mobbing findet im virtuellen Raum statt. Das Internet bzw. dessen Nutzung spielt also eine wesentliche Rolle bei dessen Umsetzung; der Begriff schließt auch den Gebrauch von Handys mit ein. Um das Phänomen Cyber-Mobbing zu verstehen, ist es aber zuallererst notwendig die Grundlagen zu erfassen, die dieses überhaupt ermöglichen. Daher soll im folgenden Kapitel auf Computervermittelte bzw. Online-Kommunikation eingegangen werden, wobei die spezifischen Merkmale von Online-Kommunikation im Vergleich zu Face-to-Face-Kommunikation sowie Theorien und Modelle computervermittelter Kommunikation, betrachtet werden. Anschließend wird ein Überblick über die verschiedenen Dienste und Anwendungen des Internets und deren Nutzung durch Jugendliche gegeben.

 

2. 1 Online-Kommunikation


 


2.1.1 Definition


 


In dieser Arbeit werden unter computervermittelter Kommunikation „alle kommunikativen, d.h. sozialen Austauschprozesse verstanden, die durch einen Computer als vermittelndes technisches Medium stattfinden, bzw. jede Kommunikation, "bei der auf Seiten des Senders und des Empfängers einer Botschaft ein Computer zur En- und Dekodierung der Nachricht zum Einsatz kommt“ (Misoch 2006, 37). Um mit Hilfe von Computern miteinander kommunizieren zu können, ist es nötig diese zu vernetzen, meist geschieht dies über das Internet, welches das größte Computernetzwerk weltweit ist.

 

Online-Kommunikation kann sowohl synchron als auch asynchron stattfinden. Ersteres bedeutet, dass die Kommunikation ohne Zeitverzögerung erfolgt. Hierfür ist es notwendig, dass mindestens zwei Personen gleichzeitig online sind, die sich, ähnlich wie bei einem Face-to-Face-Gespräch, trotz realer örtlicher Distanz, im virtuellen Raum austauschen. Durch die schnelle Reaktion der Beteiligten entsteht, trotz anderer fehlender Sinnesreize, eine gesprächsnahe, lebendige Atmosphäre, die je schneller der Austausch, desto intensiver empfunden wird. Synchrone Kommunikation findet im Internet entweder interpersonal (z.B. über Instant Messaging) oder gruppenbezogen (öffentlicher Chatroom) statt.

 

Bei asynchroner Kommunikation hingegen, handelt es sich um eine zeitlich versetzte Form der Online-Kommunikation, dies bedeutet, es ist nicht notwendig zeitgleich online zu sein. Der Sender verschickt seine Botschaft zu einem anderen Zeitpunkt als sie der Adressat empfängt, somit besteht kein permanenter Kommunikationsfluss. Im Grunde handelt es sich um die elektronische Variante herkömmlicher Offline-Kommunikationsformen, z.B. die E-Mail anstelle des konventionellen Briefes. Da die Beteiligten nicht gleichzeitig online sein müssen, besteht eine vollkommene Zeit- und Ortsunabhängigkeit, in der ein großer Vorteil dieser Art von Kommunikation liegt. Wenn die Reaktionszeit der Kommunikationspartner relativ kurz ist, kann sich ein asynchroner Austausch sehr an synchrone Kommunikation annähern. Asynchrone Online-Kommunikation kann interpersonal (E-Mail), als Gruppenkommunikation (Mailinglisten) oder als Massenkommunikation (Webseite) stattfinden.

 

Außerdem kann auch zwischen verschiedenen Kommunikationstypen bzw. können die Kommunikationssituationen nach der Reichweite/Sender-Empfänger-Struktur differenziert werden. Es lassen sich Individuelle Kommunikation (one-to-one), Gruppenkommunikation (many-to-many) und Uni- oder Massenkommunikation (one-to-many) unterscheiden. Erstere umfasst alle Kommunikationssituationen, die zwischen zwei oder mehreren Personen mit hauptsächlich dyadischer Kommunikationsstruktur stattfinden. Man bezeichnet dieses Prinzip auch als interpersonale Kommunikation. Gruppenkommunikation beinhaltet alle Prozesse, bei denen sich mehrere Personen gleichzeitig miteinander austauschen. Unter Massenkommunikation versteht man, dass eine Person mit ihrer Botschaft mehrere andere Personen erreichen kann (Kielholz 2008, 12f.; Misoch 2006, 37 u. 54f.)

 

Tabelle 1: Erscheinungsformen der Online-Kommunikation

 

 

Quelle: Eigene Darstellung nach Kielholz 2008, 13; Misoch 2006, 56

 

2.1.2 Merkmale


 


Im Vergleich zu Face-to-Face-Kommunikation lassen sich bei Online-Kommunikation fünf Merkmale feststellen, in denen sich beide Formen wesentlich unterscheiden. Die erste Besonderheit bei Online-Kommunikation ist die Entkörperlichung. Im Gegensatz zur Face-to-Face-Kommunikation werden nur die rein inhaltlichen, sprachlichen Signale übermittelt. Nonverbale Zeichen wie Gestik, Mimik, Körperhaltung, Blick etc. können nicht direkt vermittelt, sondern müssen textualisiert werden, um sie für den Empfänger „sichtbar“ zu machen. Häufig verwendet werden sog. Emoticons, bei denen es sich um bestimmte Zeichenfolgen handelt, die einen Smiley nachbilden und die bestimmte Gefühlszustände oder Stimmungen veranschaulichen sollen, z.B. ;-) für zwinkern oder :-O für Erstaunen. Unbewusste Körperzeichen (z.B. schwitzen, rot werden) können daher nicht vermittelt werden. Soziale Merkmale wie Alter, Status, Kleidung, die normalerweise die Kommunikation beeinflussen können, fallen weg. Dazu kommt das Fehlen nonverbaler Zeichen, so dass sich die Aufmerksamkeit nicht auf diese richten kann und sich entsprechend auf den Inhalt der Botschaft konzentriert. Des Weiteren ergibt sich aus diesem Merkmal die Möglichkeit der Anonymität und der Pseudonymität. Ein weiteres Kennzeichen von Online-Kommunikation ist die Textualität, die eng mit der Entkörperlichung zusammenhängt. Computervermittelte Kommunikation findet hauptsächlich in schriftlicher Form statt, daher ist die Signalübertragung auf das Auge als Hauptsinnesorgan reduziert. Um Körperzustände wie Körperhaltung, Gefühle, Lautstärke, Geräusche etc. für dieses sichtbar zu machen, müssen sie in Schriftsprache transformiert werden. Die bereits erwähnten Emoticons sind eine Form der Verschriftlichung. Darüber hinaus hat sich eine Schreibweise zur Verschriftlichung von Geräuschen herausgebildet, die sog. Soundwörter, die der Comicsprache ähneln. Einige Beispiele hierfür: „Mhm“, „hmmmm“, „tsssss“. Sie ermöglichen es Geräusche in den Austausch mit einzubringen. Ebenfalls häufig verwendet werden sog. Aktionswörter. Dazu werden entsprechende Körpervorgänge wie Mimik und Gestik von der Verbform abgeleitet und in Sternchen gesetzt oder fett geschrieben, um sie zu kennzeichnen, z.B. *wink*, *staun* oder g (für grinsen). Um den Prozess des Eintippens zu verkürzen und ganze Sätze darzustellen wurden sog. Akronyme entwickelt, die nur aus den groß geschriebenen Anfangsbuchstaben der verwendeten Wörter bestehen, bspw. LOL = laughin out loud; AFK = away from keyboard. Manche Akronyme beziehen sich nicht auf die tatsächliche Schriftweise, sondern auf die Aussprache, z.B. CU = See you; G8 = Good Night. Des Weiteren ist Online-Kommunikation weder räumlich, noch zeitlich gebunden. Man  bezeichnet diese Eigenschaft als Entzeitlichung bzw. Enträumlichung. Die Kommunikationspartner können sich an verschiedenen geographischen Orten aufhalten und treffen sich im virtuellen Raum um sich auszutauschen. So ist es möglich in der realen und der virtuellen Welt gleichzeitig zu kommunizieren. Auch die Zeitgebundenheit kann aufgehoben werden, da bei asynchroner Kommunikation das Senden und das Empfangen einer Botschaft zu verschiedenen Zeitpunkten möglich ist. Bei synchroner Kommunikation ist der Austausch zwar an die gleichzeitige Anwesenheit der Beteiligten gebunden, der Inhalt der Gespräche kann jedoch gespeichert und so zeitunabhängig abgerufen und zurückverfolgt werden. Aufgrund dieses Merkmals müssen die Kommunikationspartner nicht physisch anwesend sein und über keinen gemeinsamen Kontext oder bestimmten Handlungshintergrund verfügen. Dieses Kennzeichen der Online-Kommunikation nennt sich Entkontextualisierung. Das letzte Merkmal, die Digitalisierung, bezeichnet die Tatsache, dass jede Online-Kommunikation auf digitalisierten Prozessen beruht. Daraus folgt die Möglichkeit alle digitalen Informationen zu speichern und zu dokumentieren, was wiederum eine einfache Weiterverarbeitung ermöglicht (Misoch 2006, 56ff.).

 

Tabelle 2: Vergleich Face-to-Face-Kommunikation und Online-Kommunikation

 

Quelle: Eigene Darstellung nach Misoch 2006, 62

 

2.1.3 Theorien und Modelle


 


Aus diesen spezifischen Merkmalen der Online-Kommunikation ergeben sich bestimmte Auswirkungen und damit verbundene Problemstellungen, die beachtet werden...

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