Das Internet ist das weltweit grösste Computernetzwerk, welches aus dem 1969 in Betrieb genommenen ARPANet der University of California hervorgegangen ist (vgl. Döring, 2003, S.2f).
Das Netz mit den ursprünglich vier Netzknoten entwickelte sich rasant, besonders seit der Einführung der ersten WWW-Browser (Suchmaschinen), welche die Suche im Internet deutlich komfortabler machten (zur Geschichte des Internets finden sich sehr gute Artikel auf http://www.isoc.org/internet/history ).
Weltweit gibt es rund 1 740 000 000 Internet-Nutzer (Quelle: http://www.internetworldstats.com/stats.htm, Stand: 30.09.2009).
Dabei verteilen sich die Internet-Nutzer weltweit unterschiedlich:
Abbildung 2: Internet-Durchdringungsraten nach Kontinenten
Abbildung 3: Internet-Nutzer nach Kontinenten
Dies zeigt, dass der höchste Durchdringungsgrad – also der höchste Anteil an Internet-Nutzern gemessen an der Gesamtbevölkerung - in Nordamerika, Australien und Europa liegt.
Frauen und Männer nutzen das Internet immer noch unterschiedlich häufig. Eine Studie aus dem Jahr 2006 aus Deutschland (vgl. Kampmann, Kempf & Nimke, 2006) zeigt, dass zwar der Anteil derjenigen Frauen ab 14 Jahren, die das Internet nutzen im Vergleich zum Jahr 2001 von 30,5% auf 51,5% gestiegen ist. Bei den Männern über 14 Jahren stieg der Anteil jedoch von 44,2% auf 65,4%. Das bedeutet, dass von allen Internetnutzern in Deutschland 2006 54% Prozent Männer und 46% Frauen sind, der Männeranteil also immer noch höher ist.
Das Alter ist ein weiterer wesentlicher Faktor bei der Internetnutzung – auch im Zusammenhang mit dem Geschlecht. Bei der Gruppe der 14 – 19 Jährigen sind 86% der Frauen und 87% der Männer Internetnutzer. In der Altersgruppe von 60 – 69 Jahren hingegen nur 23 % der Frauen und 43% der Männer. Je älter die Bevölkerungsgruppe, desto weniger nutzen das Internet – Frauen in einem noch grösseren Mass als Männer. Allerdings zeigt sich eine Tendenz: in allen Altersgruppen sind Zuwächse zu verzeichnen, am stärksten in der Gruppe der 20 – 29-jährigen Frauen (2005: 77%, 2006: 83%). Und mittlerweile ist die Hälfte der 50 – 59-jährigen Frauen online.
Auch der Bildungsgrad spielt eine Rolle. Den höchsten Nutzungsgrad haben Personen mit Abitur oder Hochschulabschluss (2006: über 90%) – und zwar relativ unabhängig vom Alter. Auffällig ist jedoch, dass in der Gruppe der über 60-Jährigen mit Abitur oder Hochschulabschluss eine klare Differenz von 20 Prozentpunkten zwischen Männern (2006: 54%) und Frauen (2006: 34%) besteht. Der über 90%igen Nutzung im oberen Bildungssegment steht ein Nutzungsgrad von 67% bei den Frauen und 81% bei den Männern mit Volksschulabschluss (in Deutschland neun Schuljahre) gegenüber.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass es zwar den „klassischen“ Internetnutzer zunehmend weniger gibt, dass jedoch immer noch junge, gut gebildete Männer anteilsmässig an der Spitze der Internetnutzer stehen.
Nach Döring (2003) bewirkt die zunehmende Verbreitung aller Einsatzformen des Internets eine kulturelle Veränderung. So verändern sich die Art und Weise, wie und mit wem kommuniziert wird, wie Kontakte, Beziehungen und Gemeinschaften gestaltet werden, direkt durch eigene Netzerfahrungen sowie indirekt durch Netzaktivitäten im sozialen Umfeld.
Ein wichtiger Aspekt ist dabei die „Internet-Bildung“. Diese muss nach Döring (ebd.) auf verschiedenen Ebenen stattfinden:
a. Technische Ebene: erfolgreiche Internet-Nutzung setzt medientechnisches Wissen und Erfahrungen mit Computeranwendungen voraus
b. Selbstbezogene Ebene: konstruktiver Umgang mit möglichen Computer- und Internet-Ängsten sowie mit Wissensdefiziten, Selektion und Organisation von Inhalten, Kontaktgelegenheiten und Online-Kontakten, Produktion von Netzinhalten, zeitliche Struktur der Netznutzung etc.
c. Soziale Ebene: Fähigkeit zum computervermittelten Kontakt zu anderen Menschen, z.B. Fähigkeit zum Perspektivenwechsel und zu Empathie, zum Kooperieren und Kommunizieren
d. Gesellschaftliche Ebene: „Chancen und Gefahren der Vernetzungstechnik auf Makroebene […] etwa wenn es um die ökologischen oder politischen Folgen von Internet-Nutzung und um entsprechende Massnahmen zur Internet-Regulation geht“ (Döring, 2003, S.7).
Das Ausmass dieser Kompetenzen im Umgang mit den neuen Medien wie dem Internet könnte möglicherweise auch eine generationenübergreifende Rolle spielen. Small & Vorgan (2009) bezeichnen dies als „Brain Gap“: „Unsere Gesellschaft scheint in zwei kulturelle Gruppen zu zerfallen: Digital Natives, die in die Welt der Computertechnik hineingeboren werden, und Digital Immigrants, die als Erwachsene in die Computerwelt eingewandert sind“ (ebd., S.43). Inwiefern dies tatsächlich der Fall ist, ist ein interessantes Untersuchungsfeld für Soziologen, Neurowissenschaftler, Psychologen und verwandte Forschungsgebiete.
Für Döring (2002, S.38) ist die natürliche Grundform der zwischenmenschlichen Kommunikation die Face-To-Face-(FTF) bzw. Body-to-Body-Kommunikation, bei der Personen zur gleichen Zeit am gleichen Ort zusammenkommen (körperliche Kopräsenz) und verbale, paraverbale sowie nonverbale Botschaften austauschen. Dabei sind potenziell alle Sinnesmodalitäten wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen beteiligt.
Davon abweichend wird als Computervermittelte Kommunikation (CVK) der interpersonale Austausch per E-Mails, Mailinglisten, Chat und andere Internet-Medien bezeichnet. Eine Definition findet sich bei Lang (2002, S.1): „Computervermittelte Kommunikation ist eine Form medialer Kommunikation, bei der Computer bei der En- und Dekodierung von Nachrichten zum Einsatz kommen“. CVK kann asynchron oder synchron erfolgen (siehe auch Kapitel 2.2.2 Formen von E-Coaching).
Im Folgenden werden die wichtigsten Kommunikationstheorien beschrieben, die in Bezug auf CVK und damit E-Coaching eine Rolle spielen. Dabei konzentrieren sich manche Theorien auf die konkrete Nutzungssituation, andere auch auf lebensweltliche und gesellschaftliche Veränderungen (vgl. Döring, 2000, S.353). Ein zusammenfassender Überblick zu den Theorien der CVK findet sich ausserdem bei Fritsche, Niermann & Wohlmann, 2002.
Bei CVK sind laut der Kanalreduktionstheorie durch die fehlende Kopräsenz die meisten Sinnesmodalitäten im interpersonalen Zusammenhang ausgeschlossen. Für Winterhoff-Spurk & Vitouch (1989) bedeutet dies im Vergleich zur FTF-Kommunikation eine Verarmung und Entleerung der Kommunikation. Weitere Begriffe, welche im Zusammenhang mit der Kanalreduktionstheorie fallen sind Ent-Sinnlichung, Ent-Emotionalisierung, Ent-Kontextualisierung und gar Ent-Menschlichung. Dazu kommen Ent-Räumlichung und Ent-Zeitlichung (vgl. Döring, 2003, S.149; Döring, 2000 S.354). Vertreter der Kanalreduktionstheorie gehen also von der Vorstellung aus, dass FTF-Kommunikation per se einen ganzheitlichen und restriktionsfreien Austausch garantiert, während medial vermittelte Kommunikation stets mit einer Beschränkung der Ausdrucksmöglichkeiten verbunden ist.
Insgesamt hat die Theorie der Kanalreduktion einen klar zivilisations- und technikkritischen Hintergrund. Döring (2003, S.151ff; 2000, S.355) setzt dem entgegen, dass die FTF-Situation stark idealisiert werde und Bedrohungs-szenarien im Vordergrund stehen („wenn wir eines Tages nur noch per Computer kommunizieren…“). Es würden die unterschiedlichen Kommunikationskanäle und –bedürfnisse nicht differenziert und Metaphern würden Phänomenologie ersetzen. Ausserdem würde häufig vergessen, die zahlreichen Übereinstimmungen mit der kulturell hochgeschätzten Briefkommunikation in die Bewertung einzuschliessen.
Zwar zeigen Laborexperimente zur synchronen CVK (z.B. Connolly, Jessup & Valacich 1990, zit.n. Döring 2003, S. 150) dass die Kommunikation tatsächlich sachlicher, aufgabenbezogener und demzufolge weniger emotional abläuft, als in der FTF-Situation. Dem gegenüber stehen allerdings Untersuchungen und Feldstudien, welche dies empirisch nicht nachweisen (vgl. Lang, 2002, S.3). Und Lang (ebd., S.2) bemerkt dazu:“Aus kognitionspsychologischer Sicht kann die strikte Trennung von Gefühl und Gedanken nicht aufrechterhalten werden. Kognitionen sind immer auch emotional, sie sind sogar – gemäss der neurologischen Wissenschaften – emotional gesteuert.“
Möglichen Restriktionen in der Ausdrucksfähigkeit wird in der CVK ausserdem mit bestimmten Hilfsmitteln zum Ausdruck von Emotionen begegnet (siehe Kapitel 3.3 Schriftkommunikation im Internet:...