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Südwärts

Die Endurance Expedition

AutorErnest Henry Shackleton
VerlagEdition Erdmann in der marixverlag GmbH
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl384 Seiten
ISBN9783843803953
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Bis heute steht Sir Ernest Shackleton zu Unrecht im Schatten des großen tragischen Helden der Antarktisforschung Robert Falcon Scott. Shackleton hat Scott bereits auf seiner Schicksalsreise begleitet, wurde aber wegen gesundheitlicher Probleme vorzeitig nach Hause geschickt. Doch Shackleton ist auch selbst ein Expeditionsleiter von großer Begabung, Geschick und Mut: Am 8. Mai 1914 bricht die Mannschaft der Endurance unter der Leitung von Ernest Shackleton auf. Es wird die letzte große Reise im Goldenen Zeitalter der Antarktis-Forschung sein. Ziel ist es, einmal angekommen, endgültig die Durchquerung des Antarktischen Kontinents zu vollenden. Doch auch dieses Vorhaben scheitert am Eis. Die Endurance friert ein und wird langsam von den Eismassen zermalmt. Die Männer retten sich und beginnen ein Lager für die Überwinterung anzulegen.

Sir Ernest Shackleton wurde 1874 in Kilkea, Irland geboren und starb 1922 in Südgeorgien. Von vier großen Arktis-Expeditionen leitete er drei. Er galt als hervorragende, wenn auch exzentrische Führungspersönlichkeit.

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Leseprobe

VORWORT


Nach der Eroberung des Südpols durch Amundsen, der nur ein paar Tage Vorsprung vor der britischen Expedition unter Scott hatte, blieb den Polarforschern nur noch eine große Herausforderung übrig: die Durchquerung des antarktischen Kontinents von Küste zu Küste.

Als ich von der Expedition mit der Nimrod wiederkehrte, bei der wir unseren Versuch abbrechen mussten, am Südpol die britische Flagge zu hissen, neunundsiebzig Meilen1 vor unserem Ziel von widrigen Umständen zurückgeschlagen, wandte ich mich in Gedanken der Durchquerung des Kontinents zu, denn ich konnte mir sicher sein, dass entweder Amundsen oder Scott den Pol auf unserer oder einer parallelen Route erreichen würde. Nachdem ich vom Erfolg der Norweger gehört hatte, begann ich mit den Vorbereitungen für eine letzte große Fahrt – damit die erste Durchquerung des letzten unerforschten Kontinents von einer britischen Expedition geleistet würde.

Wir haben dieses Ziel nicht erreicht, aber die folgenden Seiten erzählen die Geschichte unseres Versuchs. Auch wenn das eigentliche Vorhaben gescheitert ist, berichtet dieses Buch von Abenteuern, anstrengenden Tagen, einsamen Nächten, ungewöhnlichen Erfahrungen und vor allem von unbeirrbarer Entschlossenheit, unverbrüchlicher Treue und selbstloser Opferbereitschaft vonseiten meiner Männer – Berichte, die, so meine ich, sogar in diesen Zeiten, die große Opfer ganzer Völker und selbstloses Handeln Einzelner gesehen hat, von Interesse sein werden für den Leser, der sich jetzt bereitwillig vom roten Schrecken des Kriegs und den Belastungen der letzten fünf Jahre abwendet, um vielleicht mit besserem Verständnis vom »Weißen Krieg« im Süden zu lesen. Die Kämpfe, die Enttäuschungen und das Durchhaltevermögen dieser kleinen Gruppe von Briten, die beinahe zwei Jahre in den Einöden des Polareises verschollen waren und sich bemühten, die gestellte Aufgabe zu erfüllen und die Krise, die die Welt durchlebte, nicht mitbekamen, künden von einer Leistung, die in der Geschichte der Erforschung der Antarktis einzigartig dasteht.

Durch den Verlust der Endurance und die Katastrophe mit der Aurora sind bestimmte Dokumente, die hauptsächlich die Organisation und Vorbereitung der Expedition betreffen, verloren gegangen. Ich hatte jedoch ohnehin nicht die Absicht, einen detaillierten Bericht über Vorbereitungen, Proviant und andere notwendige, für den Leser aber belanglose Angelegenheiten zu geben, da alle Bücher über die Antarktisexpeditionen seit Beginn des Jahrhunderts diese Dinge ausführlich behandelt haben. Daher werde ich nur kurz die Anfänge und die Organisation schildern und hier eine Abschrift des Programms einfügen, das ich angefertigt habe, um die öffentliche Aufmerksamkeit für die Expedition zu wecken:

»DIE TRANSKONTINENTALGRUPPE«


Die erste Durchquerung des antarktischen Kontinents von Küste zu Küste über den Südpol wird, abgesehen von ihrer historischen Bedeutung, auch eine Expedition von großem wissenschaftlichem Wert sein.

Die Strecke wird etwa 1800 Meilen betragen und auf ihrer ersten Hälfte vom Weddellmeer2 bis zum Pol durch unbekanntes Gebiet führen. Jeder Schritt wird der Geographie neue wissenschaftliche Erkenntnisse bringen. Es wird sich herausstellen, ob die Kette des Viktoriagebirges, die vom Rossmeer bis zum Pol bekannt ist, sich über den gesamten Kontinent erstreckt und somit (nur vom Ozean unterbrochen) an die Anden in Südamerika anschließt, und ob das große Plateau um den Pol herum langsam zum Weddellmeer hin abfällt.

Unterwegs werden ständig magnetische Messungen vorgenommen. Die Route wird über den magnetischen Pol führen und die Bestimmung der Inklination3 der Magnetnadel wird von praktischer Bedeutung sein. Die meteorologischen Bedingungen werden sorgfältig aufgezeichnet, was zur Klärung vieler Wetterphänomene beitragen kann.

Der Glaziologe und der Geologe werden die Eisformationen und die Natur der Bergwelt untersuchen, ihr Bericht wird von großem wissenschaftlichem Interesse sein.

DIE WISSENSCHAFTLICHE ARBEIT DER ANDEREN GRUPPEN


Während die Transkontinentalgruppe unter britischer Flagge die größte je unternommene Polarexpedition durchführt, werden sich die anderen Gruppen mit wichtigen wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigen.

Zwei mit Schlitten ausgerüstete Gruppen werden vom Basislager am Weddellmeer aus operieren. Eine wird westwärts Richtung Grahamland vordringen, um Beobachtungen zu machen, Gesteinsproben zu sammeln und herauszufinden, ob es dort Berge gibt, die mit denen auf der anderen Seite des Pols verbunden sind.

Eine andere Gruppe wird ostwärts Richtung Enderbyland aufbrechen und ein ähnliches Programm absolvieren. Eine dritte Gruppe bleibt im Basislager, um die Fauna von Land und Meer und die meteorologischen Verhältnisse zu untersuchen.

Vom Basislager am Rossmeer auf der anderen Seite des Pols wird eine weitere Gruppe südwärts vorrücken und versuchen, oben auf dem Beardmore-Gletscher am Mount Buckley, wo die ersten Kohlenflöze in der Antarktis entdeckt wurden, die Ankunft der Transkontinentalgruppe zu erwarten. Dieses Gebiet ist von großer Bedeutung für den Geologen, der aus den Felsen einiges aus der Geschichte der Antarktis ablesen kann.

Beide Schiffe der Expedition werden zum Auswerfen von Netzen, für Lotungen und jegliche Art von hydrografischer Arbeit ausgerüstet sein. Das Schiff im Weddellmeer wird versuchen, die unbekannte Küstenlinie des Grahamlands zu kartografieren. Von den Wissenschaftlern beider Schiffsbesatzungen sind bedeutende Erkenntnisse zu erwarten.

Die verschiedenen Gruppen an Land und die beiden Schiffe werden also geografische und wissenschaftliche Arbeiten durchführen, wie sie in einem solchen Umfang nie zuvor von einer Polarexpedition geleistet wurden.

Zum ersten Mal wird das Weddellmeer als Basislager für Erkundungsfahrten dienen und alle Expeditionsgruppen werden große Flächen bisher unbekannter Gebiete erschließen. Es ist nur folgerichtig, dass dieses Vorhaben unter britischer Flagge ausgeführt wird, da das gesamte Gebiet südwärts zum Pol britisches Territorium ist. Im Juli 1908 wurde in einem königlichen Schreiben mit Staatssiegel erklärt, dass der Gouverneur der Falklandinseln auch der Gouverneur von Grahamland (das westlich des Weddellmeeres liegt) sein soll. Ein anderer Abschnitt der gleichen Erklärung definiert die Lage des britischen Territoriums ›im Südatlantik zwischen dem 20. und 80. westlichen Längengrad und südlich des 50. Breitengrads‹. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass die Expedition innerhalb dieses Gebiets durchgeführt werden wird.

DIE DURCHQUERUNG DES KONTINENTS


Das Schiff zum Weddellmeer wird mit allen Expeditionsteilnehmern, die vom dortigen Basislager aus operieren, im Oktober 1914 Buenos Aires verlassen und versuchen, im November am 78. Grad südlicher Länge anzulanden.

Gelingt dies, wird sich die Transkontinentalgruppe sofort auf ihre 1800 Meilen lange Reise begeben, in der Hoffnung, den Marsch über den Pol bis zum Lager am Rossmeer in fünf Monaten zu bewältigen. Sollte die Landung zu spät im Jahr erfolgen, wird diese Gruppe ihr Winterquartier beziehen, Vorratslager für den Herbst und Frühling anlegen und 1915 so früh wie möglich aufbrechen.

Die Transkontinentalgruppe wird von Sir Ernest Shackleton angeführt und aus sechs Männern bestehen. Sie wird einhundert Hunde mit Schlitten und zwei Motorschlitten mit Luftpropellern mit sich führen. Die Ausrüstung wird alles enthalten, was die Erfahrung des Expeditionsleiters und seine fachkundigen Berater für nötig halten. Wenn diese Gruppe nach einer 800 Meilen langen unerforschten Strecke das Gebiet des Pols erreicht hat, wird sie nordwärts zum Gipfel des Beardmore-Gletschers vorstoßen, wo sie auf die von dem Rossmeer kommende Gruppe zu treffen hofft. Beide Gruppen werden dann gemeinsam zum Basislager am Rossmeer zurückkehren, wo die vorige Expedition ihr Winterquartier aufgeschlagen hatte.

Insgesamt wird die Endurance vierzehn Männer zum Weddellmeer bringen. Sechs davon begeben sich auf die Durchquerung des Kontinents, drei werden nach Westen, drei nach Osten vordringen, und zwei bleiben in der Station, um die zuvor skizzierten Arbeiten durchzuführen.

Die Aurora wird sechs Männer zum Basislager am Rossmeer bringen. Sie werden auf der Route der Transkontinentalgruppe Depots anlegen und ihr zu ihrer Unterstützung entgegenmarschieren sowie die erwähnten geologischen und anderen Beobachtungen vornehmen.

Sollte die Transkontinentalgruppe wie erhofft die Durchquerung im ersten Anlauf schaffen, kann ihre Rückkehr in die Zivilisation für den April 1915 erwartet werden. Die anderen Abteilungen folgen im April 1916.

DIE EXPEDITIONSSCHIFFE


Die beiden Schiffe...

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