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E-Book

Alles auf neu

Mit Neuro-Paartherapie Beziehungsmuster durchbrechen und zusammen glücklich sein

AutorChristine Geschke
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783451808494
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Unbewusst steuert unser Gehirn uns in Herzensangelegenheiten. Auf tückisch geniale Weise bestimmt es, in wen wir uns verlieben und spult gleichzeitig ein in der Kindheit erlerntes Beziehungsprogramm ab. Für immer ausgeliefert? Zum Glück nicht - wir können unser Gehirn und damit unsere Beziehungsmuster verändern. Die Dipl.-Psychologin und Paartherapeutin Christine Geschke zeigt mit der von ihr entwickelten Neuro-Paartherapie, wie wir unser Verliebtheits- und Beziehungsverhalten verstehen und ganz neu ausrichten können.

Christine Geschke hat Psychologie und Neurologie mit Schwerpunkt 'Kognitive Neurowissenschaften' studiert, seit 10 Jahren führt sie eine eigene Praxis mit Schwerpunkt Paartherapie. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Hamburg.

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Leseprobe

Sophia und Florian


Um das hier Gesagte noch etwas besser zu verdeutlichen, gebe ich den Verliebten von eben Namen und stelle mit ihnen einen Fall nach, wie er sich so ähnlich in meiner Praxis zutrug.

Sophia und Florian erlebten den Umgang in ihrem Elternhaus folgendermaßen:

Sophia wuchs zusammen mit zwei jüngeren Brüdern auf. Beide Eltern kamen einst als Gastarbeiter nach Deutschland und arbeiteten hart, um die Familie ernähren zu können. Da Sophia die Älteste war und es weder hilfreiche Großeltern noch Geld für einen Babysitter gab, musste sie früh auf ihre kleinen Geschwister aufpassen. Ihre Eltern waren sehr fleißig, hatten aber wenig Zeit für ein freudvolles Familienleben. So nahm Sophia die Rolle einer jungen Erwachsenen ein. Sie kochte, wusch die Wäsche, lernte mit den Brüdern und putzte die Wohnung und verteidigte die Jungs, wenn sie mal wieder Blödsinn angestellt hatten. Trotz der hohen Belastung hielten die Eltern zusammen. Sophia konnte sich auch an keinen wesentlichen Streit zwischen den beiden erinnern. Die Eltern rissen sich zusammen und verwiesen darauf, dass es anderen noch viel schlechter ginge und man dankbar sein müsse für das, was man hat. Bisweilen beneidete Sophia ihre Freundinnen aus der Schule um die viele freie Zeit und deren Sorglosigkeit. Die hohe Verantwortung lastete schwer auf ihren Schultern, aber sie wuchs in ihre Rolle, lernte sie diszipliniert auszufüllen. In gewisser Weise war sie ihr sogar behilflich. Sophia machte als Erste in der Familie Abitur und absolvierte erfolgreich ein Jura-Studium. An der Uni lernte sie Florian kennen.

Florian entstammte einer Familie, in der der Vater gutes Geld nach Hause brachte. Die Mutter arbeitete nicht, sondern kümmerte sich um die drei Kinder. Sie war das Oberhaupt der Familie. Alle wichtigen Entscheidungen wurden von ihr abgesegnet. Florian kam als Nachzügler zur Welt. Sein Vater betonte immer wieder, wie froh er sei, nach zwei Mädchen doch noch einen Sohn gezeugt zu haben. Damit und als Ernährer der Familie war er seiner Ansicht nach genügend seiner männlichen Verpflichtung nachgekommen. Ansonsten ließ er seine engagierte Frau gewähren und nahm gerne alle Annehmlichkeiten eines gut organisierten Haushaltes in Anspruch. Florian war der verwöhnte Sonnenschein der Familie. Während die beiden Mädchen eine eher strenge Erziehung genossen, ließ man ihm alles großzügig durchgehen, solange die schulischen Leistungen stimmten. Wenn sich die beiden Schwestern doch einmal etwas deutlicher in der Vordergrund spielten, wurde Florian krank. Er bekam unerklärliche Kopfschmerzen, sodass die elterliche Aufmerksamkeit bald wieder ihm galt. Darüber ärgerten sich die Schwestern sehr. Zum Streit kam es aber selten. In den wenigen Malen, bei denen ein offener Konflikt entbrannte, gingen die Eltern kurzerhand dazwischen und gaben Florian im Allgemeinen recht. Florian stellte seine privilegierte Rolle nicht infrage und nahm den Ärger der Schwestern darüber in Kauf. Auch als Jugendlicher war er häufiger krank, klagte über Kopfschmerzen. Nach dem Abitur studierte er in seiner Heimatstadt Jura, wo er zum Ende des Studiums hin Sophia traf.

Beide verliebten sich Hals über Kopf und zogen nach Beendigung ihres Studiums in eine gemeinsame Wohnung. Florian hatte sich als Anwalt selbstständig gemacht, während Sophia als leitende Angestellte in einer Sozietät arbeitete.

Das anfängliche Glück wich nach ungefähr zwei Jahren des Zusammenlebens einer Enttäuschung auf beiden Seiten. Sophia beschwerte sich immer öfter, dass ihr die Hausarbeit zu viel wäre. Sie lief mit unzufriedener Miene zu Hause herum und nörgelte bei jeder Gelegenheit. Florians Vorschläge, mal auszugehen, lehnte sie mittlerweile fast regelmäßig ab. Genauso wie die meisten seiner Annäherungsversuche. Sex war gestern. Sophia schien nur noch für die Arbeit zu leben. Früher kochte sie gerne Florians Lieblingsessen, das sie dann zusammen kuschelnd auf dem Sofa verzehrten. Wenn er sie nun danach fragte, fuhr sie ihn genervt an, er solle sich doch eine Pizza bestellen. Nur wenn es Florian nicht gut ging, hatte sie ein Einsehen, kochte ihm Hühnersuppe und kümmerte sich um ihn. Er tat ihr dann leid, und für eine Weile empfand sie zärtliche, besorgte Gefühle für ihn. Er litt im letzten Jahr ihrer Beziehung aber immer häufiger unter Kopfschmerzen, was Sophia zunehmend weniger beeindruckte. Verantwortungsbewusst tat sie noch das Nötigste, aber nicht mehr, was er sehr bedauerte. In den ersten zwei Jahren fiel ihr kaum auf, dass Florian sich nicht an der Hausarbeit beteiligte. Für sie war es ganz selbstverständlich, einzukaufen, zu kochen und zu putzen. Und das meist abends nach der Arbeit, während er seine Lieblingsserie guckte. In Momenten des Zweifelns an der Gerechtigkeit der Situation beruhigte sie sich, er hätte bestimmt mit der Selbstständigkeit den härteren Job. Sie packte an, wo es etwas zu erledigen gab. Erst eine Freundin, die Florian als üblen Egoisten bezeichnete, der ihr so niemals untergekommen wäre, schärfte Sophias Blick. Dennoch gelang es ihr nicht, Florian zur Rede zu stellen und seine Mithilfe einzufordern. So taff sie im Job war, wenn es um die Belange der Firma ging, so wenig war es ihr in der Beziehung möglich, eigene Ansprüche deutlich zu machen. Sophia verschloss sich immer mehr und wirkte fast chronisch wütend dabei.

Florian bemerkte das lange Zeit gar nicht. Erst als er immer mehr Annehmlichkeiten vermisste und es kaum noch Nähe und Zuneigung gab, fragte er Sophia ab und an, was denn eigentlich los sei. Sophia wich solchen Gesprächen aber aus. Sie bemerkte höchstens kurz, dass sie müde und erschöpft sei, woraufhin Florian sich resigniert zurückzog. Oder sie kritisierte ihn heftig für Nichtigkeiten. Seine gelassene Heiterkeit, mit der er manch schwierige Situation auszugleichen vermochte, war wie weggeblasen. Auch ihr Sozialleben war zum Erliegen gekommen. Früher organisierte Sophia öfter Abende mit Freunden zu Hause. Sie probierte dann gerne neue Rezepte aus und überraschte damit ihre Gäste. Florian sprühte in Gesellschaft nur so vor unterhaltsamen Geschichten, die er zum Besten gab. Er füllte das Zuhause mit Leben und fröhlichem Gelächter. Nun war bedrückende Stille eingekehrt. Die meisten Abende verbrachten sie vor dem Fernseher. Gelacht wurde allenfalls noch dort. Meist ging Sophia dann früher zu Bett, sodass es kaum noch gemeinsame Berührungspunkte gab. Florian war mit seinem Latein am Ende. Seine gute Laune und sein charmantes Auftreten waren verschwunden. Er wurde nun auch immer gereizter, blieb abends länger im Büro, und zu allem Übel befielen ihn die Kopfschmerzen immer häufiger. Der Frust war auf beiden Seiten groß. Es war, als hätten sie sich wie ein Wollknäuel ineinander verhakt, ohne dass ihnen klar gewesen wäre, warum eigentlich. Es schien, als gäbe es kein Vor und Zurück mehr. Nur noch ohnmächtiger Stillstand.

Warum ist die Beziehung in die Schieflage geraten? Geht es hier nur um das immer weniger bemühte, enttäuschende Verhalten der beiden Partner? Sind sie einfach nur nachlässig miteinander umgegangen, oder hat ihr Verhalten tatsächlich eine Geschichte, die ihren Ursprung weit vor ihrer ersten Begegnung hat?

Betrachten wir noch einmal etwas genauer die Erfahrungen von Sophia und Florian in ihren Herkunftsfamilien. Hier fallen durchaus Parallelen auf. Was könnten die beiden damals gelernt und als antrainiertes Programm in ihre eigene Beziehung übertragen haben?

Bei Sophia fällt auf, dass sie früh Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister übernehmen musste. Sie ist geübt darin, sich zugunsten anderer zurückzunehmen. Und das, auch in aller Regelmäßigkeit, ohne zu protestieren. Immer wieder sieht sie ihre fleißigen Eltern, die ihre Gefühle zurückhalten und sich nie streiten, um die Familie durchzubringen.

Was also kann das Gehirn von Sophia richtig gut?

Es kann diszipliniert sein und sich zusammenreißen, auch wenn es schwerfällt. Es kann anspruchslos und ergeben sein sowie fürsorglich und aufopferungsvoll. Es kann sich für andere durchsetzen, nur nicht für sich selbst. Es hat gelernt, dankbar und bescheiden zu sein. Es kann eine starke Sehnsucht verspüren nach Frohsinn. Eine weitere Überlegung wäre, was Sophias Gehirn nicht kann. Einen Konflikt austragen und bewältigen, zum Beispiel. Ihr Gefühl von Ärger zum Ausdruck bringen oder ein heikles Anliegen ansprechen.

Wie sieht es mit Florian aus und seiner Lernerfahrung?

Bei Florian wird deutlich, dass er das Zentrum des Geschehens im Familiengefüge war. Er ist geübt darin, sich nicht anstrengen zu müssen, sondern fast mühelos eine bevorzugte Rolle in der Familie einzunehmen. Seine Eltern protegierten ihn, sodass er sorglos aufwachsen konnte.

Was kann Florians Gehirn außerordentlich gut?

Es kann über die Bedürfnisse anderer hinwegsehen. Es kann eine heitere Atmosphäre verbreiten, für Optimismus sorgen und andere Menschen zum Lachen bringen. Es kann dem Körper signalisieren, krank zu werden (Kopfschmerzen), um Aufmerksamkeit zu provozieren. Es kann gute Leistungen erbringen. Auch hier lohnt es sich zu fragen, was Florian nicht kann. Er kann keine Konflikte austragen, kann nicht verbal zum Ausdruck bringen, was ihn innerlich bewegt und belastet.

Da das beide Gehirne nicht gelernt haben, fällt es entsprechend schwer, sich hier verständlich zu machen und darüber in einen heilsamen Dialog zu finden. Es ergibt sich ein erster Hinweis, was zukünftig nötig wäre zu lernen: nämlich zu kommunizieren. Dem Partner offen mitzuteilen, was einem auf dem Herzen liegt. Die Kunst in einer Beziehung ist es nämlich...

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