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E-Book

Bildungserfolg von Schülerinnen mit Migrationshintergrund

AutorDaniela Frei
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl63 Seiten
ISBN9783668059986
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Pädagogik - Interkulturelle Pädagogik, Note: 1,0, Justus-Liebig-Universität Gießen, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Anders als noch vor zwanzig Jahren bilden gegenwärtig Jungen und junge Männer (mit Migrationshintergrund) - als ,Schulverlierer' - den Fokus der öffentlichen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. Dieser Perspektivenwechsel stehe im Zusammenhang mit dem 'Quantensprung' in der Bildungsbeteiligung von Mädchen und jungen Frauen, an dem auch ,Migrantenandere' teilhaben.' Dieses Zitat aus der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift 'Betrifft Mädchen' aus dem Jahr 2013, die durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird, zeigt deutlich, dass bei ausländischen Schülern ebenso wie bei deutschen Schülern geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen. Diese würden zu Gunsten der Mädchen ausfallen. Während Mädchen also lange Zeit als besonders benachteiligt galten, erwerben sie inzwischen häufiger bessere Schulabschlüsse als Jungen und bleiben seltener ohne einen Hauptschulabschluss als ihr männliches Pendant. (Vgl. Diefenbach, H. 2010, S. 79) Die Brisanz und Aktualität der Themengebiete 'Bildungserfolg' und 'Migrationshintergrund' im Schulalltag wird bereits deutlich, wenn auf der Datenbank der FIS Bildung nach Werken zur Thematik gesucht wird. So befinden sich in der Datenbank der FIS Bildung über 350 Titel mit den Schlagwörtern 'Migrationshintergrund' und 'Bildung'. Davon sind allein rund 200 aus den letzten fünf Jahren zur aktuellen Forschungslage zu verzeichnen. In Anbetracht der durchschnittlich niedrigen Bildungsabschlüssen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Vergleich zu autochthonen Heranwachsenden, die im Verlauf der Arbeit noch herausgestellt werden, möchte ich in meiner Arbeit nach den Gelingensbedingungen fragen, die es gerade Mädchen und jungen Frauen mit Migrationshintergrund ermöglichen, erfolgreich im deutschen Schulsystem zu sein. Dabei war es für mich von großer Bedeutung, keine durch die breite Bevölkerung verallgemeinerbaren problemgerichteten Thesen im Zusammenhang mit Schule und Bildung zu untersuchten. (Vgl. Tepecik, E., S. 1) Stattdessen soll anhand von Interviews mit jungen, bildungserfolgreichen Frauen aus Migrantenfamilien aufgezeigt werden, welche Faktoren in deren Augen dazu beigetragen haben, dass sie bildungserfolgreich sind. Hierzu wird zunächst ein Überblick über den Forschungsstand hinsichtlich der Leistungen allochthoner Kinder und Jugendlicher geboten, um diese im Bildungssystem einordnen zu können. [...]

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2. Zur Methodik der eigenen Untersuchung


 

2.1 Qualitative Untersuchung


 

Eine qualitative Untersuchung bietet sich im Rahmen der Anfertigung einer wissenschaftlichen Hausarbeit deshalb an, da sie kleine Stichprobengrößen zulässt. Darüber hinaus garantiert dieses Untersuchungsdesign Einblicke in subjektive Erfahrungen der Befragten, die jenseits statistischer Wahrscheinlichkeiten liegen und somit eine größere Offenheit für das Spektrum an Ergebnissen zur Forschungsfrage bereitstellt. (Vgl. Hummrich, M. 2009, S. 23)

 

Aufgrund einer durch die Rahmenbedingungen der wissenschaftlichen Hausarbeit temporalen Begrenzung habe ich mich, begründet durch den weniger großen Zeitaufwand im Gegensatz zu einer quantitativen Studie, für ein qualitatives Untersuchungsdesign zur Erhebung eigener Daten zum Bildungserfolg türkischer bzw. muslimischer junger Frauen entschieden. Im Folgenden wird zunächst die methodische Grundstruktur der Erhebungen eigener Daten skizziert.

 

2.2 Das Interview


 

Im Rahmen meiner qualitativen Forschung zum Bildungserfolg von Mädchen mit Migrationshintergrund entschied ich mich zur Durchführung eines narrativen Interviews mit den Studentinnen der Justus-Liebig-Universität Gießen.

 

Das narrative Interview teilt sich in drei Teile. Dabei umfasst der erste Teil die vom Interviewer nicht unterbrochene Anfangserzählung, während der Interviewer im anschließenden zweiten Teil mangelnde Plausibilität durch narratives Nachfragen beseitigen und zudem das Erzählpotential vollständig ausschöpfen kann. Selbstverständlich können aber auch Fragen gestellt werden, über die der Informant noch keine Auskunft gegeben hat. Im dritten Teil des Interviews dürfen abschließend beschreibende und theoretisch-argumentative Fragen an die Informanten gestellt werden. (Vgl. Bohnsack, R., Marotzki, W., Meuser, M. 2011, S. 120ff)

 

Merkmale des narrativen Interviews stellt eine ausreichende Vertrauensgrundlage zwischen Forscher und Informant dar, die dadurch erlangt werden sollte, dass der Forscher seine Forschungsabsichten offen legt und die Einstimmung in das Konzept des narrativen Interviews durch den Informanten und die Vertraulichkeit des Interviewers gegenüber des Interviewten zugesichert wird. Unter der Voraussetzung, dass diese Merkmale gegeben sind, beginnt ein narratives Interview unerlässlich mit einer eindeutig narrativen Ausgangsfrage, um den Interviewten dazu zu bringen, mit seiner über eigene Erfahrungen einzusteigen. Bei der Ausgangsfrage muss außerdem darauf geachtet werden, dass die Inhalte der Frage dem Befragten bislang nicht bekannt sind und dass die Erzählung durch die Fragestellung hinreichend eingegrenzt wird. (Vgl. ebd., S. 121f)

 

Da der Forscher bei der Durchführung eines narrativen Interviews zur Aufrechterhaltung des Erzählflusses durch Interaktionsarbeit wie etwa zustimmende Impulse, Kopfnicken und Blickkontakt angehalten ist (Vgl. ebd., S. 122), war es während der Interviews nicht möglich, die Aussagen der Befragten lediglich durch das Erstellen von Stichpunkten festzuhalten, weshalb zu technischen Hilfsmitteln gegriffen werden musste. Die befragten Studentinnen wurden deshalb nach Absprache und Zusicherung, dass alle erhobenen Daten nur anonymisiert an Dritte weitergegeben werden, mittels eines Tonträgers aufgenommen.

 

Im Allgemeinen wird zur Durchführung von Interviews vorgeschlagen, Transkripte zu den einzelnen Befragungen anzufertigen. Von einer Transkription wurde jedoch abgesehen, da drei Monate keinen ausreichenden Zeitraum darstellen, um die Menge der durch die Interviews entstandenen Daten in einer lautgetreuen Form zu fixieren und mit dem Betreuer im Voraus ebenfalls vereinbart wurde, dass dies nicht zu leisten ist. Außerdem schien es mir interessanter, möglichst viele Interviewpartnerinnen und damit auch mehr Ergebnisse zu erzielen als aufwendig zu transkribieren. Insofern Originaltexte angeführt werden, sind auch Sprachfehler der Befragten nicht korrigiert worden, da es die Interviews authentischer wirken lässt. Die Tonaufnahmen der Interviews können selbstverständlich auf Nachfrage nachgehört werden. [1]

 

2.3 Rahmenbedingungen


 

2.3.1 Auswahl und Kontaktaufnahme der Informantinnen


 

Um aussagekräftige Daten zu erhalten, habe ich mich dazu entschlossen, die Gruppe der Informantinnen relativ homogen zu halten. Deshalb wurde durch einen Aufruf in einem sozialen Netzwerk und zusätzlich auf der Uni-Plattform vordergründig nach türkischen Studentinnen der Justus-Liebig-Universität Gießen gesucht. Damit auch ein pakistanisches Mädchen, das sich sehr für diese Arbeit interessierte, teilnehmen konnte, wurde die Auswahl der Informantinnen auf Studentinnen mit muslimischem Hintergrund erweitert. Mit meinem Aufruf hatte ich recht guten Erfolg, denn innerhalb von zwei Tagen hatten sich sechs junge muslimische Frauen, darunter fünf türkischer und eine pakistanischer Herkunft, dazu bereit erklärt, am Interview im Zuge dieser Arbeit teilzunehmen. Diese bildungserfolgreiche Gruppe eignet sich in meinen Augen besonders zu verallgemeinerbaren Aussagen, da türkische Schüler unter der Gesamtschüleranzahl mit ausländischer Herkunft, wie oben bereits erwähnt wurde, die zahlenmäßig stärkste Personengruppe darstellt (Vgl. Diefenbach, H. 2010, S. 136) und sie im deutschen Schulsystem insgesamt am schlechtesten abschneiden. (Vgl. Boos-Nünning, U., Karakasoglu, Y. 2006, S. 79)

 

Das weitere Vorgehen nach der ersten Kontaktaufnahme verlief folgendermaßen: Den Bereitwilligen wurde zum einen in einer ersten persönlichen E-Mail genauer erläutert, welche Forschungsfrage mit den Interviews untersucht werden soll und zum anderen wie ein narratives Interview grundsätzlich abläuft. Anschließend wurden mit allen sechs Studentinnen ein Termin und ein Ort für die Befragung festgelegt, bevor ein erster persönlicher Kontakt vor dem Interview stattfinden konnte.

 

2.3.2 Interviewdauer und –Ort


 

Da der Großteil der Bereitwilligen bedauerlicherweise im Prüfungsstress war, entschlossen sich die jungen Studentinnen ausnahmslos die Befragungen auf dem Universitätsgelände durchzuführen. Aufschlussreicher wäre in meinen Augen das Zuhause der jungen befragten Studentinnen gewesen. Bei der Wahl des Ortes lag es mir sehr nahe, dass die Informantinnen sich die Lokation für das Interview innerhalb des Universitätsgeländes eigenständig aussuchen konnten, da somit eine höhere Gewährleistung bestand, dass die jungen Frauen sich an dem Ort ihrer Wahl auch maximal wohlfühlen würden. Vier von sechs Interviews wurden somit in der kleinen Mensa des Philosophikums 2 der Justus-Liebig-Universität Gießen durchgeführt und zwei an einem ruhigen Platz in der Bibliothek des Philosophikums 1.

 

Die Interviews nahmen im Durchschnitt etwa 30 bis 40 Minuten in Anspruch und fanden innerhalb einer Woche statt.

 

2.4 Interviewfrage und –Ablauf


 

Eine Studie wird durch das Interesse des Forschers und seiner Forschungsfrage sowie durch die Methode des Untersuchungsdesigns festgelegt und eingeschränkt. Wie oben bereits erwähnt, ist die Idee des narrativen Interviews, lediglich eine Frage zu stellen, aus der sich dann ein Erzählfluss seitens des Interviewten ergibt. Deshalb ist es bei der Formulierung der Frage von grundlegender Bedeutung darauf zu achten, welche Inhalte mit der Fragestellung transportiert werden und welche Assoziationen ausgelöst werden, damit das Interview gelingt. (Vgl. Bürger, T. 2004, S. 26)

 

Da bei der Auswahl der jungen Frauen der Studentenstatus eines der Kriterien war, konnte ich den Bildungserfolg dieser voraussetzen. Außerdem achtete ich gleichermaßen darauf, dass meine Fragestellung nicht die Annahme bestimmter Benachteiligungsstrukturen impliziert, sodass die Befragten unvoreingenommen auf mein Anliegen eingehen konnten. Auf der Grundlage dieser Überlegungen habe ich mich entschlossen, die Interviewfrage folgendermaßen zu formulieren: „Was hat deiner Auffassung nach besonders zu deinem Bildungserfolg beigetragen?“

 

Zwar berichteten die meisten jungen Frauen sehr ausführlich über ihren Bildungsweg und welche Faktoren dazu beigetragen hatten, dass sie überhaupt bildungserfolgreich geworden sind, jedoch kam ich nicht um die Möglichkeit des Strukturierten Nachfragens herum, um zu diversen Aussagen der Studentinnen mehr Details zu erfahren. Offenkundig wird auch die durchaus nicht große Vertrautheit mit der Durchführung eines narrativen Interviews dazu geführt haben, dass es sich während den Interviews nicht vermeiden lies, an der einen oder anderen Stelle zusätzliche Fragen zu stellen.

 

Bevor mit dem Interview begonnen wurde, erläuterte ich den jungen Frauen zum einen erneut mein Anliegen, zum anderen wurden sie noch mal darauf aufmerksam gemacht, dass ich sie während des Interviews aufnehmen werde, dass diese Daten jedoch selbstverständlich ausschließlich anonymisiert (ohne Nachnamen) an Dritte weitergegeben werden. Darüber hinaus wurden persönliche Daten wie der Vorname und das Alter als auch das Studienfach und die...

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