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Briefe eines erfolgreichen Kaufmanns an seinen Sohn

AutorGeorge Horace Lorimer, Ryan Holiday
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl180 Seiten
ISBN9783960921943
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
»Lieber Pierrepont, deine Mutter ist diesen Morgen wohlbehalten zurückgekehrt und möchte, dass ich dir mitteile, dass du darauf achten sollst, nicht zu viel zu studieren. Ich wiederum möchte dir mitteilen, dass du darauf achten sollst, dass du nicht zu wenig studierst ...« Die fiktiven Briefe eines erfolgreichen Kaufmanns von George Horace Lorimer mögen mehr als 100 Jahre alt sein und doch lesen sie sich, als seien sie erst vergangene Woche geschrieben. 20 Briefe - amüsant, immer ehrlich und in höchstem Maße kurzweilig, vermeintlich geschrieben von Old Gorgon Graham, einem Selfmade-Millionär aus Chicago an seinen Sohn, der soeben begonnen hat, in Harvard zu studieren. Wenngleich frei erfunden, enthalten diese Briefe in einem Maße Weisheiten, wie man es heute in keinem Karriere-Ratgeber finden kann. Gerade in der heutigen, sich immer schneller wandelnden Umgebung, bieten sie zeitlose Anregungen zu Weisheit, Selbstbeherrschung sowie Gelassenheit und helfen, in der zunehmenden Komplexität unserer Welt zu bestehen.

George Horace Lorimer wurde 1867 in Louisville, Kentucky, geboren. Er besuchte die Moseley Highschool in Chicago und studierte am Colby College und an der Yale University. Im Jahre 1899 wurde er Chefredakteur der »Saturday Evening Post«, bei der er bis zu seinem Tod 1936 beschäftigt war. Außerdem diente er als Vizepräsident, Präsident und Chairman der Curtis Publishing Company, welche die »Post« veröffentlichte. Ryan Holiday schmiss mit 19 Jahren das College und wurde Werbestratege und Bestsellerautor. Er war viele Jahre Marketingleiter bei dem Textilunternehmen American Apparel und berät Weltklasseunternehmen wie Twitter, Youtube oder Google. Die Lebensweisheiten seiner Bestseller sind unter internationalen Sportikonen, Fernsehstars und Politikern längst Kult. Im FinanzBuch Verlag sind von ihm »Der tägliche Stoiker«, »Dein Ego ist dein Feind« und »Der tägliche Stoiker - Das Tagebuch« erschienen.

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Leseprobe

BRIEF 2


John Graham
von den Union Stock Yards in Chicago
an
seinen Sohn Pierrepont
an der Universität von Harvard
Mr. Pierreponts Ausgabenaufstellung wurde soeben von seinem Vater inspiziert und von diesem zum Anlass für einige deutliche Worte genommen.
Chicago, 4. Mai 189_
Lieber Pierrepont,
soeben hat mir der Kassierer deine monatliche Ausgabenaufstellung überreicht, und dabei bekommt jeder, der sie überprüfen soll, unweigerlich einen krummen Rücken. Als ich dir sagte, ich wünsche, dass du eine liberale Erziehung erhältst, meinte ich nicht, dass ich Cambridge kaufen wolle. Selbstverständlich werden mich die Rechnungen nicht ruinieren, aber sie werden dich bankrottgehen lassen, wenn du nicht lernst, sehr, sehr sorgfältig auf dein Geld zu achten.
Mir ist aufgefallen, dass deine Ausgaben in den letzten zwei Jahren jeden Monat stetig angewachsen sind, aber ich habe keine Anzeichen dafür entdecken können, dass du dir die Ehre gegeben hättest, deine steigenden Betriebskosten zu rechtfertigen. Und das ist schlechte Geschäftsführung – ungefähr so, als füttere man ein untaugliches Rind mit so viel Mais, wie sein Eigengewicht beträgt, ohne dass das Tier auch nur ein Pfund zulegen würde.
Ich habe bisher dazu geschwiegen, weil ich ein gerüttelt Maß Vertrauen in deinen angeborenen gesunden Menschenverstand habe, dass du dich nicht selber auf eine Weise zum Narren machen würdest, wie einige dieser jungen Männer, die sich ihr Geld nicht selber erarbeiten müssen. Aber nur, weil ich bisher nichts gesagt habe, heißt das nicht, dass du dir in den Kopf setzen solltest, dein alter Herr sei reich und daher könne er es verkraften. Denn das wird nicht der Fall sein, nachdem du die Universität verlassen haben wirst. Je früher du deine Ausgaben deinen Verdienstmöglichkeiten anpasst, desto besser werden Einnahmen und Ausgaben miteinander auskommen.
Der einzig sichere Weg zu schnellem Reichtum ist, diesen zu erben. Du wirst nicht über diesen Weg zu Wohlstand gelangen – zumindest nicht, bis du deine Fähigkeit unter Beweis gestellt hast, eine Position von einiger Bedeutung in der Firma zu halten. Selbstredend gibt es nur einen Platz, von dem aus sich ein Mann in eine solche Position bei Graham & Co. hocharbeiten kann, wobei es keine Rolle spielt, ob er der Sohn des alten Herrn oder des Kellerverwalters ist – und dieser Platz ist ganz unten. Die niedrigste Stelle im Büro dieses Unternehmens ist ein Schreibtisch in der Postbearbeitung mit einer Vergütung von acht Dollar an jedem Samstagabend.
Ich kann dir den Erfolg nicht auf dem Silbertablett servieren. Das täte dir nicht gut, und es wäre nicht förderlich für die Firma. Hier ist viel Platz an der Spitze, aber es gibt keinen Aufzug dorthin. Wenn man, wie du es tust, mit einer guten Ausbildung beginnt, sollte man in der Lage sein, schneller aufzusteigen als die jungen Männer, die keine gute Bildung genossen haben. Es wird allerdings eine erste Zeit geben, in der du die Briefmarken nicht so schnell anlecken kannst wie die anderen Postburschen. Allerdings ist der Mann, der keine Briefmarken geklebt hat, nicht befähigt, Briefe zu schreiben. Das ist natürlich die Zeit, in der das Wissen, ob ein Hauptgericht vor dem Dessert serviert wird und wie man ein Automobil bedient, von keinem echten Nutzen für dich sein wird.
Ich erwähne das nur, weil ich befürchte, dass deine Vorstellungen über die Ausgangsbasis, von der aus du in dieser Firma starten wirst, im Osten ein wenig gewuchert sind. Zum Einstieg kann ich dir verhelfen, aber danach musst du dir deinen Weg selber bahnen. Es hängt alles von dir ab. Würde man jemandem zum Berufseinstieg ein Talent überreichen, das in eine Serviette eingewickelt ist, würde er das Talent gegen einen Goldbarren eintauschen und die Serviette verlieren. Und dann gibt es andere, die nur mit einer Serviette beginnen und damit ein kleines Geschäft für Kurzwaren aufbauen und anschließend andere dazu überreden, ihr Talent einzubringen.
Ich bin stolz genug zu glauben, dass du die richtigen Eigenschaften in dir trägst, aber ich möchte sehen, wie sie sich entfalten. Du wirst nie einen guten Kaufmann aus dir machen, indem du die richtige Reihenfolge des Vorgehens auf den Kopf stellst, die der Allmächtige in seiner Weisheit verfügt hat – zuerst zu lernen, wie man sein Geld ausgibt, bevor man lernt, Gewinne zu machen.
Für den Verschwender ist der Zahltag immer einen Monat entfernt und er schafft es nie, aus einem Dollar mehr als sechzig Cent herauszuholen. Ein guter Geschäftsmann macht aus einem Dollar dagegen einhundertsechs Cent, und den Dollar wird er nie ganz ausgeben. Derjenige, der viel spart und seine Kosten niedrig hält, wird einmal eine Firmenbeteiligung erwerben. Und sofern deine Ausgabenaufstellungen nicht lügen, wird dir das nicht gelingen. Im Allgemeinen schwindeln sie nicht, auch wenn Baron Münchhausen der erste Handlungsreisende war und man den Rechnungen meiner Vertreter heute noch seinen Einfluss anmerkt.
Ich weiß, dass viele junge Männer, sobald sie von der Leine gelassen sind, glauben, der leichtsinnige Umgang mit Geld mache sie zu famosen Burschen, und ein sparsames Ausgabenverhalten sei Geiz. Das ist eines dieser hintertückischen Dinge der Universitätsausbildung und die eine Sache, die neun von zehn Geschäftsleuten zögern lässt, ihre Söhne auf die Universität zu schicken. Auf der anderen Seite ist dies auch der Ort, an dem ein junger Mann die Chance hat zu beweisen, dass er kein Leichtgewicht ist.
Ich weiß, dass viele Leute behaupten, ich sei ein alter Geizkragen; ich würde aus jedem Schwein, das durch meine Fleischfabrik geht, mehr Speck herausholen, als der Herr ihm an Bruttogewicht verliehen hat. Dass ich die Natur so weit verbessert hätte, dass ich aus einem Tier, das mit zwei Schenkeln auf die Welt gekommen ist, vier heraushole. Aber du hast lange genug mit mir gelebt, um zu wissen, dass ich meist zur rechten Zeit die Hand auf der Tasche halte.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass der geizigste Mann derjenige ist, der großzügig mit dem Geld umgeht, das er sich nicht selber im Schweiße seines Angesichts erarbeitet hat, und dass derjenige, der sich auf Kosten Dritter als großzügig erweist, nie erste Garnitur sein wird. Der Ehrgeiz, ein »famoser Bursche« zu sein, hat mein Büro mit zweitklassigen Schreiberlingen bevölkert, die nie etwas anderes sein werden als zweitklassige Schreiberlinge. Wenn du diesen Ehrgeiz besitzt, dann halte ihn im Zaum, bis du ein Jahr lang gearbeitet hast. Wenn deine Ambitionen sich dann darin erschöpfen, die ganze Woche zu buckeln, um am Samstagabend für die anderen Burschen ein paar Runden Drinks zu schmeißen, gibt es keine Einwände dagegen. Allerdings werde ich dann wissen, dass der Allmächtige für dich nicht vorgesehen hat, dein eigener Herr zu sein.
Du weißt, wie ich begonnen habe – mit einem Sprung ins kalte Wasser, aber er erwies sich als einer nach oben, und am Ende hat mich jeder weitere Sprung ein wenig höher steigen lassen. Ich verdiente zwei Dollar pro Woche und schlief unter dem Schreibtisch. Und du kannst darauf wetten, dass ich genau wusste, wie viele Pennys ein Dollar hatte, und wie hart der Boden war. Diese Lektion musst du lernen.
Ich erinnere mich daran, als ich auf den Buffalo Spring Lakes war und unser Schoner unter einer Zugbrücke hindurchsegelte, als ich den kleinen Bill Riggs sah, den Metzger, der über mir am Ende der Brücke stand und einen großen Schweinebraten in seinem Korb hatte. Auf dieser Reise war die Verpflegung in der Kombüse ein wenig knapp, also rief ich Bill zu und er warf mir den Braten herunter. Ich fragte ihn nach dem Preis, und er rief zurück: »Einen Dollar.« Das Fleisch war ausgezeichnet, und als wir auf der Rückreise wieder nach Buffalo kamen, dachte ich, dass ich gerne noch mehr davon hätte. Also ging ich zu Bills Metzgerei und bat ihn um einen weiteren Braten. Dieses Mal gab er mir aber nur ein kleines Stück, nicht annähernd so groß wie der erste Braten. Außerdem war das Fleisch ziemlich zäh und sehnig. Und als ich ihn nach dem Preis fragte, antwortete er: »So ungefähr einen Dollar.« Er hatte überhaupt keinen Sinn für Werte, aber das ist der sechste Sinn eines Geschäftsmannes. Bill war immer ein großer, gesunder, hart arbeitender Mann, aber heute ist er sehr, sehr arm.
Die Bills dieser Welt sind nicht nur im Metzgergeschäft zu Hause. Ich habe sogar einige davon in meinem Büro, aber sie werden nie die Hürde überwinden, welche die Mitarbeiter von den Führungskräften trennt. Wenn meine Leute nur die Hälfte der Zeit, in der sie Gründe erwägen, warum es ihnen erlaubt sein sollte, ihr Gehaltskonto zu überziehen, dafür verwendeten, zum Nutzen der Firma zu denken, könnte ich sie nicht einmal mit einer Streitaxt aus unseren Privatbüros heraushalten und es auch gar nicht wollen. Denn sie könnten in einem Jahr ihre Gehälter und meine Gewinne verdoppeln. Aber ich habe mich schon immer an die These gehalten, dass der Mann, der am Monatsende die Sparbüchse seiner Kinder aufbrechen muss, um sich das nötige Fahrgeld zu beschaffen, nicht unternehmerisch mit dem Geld seines alten Herrn umgehen wird. Er würde so viele Löcher in mein Bankkonto reißen, wie eine Horde wilder Texaner einen dummen Viehhirten auseinandernähme, den sie in die Ecke gedrängt haben.
Ich weiß, dass du sagen wirst, ich verstünde nicht, wie es heute zugeht; dass du es den anderen Burschen gleichtun musst; und dass sich die Dinge verändert haben, seit ich ein junger Mann war. Das ist barer Unfug. Adam hat bereits alle unterschiedlichen Wege erfunden, wie ein Junge einen Narren aus sich machen kann, und das Universitätsgekreisch an ihrem Ende ist...
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