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E-Book

Burnout - und dann?

Wie das Leben nach der Krise weitergeht

AutorCarola Kleinschmidt
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783641182946
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Jedes Jahr steigen Millionen Menschen nach einem Burnout wieder ins Leben ein. Sie alle fragen sich: Wie wird mein Leben weitergehen? Muss ich mit Rückfällen rechnen? Was und wie viel muss ich in meinem Leben verändern? Carola Kleinschmidt hat viele Betroffene über Jahre begleitet. Sie beschreibt, wie das Leben nach der Krise aussieht, welche Schwierigkeiten im neuen Alltag auftreten und was die Menschen ausmacht, die die Erschöpfungsspirale für immer hinter sich lassen. Kurz-Interviews mit Experten ordnen die individuellen Erfahrungen in ein breiteres Bild ein und erklären, welche Strategien sich am besten eignen. So ergibt sich ein umfassendes Bild davon, wie man nach einem Burnout zurück zu einem positiven Lebensgefühl findet und dafür sorgt, dass das auch so bleibt.

Carola Kleinschmidt, Diplombiologin und Journalistin, beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Gesundheit und Arbeitswelt. Sie hält Vorträge und gibt Workshops zum Thema »Psychische Gesundheit - Handeln, bevor der Job krank macht«.

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Leseprobe

Die Aktionistischen:
von Menschen, die immer dachten, ihr Akku lade sich von alleine auf


Lebensmotto heute: »Ich weiß, dass ich krank werde, wenn ich immerfort renne. Deshalb achte ich auf meine Gefühle und klinke mich auch mal aus.«

Vor der Krise war es so: »Ich hatte immer so viel Energie! Mir war nicht klar, dass der Akku mal leer werden könnte.«

Freitags malt Maren Kühe. Dann steht die Marketing-Fachfrau und Mutter von drei Kindern morgens in ihrem Atelier, statt im Büro zu sitzen. Sie hat ihren Blazer gegen den Malerkittel getauscht, das Handy und den Computer gegen Pinsel, Farbpalette und Leinwand. Und obwohl Maren stets Kühe porträtiert, gleicht kein Bild dem anderen. Denn manchmal malt sie die großäugigen Tiere naturnah in Braun-Weiß, dann wieder greift sie zu kräftigen Farben: Schrill-bunte Kühe entstehen, mit blauen Kuhflecken auf grünem Fell oder quietschrosa Nüstern. Einige der kleineren Kuh-Porträts schmücken ihr Büro. Ein großes Exemplar hängt in ihrem Wohnzimmer. »Wenn ich Kühe sehe oder male, bin ich einfach glücklich«, erzählt Maren, die vor acht Jahren ein Burnout erlebte.

Für die 43-Jährige ist die künstlerische Arbeit mit dem Modell »Kuh« viel mehr als ein hübscher Ausgleich: »Ich habe schon länger gemalt. Aber nach der Burnout-Krise hatte ich keine Motive mehr im Kopf.« Doch dann sah sie in einer Ausstellung das Gemälde einer Kuh und hatte plötzlich wieder Lust auf Leinwand. »Es war, als hätte jemand meine kreative Quelle wieder zum Sprudeln gebracht«, erinnert sich Maren. Heute macht sie an diesem Erlebnis den Wendepunkt fest: »Ab da ging es bergauf. Ich spürte, wie meine Lebensenergie wieder kam. Mit den Kühen kehrte das Glück in mein Leben zurück.«

Malen ist wie Meditation


Sich dem Fluss der Malerei hingeben zu können und sich ganz selbstverständlich und regelmäßig Zeit für dieses sinnliche Vergnügen zu nehmen, ist für Maren das Sinnbild ihrer Veränderung von der ewig gehetzten zur meist gelassenen Person. Wenn sie malt, geht es nicht darum, schnell fertig zu werden oder das Tier perfekt abzubilden. Sondern es geht um die Freude am Tun. Zu jeder Malsession legt sie passende Musik auf und mit den ersten Takten legt sie los: Sie wählt die Farben aus dem Bauch heraus, führt den Pinsel nach Gefühl, inspiriert von den Songs. Wenn sie malt, ist ihre Seele am Werken und Maren fühlt sich ganz eins mit sich selbst: »Vielleicht wie andere Menschen beim Meditieren.«

In diesen Stunden tankt die 43-Jährige Kraft, ihr Energie-Akku füllt sich auf. Freitagmittags, wenn Maren nach ihrer Zeit im Atelier nach Hause geht, ist die Arbeitswoche gedanklich bereits in weite Ferne gerückt, der Schalter von Business auf privat umgelegt. Bis Samstagabend gönnt sie sich eine komplette Auszeit. Sogar der Computer bleibt aus. »Dieser klare Wechsel tut mir gut«, erzählt Maren.

Nach dem Wochenende startet sie mit frischer Kraft in ihre Woche als Markenberaterin – und freut sich, dass ihre Leidenschaft auch ihre Firma bereichert: »In meinem Büro sind ja immer Kuhbilder zu sehen. Wenn Kunden kommen, sprechen sie mich oft darauf an. Das sind meist tolle Gespräche, in denen man ganz leicht ein gutes Miteinander aufbaut«, stellt sie fest.

Irgendwann hat sie zudem bemerkt, dass der freie Geist, der sie beim Malen trägt, auch ihre Markenberatung inspiriert: Maren hilft ihren Klienten, den Kern ihrer Marke herauszuarbeiten und exakt die Strategie zu entwickeln, die diese Botschaft pfiffig und passgenau zu den Kunden trägt. Dabei hält sie nichts von riesigen PR – Blasen und hundert zeitgleichen Marketingmaßnahmen. Es geht ihr darum, »das Wesentliche und das Wirksame« herauszuarbeiten und ins beste Licht zu rücken. Ein bisschen ist es wie mit ihren Kuhbildern: Die Kunst, sich auf ein Motiv zu konzentrieren, alles Überflüssige wegzulassen und mit leichter Hand der idealen Komposition nachzuspüren, führt zu Ergebnissen, die überzeugen, unverwechselbar und originell sind.

Rückblick in die Krise, acht Jahre zuvor:
vom Multitasking-Star zur großen Müdigkeit


Hätte Maren früher jemand erzählt, dass er feste Auszeiten von Arbeit und Verpflichtungen einplane, um seine Energie-Akkus aufzuladen, hätte sie ungläubig zugehört. Sie war davon überzeugt, dass es bei ihr mit der Energie eher so funktioniert wie bei einer Lichtmaschine: Das Energieniveau steigt, je mehr Umdrehungen sie macht. »Für mich war es völlig normal, dass ich drei Dinge auf einmal tue – und dennoch alles so gut wie irgend möglich mache«, erzählt sie. Manchmal fragte sie sich durchaus, ob sie nicht mal eine Ruhepause einlegen sollte. Aber letztlich kam sie zu dem Schluss: »Ich kann nicht nichts tun.«

Maren war ein Multitasking-Star. Selbstverständlich war sie ständig online. Eben mal checken, was die anderen so tun, was im Elternrat läuft oder ob der Kunde sich schon zurückgemeldet hat. Zwischen zwei Terminen in der Agentur organisierte sie flott übers Telefon die Handwerker fürs Haus. Auf dem Nachhauseweg machte sie kurz Zwischenstopp im Supermarkt. Unter der Woche kümmerte sich Maren allein um die drei Kinder. Ihr Mann war in Sachen Karriere unterwegs. Die kurzen Abende, wenn die Kinder im Bett waren, investierte sie in Organisationsaufgaben für den Elternrat oder Arbeit fürs Büro: »Wenn ich tagsüber in der Agentur zu wenig Zeit für eine Aufgabe hatte, habe ich mich eben abends hingesetzt und meine Ideen ausgefeilt«, erzählt die Marketingfachfrau. Das summende Lebensgefühl war für sie so normal wie die Luft zum Atmen. Abends die Füße hochlegen? Wozu? Freundinnen, die sich nichts sehnlicher wünschten als ein Wochenende ganz ohne Verpflichtungen, verstand sie nicht. Was ist so schlimm, wenn man viel vorhat? Das Leben ist doch bunt!

Schon als junge Frau hatte Maren dieses Tempo und das Zupackende – und fuhr sehr gut damit. Sie beendete zügig ihr Studium, galt als eine der High-Potentials und Anwärterin auf ein Stipendium. Kurz vor Ende des Studiums bekam sie jedoch ihr erstes Kind – und flog damit aus dem Fokus der Förderer. Familie bedeutete für sie die berufliche Vollbremsung. Doch privat gab sie weiter Gas: zweites Kind, zurück ins Berufsleben auf eine Teilzeitstelle, noch ein Kind. Ein Alltag prallgefüllt mit Leben.

Doch mit fast Mitte dreißig spürte Maren, dass irgendetwas nicht mehr stimmte. Sie rannte und rannte, aber es schien, als liefe sie ständig durch das falsche Gelände. Ihr Agenturchef war von ihren übersprudelnden Ideen eher genervt als begeistertet. Die Tätigkeit im Elternrat fraß Stunden, war aber oftmals unbefriedigend. Die Kinder wurden größer und brauchten sie immer weniger. Ihren Mann sah sie fast nur am Wochenende und dann waren sie eher ein gut funktionierendes Team als ein inniges Paar.

Maren schlief schlecht. Sie erlitt einen Hörsturz. »Ich habe diese Geschehnisse überhaupt nicht in einen Kontext mit Stress gebracht«, erzählt sie rückblickend: »Die Behandlungen des Hörsturzes schob ich hastig zwischen Arbeit und Kinderabholen. Dass mein stressiger Alltag damit etwas zu tun hatte, darauf kam ich gar nicht.« Auch die Panikattacken, die sie immer häufiger wie aus dem Nichts überfielen, sah sie als einzelnes Problem und nicht in Zusammenhang mit ihrem stressigen, atemlosen Leben.

Doch eines Tages, es war kurz vor Weihnachten, wachte sie morgens auf – und spürte, dass ihre Energie, die sie als so selbstverständlich empfunden hatte, verschwunden war: »Ich wollte nicht mehr aufstehen«, erinnert sie sich. Die Bettdecke lag schwer wie ein Lastwagen auf ihrer Brust. Die Badezimmertür schien unerreichbar weit entfernt. Und tatsächlich: Sie stand nicht auf. Stattdessen wurde sie sechs Wochen krankgeschrieben. »Erschöpfungsdepression«, stellte ihr Hausarzt fest. In diesem Jahr musste ihr Mann das Weihnachtsfest allein vorbereiten. Sie konnte nicht mehr. Jede Bewegung kostete sie enorme Kraft. Die meiste Zeit blieb sie einfach zuhause. Sie nahm Antidepressiva. Nur langsam ging es ihr wieder besser. »Mein Arzt hatte mir schon länger eine Kur oder Reha empfohlen. Aber ich hatte immer abgelehnt, weil ich dachte, ohne mich versinkt alles im Chaos. Die drei Kinder, der Haushalt, meine Kunden in der Agentur.« Doch in der Erschöpfungskrise schrieb sie den Reha-Antrag.

Nach sechs Wochen Auszeit ging Maren dennoch erst einmal wieder zur Arbeit. Bis zur Reha war ja noch Zeit. Doch als ihr Chef wieder ein Projekt mitten in der Umsetzungsphase umwarf, kündigte sie. Wenige Wochen später fuhr sie in die Reha-Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik.

»Durch die Depression wurde mir klar, dass irgendetwas absolut nicht mit mir und meinem Leben stimmt. Aber ich war mir sicher: Burnout ist eine Krankheit, bei der man es selbst in der Hand hat, wieder gesund zu werden. Und die vierwöchige Auszeit in der Reha sah ich als meine einzige Chance, um herauszufinden, was ich anders und besser machen kann«, beschreibt Maren ihre Erwartungen an die Zeit in der Klinik. Sie nahm jedes Angebot wahr, ging walken, malte, nahm an Gesprächsrunden und Einzelsitzungen teil.

In der Reha-Klinik:
Das Gefühlsprotokoll brachte die Wende


Im geschützten Rahmen der Reha kam die berufstätige Mutter sich selbst auf die Spur: »Besonders spannend fand ich das Gefühlsprotokoll. Eine Woche lang schrieb ich alle dreißig Minuten auf: Wie fühle ich mich? Und: Was habe ich gemacht?« Das Protokoll öffnete ihr die Augen. In ihrem Gefühlsprotokoll sah sie glasklar, was ihr guttat: Bewegung und Malen. Beides machte sie kraftvoll und glücklich. Und genauso klar sah sie, was ihr nicht guttat: »Oftmals...

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