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Der heilige Märtyrer Florian

Historische Hintergründe, Quellen, sein Leben und Sterben

AutorBenjamin Großhauser
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl63 Seiten
ISBN9783656911494
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte, Note: 2,0, , Sprache: Deutsch, Abstract: Der Heilige Florian. Man kennt ihn an Hausfassaden oder an Gebäuden der Feuerwehr. Ein Mann, der, gekleidet wie ein Soldat, ein brennendes Haus löscht. Aber was ist dran an der Legende um den Heiligen Märtyrer? Ist der heilige Florian historisch oder eine fromme Legende seiner Zeit? Diese Arbeit soll hierauf eingehen. Ausgehend von der Ausbreitung des Römsichen Reiches auf das Gebiet von Noricum (dem heutigen südlichen Donauraum), über die Verdrängung der Römer aus diesem Gebiet, bis hin zu den großen Christenverfolgungen unter den Kaisern Decius, Valerian und Diokletian, wird das demographische und politische Umfeld des Heiligen veranschaulicht. Anschließend soll der Legende des Heiligen Florians auf den Grund gegangen werden. Hierzu werden sowohl die 'Passio Floriani', als auch verschiedene Martyrologien vergleichend betrachtet. Ziel soll es sein, die historischen Fakten von der Legende zu trennen und zu veranschaulichen.

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Leseprobe

2. Die Christianisierung des bairisch-österreichischen Donauraumes mit besonderer Berücksichtigung der Provinz Noricum


 

Seit der Einrichtung der Monarchie unter Kaiser Augustus war das Römische Reich in einer stabilen Verfassung.[1] In dieser friedlichen Zeit sind die Bewohner des Reiches frei, auch was die Religionswahl angeht, was bis 250 n.Chr. dazu führt, dass das Christentum nie Ziel von geplanter Verfolgung geworden ist und sich so in der gesamten römischen Welt ausbreiten konnte. „Alle Reichsbewohner behielten die Freiheit, an den Sitten und Religionen ihrer Ethnien festzuhalten, vorausgesetzt, sie beeinträchtigen nicht die Majestät Roms und des Kaisers.“[2] Was ändert sich nun an dieser Situation im 3./ 4. Jahrhundert, damit es zu solch drastischen Verfolgungsmaßnahmen wie unter den Kaisern Decius, Valerian und Diokletian, von denen später noch die Rede sein wird, kommt? Betrachten wir zuerst einmal die allgemeine politische Lage des Donauraumes zu dieser Zeit.

 

2.1. Die allgemeine Situation des Donauraumes im 3. und 4. Jahrhundert und die Neustrukturierung der Provinz Noricum


 

Noricum ist lange Zeit ein eigenes Königreich (bis ca. 15 v.Chr.).[3] „Doch fand auch diese scheinbare Selbstständigkeit des norischen Königreiches in dem Augenblick [ein] Ende, als Rom die Vorverlegung seiner Nordgrenze bis an den Donaustrom als unerläßliche Garantie für die Sicherheit Italiens ansah und Norikum – ebenso wie seine Nachbargebiete – im Rahmen der imperialen Eroberungspolitik des Kaisers Augustus dem mittelländischen Staatsverbande einverleibt wurde […].“[4] Wenn Kaiser Augustus „die Alpen und das Alpenvorland erobern und seinem Reich eingliedern“[5] ließ, dann bedeutet das, dass Bayern ab ca. 15 v.Chr. unter der Herrschaft des Römischen Imperiums stand[6]. Das Ziel dieser Eroberungen ist die Sicherung der Alpenpässe und die Grenzsicherung gegen die Germanen, da die Region um Bayern „an der militärisch unsicheren Nordgrenze Roms“[7] liegt. Schon in der Mitte des 2. Jahrhunderts führen Völkerbewegungen in Mittel- und Osteuropa sowie die Stammeszusammenschlüsse innerhalb der Germanen dazu, dass es zu militärischen Problemen an der Nordgrenze des Reiches kommt, welche ihren Ausdruck beispielsweise im Markomannenkrieg finden.[8] Diese Auseinandersetzungen führen unter anderem dazu, dass Lorch „zu einem großen Militärlager mit einer ausgedehnten Zivilstadt“[9] wird.

 

Im 3. Jahrhundert stürzt das Imperium schließlich „in eine nicht enden wollende Serie von inneren Krisen und militärischen Auseinandersetzungen mit den immer unruhiger werdenden Nachbarvölkern.“[10] Die nördlichen Provinzen erfahren eine immer größer werdende Bedrohung, Teile des Reiches werden erobert, da ein mobiles Heer in diesen Regionen fehlt, der Limes muss verlegt werden Richtung Rhein, Bodensee, Iller und Donau.[11] Zwar bedingt der Ausbau der römischen Straßen, dass Mitte des 3. Jahrhunderts mobile und schlagkräftige Reiterarmeen im Norden eingesetzt werden können, dennoch fallen immer wieder Alemannen in die Provinzen ein und dringen teilweise bis in die Alpentäler vor. Zu dieser Zeit drohen die Grenzgebiete sowohl militärisch, als auch verwaltungstechnisch zusammenzubrechen.[12] Diese Situation führt wiederum dazu, dass die Armee, welche das bedrängte Reich vor den einfallenden Barbaren schützt, bei der Legitimation von Kaisern mehr Gewicht bekommt, da nun eigentlich das Militär den Kaiser bestimmt und nicht mehr umgekehrt. Die Zeit der Soldatenkaiser (235-284), und damit verbunden die Zeit von zahlreichen Regierungswechseln, bricht an.

 

Die Lage des Reiches wird immer schwieriger, denn während die Steuern erhöht werden müssen, um sich die Treue des Militärs zu erkaufen, kommt es im 3. Jahrhundert zu einer Krise des Wirtschaftssystems. Erst die Kaiser Probus (276-280) und Diokletian (284-305) konsolidieren die Lage.[13] „Unter Diokletian und Konstantin wurde vor allem eine Verwaltungsreform langfristig realisiert“[14], was zu einer Teilung der Alpenprovinzen führt. „So entstanden nun die Raetia Prima und Secunda, das Noricum Ripense und Mediterraneum.“[15] Die ehemalige Provinz Noricum wird also in zwei Provinzen aufgeteilt.[16] Der nördliche Teil mit den Zentren Lauriacum und Ovilava wird zur Provinz Noricum Ripense, während der südliche Teil mit der alten Hauptstadt Virunum zu Noricum Mediterraneum umgeformt wird. In diesem Zusammenhang ist auch Aquilinus, der Statthalter, welcher uns später auch in der Passio Floriani vor Augen gestellt wird, zum Statthalter von Noricum Ripense aufgestiegen. „In the northern provinces there were both a head of civil administration and an army commander.“[17] Vermutlich sind zunächst sowohl die militärische, als auch die zivile Gewalt der norischen Provinz in den Händen des Aquilinus.[18] Diokletian schafft es außerdem mit gezielten Feldzügen gegen die Alemannen (289) und gegen die Markomannen (299) der Provinz Noricum eine Zeit des Friedens zu ermöglichen.[19] Während im 4. Jahrhundert die Germanen immer wieder gegen die westlichen Reichsgrenzen des Imperium Romanum anrücken, gibt es unter Konstantius II (350-361) „am norischen Donauabschnitt kaum militärische Tätigkeit.“[20]

 

Wenn diese schwierige Situation betrachtet wird, in welcher sich die nördlichen Provinzen des Römischen Reiches während des 3. und 4. Jahrhunderts befinden, dann muss die Frage gestellt werden, ob denn überhaupt eine Aussage über die Ausbreitung des Christentums in diesen Regionen möglich ist? Auf diese Frage soll nun Antwort gegeben werden, indem die wenigen christlichen Spuren, die mit dieser Zeit in Verbindung stehen, näher betrachtet werden.

 

2.2. Frühchristliche Spuren im Donauraum


 

Auf dem Gebiet des Römischen Reiches kam es im Laufe der ersten Jahrhunderte nach Christus zu einem vermehrten Aufkommen von Mysterienkulten und Religionen, z.B. der Kybelekult, Baal von Emesa oder der Mithraskult, welche sich eines hohen Zulaufs erfreuten.[21] „Das Christentum, das sich erst durch die im Jahre 45 beginnende Heidenmission des Paulus (1. Missionsreise) und nach dem Apostelkonvent in Jerusalem (um 48) vom Judentum löste, begann sich damit auch in der hellenistisch-römischen Welt zu verbreiten.“[22] Der christliche Glaube von Erlösung und Erlöser ist für damalige Welt ein absolutes Novum.[23] „War es diesen Menschen [gemeint sind die Römer und Griechen, Anm. d. Verf.] erst einmal aufgegangen, daß sie, ohne sich der von Griechen und Römern in gleicher Weise als entwürdigend und abstoßend angesehenen Beschneidung unterziehen zu müssen, das gewinnen konnten, was das Judentum ihnen anzubieten hatte, und vieles darüber hinaus, dann war es für sie nicht mehr schwer, noch einen Schritt weiterzugehen und den Glauben an Jesus Christus anzunehmen.“[24]

 

Das wohl erste Zeugnis von christlicher Aktivität im Donauraum ist der Bericht des Regenwunders im Quadenland.[25] Kaiser Marc Aurel ist bei Carnuntum von den Quaden eingekesselt und durch einen Regenguss vor dem Verdursten bewahrt worden.[26] Als die Quaden die trinkenden Soldaten angreifen wollen, werden sie von zahlreichen Blitzschlägen daran gehindert. „Alle Quellen stimmen darin überein, die unverhoffte Wendung des Kriegsglücks als Resultat eines göttlichen Eingriffs zu begreifen.“[27] Münzprägungen lassen darauf schließen, dass sich dieses Regenwunder wahrscheinlich im Sommer des Jahres 174 abgespielt hat.[28] Auch die christlichen Schriftsteller Tertullian und Eusebius berichten über das Wunder, welches sie dem Gebet christlicher Soldaten zusprechen.[29] Von ihnen bekommen wir das früheste christliche Zeugnis über das Regenwunder. „Schriftquellen und Bild lassen keinen Zweifel. Das Regenwunder war ein historisches Ereignis und wurde von den Betroffenen als Wunder verstanden, vom Kaiser ebenso wie vom letzten Roßknecht.“[30] Die Soldaten der am Kampf beteiligten Legionen könnten durchaus in der Friedenszeit in Lauriacum stationiert worden sein.[31] „Damit standen sie am Anfang einer Entwicklung, die trotz der letzten großen Verfolgungswelle unter Diokletian […] zu einer flächendeckenden Christianisierung des Donauraumes geführt hatte, die erst Ende des 5. Jh.s durch die Abwanderung der Bevölkerung ausgedünnt worden war.“[32]

 

Nachdem das Augenmerk nun auf die allerersten Hinweise des Christentums an der Donau gerichtet worden ist, wollen wir uns die weitere Ausbreitung desselben im 3. und 4. Jahrhundert genauer ansehen.

 

Über die Expansion des Christentums um 300 wird kontrovers diskutiert, denn während manche Historiker, wie beispielsweise Peter Pleyel, annehmen, dass das Christentum des 3. Jahrhunderts zwar unter einigen Soldaten praktiziert wurde, es aber...

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