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Der Zornkönig

Wie Sie Ihren Ärger positiv nutzen

AutorChristoph Burger
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783864155536
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Mensch ärgere dich! Entdecken Sie das Universum des Zornkönigs und lernen Sie einen positiven produktiven Umgang mit Ärger, Zorn, Wut und Empörung. Davon werden alle profitieren: Sie selbst, Ihr Partner, Familie und Freunde genauso wie Ihr Chef und die Kolleginnen und Kollegen. Ein besonderer Ratgeber, humorvoll erzählt in einzelnen Geschichten mit vielen bildhaften Episoden rund um den Zornkönig.

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Leseprobe

EINLEITUNG: WELTENLENKER ODER MICKRIGE MAJESTÄT? WIE WICHTIG ÄRGER IST


Kardinal Colombo übersah die neuesten Listen. Blitzschnell überschlug er die Kosten der letzten Tobsuchtsanfälle des Herrschers, ein kleines Vermögen. Der noch junge Kardinal, von hagerer Gestalt, wie stets in einer schwarzen Kutte steckend und mit einem spitzen Bart unterm Kinn als einziger Zierde, war zu Recht erster Berater des Königs von Zorn. Sein scharfer Verstand und seine kalte Konsequenz waren weithin gefürchtet. Colombo strich seinen Bart zu einem schwarzen Dreieck. Er musste hinter das Geheimnis des Zorns kommen. Schwierig gerade für ihn, das wusste er, aber er musste. Zorn und Grimm waren kostspielige Schlüssel zur Macht. Jedoch: Wie unterschiedlich wirkten sie! Das Haus Protzburg, wo die Furcht regierte und der Herrscher tobte, musste einiges davon verstehen. Im Reich des Königs von Zorn …

Wie es im Haus Zorn um den Ärger bestellt ist, werden Sie in diesem Buch genauer erfahren. Insbesondere wird vom künftigen Zornkönig zu berichten sein, der es in Sachen Ärgernutzung zu wahrer Meisterschaft brachte und letztlich des Kardinals Fragen beantwortete. Schon jetzt war Colombo bewusst: Ärgeranlässe gibt es genug.


Ärger ist alltäglich


So war es damals, so ist es heute. Wir kommen manchmal gar nicht aus dem Haus, ohne uns zu erregen. Verschlafen aus dem Fenster blickend, werden wir gewahr, dass der Lärm draußen von der Müllabfuhr kommt, die gerade die Tonne der Nachbarn leert und unseren übervollen Eimer nicht, weil wir ihn wieder mal im Schuppen vergessen haben. Das Kind schafft es auch heute kaum aus dem Bett und trödelt im Bad. Von gestern stehen noch Bierflaschen auf dem Tisch und den Blumen sieht man deutlich an, dass sie unser Partner nicht gegossen hat.

Sie können sich über andere ärgern oder über sich selbst. Manchmal auch über Automaten, das jedoch nur, wenn sie Menschen dahinter erspähen, die ihn aufstellten. Sollten Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein, kennen Sie diese Automaten gut, die nicht funktionieren. Wenn Sie die Bahn schon zuvor für kundenfeindlich hielten oder den Hersteller als schlampig eingeschätzt haben, werden Sie mit Ihrem Urteil sofort fertig, da kommt eins zum anderen. So oder so pflegen wir unsere Schubladen und Ärger ist immer mit einer Bewertung verbunden. Neutralen und objektiven Ärger gibt es nicht. Wenn Sie das nicht glauben, stellen Sie sich einfach einen meditierenden Yogi vor, dem alles Irdische reichlich egal ist. Solch einem Yogi kann keiner dumm kommen, er bewertet nicht und ihn belästigt nichts. Umgekehrt schaffen Sie es auch. Gleich, welches Glück Ihnen begegnen will: Sie bestehen auf Ihrer miesen Laune. Mit Karl Kraus gesagt: »Er lässt sich seinen Ärger beim Essen durch keinen Appetit verderben …«

Königliches Dekret Nr. 001: Ärger ist an Bewertungen gebunden, überdenkt Eure Urteile und Ihr werdet des Ärgers Herr.

Noch sind Sie nicht an der Arbeit, da gibt es schon weiteren Verdruss. Der Zug ist zu spät. Dann kommt er endlich, Sie stehen drin und fragen sich vielleicht, ob es einen tieferen Sinn dafür gibt, dass die Bahn den Pendlerzügen zu wenig Wagen anhängt. Wer zu spät einsteigt, den bestraft die Bahn durch Sitzplatzentzug.

Oder sind Sie mit dem Auto unterwegs? Hier gibt es für jede Vorliebe passende Ärgeranlässe. Den Durchschnittsfahrer nerven die Drängler, die ihm wild gestikulierend und mit der Lichthupe blinkend auf der hinteren Stoßstange hängen. Wer gern zügig unterwegs ist, den peinigen umgekehrt jene Trödler, die unvermittelt ausscheren und dann mit 120 auf der linken Spur parken. Weiteren Anlass zum Groll geben uns die von der Polizei als »Mittelspurschleicher« bezeichneten Fahrer. Statt auf der rechten Spur zu kriechen, schleichen Sie in der Mitte voran, wofür sie fantasievolle Begründungen anbieten und dennoch heftige Strafen zahlen müssen, wenn sie erwischt werden. Eine andere besondere Spezies sind die »Reinschneider«. Sie quetschen sich nach dem Überholen direkt vor Ihnen dorthin, wo keine Lücke ist.

Auf der Landstraße begegnet man vorsichtigen Typen, die Tempo 70 für das Äußerste halten. Sobald sie von ferne ein gelbes Ortseingangsschild erblicken, reduzieren sie ihr Tempo drastisch, damit sie der Gefahr begegnen, in den Ort hineinzurasen. Hierin unterscheiden sie sich von denen, die ich als »falsche Siebziger« bezeichne. Sie bewegen sich ebenfalls mit höchstens 70 über die Landstraße, brettern aber dann mit demselben Tempo durch die Ortschaft. Seit ich diese Unterscheidung treffe, ärgere ich mich nicht mehr über diese Fahrstile, sondern beobachte gespannt, zu welcher Kategorie sich der Wagenlenker vor mir bekennt – Humor ist eine Möglichkeit, den Fährnissen des Alltags zu begegnen.

Ihr Computer mit seinen Tücken und Macken, seinen Viren und immer wieder verblüffend eigenwilligen Aktivitäten bietet selbstverständlich eine reichhaltige Ärgerquelle. Ebenso Ihr

Königliches Dekret Nr. 002: Bildet Kategorien für Untertanen, die Gebote missachten. So erlangt Ihr ein köstlich Hobby.

allzu lässiger Kollege, Ihre qualitätsbewusste und sauberkeitsfanatische Nachbarin und alle anderen, denen Sie den Tag über begegnen. Der Mensch ist immer noch des Menschen liebstes Ärgernis. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Bewertung. Ihre Einteilung in Lieblinge und Brechbrocken unterliegt Ihrer persönlichen Einschätzung. Ob Ihre Botschaft beim anderen ankommt, hängt wiederum an dessen Blickwinkel. Mit den Worten Friedrich von Schlegels ausgedrückt: »Es ist unmöglich, jemandem ein Ärgernis zu geben, wenn er es nicht nehmen will.«

Königliches Dekret Nr. 003: Wer Ärger sucht, findet ihn.

Sollten Sie einmal komplett zufrieden in einem bequemen Sessel sitzen, es Ihnen dabei zu langweilig werden und Sie den Kitzel des Grolls vermissen: Rufen Sie einfach eine Service-Hotline an. Bei der Telekom schaute ich neulich auf die Uhr. Nachdem ich der Computer-Stimme zu Anfang einige Fragen zu meinem Anliegen beantwortete – die sie übrigens sogar sofort verstand –, hörte ich ein Warte-Gedudel und sonst nichts mehr. Nach zehn Minuten verlor ich die Geduld und legte auf. Noch ein Versuch: Diesmal sagte ich der Computer-Dame, dass ich die Störungsstelle sprechen wolle. Schon nach drei Minuten wurde ich für die Annahme belohnt, dass Störungen der Telekom wichtiger sind als anderes, und ein leibhaftiger Mensch präsentierte sich am anderen Ende der Leitung. Ich erklärte der Mitarbeiterin, dass ich eben zehn Minuten in der Warteschleife zugebracht hatte und das jetzt mal als Störung definiere, und was ich wollte. Natürlich konnte sie mich nicht weiterverbinden, war ja eigentlich klar.

Gerade geht durch die Medien, dass die Telekom Mitarbeiter ausgliedern will: in Service-Gesellschaften!? Allgemein scheint es heute so, dass, je weniger Menschen sich um einen kümmern, die Unternehmen desto häufiger das neudeutsche Wort »Service« vor sich hertragen.


Ärger ist wichtig


Im Reich des Königs von Zorn konnte man sich zu jeder Zeit über alles aufregen. Colombo hörte über sich seinen König wüten. Das Gebrüll war so laut, dass es mühelos durch die massive Schlossdecke drang. Colombo hörte einen Moment versonnen zu. Ja, das hiesige Königsgeblüt hatte die Bedeutung des Zorns für die Weltgeschicke erkannt. Im Goldstaat dagegen …

Wie wichtig Ärger und Zorn sind, scheint heute immer deutlicher bewusst zu werden. Schon von jeher haben sich gewichtige Denker gerne mit dem »Phänomen Wut« befasst. Der Reigen beginnt spätestens mit dem alten Griechen Aristoteles. Jüngstes Beispiel ist das im Herbst 2006 erschienene Werk »Zeit und Zorn« von Peter Sloterdijk. Der bekannte Philosoph und Professor an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe entfaltet dort auf 350 Seiten seine These, dass der Zorn in entscheidender Weise das gesamte Weltgeschehen prägt. Bereits im ersten Satz der europäischen Überlieferung, die mit der Ilias beginnt, findet sich das Wort »Zorn«, und die Geschichte reicht bis zu den heutigen zornstrotzenden Islamisten, die uns mit ihren Selbstmordanschlägen das Fürchten lehren. Einig im Interesse und dem grundsätzlichen Denkansatz dazu hätten sich Sloterdijk und der Kardinal Colombo wohl bestens verstanden.

Entscheidend und wenigstens nicht tödlich ist folgende Geschichte. Im Sommer 1958 gab auf einem Fußballplatz in München ein kräftiger Junge einem kleineren eine Ohrfeige – und entschied damit das Schicksal des deutschen Fußballs. Der Kleine spielte ziemlich gut. Eigentlich hatte er vorgehabt, sein Talent beim damals führenden Verein, dem TSV 1860 München, zu entwickeln. Aber von einem Fußballer dieses Klubs hatte er eben mitten auf dem Spielfeld eine...

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