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E-Book

Die Charité

Ein Krankenhaus in Berlin - 1710 bis heute

AutorErnst Peter Fischer
VerlagSiedler
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783641050061
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
»Forschen, Lehren, Heilen, Helfen« - 300 Jahre Berliner Charité
Die Charité in Berlin ist eines der bekanntesten Krankenhäuser der Welt und die größte Universitätsklinik Europas. Nun erzählt Erfolgsautor Ernst Peter Fischer die 300-jährige Geschichte dieser Institution - von den Anfängen als schlichtes Pesthaus, über die Zeiten als politisches Prestigeprojekt unterschiedlichster Herrscher, bis zum heutigen hochmodernen Zentrum der medizinischen Forschung. Die Geschichte der Charité ist damit zugleich auch eine Geschichte der modernen Medizin.

Im Herzen von Berlin, zwischen Hauptbahnhof und Friedrichstraße, liegt eines der ältesten und bekanntesten Krankenhäuser der Welt. 1710 ließ der preußische König Friedrich I. aus Angst vor einer Pestepidemie ein »Lazarett«, ein Quarantänehaus, vor den Toren der Stadt erbauen. Wenige Jahre später erklärte der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. per Kabinettsorder die Einrichtung zu einem Bürgerhospital und dekretierte: »Es soll das Haus die Charité heißen.«

In ihrer 300-jährigen Geschichte hat die Berliner Charité einen weiten Weg zurückgelegt: Zunächst ein reines Armenkrankenhaus, in dem vor allem Mittellose, Prostituierte und Soldaten behandelt wurden, hat sich das Hospital heute zu einer der renommiertesten Universitätskliniken und einem der fortschrittlichsten medizinischen Forschungszentren der Welt entwickelt. In der Charité wirkten so bekannte Ärzte wie Rudolf Virchow und Ferdinand Sauerbruch, die das Heilen Kranker und die Bekämpfung von Krankheiten revolutionierten. Nicht zuletzt spiegeln sich in der Geschichte der Berliner Charité auch die bahnbrechenden Entwicklungen und Entdeckungen, die die moderne Medizin erst möglich gemacht haben.

Ernst Peter Fischer, geboren 1947 in Wuppertal, studierte Mathematik, Physik und Biologie und promovierte 1977 am California Institute of Technology. 1987 habilitierte er sich im Fach Wissenschaftsgeschichte und lehrte in den Jahren darauf an den Universitäten Konstanz und Heidelberg. Als Wissenschaftspublizist schreibt er unter anderem für Die Welt und Focus. Fischer ist Autor zahlreicher Bücher, darunter der Bestseller »Die andere Bildung« (2001) und die Max-Planck-Biographie »Der Physiker« (2007). Für seine Arbeit erhielt er mehrere Preise, u. a. den Sartorius-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Bei Siedler erschien zuletzt »Die Verzauberung der Welt. Eine andere Geschichte der Naturwissenschaft« (2014).

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Leseprobe
KAPITEL 5 »Die große Krankenstadt lebt und arbeitet, damit Leben erhalten bleibt« (S. 138-139)

Im geteilten Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg  Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte niemand erwarten, dass deutschen Professoren im europäischen Ausland noch Respekt gezollt wurde. Eine Ausnahme war der bald neunzigjährige Physiker Max Planck, der sogar nach London eingeladen wurde, als dort 1946 die Feier zum Gedenken an den dreihundertsten Geburtstag von Isaac Newton nachgeholt wurde, die 1942 fällig gewesen wäre. Jeder anwesende Gelehrte wurde mit seinem Namen und dem Land, das er repräsentierte, vorgestellt. Als Planck an die Reihe kam, zögerte der Ausrufer etwas, um schließlich zu sagen: »Professor Planck, representing no country.«

Das war nicht einmal falsch, denn ein Deutschland, dem sich Planck zugehörig fühlen konnte, gab es nicht mehr. Sein Land war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in einen aus drei alliierten Besatzungszonen bestehenden West- und einen von der Sowjetunion kontrollierten Ostteil aufgeteilt worden. In ihm lag Berlin - also der Ort der Charité und der preußischen Könige. Das sich fast nur noch als Trümmerlandschaft darbietende und ehemals so stolze Spree-Athen hatte über diese Zergliederung Deutschlands hinaus einen politischen Sonderstatus bekommen, da die Siegermächte in ihm die Ost-West-Teilung wiederholt und vier Stadtsektoren eingerichtet hatten.

Die Charité gehörte auf diese Weise zum sowjetischen Sektor Berlins, der zwar eine Westgrenze mit dem übrigen Gebiet der ehemaligen Reichshauptstadt teilte, ansonsten aber von der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) umgeben war, die in dieser Form zum Vorläufer der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde. Es sollte allerdings noch bis 1949 dauern, bevor die DDR im Osten und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Westen für die kommenden vierzig Jahre zwei getrennte Staaten sein sollten, bis es zu dem überraschenden Mauerfall am 9. November 1989 mit seinen emotionalen Ereignissen und am 3. Oktober 1990 zur glücklich gefeierten Wiedervereinigung kam.

1949, als auf deutschem Boden die doppelte Staatsgründung stattfand, gab es das alte Preußen bereits nicht mehr, in dem die Charité ihr Wirken begonnen und sich zu einem großen Krankenhaus mit internationalem Ruf entwickelt hatte. Zwei Jahre zuvor hatte ein alliierter Kontrollrat den »Rationalstaat«,1 wie Sebastian Haffner Preußen einmal nannte, nach dem Zweiten Weltkrieg für aufgelöst erklärt, ohne dass dies jemand außerhalb der politischen Eliten bemerkt oder gar betrauert hätte.

Mit dem sogenannten Kontrollratgesetz vom 25. Februar 1947 hatte Preußen, der Staat der Charité, aufgehört zu existieren, und in dem dabei entstandenen Vakuum konnte ein heftiges Ringen um seine Nachfolge beginnen. Leben nach dem Krieg Die meisten Menschen hatten nach der Beendigung der Kriegshandlungen im Mai 1945 Wichtigeres zu tun, als sich für das Schicksal Preußens zu interessieren oder sich um die Frage zu kümmern, in welchem Staat sie ihr Dasein fristen wollten.

Die Menschen in Berlin und anderswo waren vor allem froh, am Ende eines Kriegs mit 55 Millionen Toten überhaupt noch am Leben zu sein, und sie zeigten sich erleichtert, als sie merkten, dass die Siegermächte versuchten, ihnen einigermaßen günstige Startbedingungen zu verschaffen - etwa durch den Befehl Nr. 1 zum Schutz der Heileinrichtungen und des medizinischen Personals, den der Garnisonschef von Berlin, Nikolaj Bersarin (1904-1945), bereits am 2. Mai 1945 öffentlich verkündete - also noch vor der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht sechs Tage später.
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