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Die Transformation der Medien in Polen nach 1989

AutorJustyna Purwin
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl99 Seiten
ISBN9783640741168
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Mediengeschichte, Note: 2,0, Universität Bremen (Kulturwissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Zusammenbruch der sozialistischen Regime in Mittel- und Osteuropa1 war das größte politische Ereignis in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dieses Ereignis hatte umfassende Veränderungen vieler Sphären des öffentlichen Lebens zur Folge. Eine davon war der Bereich 'Medien'. Der Wandel der Mediensysteme in Mittel- und Osteuropa war dadurch gekennzeichnet, dass die Medien - statt wie bisher ein Teil des politischen Systems zu sein - in das gesellschaftliche System umplatziert wurden (vgl. E. Sandschneider 1995; zit. nach Thomaß 2001: 43). Sie erfuhren enorme organisatorische, wirtschaftliche und kulturelle Veränderungen und wurden strukturell unabhängiger von den sie einschränkenden ökonomischen, politischen und kulturellen Bindungen. Zu den Länder des ehemaligen Ostblocks, in denen der Transformationsprozess im Medienbereich am erfolgreichsten verlief, gehört Polen (vgl. Kleinsteuber/Thomaß 2004: 87). Die Medienlandschaft entwickelte sich dort auf ein System zu, dass dem der westlichen europäischen Länder entspricht (vgl. Kleinsteuber 2003: 394). Alte Monopole wurden dort abschafft, pluralistische Strukturen eingeführt, die Zensur aufgehoben und neue Akteure zum Medienmarkt zugelassen. Die vorliegende Arbeit dokumentiert den Prozess, den die Presse und der Rundfunk in zehn Jahren nach der politischen Wende in Polen durchlaufen haben.

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Leseprobe

1. Einführung


 

Der Zusammenbruch der sozialistischen Regime in Mittel- und Osteuropa[1] war das größte politische Ereignis in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dieses Ereignis hatte umfassende Veränderungen vieler Sphären des öffentlichen Lebens zur Folge. Eine davon war der Bereich „Medien“.

 

Der Wandel der Mediensysteme in Mittel- und Osteuropa war dadurch gekennzeichnet, dass die Medien – statt wie bisher ein Teil des politischen Systems zu sein – in das gesellschaftliche System umplatziert wurden (vgl. E. Sandschneider 1995; zit. nach Thomaß 2001: 43). Sie erfuhren enorme organisatorische, wirtschaftliche und kulturelle Veränderungen und wurden strukturell unabhängiger von den sie einschränkenden ökonomischen, politischen und kulturellen Bindungen.

 

Zu den Länder des ehemaligen Ostblocks, in denen der Transformationsprozess im Medienbereich am erfolgreichsten verlief, gehört Polen (vgl. Kleinsteuber/Thomaß 2004: 87). Die Medienlandschaft entwickelte sich dort auf ein System zu, dass dem der westlichen europäischen Länder entspricht (vgl. Kleinsteuber 2003: 394). Alte Monopole wurden dort abschafft, pluralistische Strukturen eingeführt, die Zensur aufgehoben und neue Akteure zum Medienmarkt zugelassen.

 

Die vorliegende Arbeit dokumentiert den Prozess, den die Presse und der Rundfunk in zehn Jahren nach der politischen Wende in Polen durchlaufen haben.

 

Forschungsstand/Theoretische Verortung

 

Die theorieorientierte Transformationsforschung lässt sich bereits auf die fünfziger und sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts zurückführen. Besonders prägend waren in dieser Zeit die Arbeiten von Parsons, Lipset, Barrington, Moore und Huntington (vgl. Merkel 1999: 77). Der größte Teil der Transformationsforschung wurde jedoch im Zuge der so genannten dritten Demokratisierungswelle[2] entwickelt, die ihren Anfang 1974 in Portugal hatte. Ende der achtziger Jahre verstärkte sich der Fokus der Transformationsforschung auf die ehemaligen Ostblock-Staaten. Gegenwärtig lassen sich vier große Theoriestränge in der Transformationsforschung erkennen: System-, Struktur-, Kultur- und Akteurstheorien[3] (vgl. Merkel 1999: 78).

 

Der Zerfall der kommunistischen Regime in Mittel- und Osteuropa bewirkte die Wiederbelebung dieser Forschungsdisziplin. Zu Beginn zeigten sich die Politik- und Sozialwissenschaftler, die in keinem ihrer theoretischen Konzepte den Zerfall des kommunistischen Systems vorausgesehen haben, jedoch ratlos (vgl. Tzankoff 2001: 9). Die Erkenntnisse der seit Mitte der achtziger Jahre auf die Länder der dritten Demokratisierungswelle (Südeuropa und Lateinamerika) ausgerichteten Transformationsforschung konnten auf die Transformationsprozesse in postkommunistischen Ländern nur sehr begrenzt übertragen werden (vgl. Offe: 1994). Die sich nach 1989 in mittel- und osteuropäischen Ländern vollziehenden Transformationsprozesse stellen dementsprechend eine große Herausforderung für die Wissenschaft dar.

 

Im Laufe der neunziger Jahre wurde eine Fülle von wissenschaftlichen Beiträgen zur Transformation in postkommunistischen Ländern veröffentlicht[4]. Das Interesse der theoretischen und der empirischen Forschung konzentrierte sich jedoch vorwiegend auf die politischen und wirtschaftlichen Dimensionen des Systemwechsels. Dem Bereich „Medien“ sei zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden (vgl. Tzankoff 2001: 7 und 33; U. Saxer 1994: 334; Downing 1996: 1; Dobek-Ostrowska 2006: 13; Curry 2006: 93).

 

Was die Transformation in den polnischen Medien angeht, wurde das Thema in der internationalen Fachliteratur jedoch oft lediglich in Teilaspekten dargestellt[5]

 

Fragestellungen und Zielsetzungen

 

Der Gegenstand dieser Magisterarbeit ist die Analyse des spezifischen Prozesses, den die Presse und der Rundfunk in zehn Jahren nach der politischen Wende in Polen durchlaufen haben sowie der Strukturen des sich zu dieser Zeit neu formierenden Mediensystems. Da der Zeitraum zwischen 1989 und 1999 die Zeit der größten Umwälzungen im polnischen Mediensektor war, wurden diese zehn Jahre als Untersuchungszeitraum für die Transformationsprozesse in den Medien Polens gewählt.

 

Da der Wandel des polnischen Mediensystems in der Fachliteratur oft nicht ausführlich sondern lediglich in Teilaspekten präsentiert wurde, soll in dieser Arbeit eine umfassende und in die theoretische Transformationsdebatte eingebettete Darstellung des Transformations- und Entwicklungsprozesses in den polnischen Medien aufzeigen werden. Im Vordergrund dieser Arbeit stehen die folgenden zentralen Fragestellungen:

 

1. Welche Entwicklungsoptionen gab es für die Massenmedien in Polen und welches Modell des Mediensystems wurde umgesetzt?

2. In welchen Stadien und in welcher Art und Weise hat sich die Struktur der polnischen Medien nach 1989 verändert?

3. Welche Faktoren spielten bei der Entwicklung der Massenmedien in Polen eine große Rolle?

4. In welchem Verhältnis standen die Medien und die Politik während und nach der Transformation zueinander?

 

Diese wissenschaftliche Ausarbeitung konzentriert sich hauptsächlich auf zwei Medienbereiche: die Presse und den Rundfunk. Es wäre denkbar gewesen, auch den Bereich „Internet“ sowie die neuen Technologien zu analysieren. Da jedoch eine solche thematische Ausweitung den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen würde, wird darauf verzichtet. Aus demselben Grund wird auch auf die Einbettung der allgemeinen Transformation in Polen in die Analyse der medienbezogenen Transformation[6] sowie auf die Analyse der heutigen Situation auf dem Medienmarkt verzichtet.

 

Die Arbeitsschritte und methodisches Vorgehen

 

Der erste Teil der Arbeit klärt die grundsätzlichen Begriffe und gibt die Definitionen, mit denen gearbeitet wird.

 

Im Kapitel 2 werden zwei Begriffe: „Transformation“ und „Mediensystem“ erläutert. Bei der Erklärung des Begriffs „Transformation“ wird zuerst auf die relevanten Aspekte der allgemeinen Transformation in den postkommunistischen Ländern eingegangen, um danach in die Thematik der Medientransformation überzugehen.

 

Um zu verstehen, was die Medientransformation in den postkommunistischen Medien bedeutet, ist es notwendig, zunächst die typischen Merkmale der kommunistischen Medienordnung darzulegen. Daraufhin werden die Umbrüche im Mediensektor während der Transformation charakterisiert. Des weiteren wird auch auf die von John Downing (1996; zit. nach Thomaß 2001: 44) entwickelten drei Phasen der Umplatzierung der Medien vom politischen ins gesellschaftliche System, eingegangen. 

 

Es folgt die Erklärung des Begriffes „Mediensystem“. Im nächsten Schritt werden folgende Themen behandelt: die Funktionen der Medien in demokratischen Gesellschaftssystemen sowie die Beziehung zwischen Politik und Medien in demokratischen Systemen.

 

Um herauszufinden, welche Entwicklungsoptionen es für die Massenmedien nach der Transformation in Polen gab, ist es notwendig eine Differenzierung der verschiedenen Typen von Mediensystemen vorzunehmen. Hier wird auf das Drei-Säulen-Modell Daniel C. Hallin und Paolo Mancini (2004) detailliert eingegangen, welches eine neuartige Differenzierung der Mediensysteme in liberalen Demokratien Westeuropas und Nordamerikas darstellt.

 

Der empirische Teil dieser Arbeit (Kapitel 3-6) fängt mit einer Darstellung des Ausgangszustandes der Presse und Rundfunks in Polen im Jahre 1989, zu Beginn des Transformationsprozesses, an. Die Untersuchung der Transformation beginnt mit der Analyse der Ergebnisse der medienbezogenen Verhandlungen am Runden Tisch. Es folgt eine Beschreibung der neuen rechtlichen Rahmenbedingungen. Da bei der Analyse von Transformationsprozessen die Periodisierung ein grundlegender Ansatz ist (vgl. Thomaß 2001: 44), wird der Transformations- und Entwicklungsprozess des polnischen Mediensystems anhand des Periodisierungsmodells von dem polnischen Medienwissenschaftler Ryszard Filas (1999: 36) vorgestellt. Im letzen Schritt der empirischen Analyse wird die Medientransformation in Polen auf sechs verschiedenen Ebenen untersucht: die legislative Ebene, die ökonomische Ebene, die Ebene „Staat und Medien“, die Ebene „Rundfunk“ und die Ebene „Presse“.

 

Im Schlussteil wird der Versuch unternommen, die Ergebnisse dieser Arbeit herauszustellen, Polens Mediensystem nach der Transformation in Mancinis und Hallins (2004) Drei-Säulen-Modell einzuordnen, sowie die Antworten auf die formulierten Fragestellungen zu geben.

 

Die Analyse des Themas erfolgt durch die Auswertung der einschlägigen Literatur aus dem deutschen, polnischen und angloamerikanischen Raum, der...

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