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E-Book

Digitale Medien im Unterricht. Neue Unterrichtsmethoden für Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf

AutorCorinna Herr
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl92 Seiten
ISBN9783960956501
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Wir leben heutzutage in einer Wissensgesellschaft, deren Schwerpunkt auf der Informations- und Kommunikationstechnik liegt. Das bedeutet, dass auch Kinder und Jugendliche die neuen Medien regelmäßig nutzen. Das Thema Medienkompetenz ist deshalb für alle Schularten wichtig. Welche Möglichkeiten bietet der Einsatz neuer Medien im Unterricht für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf? Und welche Grenzen sind dennoch gesetzt? Corinna Herr setzt sich mit neuen Unterrichtsmethoden im Förderschwerpunkt Lernen auseinander. Das Lernen ist in Zeiten des Webs 2.0 von Freiwilligkeit, Selbststeuerung sowie individueller Passung des Lernangebots geprägt. Der Lehr- und Lernprozess an Schulen verändert sich. Corinna Herr stellt deshalb digitale Medien und deren Verwendung im Schulunterricht vor. Aus dem Inhalt: - Medienpädagogik; - Mediendidaktik; - Medienerziehung; - Sonderpädagogik; - Lernstörung

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Leseprobe

3 Lernen mit Neuen Medien


 

Dieses Kapitel beschäftigt sich als Erstes mit der Klärung des Terminus der digitalen Medien sowie der Klassifizierung derer. Daran schließt sich. eine Auswahl an Ausprägungsformen, der nach teils eigener Meinung und Erfahrung eine, für den Unterricht besondere Relevanz zugesprochen werden kann. Aufgrund des Umfangs dieser Arbeit und der Vielfalt der neuen Technik, kann bezüglich der Vorstellung der Medien kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden. Ferner beschränkt sich die Ausführung auf jene Medienausprägungen, die unmittelbar im Unterricht oder zur Unterstützung dessen dienen. Tutorielle Systeme werden in dieser Arbeit, der Tatsache schuldend, dass sie im gängigen Unterricht bei Lernhilfeschülerinnen und -schülern gewissermaßen irrelevant sind, nur am Rande behandelt.

 

3.1 Funktionen Neuer Medien und deren Einsatzmöglichkeiten im schulischen Kontext


 

Bevor die Erläuterung des Begriffs Neue Medien erfolgen kann, muss vorab eine Einführung der, im schulischen Kontext eingesetzten Medien vorausgehen.

 

Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind die analogen (etwa traditionelle elektronische Medien wie Fernsehen, Tonträger) sowie die digitalen Medien (E-Mail, Internet, Computer), welche neben den klassischen Print- oder Druckmedien sowie den Primärmedien (beispielsweise eine Lehrkraft oder ein Priester), die vier Unterbereiche der Medien bilden (Tulodziecki, Herzig & Grafe 2010, S. 18 f.).

 

Mediendidaktische Konzepte

 

Mediendidaktische Konzepte können aufgrund ihrer Praxisorientierung nicht exakt voneinander getrennt beschrieben werden, da sie stets auch Elemente anderer Konzepte beinhalten. Jedoch können sie nach Lehrer- Modul- Aufgaben- System- Entdeckungs- sowie Handlungsorientierung klassifiziert werden. In lehrerzentrierten Settings liegt der Schwerpunkt des Lehr- und Lernprozesses bei der Lehrkraft, wobei der Lehrervortrag (direkte Instruktion) sowie die Einzelarbeit die klassischen Formen dieses Unterrichtskonzept darstellen. In diesem Kontext kann die Lehrkraft Neue Medien, etwa durch den technischen Einsatz von Videos, Beamer oder dem Smartboard, zur Veranschaulichung und Darstellung von Sachverhalten nutzen (Kron & Sofos 2003, S. 122 ff.).

 

Im Rahmen des modulorientierten Einsatzes Neuer Medien stehen der Lehrkraft „[…] von bildungs- und bildungsverwandten Einrichtungen konzipierte Lern- und Arbeitsmaterialien zur Verfügung“ (Kron & Sofos 2003, S. 127). So kann formelles (an der Schule durch Lehrpläne und Curricula festgelegt) sowie informelles Wissen (wie Bildungsmaterialien in Form von altersgerechten Nachrichten der ARD und ZDF) an die Schülerinnen und Schüler herangetragen werden. Beispiele solcher Settings wären Internetseiten zu Kindersendungen, wie ZDF Tivi (URL 3: ZDFtivi 2018), Lernhilfen zum Beispiel vom Klett Lerntraining (URL 4: Ernst Klett Verlag 2018) oder das Onlinewissensmagazin GEOlino (URL 5: G+J Medien GmbH 2018).

 

Im Zuge der Modulorientierung, hat sich die Erstellung von Lernsoftware für den schulischen Gebrauch etabliert. Diese vorgefertigten, webbasierten Lernmodule ermöglichen den Schülerinnen und Schülern einen höheren Grad an Autonomie, als etwa bei den lehrerzentrierten Settings, da sie einzelne Modulinhalte nach ihrer Interessenslage frei wählen können. Jedoch ist auch hier die Steuerung des Lernprozesses verhältnismäßig hoch (Kron & Sofos 2003, S. 127 f.).

 

Im Gegensatz zu lehrerzentrierten Konzepten, liegt die didaktische Ausrichtung bei aufgabenorientierten Settings, auf der Bearbeitung von konkreten Aufgaben in Einzel- oder Gruppenarbeit. Dabei gibt die Lehrkraft die zu bearbeitenden Aufgaben vor und stellt Informationen zur Lösung derer zusammen. Während dem Lernprozess fungiert die Lehrkraft als Lernbegleiter. Neue Medien finden diesbezüglich beispielshalber bei der Präsentation der Schülerergebnisse (etwa via Powerpoint) Verwendung (Kron & Sofos 2003, S. 129-132). Eine Systemorientierung zeichnet sich dadurch aus, dass die Schülerinnen und Schüler mittels Lernprogrammen individuell und in kleinen Schritten lernen. In diesem Fall werden die Neuen Medien, wie etwa der Computer oder das Tablet genutzt, um die Leistungen der Schülerinnen und Schüler zu erfassen sowie den Lehr-Lernprozess zu steuern. Aufgrund der Adaptivität der Lernprogramme erhalten die Schülerinnen und Schüler einen höheren Grad an Autonomie, als in den vorangegangenen Orientierungen. Beispiele solcher Lernprogramme stellen Chemicus und Bioscopia (Simulationen von Naturphänomenen) vom Klett Verlag sowie die Addy Reihe von Vivendi, dar. Letzteres zeigt ein an den Hauptfächern orientiertes Lernprogramm (Kron & Sofos 2003, S. 132 f.).

 

Eine weiteren Beispiel einer im schulischen Kontext häufig benutzten Internetseite stellt das von Peschel im Jahre 2010 ins Leben gerufene wiki-basierte Internetlexikon kidipedia (URL 6: Prof. Dr. Markus Peschel 2018) dar, das für den Sachunterricht konzipiert wurde. Die Vorteile bestehen darin, dass die Schülerinnen und Schüler in einem geschützten Rahmen eigene Beiträge erstellen und die Beiträge anderer Schülerinnen und Schüler ergänzen beziehungsweise verändern können (Mitzlaff 2016, S. 26).

 

Die Entdeckungsorientierung ist dadurch charakterisiert, dass versucht wird, durch die Konzeption einen hohen Lebensweltbezug herzustellen. So werden etwa das außerschulische Lernen in Laboratorien sowie Praktika und Hospitationen dieser Orientierung zugeordnet. Das Lernen entsteht demzufolge durch eigenes Tun und Handeln und stellt einen selbstgesteuerten Prozess dar. Weitere Unterrichtsformen, die dieser Konzeptorientierung zugeteilt werden und außerschulische sowie schulische Merkmale beinhalten, sind der Projektunterricht sowie die Freiarbeit. Nach Kron und Sofos (2003, S. 135 f.) unterstützen Neue Medien die Wissenskonstruktion dahingehend, dass sie „[…] die Sammlung, Verarbeitung und Analyse von gewonnenen Daten sowie deren Transformation in Wissen und […] in Arbeitsergebnissen“ unterstützen.

 

Bei der Handlungsorientierung steht die individuelle und handelnde Wissenskonstruktion im Vordergrund. Ferner geht diese Konzeptausprägung von einer aktuellen Problemsituation aus, welche es zu lösen gilt und weist einen hohen Alltagsbezug zum Leben der Schülerinnen und Schüler auf. Ähnlich der Entdeckungsorientierung fungieren die Neuen Medien auch hierbei als Werkzeug zur Darstellung, zur Recherche sowie zur Organisation. Ausprägungen dieser Konzeption stellen der Projektunterricht sowie der Workshop dar (Kron & Sofos 2003, S. 137 f.).

 

Die Medienarbeit in Form des Projektunterrichts sieht auch der Lehrplan für Informations- und Kommunikationstechnische Grundbildung für Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernhilfe vor. So können digitale Medien in der Arbeitsphase, zur Gewährleistung der Kommunikation während unterrichtsfreien Phasen sowie in der Präsentation der Projektergebnisse eingesetzt werden (Hessische Kultusministerkonferenz, Lehrplan IKG 2009, S. 7).

 

Klassifizierung der Medien

 

Nach Mitzlaff (2016, S. 23) kann eine Klassifizierung der Medien nach Sinnen beziehungsweise Informationskanälen vorgenommen werden, woraus sich auditive, taktile sowie visuelle Medien ergeben, wobei die Medien eine „Erweiterung der sensorischen Möglichkeiten des Menschen und mithin als Werkzeug“ verstanden werden. Ferner verwendet auch Mitzlaff (ebd.) die Einteilung nach Printmedien (zum Beispiel Bücher) und Speichermedien (beispielshalber CDs).

 

Kerres (2001, S. 94-97) nimmt indes eine Einteilung der Medien ihrer Funktion nach vor, wonach sich Medien zur Wissenspräsentation, Medien zur Wissensvermittlung sowie Medien zur Kollaboration und Kommunikation ergeben.

 

Tulodziecki, Herzig und Grafe (2010, S. 32-35) führen eine Unterscheidung digitaler Medien nach Kodierungsarten (zum Beispiel objektgetreue oder schematische Darstellung eines Sachverhalts), Sinnesmodalitäten (visuelle, auditive sowie audiovisuelle Medien), Darstellungsformen (ergeben sich aus Sinnesmodalitäten und der Kodierungsart), Gestaltungstechniken (etwa die Regulierung der Lautstärke oder des Kamerazooms) Gestaltungsformen (Funktion des Mediums, wie etwa Informationsfunktion), Ablaufstrukturen (responsiv, adaptiv, transaktiv oder austauschorientiert) sowie nach Gestaltungsarten auf.

 

Die hier vorliegende Klassifizierung wird, angelehnt an die Klassifizierung von Kerres, nach der Funktion des Mediums vorgenommen, wobei diese um die Funktion Medien zur Leistungs- und Lernstandsmessung erweitert wird.

 

3.1.1 Medien zur Präsentation und Organisation


 

Der Einsatz digitaler Medien zur Präsentation und Organisation von Lerninhalten stellt die klassische Funktion der Medien dar, wobei die Präsentation von Inhalten darstellenden oder realitätsabbildenden Charakter annehmen kann (Kerres 2001, S. 94 f.).

 

Medien als Präsentationsmedium können sowohl von der Lehrkraft, als auch von den Schülerinnen und Schülern...

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