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E-Learning für Benachteiligte im beruflichen Weiterbildungsprozess

Möglichkeiten, Chancen und Risiken von E-Learning für Benachteiligte in dem beruflichen Weiterbildungssektor der Wirtschaft und Verwaltung

AutorMarina Wessels
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl124 Seiten
ISBN9783640678990
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Pädagogik - Berufserziehung, Berufsbildung, Weiterbildung, Note: 1,5, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Das elektronische Lernen, kurz E-Learning, wird im Zeitalter der Wirtschaftskrise zum großen Hoffnungsträger und soll die berufliche Weiterbildung für jeden, zu jeder Zeit an jedem Ort individuell zugänglich machen. Es soll jeden dazu befähigen, dem Konkur¬renzdruck in dieser Gesellschaft durch die vereinfachte Beteiligung am lebenslangen Lernprozess stand zu halten. So wird dem Teilnehmer die Möglichkeit geboten, sich im Berufsleben sicher und mit Erfolg zu integrieren. Das E-Learning soll höher qualifizierten Menschen eine gute Möglichkeit bieten sich selbstständig Wissen anzueignen und beruflich weiterzubil¬den. Doch wie geeignet ist die Verwendung von E-Learning-Systemen für benachteilig¬te Personengruppen im beruflichen Weiterbildungsprozess? Gerade Menschen, die im Arbeits- und beruflichem Weiterbildungssektor als benachteiligt bezeichnet werden, zeigen oft geringere Beteiligungen an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen. Kann an dieser Stelle diese Form des Lernens für diese Zielgruppe die Möglichkeit bieten, sich beruflich weiterzubilden? Können sie dadurch ihren beruflichen Kompetenzbereich erweitern, um so in der heutigen Gesellschaft besser zu bestehen? Welche Chancen und nicht außer Acht zu lassen, welche Risiken entstehen dadurch für diese Benachteiligten? Welche Formen und Methoden des E-Learnings sind geeignet und welche allgemeinen Vor- und Nachteile bietet diese Art des Lernens für diese Gruppen? Auf diese Fragen sollen im Verlauf der vorliegenden Arbeit Antworten gegeben werden.

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Leseprobe

II Lernen, Bildung und berufliche Weiterbildung


 

2.1 Definitionen


 

In diesem Abschnitt werden einleitend kurz die Begriffe „Lernen“, „Bildung“ und „berufliche Weiterbildung“ definiert, um eine Grundlage zu schaffen und in den darauf folgenden Ausarbeitungen auf diesen Definitionen aufbauen zu können.

 

Lernen

 

„Das Wort "Lernen" geht auf die gotische Bezeichnung für "ich weiß" (lais) und das indogermanische Wort für "gehen" (lis) zurück“ (vgl. Mielke 2001, S.11).

 

Zum Begriff des "Lernens" gibt es eine Vielzahl von Definitionen. In „Meyers großes Taschenlexikon“ wird Lernen als „der bewusste und unbewusste Erwerb (...) von Kenntnissen und Fähigkeiten“, sowie „die Änderung von Denken, Einstellungen und Verhaltensweisen aufgrund von Einsicht oder Erfahrung“ definiert. (Meyers großes Taschenlexikon 1999, S.157) Somit kann Lernen als ein Prozess der Aufnahme, Speicherung und Verarbeitung von erlebten Vorgängen beschrieben werden.

 

Bildung

 

Der Brockhaus definiert Bildung als "bewusste planmäßige Entwicklung der natürlich vorhandenen geistigen und körperlichen Anlagen des Menschen. Auch der durch diese Entwicklung erreichte Zustand wird Bildung genannt." (Anger, Eberhard 1992, S.91) Diese Definition verdeutlicht, dass der Begriff „Bildung“ zwei unterschiedliche Aspekte umfasst. Zum einen ist Bildung als ein Prozess und zum anderen als das Produkt dieses Prozesses zu verstehen.

 

Berufliche Weiterbildung

 

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vereinigt in seinem „Berichtssystem Weiterbildung IX“ unter dem Weiterbildungsbegriff sowohl die allgemeine Weiterbildung als auch die berufliche Weiterbildung. Laut dem BMBF ist ein Teilnehmer an beruflicher Weiterbildung, wer zwischen 19 und 64 Jahre alt ist und an einer Einarbeitungs- oder Anpassungsweiterbildung, einer Umschulung, einer Aufstiegsfortbildung oder an einem sonstigen Lehrgang bezogen auf seinen beruflichen Werdegang teilgenommen hat (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2005, S. 20). Die berufliche Weiterbildung, die für diese wissenschaftliche Arbeit die entscheidende Rolle spielt, ist nach dieser Auffassung also die allgemeine Aneignung von beruflichem Wissen.

 

2.2 Lerntheorien


 

In vielen Lerntheorien wird thematisiert wie Kompetenz aufgebaut und Wissen vermittelt werden kann. In der beruflichen und betrieblichen Bildung und für das in dieser Arbeit noch folgende Thema „E-Learning“ sind folgende Ansätze von großer Bedeutung:

 

 

Abbildung 1: Überblick Lerntheorien ( Kuhlmann/Sauter 2008, S.43)

 

Behaviorismus

 

Als Begründer der behavioristischen Lerntheorie gilt der Psychologe John Watson. Weitere Vertreter dieser Theorie sind z. B. Iwan Petrowitsch Pawlow und Burrhus Frederic Skinner. Grundannahme der behavioristischen Lerntheorie ist, dass Lernen eine messbare und beobachtbare Verhaltensänderung ist. Es wird davon ausgegangen, dass diese Verhaltensänderungen nicht durch die inneren Prozesse des Lernenden gesteuert werden. Nach dieser Theorie ist der Mensch ein passives Wesen, das von äußeren Reizen gesteuert wird. Die internen Denkprozesse sind dabei nicht einsehbar. Der Lernende wird deshalb als sogenannte „Black Box“ aufgefasst und die Verhaltensänderungen erfolgen durch Reaktionen auf äußere Reize. Der Lernprozess ist darin zu sehen, inwieweit der Lernende auf einen äußeren Reiz die richtige Reaktion bietet. Der russische Forscher „Pawlow“ konnte mit Tierexperimenten nachweisen, dass ein bestimmtes Verhalten durch seine klassische Konditionierung bewirkt werden kann. Dieses Experiment dokumentierte, wie bei der Fütterung eines Hundes jedes Mal eine Glocke geläutet wurde. Nach mehrmaliger Durchführung konnte festgestellt werden, dass der Hund den Glockenklang mit Futter assoziierte, denn bei jedem Läuten der Glocke setzte, auch ohne Verabreichung des Futters, der Speichelfluss des Hundes ein. Diesen Reiz-Reaktions-Mechanismus setzt Pawlow mit Lernen gleich (vgl. Böhm 2006, S. 27-28).

 

Der Behaviorismus wird kritisiert, weil hier die Emotionen und Motivation des einzelnen, individuell Lernenden nicht berücksichtigt werden. Dieses Modell zeigt nicht, wie ein neues Verhalten entsteht, sondern richtet sich nur nach Ergebnissen. Darüber hinaus wird nicht berücksichtigt, dass Lernen auf einer bereits bestehenden Wissensbasis aufbaut (vgl. Kuhlmann/Sauter 2008, S.44).

 

Kognitivismus

 

Der Lernende wird bei dieser Lerntheorie als Individuum wahrgenommen, das einen äußeren Reiz selbständig verarbeitet (vgl. Meier, Rolf 2006, S. 83). Es wird hierbei der Lernprozess und nicht nur das Ergebnis eines Lernvorgangs betrachtet (vgl. S. Kuhlmann/Sauter 2008, S.45). Das Lernergebnis wird einerseits zwar auch durch äußere Reize bestimmt, andererseits aber auch von den individuellen, inneren Faktoren des Lernenden beeinflusst. Der Lernende ist selbst aktiv an seinem Lernprozess beteiligt und generiert durch individuelle Verarbeitungsprozesse seine Lernergebnisse. Faktoren, die einen direkten Einfluss auf die Lernprozessgestaltung aufweisen, sind z.B. die individuellen Vorkenntnisse, Interessen und Neigungen des Lernenden. Der Kognitivismus fixiert sich demnach sehr stark auf die inneren Verarbeitungsprozesse und vernachlässigt dadurch die weiteren Prozesse, die im Verlauf der Informationsaneignung stattfinden (vgl. Böhm 2006, S. 30-31).

 

Konstruktivismus

 

Im Sinne des Konstruktivismus lernt ein Mensch durch Erleben, Konstruieren und Interpretieren. Das Lernen ist also ein aktiver, sozialer und situativer Prozess. Dabei wird das Wissen, das nach konstruktivistischer Theorie an ein Individuum gebunden ist, die persönlich erlebte Wahrheit reflektiert und dynamisch in einem Vorgang des Erfahrens und Erkennens erzeugt und nicht gespeichert wird, selbstgesteuert konstruiert und interpretiert (vgl. Kuhlmann/Sauter 2008 S.46). Lernen stellt einen aktiven Prozess der Wissensaneignung und die aktive Konstruktion mit schon vorher gespeichertem Wissen dar. Dem Lernenden sollte dabei die Möglichkeit gegeben werden, sich aktiv am Wissensaufbau zu beteiligen. Ein direkter Transfer des Wissens vom Lehrenden zum Lernenden ist nicht möglich, da Wissen individuell konstruiert wird. Der Lehrer nimmt daher die Rolle des Trainers, Beraters und Partners ein und erforscht gemeinsam mit dem Lernenden das Stoffgebiet (vgl. Böhm 2006, S. 33).

 

Konnektivismus

 

Sehr ausführlich wird der Konnektivismus in dem Werk von Kuhlmann und Sauter beschrieben und an dieser Stelle zusammenfassend dargestellt (vgl. Kuhlmann/Sauter 2008, S. 47-50):

 

Der Lerntheoretiker George Siemens entwickelte eine neue Lernkonzeption, die auf die Anforderungen der technologischen Entwicklung eingeht und die damit einhergehenden veränderten Lernbedingungen aufgreift. Das Lernen durch ein Netzwerk und das Lernen im Netz erhält dabei eine zentrale Bedeutung. Der Grund den Konnektivismus zu entwickeln, war für Siemens nicht nur die technologische Entwicklung, sondern weitere Bedingungen auf die andere Lerntheorien nicht oder nur unzureichend eingehen können. Zum einen wird das informelle Lernen immer bedeutender wobei gleichzeitig der formelle Anteil des Lernens sinkt. Organisationales und individuelles Lernen gewinnen immer stärker an Bedeutung und wachsen laut Siemens allmählich zusammen. Der Stellenwert des E-Learnings nimmt stark zu und auch in Zukunft wird die Wissensvermittlung und die Wissensverarbeitung mit E-Learning immer relevanter. Die zuvor beschriebenen Lerntheorien können laut Siemens nicht mehr ausreichend den Veränderungen in der Gesellschaft und Wirtschaft gerecht werden. Unser Wissen wächst exponentiell und die Halbwertzeit des Wissens sinkt. Dadurch hat sich die Art zu Kommunizieren und zu Lernen wesentlich verändert. Lernen erfolgt in einem Wechselspiel zwischen einem Individuum und seinem Umfeld. Das Lernen ist dementsprechend an einen Kontext gebunden und von diesem abhängig. Aufbauend auf diesem Ansatz sind bestimmte Grundsätze für diese Konzeption des Lernens von Bedeutung: Der erste Grundsatz stellt die Entscheidungen in den Mittelpunkt der Betrachtung. Die Entscheidungen über die Lernprozessziele liegen demnach hauptsächlich bei den Lernenden und bilden darüber hinaus einen eigenständigen Lernprozess. Die Lehrenden agieren bei dieser Lernkonzeption als Mentor. Ihre Aufgabe besteht darin, aktiv zu zuhören, den Lernprozess zu beobachten, Feedback zu geben und die Lernenden zu beraten und zu flankieren. Des Weiteren wird bei der Entwicklung von Kompetenzen das persönliche und individuelle Wissen in ein Netzwerk eingebunden und unter Nutzung neuartiger Technologien in einem gemeinschaftlichen Lernprozess weiter entwickelt. In einem Netzwerk wird dieses gemeinsame Wissen anschließend verteilt, ist somit für alle Mitarbeiter zugängig und dient dadurch als Lernquelle. Lernen stellt also einen Prozess dar, bei dem die unterschiedlichen Wissensquellen miteinander verknüpft werden. Ein weiterer Grundsatz ist, dass Lernen nicht...

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