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Erziehung und Bildung der Frau im Nationalsozialismus

AutorNico Goldhahn
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl112 Seiten
ISBN9783640389452
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Pädagogik - Erwachsenenbildung, Note: 2,0, Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Hitler sagte einmal, dass die Mutter die wichtigste Person im nationalsozialistischen Staat sei. Zum Schicksal dieser guten und aufopferungsvollen Mutter gehörten ihr Ehemann, ihre Kinder und das familiäre Heim. Jede Frau hat also Mutter zu werden und aus diesem Muttersein ergeben sich dann die damit verbundenen Tätigkeiten. Mit einer weiblichen Partizipation am Erwerbsleben, zumindest mit einer dauerhaften, kann laut diesem Ziel nicht gerechnet werden. Aber diese Aussage Hitlers beinhaltet neben der Aufgabe der Frau auch gleichzeitig das Mittel, mit dem dieses Ziel verwirklicht werden soll, nämlich mit Erziehung, was zum Thema dem sich diese Arbeit widmet überleitet. Das Ziel dieser Erziehung und Bildung war eindeutig. Trotzdem ist es interessant zu wissen, wie die Nationalsozialisten dieses Ziel mit ihren Bildungs- und Erziehungsinhalten und Methoden erreichen wollten. Der Hauptteil der vorliegenden Arbeit, beschäftigt sich in den Kapiteln 2-4 hauptsächlich mit der Entwicklung der Frauenbildung in Deutschland und der nationalsozialistischen Ideologie speziell auf die Frauen bezogen. Kapitel 2 stellt diese Entwicklung in der Weimarer Republik dar, um ein gewisses Vorverständnis zu schaffen. Kapitel 3 hat die Nationalsozialistische Ideologie und das damit verbundene Frauenbild zum Gegenstand. Letztendlich ist es die Aufgabe von Kapitel 4 die nationalsozialistische Erziehung von dem humanistischen Erziehungs- und Bildungsidealen abzugrenzen. Die Kapitel 5 und 6 befassen sich speziell mit den einzelnen Organisationen und Institutionen der nationalsozialistischen Frauenbildung, sowie deren Einsatz im Krieg. So stellt das 5. Kapitel bei weitem das umfangreichste dieser Arbeit dar. Hier wird auf die zahlreichen schulischen und außerschulischen Institutionen eingegangen. Wohingegen die vorigen Kapitel sich eher mit den Grundlagen und der Theorie, der nationalsozialistischen Erziehung, auseinandersetzen geht das 5. Kapitel auf die Erziehungspraxis bestimmter Schulungssysteme ein, wie beispielsweise der des BDM. Das letzte Kapitel vor der Schlussbetrachtung, das 6. Kapitel, soll versuchen festzustellen, in wie weit sich ein Wandel des nationalsozialistischen Frauenbildes in den extremen Bedingungen des Krieges vollzogen hat.

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Leseprobe

2.1 Das Entstehen der Frauenbewegung und die Gründung des Bundes Deutscher Frauenvereine

 

Die Frauen in Deutschland waren lange Zeit das benachteiligte Geschlecht in vielerlei Hinsicht. Rechtlich, beruflich und gesellschaftlich waren sie schlechter gestellt als Männer. Ab 1848 wurden die Missstände der Ungleichberechtigung immer offensichtlicher und zugleich auch immer unerträglicher[5]

 

Die an diesem Datum einsetzende Revolution in Deutschland, die größtenteils durch demokratische und soziale Bewegungen getragen wurde, machte auch mehrere Frauen auf ihre besondere gesellschaftliche Stellung in Deutschland aufmerksam. Es stellte sich nun die Frage, warum das politische Volk, fast ausschließlich Männer, sich vom Staat emanzipieren durfte, die Frauen sich aber nicht von den Ungerechtigkeiten einer von Männern dominierten Gesellschaft emanzipieren dürfen?[6]

 

Zu dieser Zeit erstarkte eine erste Generation der Frauenbewegung in Deutschland, deren Vordenker unter anderem Loise Otto-Peters, Alice Schmidt und Henriette Goldschmidt waren. Bemerkenswerter Weise waren diese Personen übereinstimmend der Meinung, dass die Selbständigkeit und Mündigkeit der Frau in Deutschland nur zur erreichen ist, wenn den Frauen das Recht auf Arbeit und Bildung zugestanden wird. Ein Recht auf Bildung wurde, in diesem Zusammenhang, mit dem Recht der freien Entfaltung der Persönlichkeit gleichgesetzt. Eine Bildung und Weiterbildung der Frauen wurde sogar als Grundlage der Gleichberechtigung angesehen, da diese Frauen für Berufe eine entsprechende Qualifikation verschaffte[7]. Ein eigenständiges Erwerbsleben mit einem geregelten Einkommen, wäre auch der erste Schritt von der wirtschaftlichen Abhängigkeit vom Mann loszukommen.

 

Wie später noch aufgezeigt wird, war die Erwerbsarbeit fast ausschließlich Männern vorbehalten und so waren die Frauen schon allein aus ökonomischen Gründen von den Männern abhängig.

 

Zwar war die Zahl der damals arbeitenden Frauen relativ hoch, jedoch waren dies zumeist Frauen aus dem Proletariat, die unter sehr harten Bedingungen für wenig Lohn arbeiteten. Mutterschutzgesetze gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht[8].

 

Gut bezahlte Berufe für die eine höhere Qualifikation notwendig war, waren in der Regel Männerdomänen[9].

 

Junge Frauen aus gesellschaftlich höher gestellten Familien waren sogar von jeglicher Art der körperlichen Arbeit und der Erwerbstätigkeit ausgeschlossen. Sie durften zwar sogenannte höhere Töchterschulen besuchen, was ihnen aber dennoch keine konkurrenzfähige Bildung verschaffte. Zum einen endete der Unterricht nach dem 14. Lebensjahr und zum anderen beschränkte sich der Unterrichtsstoff auf eher humanistische und musische Inhalte. Junge Frauen aus sozial besser gestellten Familien mussten praktisch auf einen Heiratsantrag warten, da eine ökonomische Absicherung mit zunehmenden Alter immer bedeutsamer wurde. Je länger eine Frau aus guten Verhältnissen unverheiratet blieb, desto länger belastete sie auch ihre Familie finanziell. Auch waren unverheiratete Frauen in der Gesellschaft wenig angesehen. Ehen wurden daher teilweise aus rein zweckmäßigen Gründen geschlossen[10]. Auch hier wird wieder deutlich, wie die Frauen von der Wirtschaftskraft der Männer abhängig waren. 

 

Die Frauenbewegung der damaligen Zeit erlebte 1865 einen Aufwind, als Louise Otto- Peters und ein gewisser Hauptmann a. D. Korn zu einer ersten Frauenkonferenz einluden, zu der 120 Frauen erschienen. Im Rahmen dieser Konferenz wurde der Allgemeine Deutsche Frauenverein gegründet, dessen Zielsetzung es war, Frauen Zugang zur höheren Bildung zu erkämpfen und das uneingeschränkte Recht auf Erwerbsarbeit zu verschaffen. Mit der Gründung dieses Vereins begann in Deutschland die organisierte Frauenbewegung[11]. Mit der Erkenntnis, dass Erwerbsarbeit eine elementare Voraussetzung für Selbständigkeit ist, wurden nach 1865 zahlreiche andere Vereine gegründet, die sich für eine Erwerbsarbeit der Frauen einsetzten.

 

Im Laufe der Jahre nahm die Zahl der Frauenvereine immer mehr zu. Es gab unter anderem einen Deutschen Frauenverein, der sich für die Zulassung der Frauen an einem Universitätsstudium einsetzte. Des weiteren auch Vereine, die sich für eine Gleichberechtigung der Geschlechter in der Ausbildung einsetzten, und zwar von der Elementarschule begonnen[12].

 

Gegen Ende des 19 Jhr. Hatten sich zahlreiche Frauenvereine gebildet, die alle für sich alleine standen. Zwar konnte der eine oder andere Teilerfolge erringen, aber durchschlagende Erfolge konnte keiner dieser Vereine vorweisen.

 

Um die Frauenbewegung in Deutschland besser zu organisieren wurde im März 1894 der Bund Deutscher Frauenverbände gegründet. Begeistert von der Idee einer umfassenden Dachorganisation der Frauenvereinigung, schlossen sich diesem Bund auch viele Vereine an. Mit der Gründung dieses Dachverbandes begann in Deutschland ein neuer Abschnitt der Frauenbewegung, da sich dieser mehr und mehr einer umfassenderen Zielsetzung der Frauenbewegung insgesamt widmen konnte[13]

 

2.2 Der Erste Weltkrieg und seine Folgen für die Situation der Frauen

 

Trotz der immer stärker werdenden Frauenbewegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurden die ersten Gesetze zur Verbesserung der Situation der Frauen erst in der Weimarer Republik verabschiedet.

 

Wie bereits erwähnt, besaßen die Frauen nur einen sehr eingeschränkten Spielraum, um sich beruflich und gesellschaftlich verwirklichen zu können.

 

Bis zum Ersten Weltkrieg galt in der Gesellschaft eine patriarchale Unterordnung von Frau und Kind unter die Autorität des Mannes als Ehegatte und Familienvater[14], um es mit den Worten einer konservativen und als sittlich angesehenen Lebenseinstellung auszudrücken.

 

Die traditionellen weiblichen Tätigkeiten, die den Frauen von der Gesellschaft zugewiesen wurden, waren das Gebären von Kindern, die Kindererziehung und die Haushaltsführung[15].

 

Angesprochen wurde auch schon, dass trotz der eingeschränkten Möglichkeiten viele Frauen aus sozial schwächeren Familien arbeiten mussten. Da ihnen aber aus mangelnden Weiterbildungsmöglichkeiten eine gewisse Grundqualifikation für höhere Berufe fehlte, waren dies teilweise auch typisch „weibliche“ Arbeiten.

 

So waren vor dem Ersten Weltkrieg die meisten berufstätigen Frauen in Bereichen vorzufinden, die stark an die Tätigkeiten der Haushaltsführung angelehnt waren. Darunter fallen die drei Hauptbereiche der Textilverarbeitung, der Nahrungs- und Genussmittelverarbeitung und der Reinigung[16].

 

Vereinzelt waren einige Frauen auch in anderen Bereichen tätig. Nur beschränkten sich solche Tätigkeiten auf Familienbetriebe, in denen die Arbeitskraft der ganzen Familie notwendig war, um das Überleben des familiären Betriebes gewährleisten zu können. In erster Linie ist hier die Landwirtschaft und das Gaststättengewerbe zu nennen. Auch hierbei handelt es sich um Bereiche in denen keine besonders große Qualifikation Voraussetzung ist. Auch kam es vor, dass Frauen in Handwerksbetrieben arbeiteten, nur war dies eher die Ausnahme[17].

 

Im Bereich des öffentlichen Lebens standen den Frauen noch weniger Optionen zur Verfügung. Im Grunde genommen stellte ein Engagement im Wohlfahrtswesen die einzige Möglichkeit für eine Frau dar, am öffentlichen Leben aktiv teil zu nehmen[18].

 

Diejenigen Frauen, die aus irgendwelchen Gründen alleinstehend waren und für sich selbst sorgen mussten, hatten eher selten die Möglichkeit in einem familiären Betrieb unterzukommen. Hierfür gab es den für das weibliche Geschlecht vorbehaltenen Beruf der Krankenschwester.

 

Auch wenn einige wenige Bereiche fast ausschließlich reine Frauenberufe waren, so war vor Ausbrechen des Ersten Weltkrieges eine berufstätige Frau keine Selbstverständlichkeit und Arbeiten im Sinne von Erwerbstätigkeit „Männersache“.

 

Weiterbildung für Frauen war zwar eine vehemente Forderung des Bundes Deutscher Frauenvereine, aber bis 1914 eher belächelt, da die Notwendigkeit gar nicht gesehen wurde Frauen durch eine bessere Qualifikation einen Einstieg in das Berufsleben zu ermöglichen, geschweige denn eine gesetzliche Grundlage für die Frauenarbeit zu schaffen.

 

Ab Ausbruch des Ersten Weltkriegs erlebte die Welt einen ersten von der Rüstungsindustrie abhängigen Materialkrieg. Die Nachfrage an Soldaten aber zugleich auch an Arbeitskräften war in allen kriegführenden Ländern sehr hoch. Um dieses Problem in Deutschland lösen zu können besannen sich die Behörden auf eine lange Zeit nahezu unausgeschöpfte Quelle von Arbeitskräften, den Frauen[19].

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