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Factfulness

Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist | Der Bestseller zum Erreichen einer offenen Geisteshaltung für Ansichten und Urteile, die nur auf soliden Fakten basieren

AutorAnna Rosling Rönnlund, Hans Rosling, Ola Rosling
VerlagUllstein
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl350 Seiten
ISBN9783843717458
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Es wird alles immer schlimmer, eine schreckliche Nachricht jagt die andere: Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Es gibt immer mehr Kriege, Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen. Viele Menschen tragen solche beängstigenden Bilder im Kopf. Doch sie liegen damit grundfalsch. Unser Gehirn verführt uns zu einer dramatisierenden Weltsicht, die mitnichten der Realität entspricht, wie der geniale Statistiker und Wissenschaftler Hans Rosling erklärt. Wer das Buch gelesen hat, wird • ein sicheres, auf Fakten basierendes Gerüst besitzen, um die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist • die zehn gängigsten Arten von aufgebauschten Geschichten erkennen • bessere Entscheidungen treffen können • wahre Factfulness erreichen - jene offene, neugierige und entspannte Geisteshaltung, in der Sie nur noch Ansichten teilen und Urteile fällen, die auf soliden Fakten basieren

Hans Rosling, geboren 1948 in Uppsala, gestorben im Februar 2017, war Professor für Internationale Gesundheit am Karolinska Institutet und Direktor der Gapminder-Stiftung in Stockholm. Er war zudem Gründungsmitglied von Ärzte ohne Grenzen e.V. in Schweden und Mitglied der Internationalen Gruppe der Schwedischen Akademie der Wissenschaften. Zusammen mit seinem Sohn Ola Rosling und seiner Schwiegertochter Anna Rosling Rönnlund gründete Hans Rosling die Gapminder-Stiftung.

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Leseprobe

EINLEITUNG

WARUM ICH DEN ZIRKUS LIEBE

Ich liebe den Zirkus. Ich liebe es, dem Jongleur zuzusehen, wie er aufheulende Kettensägen durch die Luft wirbeln lässt, oder dem Hochseilartisten, der zehn Saltos am Stück schafft. Ich liebe das Spektakel und das Gefühl von Erstaunen und Begeisterung angesichts des scheinbar Unmöglichen.

Als Kind träumte ich davon, Zirkusartist zu werden. Meine Eltern hatten einen ganz anderen Traum: Ich sollte eine gute Ausbildung bekommen, die sie nie hatten. Also studierte ich Medizin.

Eines Nachmittags an der Uni, in einer ansonsten drögen Vorlesung über die Speiseröhre, erklärte der Professor: »Wenn etwas darin stecken bleibt, kann die Passage durch Vorstrecken des Unterkiefers gerade gerichtet werden.« Zur Veranschaulichung zeigte er eine Röntgenaufnahme eines Schwertschluckers in Aktion.

Ich hatte eine augenblickliche Inspiration. Mein Traum war noch nicht vorbei! Einige Wochen zuvor, beim Studium von Reflexen, hatte ich bemerkt, dass ich mir von allen Kursteilnehmern die Finger am tiefsten in den Rachen schieben konnte, ohne zu würgen. Damals war ich darauf nur mäßig stolz: Ich sah darin keine besonders bedeutende Fähigkeit. Plötzlich jedoch verstand ich ihren Wert, und mein Kindheitstraum lebte wieder auf: Ich beschloss, Schwertschlucker zu werden.

Die ersten Versuche waren allerdings nicht sehr ermutigend. Ich besaß kein Schwert, also übte ich mit einer Angelrute vor dem Badezimmerspiegel. Aber sooft ich es auch versuchte, schon nach wenigen Zentimetern ging es nicht mehr weiter. Ich musste meinen Traum wohl ein weiteres Mal aufgeben.

Drei Jahre später war ich als Arzt in der Ausbildung auf einer echten Krankenstation. Einer meiner ersten Patienten war ein ­alter Mann mit chronischem Husten, und ich fragte ihn, was er beruflich machte, das könnte ja mit der Krankheit zusammenhängen. Ob Sie es glauben oder nicht: Er war früher Schwertschlucker gewesen. Und als ich ihm dann von meinen Versuchen mit der Angelrute erzählte, meinte er: »Mein lieber junger Herr Doktor, wissen Sie etwa nicht, dass die Speiseröhre nicht rund ist, sondern flach? Da passen nur flache Gegenstände rein. Deshalb nehmen wir doch ein Schwert.«

Nach Feierabend fand ich eine Suppenkelle mit geradem, flachem Stiel und nahm meine Übungen unverzüglich wieder auf. Schon bald konnte ich den Griff komplett in meinem Rachen verschwinden lassen. Ich war ziemlich aufgeregt. Aber mein Traum war es ja nicht, Suppenkellenstielschlucker zu werden. Am nächsten Tag setzte ich eine Anzeige in die Lokalzeitung, und schon bald hatte ich alles, was ich brauchte: ein schwedisches Armeebajonett von anno 1809. Ich ließ es mit Erfolg in meinen Rachen gleiten und war mächtig stolz – zum einen, weil ich es zum ersten Mal wirklich geschafft hatte, ein Schwert zu schlucken, und zum anderen, weil mir eine solch clevere Art des Waffenrecyclings in den Sinn gekommen war.

Das Schwertschlucken zeigt seit jeher, dass das scheinbar Unmögliche möglich ist, und es inspiriert Menschen, über das Offensichtliche hinauszudenken. Gelegentlich demonstriere ich diese antike indische Kunst am Ende meiner Vorträge über globale Entwicklung. Ich steige auf einen Tisch und zerreiße mein kariertes Hemd, unter welchem ein schwarzes, mit einem Blitz aus goldenen Pailletten verziertes Oberteil zum Vorschein kommt. Ich bitte um absolute Ruhe, und mit gehörigem Trommelwirbel schiebe ich mir langsam das antike Armeebajonett in den Rachen. Ich strecke die Arme zur Seite. Die Menge jubelt.

TESTEN SIE SICH SELBST

In diesem Buch geht es um die Welt und darum, sie zu verstehen. Also, warum habe ich mit dem Zirkus angefangen? Und warum beendete ich manchmal Vorlesungen mit einem angeberischen Auftritt in glitzerndem Outfit? Ich werde es gleich erklären. Aber zuerst bitte ich Sie, Ihr Wissen über die Welt zu testen. Bitte nehmen Sie einen Stift und ein Blatt Papier und beantworten Sie die 13 folgenden Fragen.

1. Wie viele Mädchen absolvieren heute die Grundschule in den Ländern mit niedrigem Einkommen?

  • A: 20 Prozent
  • B: 40 Prozent
  • C: 60 Prozent

2. Wo lebt die Mehrheit der heutigen Weltbevölkerung?

  • A: In Ländern mit geringem Pro-Kopf-Einkommen
  • B: In Ländern mit mittlerem Pro-Kopf-Einkommen
  • C: In Ländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen

3. In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil der in extremer Armut lebenden Weltbevölkerung …

  • A: nahezu verdoppelt.
  • B: nicht oder nur unwesentlich verändert.
  • C: deutlich mehr als halbiert.

4. Wie hoch ist die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt heute weltweit?

  • A: 50 Jahre
  • B: 60 Jahre
  • C: 70 Jahre

5. Heute leben 2 Milliarden Kinder im Alter von 0 bis 15 Jahren auf der Welt. Wie viele Kinder werden es laut Angaben der Vereinten Nationen im Jahr 2100 sein?

  • A: 4 Milliarden
  • B: 3 Milliarden
  • C: 2 Milliarden

6. Nach einer Prognose der UN wird die Weltbevölkerung bis 2100 um weitere 4 Milliarden Menschen gewachsen sein. Was ist die Hauptursache dafür?

  • A: Es wird mehr Kinder geben (jünger als 15 Jahre).
  • B: Es wird mehr Erwachsene geben (zwischen 15 und 74 Jahren).
  • C: Es wird mehr sehr alte Menschen geben (75 Jahre und älter).

7. Wie hat sich die Zahl der Todesfälle pro Jahr durch Naturkatastrophen über die letzten 100 Jahre entwickelt?

  • A: Sie hat sich mehr als verdoppelt.
  • B: Sie ist etwa gleich geblieben.
  • C: Sie hat sich mehr als halbiert.

8. Heute leben circa 7 Milliarden Menschen auf der Erde. Welche Karte zeigt die realistischste geografische Verteilung? (Jede Figur steht für eine Milliarde Menschen.)

9. Wie viele der einjährigen Kinder auf der Welt sind gegen irgendwelche Krankheiten geimpft?

  • A: 20 Prozent
  • B: 50 Prozent
  • C: 80 Prozent

10. Weltweit haben 30-jährige Männer durchschnittlich 10 Jahre lang eine Schule besucht. Wie viele Jahre haben gleichaltrige Frauen die Schule besucht?

  • A: 9 Jahre
  • B: 6 Jahre
  • C: 3 Jahre

11. 1996 wurden der Tiger, der Riesenpanda und das Spitzmaulnashorn in die Liste der gefährdeten Tierarten aufgenommen. Wie viele dieser drei Spezies sind heute stärker vom Aussterben bedroht als 1996?

  • A: Zwei
  • B: Eine
  • C: Keine

12. Wie viele Menschen auf der Welt haben ein gewisses Maß an Zugang zu Elektrizität?

  • A: 20 Prozent
  • B: 50 Prozent
  • C: 80 Prozent

13. Weltklimaexperten nehmen an, über die nächsten 100 Jahre wird die durchschnittliche Temperatur …

  • A: zunehmen.
  • B: gleich bleiben.
  • C: abnehmen.

Hier die richtigen Antworten:

1: C, 2: B, 3: C, 4: C, 5: C, 6: B, 7: C, 8: A, 9: C, 10: A, 11: C, 12: C, 13: A

Geben Sie sich einen Punkt für jede richtige Antwort und notieren Sie Ihr Gesamtergebnis bitte auf einem Blatt Papier.

WISSENSCHAFTLER, SCHIMPANSEN
UND SIE

Wie haben Sie abgeschnitten? Viele falsche Antworten? Hatten Sie das Gefühl, bei vielen Fragen einfach nur zu raten? Sollte dem so sein, kann ich Ihnen zum Trost zumindest zwei Dinge mitteilen.

Erstens: Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie bei derartigen Tests deutlich besser abschneiden. Nicht, weil ich Sie dazu gebracht hätte, alle möglichen Statistiken auswendig zu lernen – ich bin Professor für Internationale Gesundheit, aber ich bin nicht verrückt. Sie werden besser abschneiden, weil ich Ihnen eine Reihe einfacher Denkhilfen an die Hand gegeben habe. Damit werden Sie in der Lage sein, sich ein realistisches Gesamtbild vom Zustand der Welt zu machen, ohne dass Sie jedes Detail kennen müssen.

Und zweitens: Wenn Sie bei dem Test schlecht abgeschnitten haben, sind Sie in bester...

Blick ins Buch

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