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E-Book

Fische, die auf Bäume klettern

Ein Kompass für das große Abenteuer namens Leben

AutorSebastian Fitzek
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783426454923
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Bestsellerautor Sebastian Fitzek stellt sich in diesem Buch den existentiellen Fragen: Was zählt im Leben? Wie findet man sein Glück? Welche Lebensziele sind richtig? Was lernt man aus Niederlagen? Und wie geht man mit seinen Mitmenschen um? In spannenden persönlichen Episoden erzählt er, was im Leben wichtig ist und wie ein glücklicher Lebensweg gelingen kann. Inspiriert wurde Sebastian Fitzek zu diesem Buch durch seine Rolle als Vater - und die Frage, was er seinen Kindern für das Leben mitgeben würde, wenn ihm nicht mehr viel Zeit bliebe. Und so ist 'Fische, die auf Bäume klettern' das sehr persönliche Vermächtnis eines Vaters an seine noch jungen Kinder - und ein Buch für alle, die Halt suchen und sich der Werte, die ihnen wichtig sind, vergewissern möchten.

Sebastian Fitzek, geboren 1971, ist Deutschlands erfolgreichster Autor. Seit seinem Debüt 'Die Therapie' ist er mit allen Romanen ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden. Mittlerweile erscheinen seine Bücher in sechsunddreißig Ländern und sind Vorlage für internationale Kinoverfilmungen und Theateradaptionen. Als erster deutscher Autor wurde Sebastian Fitzek mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet und 2018 mit der 11. Poetik-Dozentur der Universität Koblenz-Landau geehrt. Er lebt in Berlin. www.facebook.de/sebastianfitzekwww.instagram.de/sebastianfitzekwww.sebastianfitzek.defitzek@sebastianfitzek.de

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Leseprobe

Wie dieses Buch überhaupt entstand …


Im Januar 2014 saß ich in der Wartehutschachtel am Gate 9 des Flughafens Tegel und wollte nach München zu einem Treffen mit meinen Lektorinnen im Verlag fliegen. Kurz vor dem Einsteigen – die Maschine war mit einer halben Stunde Verspätung endlich aufgerufen worden – kam mir eine Frage in den Sinn, die mir in meinem engeren Umfeld schon häufiger gestellt worden war: »Hast du eigentlich schon dein Testament gemacht?«

Die Antwort: Nein, hatte ich nicht. Mit der gleichen Anstrengung, mit der ich es schaffte, die Motivation jener, die an meinem geregelten Abgang offenbar ein besonderes Interesse hatten, nicht näher zu hinterfragen, hatte ich auch das leidige Nachlassthema bis dato erfolgreich verdrängt.

Was im Grunde merkwürdig ist.

Eigentlich müsste man ja davon ausgehen, eine Person, die sich beruflich mit dem Tod beschäftigt (und zwar täglich, wenn auch nur fiktional), würde als Vater von drei Kindern mal auf den Gedanken kommen, das Thema »proaktiv« anzugehen, wie es unter Menschen heißt, die den falschen Rhetorikkurs besucht haben.

Hatte ich aber nicht.

Kontovollmacht? Patientenverfügung? Einen Wegweiser durch den Unterlagendschungel, der nach dem Chaos­prinzip geordnet meine Schreibtischschubladen bevölkert? Passwortaufstellung, damit erst mein Computer und dann die Datei mit dem noch unveröffentlichten Buch geöffnet werden kann, das zwar in der ersten Fassung fertig ist, aber noch nicht abgegeben wurde?

Fehlanzeige. Nein, hatte ich nicht. Kein Testament. In solchen Dingen benehme ich mich wie der Arzt, der seinem Patienten rät, das Rauchen einzustellen, und sich ­dabei selbst eine Fluppe ansteckt.

Tatsächlich hatte ich mir bislang nur überlegt, was mal auf meinem Grabstein stehen soll: meine Handynummer. Kein Witz (oder doch ein Witz, aber eben mein Humor) – ich habe mir überlegt, dass ich es lustig fände, wenn Menschen, die vor meiner letzten Ruhestätte stehen, eine auf meinem Grabstein eingravierte Nummer wählen und dann folgende Ansage hören: »Leider bin ich derzeit für eine vermutlich sehr lange Weile nicht zu erreichen. Sobald ich hier eine Möglichkeit gefunden habe, meine Mailbox abzuhören, werde ich mich bei Ihnen melden. Kann aber etwas dauern. Bis dahin können Sie mir Ihre Nachricht nach dem folgenden Signalton hinterlassen!«

Die Nachrichten würden dann auf meine Homepage geroutet und könnten von allen Menschen auf der ganzen Welt abgehört werden. Unsinn? Ganz genau! Ich liebe Unsinn, wenn er Menschen zum Lachen bringt und dabei niemanden verletzt. Allerdings, und das fiel mir dann beim Abheben des Fliegers auf, scheiterte diese einzige Überlegung, die ich für den Fall meines Ablebens bislang angestellt hatte, an ebenjenem fehlenden Testament, das mein Umfeld zu Recht angemahnt hatte, sollte ich in Zukunft häufiger alleine in Maschinen steigen, die einen mit Brachialgeschwindigkeit in über zehn Kilometern Höhe durch die Luft schießen.

Denn wer bitte soll veranlassen, dass mein Handyvertrag bis in alle Ewigkeit fortläuft? Wer soll einen Dauerauftrag einrichten, damit auch noch nach meinem Tod die Grundgebühr bezahlt wird? Wer die Mailbox pflegen und all die betrunkenen Nachrichten meiner verhaltensauffälligen Freunde löschen, wenn niemand davon weiß, dass ebendies mein Letzter Wille ist?

Während ich mir etwa über Hannover einen Tomatensaft bestellte (meine Theorie ist, dass wir die dicke Brühe da oben so lieben, weil wir von den Fluggesellschaften kaum noch etwas zu essen bekommen, wenn wir nicht bereit sind, zehn Euro für ein labbriges Brötchen zu bezahlen, und da ist Tomatensaft sozusagen ein 2-in-1-Drink: sättigt und löscht den Durst, vorausgesetzt, man kippt sich nicht wie ich eine Wagenladung Salz und Pfeffer rein, aber ich schweife ab) … Während ich also einen Tomatensaft bestellte, dachte ich nach. Mein Testament. Ich ging im Geiste durch, was ich alles regeln musste, und dabei machte ich mir weniger darüber Gedanken, ob zum Beispiel David meine Uhr bekommt, Felix mein Schlagzeug oder Charlotte das Von-Hassel-Bild, denn das und alles andere werden die Hinterbliebenen schon vernünftig regeln, auch ohne meine Anweisungen. Viel mehr, so stellte ich fest, beschäftigte mich mein ideeller Nachlass.

Meine Kinder sind klein. Richtig klein. Die Älteste war zu diesem Zeitpunkt fünf. Viel konnte ich ihr also noch nicht mit auf den Weg geben. Sollte ich jetzt die Grätsche machen, dann würde das, was ich meinem Nachwuchs noch hätte sagen wollen, ein ganzes Buch füllen. Aber ich würde es eben nicht mehr schreiben können! Ich würde die Chance für immer vertan haben, ihnen etwas fürs ­Leben mitzugeben.

Und so beschloss ich, lange noch bevor wir in das Luftloch über dem Frankenwald gerieten und der Toma­tensaft meinen Schritt vollkleckerte, dieses Projekt anzugehen.

Unter der Fragestellung »Was würde ich meinen Kindern heute sagen wollen, wenn ich morgen nicht mehr die Gelegenheit dazu hätte?« begann ich meine Gedanken zu sortieren. Und heraus kam dieses Buch.

Nicht sofort und nicht unbedingt in Rekordzeit, um ehrlich zu sein. Dabei war ich zu Beginn der Arbeit ­felsenfest davon überzeugt, dass es nicht allzu schwer sein könnte, meine grundlegenden Überzeugungen, Prinzipien und Werte einfach und verständlich in Worte zu fassen. Doch ich sollte rasch eines Besseren belehrt werden.

Ich wollte ausformulieren, was ich im Leben (für mich, rein subjektiv) für wirklich wichtig halte. Und ich musste feststellen, dass mir selten etwas so schwergefallen ist, wie mich hier unmissverständlich festzulegen.

Dabei hatte ich mich als Autor von Psychothrillern schon oft mit grundlegenden Werten beschäftigt. Viele denken jetzt womöglich, ich mache mal wieder einen meiner merkwürdigen Scherze, aber die wenigsten Thrillerschriftsteller schreiben ausschließlich über Tod, Gewalt und die dunkle Seite des Schicksals. Wir beschäftigen uns mit dem Leben und seinen Werten, die es gegen die größten Angriffe zu verteidigen gilt. In Der Augensammler habe ich kaum ein Wort über den Modus Operandi des Täters verloren, aber seitenlange Abhandlungen über die falsche Prioritätensetzung zwischen Familie und Beruf geschrieben.

Je mehr ich versuchte, mich zu meinen Ansichten über Lebenssinn, Freundschaft, Erfolg und Glück zu positionieren, desto mehr merkte ich, wie verdammt schwierig das war.

Mir wurde klar, dass all die großen Reden, die ich im Freundeskreis über Prinzipien und Charakterstärke geschwungen hatte, längst nicht so fundiert gewesen waren, wie sie in meinen Ohren geklungen hatten. Und dass mein Standpunkt im Leben längst nicht so gefestigt war, wie ich geglaubt hatte. Und so machte ich mich an die ­Arbeit, ihn zu definieren.

Meinen Standpunkt, wohlgemerkt. Ich maße mir hier nicht an, irgendeine bahnbrechende, neue Erkenntnis ­gewonnen zu haben. Meine Gedanken sind nicht weltbewegend, oft banal, wurden von vielen klügeren Frauen und Männern schon sehr viel früher gedacht und von ­eloquenteren Menschen sehr viel besser diskutiert. Sie mögen nicht einzigartig und neu sein, auch tauge ich ganz bestimmt nicht zum Vorbild, das anderen ein Wegweiser sein könnte.

Dieses Buch ist folglich kein Masterplan, sein Nutzen liegt nicht darin, es wie ein Rezept zu verwenden. Es ist vielmehr als ein Stolperstein gedacht, für jeden, der da­rauf stößt. Keine Aufforderung zur Zustimmung, sondern eine Ermunterung, selbst zum Stift zu greifen und ein Abenteuer zu versuchen: Markieren Sie Ihren Standpunkt im Leben.

Für diese Ausgabe habe ich mir übrigens etwas Besonderes ausgedacht. Hinten im Buch habe ich die zentralen Fragen zusammengestellt, die mich beim Schreiben umgetrieben haben. Anhand ihrer können Sie – wenn Sie wollen – festmachen, was Ihnen im Leben wichtig ist.

Als ich alle jene Fragen für mich geklärt und viele Seiten dazu aufgeschrieben hatte, wollte ich dieses Buch selbstverständlich nicht veröffentlichen, schon alleine, damit meine Kinder mir keinen Spiegel vorhalten können, sollte ich mal gegen meine ­eigenen Prinzipien verstoßen, nach dem Motto: »Wie, ich soll mein Zimmer aufräumen? Du hast doch in Kapitel 11 selbst geschrieben, es wäre sinnlos, gegen das Naturgesetz der Entropie anzukämpfen, das besagt, dass alles im Universum dem Zustand der geringsten Energie und damit der größten Unordnung zustrebt.«

Der Satz »Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?« ist noch sehr viel schwerer auszusprechen, wenn das Geschwätz sogar schriftlich festgehalten wurde.

Aber genau diese Bedenken gaben am Ende den Ausschlag. Ich will mich festlegen. Ich will, dass meine Kinder mich an etwas Greifbarem messen können.

Erstmals musste ich die Hosen runterlassen und klipp und klar Stellung beziehen. Ich habe dieses Buch also nicht nur für meine Kinder, sondern auch für mich geschrieben. Um meine Gedanken zu ordnen und mir über mich selbst klar zu werden. Darüber, wofür ich stehe.

Die Veröffentlichung dieser Gedanken war am Ende ein für mich zwingend notwendiger Schritt. Hätte ich nur einen Ausdruck für mich allein in der Schublade, könnte ich ihn je nach Lebenssituation anpassen. Dann aber wäre es so, als würde ich ein Spiel spielen, dessen Regeln ich nach Lust und Laune zu meinem Vorteil ab­ändern kann.

Hoffentlich werden David, Felix und Charlotte diese Seiten hier erst in vielen, vielen Jahren und in meinem Beisein lesen. Hoffentlich ist das hier nur die Feuerversicherung, die man nie braucht, es sei denn, man hat vergessen, sie abzuschließen.

Aber wie heißt es so...

Blick ins Buch

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