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Frühe Schwanger- und Mutterschaft

Ursachen, Prävention und sozialpädagogische Interventionen in Deutschland

AutorTina Mainz
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl134 Seiten
ISBN9783640873586
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,5, Universität Rostock, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit einigen Jahren ist das Phänomen der frühen Mütter in aller Munde. Es ist aktuell und brisant. Insbesondere in den Medien werden die Jugendlichen und ihre Kinder unablässig dargestellt. Es wird propagiert, dass die frühen Schwanger- und Mutterschaften in Deutschland zunehmen. Eine Schwangerschaft und die Geburt des ersten Kindes ist eine normale Begebenheit im Leben eines Menschen. Die Elternschaft ist somit Inhalt fast jeder Biographie. Die Diskussionen über die schwangeren Mädchen und jungen Mütter begründen sich lediglich hinsichtlich des Alters bei der Empfängnis bzw. der Geburt des Kindes. Das junge Alter wird demnach als Synonym für scheiternde Mutterschaft verstanden. Andererseits propagiert die Politik die Zunahme der Geburten in Deutschland. Die schwangeren Jugendlichen werden bei der Entscheidung für oder gegen das Austragen des Kindes auch durch diese zwiespältigen Einflüsse unter zusätzlichem Druck gesetzt. Ich vermute, dass gerade Schwangerschaften, die in der Jugendphase auftreten meist ungeplant sind. Es ist vorstellbar, dass hinzukommend eine Unerwünschtheit bezüglich des Kindes überwiegt und ein Schwangerschaftsabbruch bevorzugt wird. Entscheiden sich die Jugendlichen jedoch für das Kind, so sind sie während der Schwangerschaft und nach der Geburt der Blicke und Kommentaren älterer Mitmenschen ausgesetzt. Der erste Teil dient der Einführung in das Thema und soll Hintergrundwissen bieten, auf die sich spätere Kapitel stützen. Im zweiten Abschnitt werden mögliche Ursachen und Präventionsmöglichkeiten von frühen Schwanger- und Mutterschaften aufgezeigt. Der abschließende Teil beinhaltet die Darstellung der notwendigen Unterstützungsmöglichkeiten, die sich aufgrund der Bedarfsermittlung im vorherigen Abschnitt ergeben haben. Dazu werden die relevantesten Interventionsmaßnahmen beleuchtet und insbesondere die Mutter- Kind- Einrichtung als ganzheitliche Unterstützungsform dargestellt.

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Leseprobe

Teil 1 Die Grundlagen zu Jugend, Jugendsexualität sowie früher Schwanger- und Mutterschaft


 

“Existing poverty, alcohol and drug abuse, disrupted families, and violence are the breeding ground for young people who are

 

at greater risk for early sexual activity and too- early parenting” (Beachum- Bilby 2003, S. 12).

 

2. Die Frühe Schwanger- und Mutterschaft


 

Zum Auftakt werden die relevantesten Begriffe, wie Pubertät, Jugendphase und Adoleszenz näher bestimmt. Anschließend folgt die Einordnung aktueller Daten zu früher Schwanger- und Mutterschaft in die Lebensläufe junger Frauen aus Sicht der Gesellschaft. Zum Schluss soll geklärt werden, ob ein Risiko für eine bestimmte Gruppe von Jugendlichen besteht und welche Faktoren dafür verantwortlich wären.

 

2.1 Die Pubertät - Jugendphase - Adoleszenz


 

Jede Person durchläuft in seinem Leben verschiedenste Phasen. Diese werden von den Menschen, die in einer Gesellschaft zusammenleben, definiert. Somit hat jede Gesellschaft eine andere Vorstellung davon, welche Phasen üblich sind und was sie beinhalten. In Deutschland sind dies die Kindheit, Jugendphase und Erwachsenenalter (vgl. Oswald 2002, S. 383).

 

Die Kindheit beginnt mit der Geburt und endet mit der Pubertät (vgl. Schelsky 1957, S. 16). Dadurch stellt die Pubertät den Übergang zwischen Kindheit und Jugendphase dar. Das Wort Pubertät leitet sich von dem lateinischen Wort <pubertas> ab und bedeutet „Geschlechtsreife". Diese tritt bei den Mädchen meist im Alter von 13 Jahren und bei Jungen ein Jahr später ein (vgl. Schaub; Zenke 1999, S. 282).

 

Ein Jugendlicher ist „... nicht mehr Kind, noch nicht Erwachsener" (Schelsky 1957, S. 16). Das Jugendalter ist die Phase, in der die Jugendlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernen und entwickeln müssen, die für das Erwachsenenalter notwendig sind (vgl. Schelsky 1957, S. 16). Die Jugendphase beinhaltet u. a. die „... psychologische Bewältigung der körperlichen und sexuellen Reifung" (Remschmidt 1992, S. 2). Als Synonym für die Jugendphase wird häufig der psychologische Begriff der Adoleszenz verwendet. Das lateinische Ursprungswort <adolescere> bedeutet „heranwachsen". Aus diesem Grund werden Jugendliche auch als Heranwachsende bezeichnet (vgl. Schaub; Zenke 1999, S. 14).

 

Der Übergang in das Erwachsenenalter vollzieht sich nicht zu einem festen Zeitpunkt, sondern gestaltet sich Schritt für Schritt (vgl. Oswald 2002, S. 387) sowie „fließend und unauffällig" (Hurrelmann 1994, S. 32). Aus diesem Grund ist eine maßgebliche Festlegung des Endes der Jugendphase nicht möglich. Im deutschen Sozialgesetzbuch heißt es dazu, dass ein Jugendlicher 14, aber noch nicht 18 Jahre alt ist. Ein junger Volljähriger ist dem gegenüber zwischen 18 und 27 Jahre alt (vgl. BMFSFJ 2007, S. 71, §7 SGB VIII).

 

Entgegen der gesetzlichen Altersgrenzen lassen sich in der Literatur unterschiedliche Altersangaben der Jugendphase finden.

 

KASTEN teilt die Jugendphase in drei Phasen ein:

 

 

Es wird deutlich, dass zwischen Mädchen und Jungen eine zeitliche Verschiebung um etwa zwei Jahren charakteristisch ist. Demnach erreichen Mädchen bereits mit 19 und Jungen mit 21 Jahren das Erwachsenenalter (vgl. Kasten 1999, S. 15).

 

Im Gegensatz dazu bevorzugt HURRELMANN den Ausdruck der Jugendphase und erweiterte Altersphasen:

 

 

Nach HURRELMANN findet keine klare Abgrenzung zwischen Pubertät und Jugendphase statt, sodass sich der Gesamtumfang der Phase vom 12. bis zum 27. Lebensjahr erstreckt (vgl. Hurrelmann 1994, S. 41).

 

Somit ist erkennbar, dass keine universale Altersdefinition bezüglich des Endes der Jugendphase besteht.

 

Im Zentrum der Jugendphase steht nach ERIKSON die Entwicklung einer Identität. „Eine Identität zu haben bedeutet zu wissen, wer man ist, woher man kommt und wohin man gehen will" (zitiert in Joas 2001, S. 157). Diese Identität entsteht bei der Auseinandersetzung mit den Entwicklungsaufgaben, die nach HAVIGHURST jeder Jugendlicher durchlaufen muss, um den Erwachsenenstatus zu erreichen (vgl. Oswald 2002, S. 387).

 

HURRELMANN fasste die Aufgaben in vier Bereiche zusammen:

 

- Zunächst befürwortet er die Entwicklung einer sozialen und intellektuellen Kompetenz, die u. a. den Abschluss der Schule und einer Berufsausbildung beinhaltet. Dies sind die Voraussetzungen für die Aufnahme einer Arbeit und demnach die finanzielle Selbstständigkeit im Erwachsenenalter.

 

- Die Entwicklung eines inneren Bildes der eigenen Geschlechtszugehörigkeit stellt eine weitere Aufgabe dar. Das Akzeptieren des eigenen Körpers, insbesondere die Veränderungen, die während der Pubertät vollzogen wurden sowie den Aufbau und das Aushalten von sozialen Beziehungen mit dem eigenen und anderen Geschlecht stehen hier im Mittelpunkt (vgl. Hurrelmann 1994, S. 26). Dies dient der Vorbereitung auf Elternschaft und Ehe (vgl. Oswald 2002, S. 387).

 

- Die Entwicklung eines eigenen Lebensstils wird möglich, wenn der Jugendliche in der Adoleszenz lernt, wie er beispielsweise mit dem Konsumangebot und Geld erfolgreich umgehen kann.

 

- Zuletzt ist ein eigenes Werte- und Normsystem notwendig, nachdem der Heranwachsende handelt und seine gesellschaftliche Partizipation nutzt (vgl. Hurrelmann 1994, S. 26).

 

Die Nennung der wichtigsten Markierungen für das Ende der Jugendphase macht deutlich, dass die Phase eine besondere Stellung im Leben eines Menschen einnimmt. Das Jugendalter wird einerseits als eine eigenständige Phase angesehen, andererseits aber als eine Übergangsphase in das Erwachsenenalter dargestellt. Wie bereits angedeutet geht SCHELSKY davon aus, dass der Jugendliche Voraussetzungen schaffen muss, um erwachsen zu werden und bezeichnet aus diesem Grund die Adoleszenz als Zwischenphase (vgl. Schelsky 1957, S. 16). REMSCHMIDT hingegen stellt gleich beide

 

Möglichkeiten zur Diskussion. Er begründet die These der eigenständigen Phase damit, dass die Jugendlichen spezifisch ihrem Alter entsprechend besondere Probleme, Sorgen, aber auch Bedürfnisse aufzeigen. Andererseits ist er der Meinung, dass die Adoleszenz eine Übergangphase ist, da es ein „.... mit Schwierigkeiten belasteter Schritt ins Erwachsenenalter..."(Remschmidt 1992, S. 5) repräsentiert (vgl. Remschmidt 1992, S. 5f). HURRELMANN betont in diesem Zusammenhang die besondere Bedeutung der Jugendphase und grenzt sie präzise von der Kindheit und dem Erwachsenenalter ab. Demnach ist die Jugendphase keine Erweiterung des Kindesalter und gleichzeitig auch „. keine reine Durchgangsphase zum Zielstatus als Erwachsener" (Hurrelmann 1994, S. 41).

 

2.2 Die Familiengründung im Lebenslauf


 

Der individuelle Lebenslauf umfasst in festgelegter Reihenfolge <Ausbildung - Berufseinstieg - Heirat - Geburt der Kinder - Ruhestand>. Dieser festgelegte Fahrplan durch das Leben entspricht der Norm, die die Gesellschaft durch Sozialisation von einer in die nächste Generation weitergibt. Altersnormen gehen auf das soziologische Alterskonzept zurück, wonach den Personen entsprechend dem sozialen Alter Normen zugeschrieben werden (vgl. Sackmann 2007, S. 33 - 34).

 

„Altersnormen sind [...] Sollvorschriften, die angeben, in welchem Alter welche Verhaltensweisen bzw. Statusmerkmale angemessen, passend, akzeptabel sind. Dann bestimmen Altersnormen auch, in welchem Alter bzw. Altersabschnitt ein Lebensereignis, ein Statusübergang, eine Lebenserfahrung auftreten sollte (und wann nicht)" (Fuchs- Heinritz 2002, S. 40, Auslassungen: T.M). Altersnormen sind demnach Maßstäbe, nach denen man sich richten muss, um in der Gesellschaft geachtet zu werden (vgl. Fuchs- Heinritz 2002, S.40).

 

Aufgrund der Ausdehnung der allgemeinen Lebensdauer, der längeren Übergänge zwischen den Lebensphasen (vgl. Hurrelmann 1994, S. 16) sowie den gehobenen Ansprüchen an die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Jugendlichen bei der Ausbildung expandierte die Jugendphase innerhalb der Altersnormen (vgl. Oswald 2002, S. 385).

 

„Sich beruflich zu etablieren, hat zu Beginn dieser Lebensphase eindeutig Vorrang vor einer Familiengründung" (Keddi; Wittmann 1999, S. 55). Die Bedeutung der Berufstätigkeit bestimmt maßgeblich das heutige Rollenverständnis der Frau (vgl. Onnen- Isemann 2003, S. 99) und bewirkte eine Verschiebung der Familiengründung an das Ende des zweiten Lebensjahrzehntes (vgl. BMFSFJ 1996, S. 20).

 

Die Folge dieser zeitlichen Verschiebung der Elternschaft ist nach dem Siebten Familienbericht eine „Rush -Hour des Lebens" (BMFSFJ 2006, S. 33). Es wird vermutet, dass die jungen Frauen und Männer unter einem außerordentlich hohen Druck stehen, da ihnen nur wenig Zeit zwischen dem 27. und 35. Lebensjahr zur Verfügung steht, um eine Ausbildung zu beenden und den Eintritt ins Berufsleben zu realisieren. In diesen wenigen Jahren müssen weiterhin Entscheidungen zur Partnerwahl getroffen und das Für und Wieder von Heirat und Kindern geklärt werden (vgl. BMFSFJ 2006, S. 34).

 

Bevor diese Entscheidungen getroffen werden...

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