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GO VISTA: Reiseführer München

AutorMarlis Kappelhoff
VerlagVista Point Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl96 Seiten
ISBN9783957338129
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Vor einigen Jahren stand folgende Anzeige in einer Münchner Tageszeitung: 'Gesucht werden aktive Bergwanderer mit Klettererfahrung. Mitzubringen sind entsprechende Ausrüstungsgegenstände plus Eimer und Schrubber zwecks Reinigung des Zeltdachs des Olympiastadions.' Prompt fanden sich zum angegebenen Zeitpunkt um die 50 Freiwillige ein. Veröffentlicht wurde der Aufruf nur leider an einem 1. April, und so wurde es nichts mit der dringend notwendigen Generalreinigung einer der großen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Quintessenz: Wenn es um seine Stadt geht, ist der Münchner zur Stelle! In München ist man sich seines kulturellen Erbes bewusst und zugleich stolz auf die Spitzenleistungen in Wissenschaft und Wirtschaft, die diese Stadt mit ihrer Elite-Uni zu einer der europäischen Hightech-Metropolen Europas werden ließen. Auch wenn die Hauptsehenswürdigkeiten der Altstadt bis auf wenige Ausnahmen detailgetreue Rekonstruktionen der während des Zweiten Weltkriegs zerbombten Originale sind, tragen sie zu einem nicht unwesentlichen Teil zur Identifikation der Bewohner mit ihrer Heimatstadt bei. Das geht so weit, dass man sich bis heute erfolgreich gegen jede Form zeitgenössischer Hochhausarchitektur im Innenstadtbereich zur Wehr gesetzt hat.

Marlis Kappelhoff Nach dem Studium der Publizistik und der Ausbildung zur Fotojournalistin folgten längere Auslandsaufenthalte und die Tätigkeit als Redakteurin bei einer Lokalzeitung im Rheinland. Danach kehrte Marlis Kappelhoff in ihre Wahlheimat München zurück, wo sie zuerst im Pressereferat des Goethe-Instituts arbeitete, bevor sie als Lektorin in einem Reisebuchverlag anfing. Heute arbeitet sie als freie Autorin. Fotos und Beiträge ihrer Reisen kreuz und quer durch Europa wurden in diversen Publikationen veröffentlicht.

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Leseprobe

Streifzüge


Schwabing, Maxvorstadt


Schwabing beginnt nördlich des Siegestors und lebt zu einem nicht unerheblichen Teil noch immer von seinem doch ziemlich verblassten Ruhm. Den Grundstein zum legendären Mythos dieses Stadtteils legten zu Beginn des 20. Jahrhunderts heute berühmte bildende Künstler, Literaten und Musiker. Wer sich auf die Spuren der Vergangenheit begeben will, sollte die verkehrsreiche Leopoldstraße verlassen und beiderseits des breiten Boulevards durch die stilleren Nebenstraßen laufen, denn nur dort lassen sich neben den spärlichen Spuren der dörflichen Vergangenheit dieses Stadtteils prächtige mehrstöckige Jugendstilfassaden entdecken. Wer auf Shopping Wert legt, dem seien die Hohenzollern-, aber auch die Türken-, Schelling- und Amalienstraße G/H8/Google Map hinter der Uni mit ihren zahlreichen ausgefallenen Läden sowie jeder Menge Cafés und Restaurants empfohlen.

Durch die Feilitzschstraße geht es zum Wedekindplatz E10/Google Map,/Google Map dem ehemaligen Zentrum Alt-Schwabings. Benannt wurde der Platz nach Frank Wedekind, dem Schriftsteller und Mitbegründer der Satirezeitschrift »Simplicissimus«. Im Werneckschlössl (Werneckstr. 24) mit seiner barocken Gartenanlage hatte kurzzeitig Paul Klee ein Atelier gemietet. 1919 versteckte sich hier der sozialrevolutionäre Schriftsteller Ernst Toller vor seinen Verfolgern und heute dient der charmante Bau Kardinal Reinhard Marx als Residenz. Ein Relikt dörflicher Vergangenheit ist der Viereckhof E11/Google Map (Ecke Feilitzsch-/Gunezrainerstr.). Das kleine Palais mit dem auffallenden Säulenportal (Mandlstr. 14) direkt am Englischen Garten ist mit Abstand das stilvollste Standesamt der Stadt. Am Nikolaiplatz steht die großbürgerliche Seidelvilla E/F10/Google Map (www.Seidelvilla.de). Ihr vielseitiges Kulturprogramm lockt die Besucher mit interessanten Angeboten.

Westlich der Leopoldstraße verstecken sich noch einige hinreißende Jugendstilfassaden, die vor dem Krieg so typisch für Schwabing waren. Ein ganz besonders prächtiges Beispiel ist das in seiner Originalfarbgebung restaurierte Jugendstil-Wohnhaus E8/9/Google Map in der Ainmillerstraße 14. Aber auch auf die Fassaden der Häuser Nr. 33 bis 35 und 37 in der Ainmillerstraße sowie des Eckhauses an der Franz-Joseph-Straße 38 sollte man einen Blick werfen.

Mit seinen Verkaufsständen und dem kleinen Biergarten bietet sich der Elisabethmarkt F8/Google Map für eine Pause an. Ein weiteres Jugendstilhaus ist in der nahen Isabellastraße 22 zu entdecken. Und wer das unter Denkmalschutz stehende Ensemble entlang der Kaiserstraße F9/Google Map zwischen der Kirche St. Ursula und der Leopoldstraße auslässt, hat selbst Schuld!

Jugendstilfassaden in Schwabing: in der Franz-Joseph-Straße 19 und der Ainmillerstraße 22

Gleich vor dem Siegestor in Schwabing: der »Walking Man« von Jonathan Borofsky

Gleich vor dem Siegestor schreitet der riesige Walking Man G9/Google Map des US-amerikanischen Künstlers Jonathan Borofsky Richtung Stadtzentrum. Jenseits des Siegestors geht Schwabing in die Maxvorstadt über. Das lebendige Viertel hinter der Universität verführt mit seinem Kunstareal und den vielen Cafés, Kneipen, Boutiquen, Antiquariaten und Buchhandlungen zu einem ausgiebigen Bummel.

Vieles, was den Mythos Schwabing ausmacht, ereignete sich genau hier. Echte und eingebildete Genies trafen sich bevorzugt im Café Stephanie G9/Google Map (Amalienstr. 25), das später als Café Größenwahn in die Annalen einging. Es war Treffpunkt der Künstlergruppe »Der Blaue Reiter«. Paul Klee lebte und arbeitete eine Zeitlang in der Amalienstraße im Haus Nr. 45, Robert Walser im Haus mit der Nr. 48 und Henrik Ibsen nacheinander in den Häusern Nr. 53 und 97. Viel später zählten der Kabarettist Gerhard Polt (Amalienstr. Nr. 79) und der Regisseur Rainer Werner Fassbinder (Nr. 87) kurzzeitig zu ihren Bewohnern.

Entlang der Schelling-, Amalien- und Türkenstraße brummt das Leben vor allem während des Semesters. Der palastähnliche Gründerzeitbau der nahen Akademie der Bildenden Künste G9/Google Map (Akademiestr. 2) prunkt mit seinem gläsernen Erweiterungsbau des bekannten, ursprünglich Wiener Architekturbüros Coop Himmelb(l)au (Berlin).

Zu einer kleinen melancholischen Idylle hat sich der Alte Nördliche Friedhof G7/Google Map entwickelt, auf dem seit 1939 niemand mehr bestattet wird. Nicht nur Spaziergänger lieben den uralten Baumbestand. Unter den mächtigen Baumkronen trifft sich so mancher Schwabinger mit Freunden.

In den Ausstellungsräumen der Pinakothek der Moderne

Rund 52 000 Studenten sind an der Ludwig-Maximilians-Universität G/H9/Google Map eingeschrieben, die 2006 mit dem Prädikat »Elite-Uni« ausgezeichnet wurde. Vor dem Haupteingang am Geschwister-Scholl-Platz erinnern die ins Pflaster eingelassenen Flugblätter an den Widerstand der beiden Studenten Sophie und Hans Scholl gegen den Nationalsozialismus. Sie hatten die Flugblätter von der Galerie in den Lichthof geworfen. Die kleine DenkStätte Weiße Rose G9/Google Map dokumentiert das Schicksal der Widerstandsgruppe um die Geschwister und Professor Kurt Huber.

Jenseits des Haupteingangs der Uni fällt der Blick fast automatisch auf die spitzen Doppeltürme der klassizistischen Ludwigskirche H9/Google Map und die sich anschließende Fassade der Bayerischen Staatsbibliothek. Nach Süden verläuft die gedachte Grenze der Maxvorstadt zum Zentrum hin auf der Höhe des beeindruckenden klassizistischen Königsplatzes H/J6/Google Map mit den Museen Glyptothek und Staatliche Antikensammlung. Auf dem Weg dorthin erreicht man mit der Tram am unteren Ende der Barerstraße das sogenannte Kunstareal mit den weltbekannten Sammlungen seiner drei Pinakotheken H7/Google Map und dem Museum Brandhorst H7/8/Google Map. Hinzukommt der langgestreckte Neubau, der im Obergeschoss die Hochschule für Fernsehen und Film und im Untergeschoss ist im Frühjahr 2013 das Staatliche Museum für Ägyptische Kunst H/J7/Google Map mit seiner imposanten Sammlung eingezogen.

Haidhausen


Das ehemalige sogenannte Franzosenviertel oberhalb der Isar mit seinen geduckten Häuschen, aber auch hochherrschaftlicher Bausubstanz – zu erkennen an den renovierten Gründerzeitfassaden rund um den Pariser und den Bordeauxplatz – zählt heute mit seinen zahlreichen stilleren Winkeln zu den begehrten, hochpreisigen innerstädtischen Wohnadressen. Ursprünglich siedelten sich am rechten Isarufer Tagelöhner und Handwerker an, denen die Bürgerrechte und somit das Wohnrecht in der Innenstadt verwehrt waren. Zwischen Maximilianeum, Gasteig und Ostbahnhof boomt seit Jahren eine lebendige Kulturszene, gibt es viele originelle Läden und hippe Szenelokale.

Der Wiener Platz M11/Google Map mit seinen kleinen, festen Marktbuden ist der Marktplatz des Viertels und so etwas wie ein Miniableger des Viktualienmarktes. Und der Hofbräukeller gleich daneben ist zu jeder Jahreszeit eine der Wallfahrtsstätten bayerischer Gemütlichkeit. Vorbei an der neugotischen Kirche St. Johann Baptist am Johannisplatz erreicht man an der Preysingstr. 58 das Üblacker-Häusl M12/Google Map. Dieser geduckte Erdgeschossbau zählt wie schon die Tagelöhnerhäuschen am Wiener Platz 4–6 und An der Kreppe 2A–D zu jenen Herbergen, die im 18. Jahrhundert typisch für das einst so arme Viertel waren. Im Üblacker-Häusl ist noch eine dieser winzigen Tagelöhnerwohnungen zu besichtigen. Gegenüber steht der rund 300 Jahre alte Kriechbaumhof (Preysingstr. 71). In dem gekonnt restaurierten Gebäude lebten ursprünglich in bitterer Armut mehrere Handwerkerfamilien, die ihre Wohnungen über Außentreppen erreichten.

Jugendstiljuwel und Wellnesspalast an der Isar: das Müller’sche Volksbad

Ganz anders ist die Atmosphäre am geräumigen ovalen Bordeauxplatz. Stattliche mehrstöckige Mietshäuser aus der Gründerzeit sorgen hier für eine gewisse vornehme Distanziertheit. Wesentlich lebendiger geht es in den Straßen rund um den Pariser- und Weißenburger Platz N11/Google Map zu. Und entlang Sedan-, Milch- und Steinstraße lassen sich jede Menge Boutiquen sowie Cafés und Restaurants entdecken.

Im immer noch gewöhnungsbedürftigen, alles beherrschenden Backsteinbau Kulturzentrum am Gasteig M11/Google Map am Ende der Rosenheimer Straße ist noch die berühmte Bayerische Philharmonie zu Hause. Den Streit über den geplanten Neubau eines Konzertsaals beschäftigt inzwischen die internationale Musikszene.

Beschließen könnte man den Spaziergang mit einem Besuch des Müller’schen Volksbads M10/Google Map, einem einzigartigen Jugendstiljuwel.

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