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Hochfrequenzhandel. Voraussetzungen, Strategien, Chancen und Risiken

AutorLars Ehrt
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl73 Seiten
ISBN9783656836001
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich VWL - Finanzwissenschaft, Note: 1,0, Hochschule Mittweida (FH), Sprache: Deutsch, Abstract: Inhalt dieser Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dem Hochfrequenzhandel. Es werden die benötigten Voraussetzungen und die verschiedenen Strategien beschrieben. Ziel ist es, die dabei entstehenden Chancen und Risiken darzustellen und zu untersuchen inwieweit der Gesetzentwurf der Bundesrepublik Deutschland die Gefahren und Missbräuche vermeiden kann.

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Leseprobe

4 Strategien im Hochfrequenzhandel


 

4.1 Electronic Liquidity Provision


 

Grundsätzlich ist es die Aufgabe der Market Maker für Liquidität zu sorgen. Die Gemeinsamkeit zwischen einem Market Maker und einem Hochfrequenzhändler besteht darin, dass beide Marktteilnehmer Liquidität schaffen.[94] Der Hochfrequenzhändler unterscheidet sich jedoch vom Market Maker an einem Punkt, es ist nicht seine Verpflichtung. Liquidität schafft der Hochfrequenzhändler aus strategischen Gründen, weil er daraus seinen Gewinn erzielen möchte. Bei der Kategorie Electronic Liquidity Provision geht es um die Intension für Liquidität zu sorgen und dabei von der asymmetrischen Kostenstruktur an den Börsen zu profitieren.[95] Die genaue Vorgehensweise wird anhand der beiden nachfolgenden Beispiele erläutert.

 

4.1.1 Spread Capturing


 

Das Interesse für Liquidität zu sorgen orientiert sich am Gewinn und nicht an der Verpflichtung eines Hochfrequenzhändlers. Der ununterbrochene Kauf und Verkauf am Spread, genau wie ein Market Maker, dient zur Gewinnerzielung aus den Marktbewegungen. Diese Strategie nennt sich Spread Capturing und gehört zu einem der meist benutzen Strategien im Hochfrequenzhandel.[96]

 

Ein Effekt dieser Strategie ist es, dass durch das Kaufen und Verkaufen zusätzlich Liquidität geschaffen wird. Dies führt dazu, dass die Möglichkeiten zu handeln zu jederzeit gegeben sind und sich eine Gegenpartei finden lässt.[97]

 

Ein weiterer Faktor ist die Größe des Spreads. Der Gewinn aus dem Kaufen und Verkaufen entsteht aus der Differenz zwischen dem Bid und dem Ask. Aus diesem Grund werden große Spreads benötigt, um den Gewinn zu maximieren.[98] Allerdings ziehen große Spreads wiederum andere Wettbewerber an, da die Konkurrenz ebenfalls ihren Gewinn maximieren und ebenfalls vom großen Spread profitieren möchte.[99]

 

Wenn auf dem Markt mehr Wettbewerb herrscht und die Spreads aufgrund der Konkurrenz kleiner werden, kann ein Hochfrequenzhändler nur noch davon profitieren, wenn die Transaktionskosten niedrig sind.[100]

 

 

Abbildung 4-5: Spread Capturing Algoritmus[101]

 

Es muss immer beachtet werden, dass der Kernpunkt der Strategie das aktive und aggressive Handeln am Markt ist.[102] Der Fokus liegt hauptsächlich auf dem Marktspread, da eine Kauf-Order mit dem besten Ask und eine Verkauf-Order mit dem besten Bid am Markt ausgeführt werden.[103] Spezielle Formen der Order, wie beispielsweise Limit Order oder Specific Trade Price, unterstützen die Strategie beim Anpassen an die Marktgegebenheiten.[104]

 

Bei der Limit Order ist das Handeln an eine Mindestgrenze beim Verkaufen und an eine Höchstgrenze beim Kaufen gebunden. Ein Specific Trade Price bedeutet hingegen, dass ausschließlich zu dem vorgegeben Preis gehandelt wird.[105]

 

4.1.2 Rebate Driven


 

Genau wie beim Spread Capturing sorgen auch bei dieser Strategie die Hochfrequenzhändler für Liquidität am Markt aus Gründen des Profits. Marktteilnehmer mit einem hohen Handelsvolumen profitieren davon, dass sie Provisionen erhalten oder niedrigere Transaktionskosten an den Börsen zahlen müssen.[106] Wenn Trader mit kleinen Handelsvolumen mit einer Transaktion auf einen Bid bzw. einen Ask eingehen, zahlen sie Transaktionskosten. Im Gegensatz dazu erhalten Hochfrequenzhändler eine Provision, wenn sie einen Bid oder Ask in das Orderbuch posten und somit für Liquidität sorgen. Dieses Rabattsystem ist auch unter dem Namen asymmetrische Preisgestaltung bekannt. Generell führt aggressives Trading zu liquiden Märkten, da solche Trader auf Bids und Asks in den Orderbüchern eingehen und dadurch Liquidität aus dem Markt herausnehmen.[107]

 

Da alle Marktteilnehmer mit großen Handelsvolumen von der asymmetrischen Kostenstruktur profitieren, werden mehr Bids und Asks in die Orderbücher eingestellt als herausgenommen. Das Ergebnis dieser Vorgehensweise ist, dass die Spreads kleiner werden. Bei kleinen Spreads verzichten die Marktteilnehmer auf Limit Order und traden ohne Limit, d.h. durch kleine Spreads wird die Wahrscheinlichkeit für Order ohne Limit drastisch erhöht. In einem solchen Marktzustand sind Algorithmen interessant, die den Spread kontrollieren und die Market Order mitnehmen können.[108]

 

Der Gewinn bei dieser Strategie entsteht dadurch, dass die Provision beim Posten einer Order auch sehr kleine Gewinnspannen interessant gestaltet. Ein Hochfrequenzhändler kann dadurch einen Gewinn erzielen, auch wenn der Bid und der Ask für dasselbe Wertpapier gleich sind. Rein rechnerisch entsteht beim Kaufen und Verkaufen zum gleichen Preis kein Gewinn. Allerdings ist die Provision für das Posten einer Order größer als die Kosten beim Eingehen auf einen Bid bzw. einen Ask. Die Differenz daraus entspricht dem Gewinn des Hochfrequenzhändlers.[109]

 

4.2 Statistical Arbitrage


 

Ein risikoloser Gewinn beim Hochfrequenzhandel wird als Arbitrage bezeichnet, welches aufgrund einer Imperfektion auf dem Markt möglich ist.[110] Eigentlich sollte beispielsweise ein Wertpapier auf allen gehandelten Börsen denselben Preis haben, falls dies nicht der Fall ist, besteht eine Arbitrage-Möglichkeit. So kann ein Hochfrequenzhändler aus der günstigeren Börse das Wertpapier kaufen und für einen höheren Preis im gleichen Moment an der anderen Börse verkaufen.[111]

 

Diese grundlegende Definition von Arbitrage ist auch unter Day Tradern bekannt, jedoch können sie die Arbitrage-Möglichkeiten nicht ausnutzen, weil sie schlichtweg zu langsam sind. Generell existieren Arbitragemöglichkeiten nur für einen sehr kurzen Zeitraum, meistens nur für Millisekunden.[112] Da Hochfrequenzhändler ununterbrochen alle Märkte scannen und Preisunterschiede sofort identifizieren können, werden sehr kurzfristige Arbitrage-Möglichkeiten komplett ausgeschöpft.[113]

 

In die Kategorie des Arbitragehandels werden zwei Strategien zugeordnet, die Market Neutral und die Cross Asset, Cross Market & Exchange Trade Fund Strategien.[114]

 

4.2.1 Market Neutral


 

Bei dieser Strategie werden zwei Finanzprodukte ausgesucht, die stark negativ miteinander korrelieren. Eines dieser Produkte wird vom Hochfrequenzhändler gekauft und die andere verkauft. Somit erhält man eine neutrale Marktposition.[115] Durch diese Vorgehensweise werden die Gewinne und auch die Verluste der beiden Anlagen voneinander kompensiert, deshalb auch die Bezeichnung Market Neutral.[116]

 

Die starke negative Korrelation von zwei Anlagen wird zur Gewinnerzielung ausgenutzt. Bei perfekten Märkten kann aus dieser Position kein Arbitragehandel stattfinden, jedoch kann bei kurzfristiger Imperfektion der Märkte eine Arbitragemöglichkeit ausgenutzt werden.[117] Dabei wird die teurere Anlage verkauft und die günstigere gekauft, mit dem Wissen, dass sich die Preise langfristig wieder anpassen werden und sich die Preise momentan nur aufgrund der Imperfektion verändert haben. Nachdem sich die Märkte wieder perfektioniert haben, können die vorher eingegangenen Positionen wieder aufgelöst werden. Der Gewinn entsteht durch die unterschiedlichen Preise beim Eingehen und Auflösen einer Position.[118] Die Besonderheit an dieser Strategie ist, dass es in jede Richtung des Marktes angewendet werden kann.[119]

 

 

Abbildung 4-6: Market Neutral Algorithmus[120]

 

4.2.2 Cross Asset, Cross Market & Exchange Trade Fund


 

Bei dieser Strategie wird mit Finanzprodukten gehandelt, die miteinander verknüpft oder die auf mehreren Märkten vorhanden sind. Cross Asset betrifft unterschiedliche Finanzprodukte wie Aktien und Optionen. Cross Market steht für unterschiedliche Märkte und der Exchange Trade Fund (ETF) ist ein Indexbezogenes Finanzprodukt.[121]

 

Bei der Cross Market Strategie handelt es sich um zwei gleiche Finanzprodukte, die auf mindestens zwei Märkten gelistet sind. Auf diesen Märkten sollte dasselbe Produkt zum gleichen Preis handelbar sein. Da Hochfrequenzhändler 24 Stunden am Tag durchgehend die Märkte scannen und die Orderbücher überprüfen, fällt ein ungleicher Preis an zwei Märkten auf. Damit ist ein Wertpapier gemeint, welches zu zwei verschiedenen Preisen an den jeweiligen Börsen gehandelt wird. Um diese Situation auszunutzen, wird von der günstigeren Börse gekauft und simultan an der teureren Börse verkauft bis sich die Preise wieder anpassen. Diese Strategie kann immer häufiger angewendet werden, da mehr Märkte entstehen und somit auch gleichzeitig die...

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