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Hyperaktive Kinder im Unterricht und der Sportförderunterricht als mögliche Hilfe

Der Sportförderunterricht als mögliche Hilfe

AutorJana Frankenberg
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl104 Seiten
ISBN9783638414371
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Didaktik - Sport, Sportpädagogik, Note: 2,0, Universität Osnabrück, 34 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Rahmen der Vorüberlegungen zu meiner Examensarbeit habe ich mir über viele pädagogische Handlungsfelder Gedanken gemacht. Da ich seit meinem Studienbeginn die Problematik der Lern- und Erziehungsprobleme heranwachsender Kinder mit zunehmendem Interesse verfolge, möchte ich mich auch in meiner Arbeit diesem Thema widmen. Erste, sehr spannende Einblicke bekam ich in diversen Seminaren, die sich mit dieser Thematik beschäftigten. Hinsichtlich des Gedankens, mit diesen Problemen auch in meiner späteren Berufspraxis konfrontiert zu werden, entschied ich mich dafür, die Lebens- und Lernsituationen von Kindern mit Lern- und Verhaltensauffälligkeiten näher zu betrachten. Mein Anliegen ist es, ihre Situation besser zu verstehen, um ihnen dann in meinem späteren Berufleben eventuell effektive Hilfestellungen anbieten zu können. Die Problematik von ADHS- Kindern ist schon seit langem ein zentraler Bestandteil schulpädagogischer Handlungsräume, die im Rahmen einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung an Grundschulen nicht vernachlässigt werden darf. Neben der Bearbeitung des ADH- Syndroms werde ich des Weiteren noch genauer auf den Sportförderunterricht in der Schule eingehen, der lediglich als 'eine' mögliche Hilfe verhaltensauffälliger Kinder angesehen werden kann. Auf die Problematik der Hyperaktivität bin ich im Zusammenhang mit meinem Fachpraktikum Anfang des Jahres gestoßen. In meiner damaligen ersten Klasse befand sich ein Junge, der immer wieder durch übermäßige Impulsivität, ständige Unruhe und einen ausgesprochenen Bewegungsdrang in der Gruppe auffiel. Bei einem Gespräch mit der Klassenlehrerin erfuhr ich wenig später, dass der Junge unter Umständen das ADH-Syndrom haben könnte. Eine genaue Diagnose stand zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht fest. Laut Anamnese und Aussagen der Eltern sind bestehende Auffälligkeiten im Vorschulalter (Kindergarten) noch nicht behandelt worden. Erst im Rahmen der schulischen Unterrichtssituationen bemerkte die Klassenlehrerin bei ihm jene Auffälligkeiten, auf die ich im Laufe meiner Arbeit noch genauer eingehen werde.

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Leseprobe

2 HYPERAKTIVITÄT


 

2.1 Allgemeine Begriffsklärung


 

Die begriffliche Vielfalt in der Fachliteratur zum Thema „Hyperaktivität“ ist nach meiner Erfahrung sehr verwirrend und es gibt weder eine allgemein anerkannte Definition noch eine einheitliche Begrifflichkeit.

 

„Die Begriffe „hyperkinetisches Syndrom“, „hyperkinetische Störung“ oder „Hyperaktivität“ betonen zunächst einmal das ständige Zappeln und exzessive Ruhelosigkeit.“ (Neuhaus, 1996, Seite 14).

 

In früheren Zeiten gehörte die Minimale cerebrale Dysfunktion (MCD) zu den häufigsten Bezeichnungen dieser Störung (vgl. Imhof/Skrodzki/Urzinger: „Aufmerksamkeitsgestörte, hyperaktive Kinder und Jugendliche im Unterricht“, 2001, Seite 9), aber seit 1991 hat sich in Deutschland die Bezeichnung der „hyperkinetischen Störung“ durchgesetzt, welche sich aus hyperaktivem Verhalten und deutlicher Aufmerksamkeitsstörung zusammensetzt (vgl. Neuhaus, 1996, Seite 15). Der Begriff „hyperkinetische Störung“ wird vor allem im Diagnosekatalog ICD 10 der WHO (Weltgesundheitsorganisation) verwendet und ist in Deutschland für Ärzte und Psychotherapeuten beim Kontakt mit Krankenkassen bindend. Die Abkürzung ICD steht für „Diseases and Related Health Problems“ und bedeutet übersetzt soviel wie: Die „Internationale statistische Klassifikation von Krankheiten und deren damit in Verbindung stehenden Gesundheitsproblemen“ (www.dimdi.de 27.7.2004, 16:16). Die Ziffer 10 bezeichnet deren 10.Revision. Auch das Aufmerksamkeits- Defizit- Syndrom ist von der WHO in der ICD 10 erfasst und in der DSM IV (Diagnostic and Statistic Manual of Mental discorder) beschrieben (vgl. www.dimdi.de 27.7.2004, 16:16).

 

Der Begriff „Minimale Cerebrale Dysfunktion“ (MCD) ist veraltet und sollte nicht mehr gebraucht werden, da er bei den Patienten einen nicht nachweisbaren Hirnschaden voraussetzt. Dabei wird den Kindern ein Schaden unterstellt, der einen Umgang mit der Problematik erschwert.

 

Die des Weiteren gültigen Begriffe, die auch in den USA und bei der WHO gebräuchlich sind, lauten:

 

- Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS)

 

- Aufmerksamkeitsstörung mit Hyperaktivität (ADHD)

 

aus dem Englischen: attention deficit hyperactivity disorder (vgl. Imhof/Skrodzki/Urzinger, 2001, Seite 9).

 

Das amerikanische diagnostische und statistische Manual psychischer Störungen (DSM) unterscheidet zudem 3 Untertypen:

 

a) Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADS),

 

vorwiegend unaufmerksamer Typ ohne Hyperaktivität

 

b) Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung,

 

vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ

 

c) Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung,

 

kombinierter Typ (vgl. www.ads-wesermarsch.de 22.9.2004, 21:40)

 

Den ersten, vorwiegend unaufmerksamen Typ ohne Hyperaktivität, möchte ich aus meiner Arbeit ausklammern und mich nur auf die anderen beiden Typen, vorwiegend auf den hyperaktiven - impulsiven Typen, beziehen.

 

Die beiden fett gedruckten Begriffe werden in meiner Arbeit einen größeren Stellenwert einnehmen, da ich den Begriff ADHS verwenden möchte und das Kind, das ich in meinem praktischen Teil vorstellen werde, an dem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung- Symptomen leidet und dabei ein vorwiegend hyperaktiver- impulsiver Typ ist.

 

Um in meiner Arbeit eine eindeutige Begrifflichkeit verwenden zu können, möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich den allgemein gültigen Begriff ADHS in der gesamten Arbeit stellvertretend für alle anderen Begriffe gebrauchen werde.

 

Zugunsten einer besseren Lesbarkeit meiner Arbeit werde ich bei Berufbezeichnungen und Kindern auf eine gleichzeitig maskuline und feminine Schreibweise verzichten. Es sind aber stets beide Geschlechter gemeint.

 

2.2 Definitionsversuche


 

Wie in Punkt 2.1 bereits erwähnt, gibt es keine allgemein anerkannte Definition zur „Hyperaktivität“ aber ich möchte dennoch versuchen, einige mögliche Erklärungen des Begriffes zu liefern. Zunächst ein Zitat aus dem Kinderbuch „Der Struwwelpeter“ des deutschen Nervenarztes Dr. Heinrich Hoffmann aus dem Jahre 1845, welches das Verhalten eines hyperaktiven Kindes bei Tische sehr gut beschreibt:

 

„Ob der Philipp heute still

wohl bei Tische sitzen will?“

Also sprach in ernstem Ton

der Papa zu seinem Sohn,

und die Mutter blickte stumm

auf dem ganzen Tisch herum.

Doch der Philipp hörte nicht,

was zu ihm der Vater spricht.

Er gaukelt und schaukelt,

er trappelt und zappelt

auf dem Stuhle hin und her.

„Philipp, das missfällt mir sehr!“

 (www.struwwelpeter.com 22.9.2004, 21:45)

( Hoffmann 1845 )

 

 ○ „Hyperaktivität meint eine desorganisierte, mangelhaft regulierte und überschießende motorische Aktivität, verbunden mit exzessiver Ruhelosigkeit“ (www.dr.oehler.de 31.5.2004, 19:02).

 

„Als Folge findet man verstärktes Störverhalten, unsystematische und langsame Aufgabenlösung, Ablenkbarkeit und geringe Frustrationstoleranz. Nicht jedes „hyperaktive“ Kind muss dauernd zappeln, aber alle Kinder fallen aus dem Rahmen sowohl in der Schule als auch im häuslichen Umfeld“ (Imhof/Skrodzki/Urzinger, 2001, Seite 9).

 

○ Hyperaktivität meint auch „Störungen, deren wesentliche Merkmale kurze Aufmerksamkeitsspannen und erhöhte Ablenkbarkeit sind. In der frühen Kindheit ist das auffallende Symptom eine ungehemmte, wenig organisierte und schlecht gesteuerte, extreme Überaktivität, an deren Stelle aber in der Adoleszenz Hypoaktivität treten kann. Impulsivität, ausgeprägte Stimmungsschwankungen und Aggressivität sind ebenfalls häufige Symptome. Oft bestehen Verzögerungen in der Entwicklung bestimmter Fähigkeiten sowie gestörte und eingeschränkte zwischenmenschliche Beziehungen“ (Steinhausen: „Das konzentrationsgestörte und hyperaktive Kind“, 1998, Seite 13).

 

Diese Definitionen sind nur zwei von sehr vielen Definitionsversuchen, welche im Laufe der Zeit von diversen Autoren vorgenommen wurden.

 

2.3 Historischer Abriss


 

Der Nervenarzt Dr. Heinrich Hoffmann beschrieb 1845 in seinem „Struwwelpeter“ zum ersten Mal viele Einzelsymptome der Hyperaktivität. Nach heutigen Erkenntnissen hat es Menschen mit diesem „Störungsbild“ schon zu jeder Zeit gegeben und sie wurden schon immer durch gesellschaftliche oder erzieherische Maßnahmen behandelt (vgl. Neuhaus, 1996, Seite 47).

 

In England wurden solche Kinder Anfang des 20.Jahrundets von Dr. Georg Still „willensschwach mit ernstem Defekt in der moralischen Kontrolliertheit ihres Verhaltens“ (ebd., Seite 47) genannt und er erkannte, dass mögliche neurologische Defizite die Ursache der Störung sein könnten. Das Forscherpaar Bradley bewirkte 1937 durch beeindruckende Untersuchungen, dass die Störungen ab diesem Zeitpunkt ausschließlich Kindern zugeschrieben wurden. Das Syndrom wurde nun „Unruhesyndrom“ (Neuhaus, 1996, Seite 48) genannt und auffälliges Kinderverhalten noch über Jahre hinweg schlechter Erziehung zugeschrieben. Erst in den 60er Jahren entfernte man sich von dieser Annahme und in Deutschland wurde die Diagnose „leichte frühkindliche Hirnschädigung“ (ebd., Seite 49) gestellt. In Amerika prägte sich der Begriff „Minimale cerebrale Dysfunktion (MCD)“ (ebd., Seite 49), welcher heute nicht mehr verwendet wird. Es folgten des Weiteren in der Forschung viele verschiedene Erklärungsansätze, bis Virginia Douglas 1984 erkannte, dass hyperaktive Kinder nicht in der Lage zu sein schienen Impulse zu hemmen. 1986 wiederum beschrieb Chelune die „Frontalhirn-Hypothese“ (Neuhaus, 1996, Seite 50), welche besagte, dass das Frontalhirn bei diesen Kindern anscheinend keine Reize hemmen kann und sie sich somit nicht auf alles konzentrieren können. Mittlerweile wurde das Syndrom „Attention Deficit Disorder (ADD)“ (Neuhaus, 1996, Seite 51) genannt. Alan Zametkin erzielte 1990 hervorragende Fortschritte in der Forschung und wies nach, dass speziell im Frontalhirnbereich des Großhirns und im prämotorischen...

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